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6 Juni 2015

Kleinst-Grundschulen sind umsetzbar

Südtirol zeigt, wie es geht


Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Südtirol macht es vor und behält sich in jedem Ort seine Dorfschule – egal, wie klein diese ist. Zwölf Schüler hat beispielsweise eine der Dorfschulen im Pustertal. Deren Schulamtsdirektor berichtete bei einem Symposium des Bayerischen Lehrerinnen und Lehrerverbandes (BLLV) , dass dies nahezu zum Selbstverständnis eines jeden Bürgermeisters gehöre, die Schule am Ort unter allen Umständen zu halten. Gemäß dem Motto: ist die Schule weg, ziehen auch die Leute weg.


Wie vernünftig, kann ich da nur sagen! So viel Vernunft müsste auch in Bayern vorhanden sein! Aber weit gefehlt, erst im vergangenen Jahr erlebten wir im Bildungsausschuss, dass die CSU-Mehrheit die Grundschul-Garantie des Ministerpräsidenten ignorierte und die Zwergen-Grundschule in Unterjochman abwickelte. Sehr zum Leidwesen der Unterjocher Bürgerinnen und Bürger, die mit einem ganzen Bus gekommen waren. Deren Bürgermeister legte noch dar, dass man auf ehrenamtlicher Basis die komplette Schulkindbetreuung arrangieren würde, wenn nur die Schule am Ort bliebe.


Das Ende vom Lied war: die Grundschule in Unterjoch musste die Pforten auf CSU-Geheiß schließen und seitdem gehen die zwölf Unterjocher Kinder ins benachbarte Österreich in eine Zwergenschule mit 13 Kindern. Verrückte Welt möchte man fast sagen!


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So von beiden Ereignissen geprägt machte ich mich kürzlich mit meiner Fraktionskollegin Gabi Schmidt auf den Weg nach Südtirol, um in Welsberg deren Grundschul-Philosophie kennen und schätzen zu lernen: Schule und Architektur müssen zueinander passen, damit individualisierender Unterricht gelingen kann. Das wurde mir schon relativ schnell nach Betreten des Schulgebäudes in Welsberg klar. Beim Vorstellen der wichtigen Leitlinien der Südtiroler Bildungspolitik durch Direktor Dr. Josef Watschinger, den Leiter des dortigen Schulsprengels, und des Koordinators des Schulverbundes Pustertal, Josef Kühebacher, wurde deutlich, dass es politischer Wille im Pustertal ist, die Grundschule am Ort zu halten, denn eine Schule würde das Leben in der Gemeinde maßgeblich mitgestalten und die Kommune attraktiv für junge Familien halten.


Mit Hilfe eines gemeinsamen Schulsprengels aus sieben Grundschulen wäre dafür eine gute organisatorische Grundlage geschaffen worden, damit auch „Kleinst-Schulen“ gehalten werden können. Dr. Watschinger machte aber auch deutlich, dass das im Jahr 2000 verabschiedete Schulautonomiegesetz eine wichtige Grundlage dieser Entwicklung in Südtirol war – denn erst das Gesetz ermöglichte den Schulen mehr Freiheit und Verantwortung vor Ort.


Gleichzeitig konnten aber Strukturen geschaffen werden, damit die Schulen diese Verantwortung auch wahrnehmen können. Kindergärten, Schulen und weitere Institutionen schlossen sich im Schulverbund zusammen, um gemeinsam die neuen Herausforderungen anzugehen. Die Vernetzung zwischen frühkindlicher Bildung und Schule wäre deshalb gelebte Praxis und vor allem auch im Hinblick der Inklusion sehr erfolgreich.


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Beim Rundgang durch die Grundschule Welsberg erfuhren wir, dass man diese als „Wohnraum-Schule“ konzipiert und für den Bau in erster Linie nur lokale Produkte wie beispielsweise einheimisches Holz verwendet hatte. Hierbei wirkte sich unterstützend aus, dass sich die Schularchitektur nach dem „pädagogischen Konzept“ der Schule ausrichten müsste, wie Dr. Watschinger erläuterte. Grundlage dafür bilden die neuen Schulbaurichtlinien, die Südtirol dazu festgeschrieben hat.


Mit dieser überschaubaren organisatorischen Aufstellung, die Südtirol praktiziert, wird es möglich, was wir uns auch in Bayern wünschen: Die Verantwortlichen vor Ort entscheiden möglichst viel selbst und es entsteht eine echte Bildungsregion, die sich zunehmend selbst trägt und flexibel auf die vielfältigen gesellschaftlichen und pädagogischen Herausforderungen reagieren kann. Und noch mehr: Die Grundschule in Welsberg ist ein herausragendes Beispiel dafür, dass Teilhabe funktionieren und Inklusion zu einer Selbstverständlichkeit werden kann, wenn man die nötigen Rahmenbedingungen schafft.



6 Juni 2015

Schulsozialarbeit: finanzielle Unterstützung nötig

Immer wieder belegen Studien, dass der soziale und familiäre Hintergrund junger Menschen in hohem Maße mitentscheidend ist für den schulischen Erfolg. Heterogenere Schülerzusammensetzungen in den Klassen und auffälliges Verhalten von Schülern machen es deshalb erforderlich, dass an immer mehr Schulen Schul- und/oder Jugendsozialarbeiter eingesetzt werden.


Die Jugendsozialarbeit wendet sich vor allem an Schülerinnen und Schüler, die unter erschwerten Bedingungen aufwachsen und denen es an Unterstützung durch das Elternhaus mangelt, die Verhaltensauffälligkeiten zeigen und die wegen ihrer individuellen oder sozialen Schwierigkeiten Gefahr laufen, keine Ausbildungsstelle zu finden. Jugendsozialarbeit greift sowohl bei Schülern mit erhöhtem Aggressionspotential, Drogenproblemen, Versagens- oder Schulängsten und dem damit einhergehenden mangelnden Selbstwertgefühl als auch bei Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien, deren Integration erschwert ist und hilft inzwischen auch Flüchtlingskindern, die in den vergangenen Monaten vermehrt an bayerischen Schulen auftauchen.


Unschwer erkennbar ist, dass die Bandbreite der Verhaltensauffälligkeiten und Störfaktoren groß ist und eine positive Persönlichkeitsentwicklung in einem förderlichen Umfeld als Hauptaufgabe der Jugendsozialarbeit an Schulen kontinuierlich wächst.




IESM  / pixelio.de

IESM / pixelio.de


Es ist daher sehr erfreulich, dass die Regierung von Unterfranken im Jahr 2014 an 103 Schulen und Schulaußenstellen im Regierungsbezirk den Einsatz von Jugendsozialarbeit mit insgesamt 984.168 Euro unterstützt hat. Träger der Projekte sind dreizehn Kommunen, drei Schulzweckverbände und zwölf freie Träger der Jugendhilfe. Die staatliche Förderung der Jugendsozialarbeit an Schulen erfolgt auf der Grundlage des vom Bayerischen Landtag beschlossenen Staatshaushaltes im Rahmen des entsprechenden Förderprogramms des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration. Der staatliche Zuschuss beträgt bis zu 16.360 Euro für eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft.


Allerdings muss ich hier auch kritisch anmerken, dass Bildung in der Schule eigentlich Staatsaufgabe ist und der Staatszuschuss bisher leider nur rund 50% der Kosten deckt. Den Rest müssen die Kommunen selbst stemmen, was nicht allen Kommunen möglich ist. Deshalb fordern wir FREIE WÄHLER, dass die Kosten der Jugendsozialarbeit gänzlich vom Freistaat übernommen werden.


In Unterfranken gibt es im Rahmen der Jugendsozialarbeit an Schulen 106 sozialpädagogische Fachkräfte die auf rund 64,7 Planstellen tätig sind. Das ist meiner Meinung nach, vor allem bei den steigenden Anforderungen und Aufgaben der Schulsozialarbeit, zu wenig. Vor allem an Mittelschulen bedarf es mehr Personal in der Jugendsozialarbeit. 1 Stelle an einer großen Schule ist definitiv zu wenig um allen Jugendlichen gerecht zu werden. Deswegen fordern wir FREIE WÄHLER eine Ausweitung der Jugendsozialarbeit.



4 Juni 2015

Der demografische Wandel und seine Folgen

Horrende Wohnungsmieten, überfüllte U-Bahnen und Dauerstau auf den Straßen – das sind definitiv einige Schattenseiten des schönen Münchens. Setzt man sich einmal genauer mit dem Demografie-Bericht für München, herausgegeben vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung, auseinander, stellt man fest, dass die Einwohnerzahl Münchens bis 2030 um fast 15 Prozent auf rund 1,65 Millionen Einwohner ansteigen wird. Blickt man in viele ländliche bayerische Regionen, zeigt sich ein anderes Bild: hier kämpft man mit den Folgen von Geburtenrückgang und Wegzug.

Die Folgen des demografischen Wandels treffen den ländlichen Raum hart: neun der 71 bayerischen Landkreise verfügen über keine eigene Entbindungsstation mehr, während die Klassenzimmer in München aus allen Nähten platzen kämpft man in ländlichen Regionen um jeden Schüler – vielen kleinen Schulen droht die Schließung. Es tut sich eine Schere auf zwischen erheblichen Schrumpfregionen und enormen Wachstumsregionen. Ein Viertel der Fläche Bayerns entwickelt sich demografisch so ungünstig, dass es einer besonderen Förderung bedarf, die den sogenannten Räumen mit besonderem Handlungsbedarf zukommen muss. In Unterfranken sind davon die Landkreise Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen und Main-Spessart erheblich betroffen.

Sommaruga Fabio  / pixelio.de

Sommaruga Fabio / pixelio.de



Als bildungspolitischer Sprecher der Freien Wähler Landtagsfraktion interessiert mich die Entwicklung im Bildungsbereich natürlich besonders. Betrachtet man die voraussichtliche Entwicklung der Schülerzahlen in allen Schularten Bayerns in den kommenden 20 Jahren, wird man mit einem Rückgang von 19 Prozent konfrontiert, die Schülerzahlen werden von 1,29 Millionen im Schuljahr 2010/2011 auf 0,8 Millionen im Schuljahr 2030/2031 sinken. Fast 500 000 Schüler weniger, das ist etwa vergleichbar mit der Einwohnerzahl der Stadt Nürnberg! Vor allem in ländlichen Regionen bedeutet das das Wegsterben vieler Schulen. Gerade dem wollen wir FREIEN WÄHLER allerdings entgegen streben und setzen uns deshalb für den Erhalt von Kleinstschulen im ländlichen Raum besonders ein. Warum soll nicht – sofern die Kommune das will – eine jahrgangsübergreifende Grundschule der Jahrgänge 1 bis 4 den Schulstandort erhalten. Schließlich bedeutet eine Schule am Ort Leben und Identifikation mit dem Ort. Bei einem kürzlichen Südtirol-Besuch konnte ich mich davon überzeugen, dass Kleinstschulen mit bis zu 10-12 Kindern hocheffizient arbeiten und den Schülern unwahrscheinlich viel Handwerkszeug mit an die Hand geben. Kooperationen mit örtlichen Betrieben, Organisationen und Vereinen können helfen, die Lebenswirklichkeit sehr viel besser darzubringen als jeder Lehrplan es vorschreibt.

Wir sind also gefragt etwas zu tun und dafür zu sorgen, dass die Grundversorgung sichergestellt werden kann – und zwar in allen Regionen Bayerns. Gleichwertige Lebensbedingungen, das schließt das Breitbandkabel ebenso ein wie den Schulstandorterhalt und eine verbesserte Infrastruktur.

Trotz der vielen Probleme, die uns der demografische Wandel bringt, birgt er auch Chancen – wir müssen sie nur nutzen und lernen, mit der veränderten Situation umzugehen.


3 Juni 2015

Mehr Geld für Kitas

Wir FREIE WÄHLER setzen sich schon lange für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und die Steigerung der Anerkennung von Erzieher/innen ein. Der aktuelle Streik der Beschäftigten kommunaler Kitas zeigt einmal mehr, dass das Thema frühkindliche Bildung von den Verantwortlichen seit Jahren sträflich vernachlässigt wurde.




Auf dem neugestalteten Spielplatz des Landkindergartens in Massenbuch

Auf dem neugestalteten Spielplatz des Landkindergartens in Massenbuch


 Fakt ist, um die Qualität der Kinderbetreuung weiter verbessern zu können, muss die Personalausstattung dringend verbessert werden. Gleichzeitig müssen Erzieher/innen besser bezahlt werden. Dies muss herausragende staatliche Aufgabe sein, um den Beruf erstens attraktiver zu machen und zweitens dem sich abzeichnendem Mangel an pädagogischen Fachkräften entgegenzuwirken. Aber genug der Sonntagsreden der Regierenden. Nun gilt es endlich zu handeln! Die jetzige Situation ist das Ergebnis der desolaten Kinder- und Familienpolitik der bayerischen Staatsregierung. Unsere Kinder müssen uns das Geld für anständig bezahltes Fachpersonal in ihren Kinderbetreuungsstätten wert sein.


 Deshalb muss meiner Meinung nach der für den späteren Lernerfolg so entscheidende Bereich der frühkindlichen Bildung auch endlich auch dem Staatlichen Bildungsbereich – also dem Kultusministerium zugeordnet werden. Quasi Bildung aus einem Guß! Unverständlich bleibt, warum Erzieher/innen weniger verdienen sollen als Grundschullehrer. Wir FREIE WÄHLER fordern daher eine höhere staatliche Beteiligung an der Bezahlung der Erzieher/innen. Nur die Beteiligung des Staates ermöglicht auch eine Anhebung der Bezüge, ohne die Kommunen weiter zu belasten.



2 Juni 2015

Ausbilden – eine lohnende Investition?

Lohnt es sich für ein Unternehmen, Jugendliche auszubilden? Was kostet eigentlich die Ausbildung eines jungen Menschen? Zwei berechtigte Fragen angesichts immer weniger Schulabgänger, die eine Berufsausbildung anfangen. Die rein kostentechnische Abwägung hat nunmehr das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in einer Kosten-Nutzen-Erhebung durchgeführt. Dabei konnte aufgezeigt werden, wie viel Geld die Unternehmen in Deutschland für die Ausbildung junger Menschen ausgeben. Hochinteressant!

Im Durchschnitt liegen die Bruttokosten für einen Auszubildenden pro Jahr bei 17.900 Euro. Diese Kosten schließen beispielsweise die Personalkosten der Auszubildenden, die Kosten der Ausbilder und sonstige Kosten wie Kammergebühren oder ähnliches, mit ein. Da ein Auszubildender jedoch auch Erträge erwirtschaftet, bleiben unterm Strich pro Auszubildenden etwa Nettokosten von 5.400 Euro pro Jahr übrig. Das sind in einer dreijährigen Ausbildung also rund 16.200 Euro – auf den ersten Blick eine ganze Stange Geld.

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U.Weinreich / pixelio.de



Investitionen in die Ausbildung sind also gerade für kleine Firmen oft eine große finanzielle Herausforderung. Andererseits setzen mittlerweile immer mehr Firmen angesichts des Fachkräftemangels gezielt auf die Ausbildung und entsprechenden Weiterqualifizierung geeigneten Personals, um sich somit die eigenen Fachkräfte heranzuziehen.

Auch wenn die Kosten für eine Ausbildung hoch erscheinen, rechnet sich diese für die Unternehmen. Das hat mehrere Gründe: zum einen können sie ihre Auszubildenden gezielt auf den Einsatz im eigenen Unternehmen vorbereiten. Wenn man bedenkt, dass die Einstellung einer externen Fachkraft ein Unternehmen vom Bewerbungsverfahren bis zur Einarbeitung durchschnittlich 8.700 Euro kostet, bietet die gezielte Ausbildung von Auszubildenden und deren Weiterbeschäftigung für das Unternehmen finanzielle Vorteile. Vor allem, weil sich der Ausbildungsbetrieb schon während der Ausbildung ein umfassendes Bild von der möglicherweise zukünftigen Fachkraft machen kann.

Für vier von zehn Unternehmen gehört die Ausbildung außerdem zur Tradition, bei zwei Dritteln spielen zusätzlich gesellschaftliche Beweggründe mit in die Ausbildungsentscheidung hinein.

Beschäftigt man sich mit den Gründen, warum Betriebe nicht selbst ausbilden, wird es schwammiger: 37 Prozent der befragten Betriebe geben einen Mangel an geeigneten Bewerbern als Grund gegen ein eigenes Ausbildungsangebot an. Meiner Meinung nach müssen wir hier gezielt mit einer Verbesserung der schulischen Bildung ansetzen, um einem Fachkräftemangel entgegenzuwirken! Angesichts dieser Zahlen muss man auch fragen, ob wir unseren Schülerinnen und Schülern in der Schule noch das Richtige lernen? Es kann nicht sein, dass mehr als ein Drittel der Schulabsolventen nicht für eine Ausbildung geeignet sein soll. Da läuft etwas falsch in diesem Bildungssystem! Deshalb will ich mich in Kürze auch mit dem Präsidenten der Handwerkskammer Oberbayern zusammensetzen und dieses Thema diskutieren, denn auch er fordert eine bessere Schulbildung der Mittelschüler. Nur im konstruktiven Dialog kann so erreicht werden, dass die Ausbildung für alle Beteiligten eine lohnende Investition wird und bleibt.


27 Mai 2015

Schule und Hochschule: bessere Vernetzung nötig

In Bayern wird die Studienabbruchsquote – je nach Fach – auf 30 bis 50 Prozent geschätzt. Wenn man bedenkt, dass ein Studium bis zum Abschluss im Schnitt rund 30 000 Euro kostet, stellt die hohe Abbruchquote für den Freistaat bzw. die Volkswirtschaft ein gewaltiges (finanzielles) Problem dar.




Rainer Sturm  / pixelio.de

Rainer Sturm / pixelio.de


Angeführt wird die Statistik der Studienabbrecherquote mit 51 Prozent vom Studiengang Bauingenieurwesen, dicht gefolgt von Mathematik und Informatik. Doch auch viele weitere Studiengänge schließen sich an diese Zahlen an. Aus diesem Grund haben wir Freie Wähler uns im Landtag ausgiebig mit der Problematik beschäftigt. Um die Abbrecherquote im Studium deutlich zu senken bedarf es unserer Meinung nach einer verbesserten Zusammenarbeit von Schule und Hochschule. Würden sich die Hochschulen mit den Schulen ihres Haupteinzugsgebietes regelmäßig über Fächerinhalte, Methoden und konkrete Studiengänge austauschen, könnte dies zu erheblichen Verbesserungen führen.


Hauptursache für den Studienabbruch sind oft mangelnde Informationen oder Fehleinschätzungen der Anforderungen des Studiengangs. Hier müsste daher gezielt angesetzt werden, beispielsweise mit Eignungsfeststellungsverfahren oder verschiedenen Schnupperformaten, die es vor Studienbeginn ermöglichen, sich intensiver mit möglichen Anforderungen auseinanderzusetzen.


Doch unserer Meinung nach ist es wichtig, nicht erst im Studium Veränderungen herbeizuführen. Durch das verkürzte G8 fehlt den Schülerinnen und Schülern Zeit, sich zu orientieren. Durch die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums hätten die Lernenden die Gelegenheit, sich mehr Zeit für die Berufsorientierung zu nehmen – beispielsweise durch Praktika oder Schnupperkurse an der Hochschule.


Natürlich muss sich auch an den Hochschulen etwas verändern: Wir plädieren beispielsweise für eine verbesserte Betreuungsrelation von Lehrpersonal und Studierenden. Außerdem braucht es verlässliche Daten zu den Abbrecherzahlen, um gezielt da anzusetzen, wo es am nötigsten erscheint – hierfür bedarf es auf Bundesebene einer Schaffung von datenschutzfreundlichen Regelungen.


Auch wenn alle präventiven Maßnahmen voraussetzen, dass Geld in die Hand genommen werden muss – meiner Meinung nach ist es das in jedem Fall wert.



23 Mai 2015

Geschlechterdifferenz an Schulen: Mädchen vorn

Es ist nicht erst seit gestern bekannt, dass es an Bayerns Schulen massive Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt: Mädchen gehen öfter aufs Gymnasium, Buben vermehrt auf die Mittelschule. Bereits im Jahr 2009 hatte ich dazu bei einem Kongress in Eichstätt entsprechende Untersuchungsergebnisse vernommen, die damals – und daran hat sich bis heute nichts geändert – zum Nachdenken veranlass(t)en. Nunmehr hat das bayerische Kultusministerium auf Antrag von uns FREIEN WÄHLERN die Geschlechterdifferenz an den Schulen systematisch erfasst und im Landtag vorgestellt. Das Ergebnis ist frappierend: praktisch nirgendwo sind Mädchen und Buben „gleich“.




Thommy Weiss  / pixelio.de

Thommy Weiss / pixelio.de


Im Einzelnen:




  • Die Übertrittsquoten der Buben an Mittelschulen sind höher als die der Mädchen (32 zu 29 Prozent). Bei Realschulen (27/29) und Gymnasien (39/40) haben die Mädchen leicht die Nase vorn.

  • An Gymnasien wählen Mädchen häufiger W- und P-Seminare in den Fächern Englisch, Deutsch, Biologie und Kunst; Buben votieren vermehrt für Physik, Geographie oder Wirtschaft.

  • Mehr Buben als Mädchen verlassen das Gymnasium vorzeitig, denn beim Erwerb der allgemeinen Hochschulreife liegen die Mädchen deutlich vor den Buben (35 zu 27 Prozent). Auch die Prüfungsnoten sind besser.

  • Über alle Schularten hinweg haben die Buben höhere Sitzenbleiberquoten (zwei zu 1,2 Prozent).

  • Hingegen studieren mehr junge Männer als junge Frauen – 82,1 Prozent der Männer eines Abschlussjahrgangs, die studieren dürfen, tun dies auch; hingegen gehen nur drei von vier Mädchen (76,1 Prozent), die studieren dürften, auch tatsächlich zur Uni.

  • Mädchen wählen oft eine Ausbildung, aber fast alle dieselbe. Über 50 Prozent der weiblichen Azubis verteilen sich auf nur zehn Berufe: Dazu zählen Krankenschwester oder Medizinische Fachangestellte, Friseurin, Steuerfach- und Rechtsanwaltsangestellte, Verkäuferin oder Kauffrau im Einzelhandel.

  • Bei den Lehrern in Bayern sind die Frauen deutlich in der Mehrheit: Im Schuljahr 2013/14 waren 78 Prozent der Lehrer an Grund- und Mittelschulen Lehrerinnen, an den Realschulen 66 Prozent, an den Gymnasien 57 Prozent. Nur an den Berufsschulen gibt es noch mehr Männer (52 Prozent).


Die Lehrer, so heißt es in dem Bericht, seien für „geschlechtersensiblen“ Unterricht vermehrt aufgeschlossen. So kommen in Mathematik auch Aufgaben vor, die der Lebenswelt der Mädchen entsprechen – und in Deutsch Themen, für die sich Buben interessieren. An der Lehrerfortbildungsstätte in Dillingen wird auch geschlechtersensible Fachdidaktik unterrichtet.


Viele mögen sich beim Lesen dieser Zeilen wohl denken, welcher neue Popanz hier wieder aufgeführt wird. Schließlich hat man viele Jahrzehnte auf den koedukativen Unterricht hingearbeitet. Doch scheinbar hat die Koedukation auch ihre Grenzen und Unterricht braucht etwas mehr, nämlich Differenzierung und Individualisierung. Dies wird für mich beim Studieren der Ergebnisse mehr als deutlich. Es reicht eben nicht 30 Kinder in eine Klasse zu stecken und zu glauben, das würde schon irgendwie passen.  Vielmehr hat mich das Ergebnis eines Modellversuchs an zwei Schulen hellhörig gemacht. So wurden bei den Sprachen die Buben und bei den MINT-Fächern die Mädchen monoedukativ unterrichtet und siehe da, dadurch erfolgte eine bessere Förderung der einzelnen Schüler und Schülerinnen  und die Noten verbesserten sich für beide Geschlechter signifikant.


Damit ist für mich klar, diese Marschroute muss  „generalstabsmäßig“ fortgesetzt werden. Eine generelle Monoedukation – also eine Trennung der Buben und Mädchen im Unterricht – lehne ich grundsätzlich ab, da dies wiederum die Auseinandersetzung mit dem anderen Geschlecht als Teil der Persönlichkeitsentwicklung hemmt. Man sollte die Erfolgsgeschichte der Koedukation nicht in Frage stellen. Allerdings ist eine „phasenweise Trennung“ in einzelnen Fächern und Jahrgangsstufen, wie es besagte Schulen praktizieren, wohl sinnvoll. Auf einen weiteren Punkt habe ich explizit hingewiesen: Die Berufsbilder Lehrer und Erzieher müssen dringend für Männer attraktiver werden. Schließlich werden Buben in hohem Maße von der Kinderkrippe über den Kindergarten und Betreuung bis hin zur Grundschule quasi weiblich sozialisiert. Sicher hinterlässt auch das seine Spuren bei Buben.



19 Mai 2015

Politiker-Vatertag: Bollerwagen und Bratkartoffel

'ICE nach München, planmäßige Abfahrt um 6.04 Uhr, bitte vorsichtig bei der Einfahrt', während diese Stimme am Würzburger Hauptbahnhof aus dem Lautsprecher ertönt, lasse ich kurz Revue passieren. Früh am Morgen klingelte heute der Wecker an meinem Bett. Keine Frage, wenn man um 6.04 Uhr in Würzburg den Zug erreichen will und auf dem Weg zu einem Teil des Abgeordnetendaseins unterwegs ist, Besuch des Verbandstages des größten Lehrerverbandes in Bayern nach Augsburg.

Gott sei Dank gibt es Züge! Sonst wäre manches im Leben eines Landespolitikers nur schwer umsetzbar. Ist es dich ein Unterschied, ob ich als Bürgermeister vom Kaninchenzüchterverein über den Bauhof zum nächst anstehenden Termin innerhalb eines Ortes oder einer Stadt unterwegs bin oder aber auch mal hundert oder Hunderte Kilometer auseinander liegende Termine wahrnehme.

Doch bevor ich im Zug sitze habe ich schon eine rund 45 minütige Autofahrt auf zum größten Teil menschen- und autoleeren Straßen hinter mir. Kein Wunder auch, tags zuvor der Vatertag hat sicher viele Menschen - ob nun Väter oder nicht - dazu verführt einen sogenannten Brückentag zu nehmen, also frei. Während in B5 aktuell der neueste Gedanken der Europäischen Union, nunmehr ein Flüchtlingscamp in Niger zu errichten, um den Flüchtlingsstrom gar nicht erst nach Europa kommen zu lassen, läuft, bin ich um 5.12 Uhr von der Politik eingeholt. 'Ah Hund is er scho', denke ich mir beim Hören dieser Nachrichten!

Doch nicht dem deutschen Innenminister de Maiziere gilt dieser Gedankenblitz, sondern meinem Fraktionsvorsitzenden Hubert Aiwanger, der genau diesen Gedanken schon vor über einem halben Jahr als Erster und Einziger kundtat und damals belächelt worden ist. Einfach ein Instinktpolitiker, dieser Hubert Aiwanger! Wieder einmal mussten wir "Freien" Ideengeber sein, diesmal bei der Flüchtlingspolitik. Doch wie kritisch diese Gedankenspiele gesehen werden, vernahm ich bei der gleich anschliessend laufenden Presseschau. Während die FAZ dies als geniale Idee sieht, moniert die Chemnitzer Freie Presse dies als Blockade der Flüchtlingspolitik, worüber ich mich nur wundern kann und mich frage, kennen diese Journalisten die wirklichen Ausmaße und Probleme dieser Flüchtlingsströme oder schreiben sie nur recht g'scheit darüber?

Der kaum vorhandene Straßenverkehr und die schnelle Parkplatzfindung rund um den Würzburger Hauptbahnhof läßt es zu, dass ich noch schnell einen Cafe-to-go im DB-Casino mitnehmen kann. Nur gut, dass ich so früh selten etwas zu mir nehme: Und so ist es mir ein Rätsel, wie man um 5:57 Uhr - wie einer der Gäste - frisch zubereitete Bratkartoffel ist. Da muss ich fast die Luft anhalten, guten Appetit trotzdem.




Aka / pixelio.de

Aka / pixelio.de




Während ich zum Bahnsteig laufe lasse ich den gestrigen Tag Revue passieren. Da waren schon auf der Fahrt zu meinem ersten Termin in aller Herrgottsfrüh die Bierflaschen schwenkenden Väter mit Bollerwagen irgendwo zwischen Thüngen und Binsfeld unterwegs. Auch nicht viel besser, aber das gehört zu diesem traditionellen Vatertag wohl dazu. Wenige Minuten später betrat ich mit dem letzten Glockenschlag die Wallfahrtskirche Maria Sontheim in Arnstein, erhaschte noch den scheinbar für reservierten letzten freien Platz neben der Bürgermeisterin, während hinter mir schon die Fahnen mit den Vereinsabordnungen einzogen.

Sicher gibt es auch andere Möglichkeiten den Vatertag zu verbringen, aber als Landtags- und Kommunalpolitiker sind die Wünsche eingegrenzt, da erwarten die Bürgerinnen und Bürger, dass man "bei ihnen" ist, wie hier beim Gottesdienst im Vorgriff auf das Heimat- und Bürgerfest in Arnstein und eben nicht mit dem Bollerwagen durch die Lande zieht.

Erst tags zuvor war ich zu meinem vierten, aber nicht letzten Termin dieses Tages, auch in der Werntalstadt. Da feierte bereits die Realschule 40jähriges Bestehen und auch da wünscht man sich den Bildungspolitiker vor Ort. Das sind auch immer wieder so Termine, die einerseits Pflichttermine, aber andererseits auch Infoaustausch für mich bedeuten. Denn dabei trifft man viele Menschen von Behörden, Kollegen/innen, die man ohnehin mal wieder sprechen wollte, um sich auszutauschenden. Oder sie kommen gezielt auf einen zu: 'Gut dass ich Sie sehe, ich wollte ohnehin schon mal mit ihnen sprechen wegen ...', bekomme ich da oft zu hören.

Eine Reihe der Teilnehmer hatte ich ohnehin am Vormittag schon bei der Kreistags-Sitzung des Schulausschusses in Karlstadt gesehen, denn da rangen wir um die Zukunft des Bildungs-Standortes Gemünden und seiner Realschulen und Gymnasien. Da ging es hart her in der Argumention, ob nun das staatliche Gymnasium am bestehenden Ort saniert werden oder zum kirchlichen Mädchenbildungswerk umziehen soll. Und es ging vor allem um den Preis, 30 Millionen Euro für eine sicher teure Sanierung oder ein Mischmasch von zwei Gymnasien unter einem Dach, was für mich widersinnig wie nur was ist.

Denn wie soll eine reine Mädchenschule, die ein exzellentes pädagogisches Konzept, das weit über die Region hinaus dafür bekannt und geschätzt ist, mit dem dann im Nebenzimmer hantierenden koedukativen Gymnasium noch seine Identität und Pädagogik aufrecht erhalten. Das wäre etwa so, wie wenn man Bratwurst und Currywurst in einen Teller geben und darauf hoffen würde, dass Beide ihren eigenen Geschmack behalten sollten. Doch zwangsläufig vermischen sich dabei, wie in diesem Beispiel Senf und Ketchup, zu einer "neutralen" Pädagogik. Aus die Maus und futsch ist dann die Bildungsqualität beider Schulen!

Verbale Prügel habe ich dafür gleich am Abend beim Besuch des Theaters am Mädchenbildungswerk bekommen.  Doch dazu stehe ich, schließlich ist man seitens der MBW-Verantwortlichen meinem seit langem geäußerten Vorschlag, sich neuen Schulfeldern, etwa einer privaten Grundschule oder Fachoberschule mit sozialem Zweig, zuzuwenden nicht wirklich ernsthaft gefolgt, sondern ist in die Sackgasse Kultusministerium getappt, die einer verbalen Luftblase herausströmende leere Worten und keine Taten folgen ließen.

Nun sehe ich auch beim Betreten des Bahnsteigs am Würzburger Hauptbahnhof die Folgen des Vatertages, denn nur eine handvoll Zugfahrer hat sich auf dem sonst so prall gefüllten Bahnhof verloren. Kein Wunder, denke ich mir, auch ich wäre heute Früh nicht freiwillig so zeitig aus den Federn gehüpft. Ich hätte allen Grund gehabt, bin ich doch sm Vatertag auch erst um 22 Uhr vom letzten Vereinsfestle nach Hause gekommen.  Aber es ist mir ein großes Anliegen dem Lehrerverband und dem anstehenden Präsidentenwechsel mit meiner Anwesenheit für die Unterstützung in der Vergangenheit, beispielsweise bei unserem Volksbegehren, zu danken. I

Im Zug eingestiegen, rümpft dann eine der wenigen Passagiere bereits die Nase. Einen mit Anzug und Krawatte sowie IPad zum Arbeiten auspackenden Mitmenschen hätte er um diese Uhrzeit wohl kaum erwartet. So nutze ich die Zeit bis zum Umstieg in Nürnberg, um ihnen mit diesen Zeilen einmal einen Einblick in mein Abgeordneten-Leben zu geben.



7 Mai 2015

Nahversorgung in ländlichen Gebieten Unterfrankens in Gefahr

Rahmenbedingungen für Handwerks-Auszubildende attraktiver machen

Die Nahversorgung in den ländlichen Gebieten Unterfrankens leidet mit dem Wegbrechen von immer mehr Bäcker- und Metzgereibetrieben und damit leidet natürlich auch die Attraktivität und Zukunft dieser Berufe. Zu diesem Schluss komme ich aufgrund einer Anfrage an die bayerische Staatsregierung. Gab es im Jahr 2010 in Unterfranken noch 396 Bäcker, so haben sich diese bis 2013 um rund zehn Prozent auf 360 vermindert und bei den Metzgern gab es sogar Veränderungen von rund zwölf Prozent: sie sind von 651 auf nur noch 578 „geschrumpft“. In 101 Gemeinden in Unterfranken gibt es bereits kein Lebensmitteleinzelhandelsgeschäft mehr.

Lupo  / pixelio.de

Lupo / pixelio.de



Diese Zahlen bringen aber eine noch weitaus bedenklichere Auswirkung ans Tageslicht. Gleichzeitig sanken auch die Anzahl der Lehrlinge im Lebensmittelhandwerk im selben Zeitraum drastisch, bei den Bäckern um über ein Drittel von 314 im Jahr 2010 auf nur noch 202 im Jahr 2013, bei den Metzgern um 43 Prozent von ehemals 163 Auszubildenden auf nur noch 93 in 2013. Das ist mehr als ein Alarmzeichen für diese ehrbaren und traditionellen Handwerksberufe und die Zukunft der Nahversorgung in Unterfranken: da ist auch die Politik zum Handeln aufgerufen. Der beruflichen Bildung im Allgemeinen muss mehr Aufmerksamkeit gewidmet und die Rahmenbedingungen für diese Handwerksberufe überdacht werden.

Auch regional ist der Rückgang der Lehrlingszahlen im Lebensmittelhandwerk höchst unterschiedlich und bedenklich. So ist im Landkreis Bad Kissingen der Rückgang der Bäckerlehrlinge von 24 im Jahr 2010 auf nur noch sechs im Jahr 2013 am gravierendsten. Aber auch im Landkreis Main-Spessart verlor das Bäckerhandwerk mit dem Rückgang von 33 auf nun mehr zwölf  Lehrlinge zwei Drittel, in der Stadt Schweinfurt gab es 2010 noch 13 Auszubildende und zuletzt waren es 2013 nur noch drei (!). Bei den Metzger-Lehrlingen reduzierten sich die Zahlen im Landkreis Haßberge gar von  24 auf zuletzt neun Azubis um zwei Drittel.

Hartmut910  / pixelio.de

Hartmut910 / pixelio.de



Ich mache dafür vor allem die oft ungünstigen und ungenügenden Verkehrsverbindungen des öffentlichen Nahverkehrs im ländlichen Raum verantwortlich und fordere hier von der Staatsregierung vom rigiden Kurs bei der Erteilung der U17-Fahrerlaubnis abzurücken, um so Jugendlichen auch zu ungünstigen Zeiten mehr Mobilität zum Ausbildungsplatz im ländlichen Bäcker- oder Metzgerbetrieb zu ermöglichen. Nachts um drei fahren nun mal kaum Busse in ländlichen Gebieten und damit verlieren Jugendliche für bestimmte Ausbildungsberufe gleich das Interesse oder diese geraten gar nicht mehr in deren Fokus.


3 Mai 2015

Gesamteuropäische Lösung für Flüchtlingsproblematik nötig

Die Flüchtlingsproblematik ist derzeit eines der großen politischen Themen. Aufgrund des bereits eingetretenen Flüchtlingsstromes und den Prognosen für die nächste Zeit ist dies eine große Herausforderung für die Politik im Großen wie im Kleinen. Und eine Lösung ist derzeit für mein Verständnis noch nicht in Sicht. Klar ist, wir brauchen hier eine gesamteuropäische Strategie und wir müssen meines Erachtens in den Herkunftsländern ansetzen. Wenn dort Tyrannen am Werk sind und die Lebensumstände unzumutbar geworden sind, ist die Weltpolitik gefordert. Ein „immer noch mehr Flüchtlinge aufnehmen“ ist deshalb in meinen Augen nicht die Patentlösung, denn sonst kann es leicht zu einem Stimmungsumschwung auch in der hiesigen Bevölkerung kommen.

Zwar wird hierzulande in Kommunen und Bürgerschaft diese Herausforderung nahezu vorbildlich angenommen, aber sehr leicht kann es auch zu einer Umkehr dieser positiven Stimmungslage kommen, wenn beispielsweise bei der Beschulung der Flüchtlingskinder zu wenig Lehrerstunden in den sogenannten BAF-Klassen seitens der Staatsregierung zur Verfügung gestellt werden und die nötigen Stunden vom regulären Unterricht der deutschen Kinder abgezogen werden. So wurden im März nochmals rund 70 neue BAF-Klassen (das heißt ausgesprochen Beschulung Asylbewerber und Flüchtlinge) an den Schulen aufgemacht, aber an den staatlichen Schulen hierfür den jeweiligen Schulen nur 2 (!) Lehrerstunden zur Verfügung gestellt. Doch die Flüchtlingskinder bekommen natürlich weitaus mehr Unterricht pro Woche. Wir FREIEN WÄHLER haben bereits im November 2014 ein Notprogramm für die Flüchtlingsbeschulung gefordert, um den Schulen und Kommunen unbürokratisch vor Ort unter die Arme zu greifen. Die Regierungspartei hat dies jedoch als nicht nötig angesehen und unseren Antrag abgelehnt.

Dieter Schütz  / pixelio.de

Dieter Schütz / pixelio.de



Auch in einem anderen Bereich sehe ich Gefahr für die Stimmungslage. Erst kürzlich habe ich ein Empfehlungsschreiben eines Wohlfahrtsverbandes bekommen, dass die Tafeln, die Lebensmittel für Bedürftige ausgegeben, künftig auch die Asylbewerber und Flüchtlinge bedienen sollen. Ob dies gerechtfertigt ist, da sollte sich der/die geneigte Leser/in mit nachstehender Übersicht des Leistungsumfangs nach § 3 Asylbewerber-Leistungsgesetz selbst ein Bild von machen. In wieweit die Tafeln allerdings Lebensmittel an Leistungsberechtigte nach dem AsylbLG ausgeben, liegt  in deren Ermessen und wird durchaus unterschiedlich gehandhabt.

Asylbewerber erhalten folgende Leistungen nach §3 Asylbewerber-Leistungsgesetz:

Grundleistungen und sonstige Leistungen:

  • Unterkunft einschließlich Heizung

  • Ernährung

  • Gebrauchs- und Verbrauchsgüter des Haushalts

  • Mittel zur Gesundheits- und Körperpflege

  • Kleidung

  • ärztliche Behandlung akuter Erkrankungen und Schmerzzustände (§ 4 AsylbLG)

  • sonstige Leistungen, insbesondere, wenn sie im Einzelfall zur Sicherung des Lebensunterhaltes oder der Gesundheit unerlässlich, zur Deckung besonderer Bedürfnisse von Kindern geboten oder zur Erfüllung einer verwaltungsrechtlichen Mitwirkungspflicht erforderlich sind (§ 6 AsylbLG).


Diese Leistungen werden vorrangig als Sachleistungen gewährt.

Werden anstelle der vorrangigen Sachleistungen Geldleistungen ausgegeben, so gelten für das Jahr 2015 nach § 3 Abs. 2 (AsylbLG) und der Übergangsregelung nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 18.07.2012 folgende Beiträge:

  • Alleinstehende oder Alleinerziehende mit eigenem Haushalt 227 €

  • Ehepartner, Lebenspartner, Partner in einer ehe- oder lebenspartnerschaftsähnlichen Gemeinschaft mit gemeinsamen Haushalt 204 €

  • Erwachsene ohne eigenen oder gemeinsamen Haushalt 181 €

  • Jugendliche von Beginn des 15. bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres 201 €

  • Kinder vom Beginn des siebten bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres 160 €

  • Kinder bis zur Vollendung des sechsten Lebensjahres 136 €.


Die Kosten für Unterkunft, Heizung und Hausrat werden zusätzlich zu diesen Beträgen erbracht.

Unabhängig davon, ob Sach- oder Geldleistungen erbracht werden, erhalten Leistungsberechtigte monatlich einen Barbetrag zur Deckung persönlicher Bedürfnisse des täglichen Lebens und zwar im Jahr 2015 in folgender Höhe:

  • Alleinstehende oder Alleinerziehende mit eigenem Haushalt 143 €

  • Ehepartner, Lebenspartner, Partner einer ehe- oder lebenspartnerschaftlichen Gemeinschaft mit gemeinsamen Haushalt 129 €

  • Erwachsene ohne eigenen oder gemeinsamen Haushalt 114 €

  • Jugendliche vom Beginn des 15. bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres 85 €

  • Kinder vom Beginn des siebten bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres 92 €

  • Kinder bis zur Vollendung des sechsten Lebensjahres 84 €.



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