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29 September 2013

Warum immer nur Unterfranken nach Oberbayern?

Eine Frage, die mir alljährlich immer wieder von Junglehrern und sich um die Bildung unserer Kinder sorgenden Eltern gestellt wird, ist die nach den Richtlinien für die Zuweisung der Lehramtsanwärter und Junglehrer an ihre Seminar- und Einsatzschulen durch das Kultusministerium. Gerade wir in Unterfranken haben mit diesem Problem, dass beispielsweise hochmotivierte und gut ausgebildete Junglehrer nach ihrer Referendarzeit erst einmal den beschwerlichen Weg nach Oberbayern oder Schwaben antreten müssen, reichlich Erfahrung. Auch ist der Zeitpunkt der Festlegung der Lehrerzuweisung immer wieder heftiger Kritikpunkt der Bürgerinnen und Bürger.




GG-Berlin  / PIXELIO / pixelio.de

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Die Fragen sind deshalb immer wieder dieselben: Nach welchen Gesichtspunkten werden die zur Ausbildung als Studienreferendare anstehenden „fertigen“ Studenten an die Seminarschulen in den einzelnen Bezirken verteilt? Gibt es hier nur die Note als Kriterium oder auch soziale Gesichtspunkte (verheiratet, Kind etc.) oder noch ganz andere? Warum werden die Referendare nicht zunächst in „ihren“ Bezirken an Seminarschulen ausgebildet, um die teilweise immensen Kosten für Unterkunft und Lebenshaltungskosten in den Ballungsräumen zu umgehen?


Grundsätzlich hängt die Problematik natürlich mit Lehrerbedarf zusammen, der jedoch nach Meinung von uns FREIEN WÄHLERN mehr als gegeben ist, nur steht die Sparpolitik der Staatsregierung da meistens dagegen.


Darüber, wie an den einzelnen Schularten letztendlich die Regelungen sind, können Sie sich im Nachfolgenden selbst ein Bild machen.


Grundschule


Nach der Zuweisung der Lehramtsanwärter auf die Regierungsbezirke durch das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus erfolgt die Zuweisung auf Studienseminare und die Festlegung des Dienstortes durch die Regierung in Zusammenarbeit mit den staatlichen Schulämtern. Persönliche Wünsche zum Einsatzort werden bei der Einstellung berücksichtigt, soweit die dienstlichen Erfordernisse dafür Raum lassen. Im Bereich der Grundschulen gibt es keine ausgewiesenen Seminarschulen. Einsatzort kann grundsätzlich jede Grundschule in Bayern sein.


Hauptschule


Nach der Zuweisung der Lehramtsanwärter auf die Regierungsbezirke durch das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus erfolgt die Zuweisung auf Studienseminare und die Festlegung des Dienstortes durch die Regierung in Zusammenarbeit mit den staatlichen Schulämtern. Persönliche Wünsche zum Einsatzort werden bei der Einstellung berücksichtigt, soweit die dienstlichen Erfordernisse dafür Raum lassen. Im Bereich der Hauptschulen gibt es keine ausgewiesenen Seminarschulen. Einsatzort kann grundsätzlich jede Hauptschule in Bayern sein.


Realschule


Die Zuweisung der Studienreferendare zu den Seminarschulen erfolgt durch das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus. Sie kann nicht vor Mitte bis Ende August vorgenommen werden, da erst dann feststeht, wie viele Studienreferendare pro Fächerverbindung die Erste Staatsprüfung bestanden haben und voraussichtlich antreten. Vorher können auch die Seminarschulen, die die schulpraktische Ausbildung in den jeweiligen Fächerverbindungen übernehmen, nicht definitiv festgelegt werden. Die Studienreferendare werden über ihren jeweiligen Seminarort schriftlich informiert, sobald dieser feststeht.


Die Ortswünsche der Studienreferendare hinsichtlich der Zuweisung zu einer Seminarschule werden nach Möglichkeit berücksichtigt; letztendlich entscheiden allerdings die sozialen Verhältnisse von Studienreferendaren und Studienreferendarinnen (Familienstand und Zahl der Kinder) und ihre Leistungen im Vergleich mit denen aller anderen ihrer Fächerverbindung und ihres Prüfungsjahrganges darüber, ob eine Zuweisung an die gewünschten Standorte erfolgen kann.


Oberstes Prinzip für die Zuweisung von Studienreferendaren durch das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus an Einsatzschulen ist eine gesicherte Unterrichtsversorgung an allen Realschulen in Bayern. Daneben entscheiden die sozialen Verhältnisse von Studienreferendaren und Studienreferendarinnen und ihre Leistungen im Vergleich mit denen aller anderen ihrer Fächerverbindung und ihres Prüfungsjahrganges darüber, wie wohnortnah der Einsatz erfolgen kann.


Gymnasium


Personen, die zum Vorbereitungsdienst zugelassen werden, werden vom Staatsministerium einer Seminarschule in Bayern zugewiesen. Dort findet die Ausbildung im 1. und 4. Halbjahr statt. Im 2. und 3. Halbjahr des viersemestrigen Vorbereitungsdienstes wird die Lehrkraft in der Regel einer, in seltenen Fällen auch einer zweiten Einsatzschule zur eigenverantwortlichen Unterrichtstätigkeit zugewiesen. Diese Schulen sind in der Regel nicht die Seminarschulen. Die Zuweisung wird in vielen Fällen mit einem Umzug verbunden sein, da die Seminarschulen in der Regel in größeren Städten liegen, aber jedes staatliche Gymnasium Einsatzschule sein kann. Das Staatsministerium für Unterricht und Kultus bemüht sich, die persönlichen Wünsche zum Standort der Seminar- oder Einsatzschule zu berücksichtigen, soweit die dienstlichen Erfordernisse dafür Raum lassen.



29 September 2013

Die Wirklichkeit am bayerischen G8-Gymnasium

Hinlänglich bekannt ist unser bildungspolitisches Bemühen, „Entschleunigung“ in die bayerischen Schulen zu bringen. Deshalb streben wir FREIEN WÄHLER auch die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium durch eine Wahlmöglichkeit G9 an. Seitens des Kultusministeriums wird dies immer wieder heftig attackiert, weil man nach zahlreichen Reformen des G8-Gymnasiums nun mit dem neuesten Schrei, dem sogenannten Flexibilisierungsjahr, angeblich jedem Schüler seine individuelle Lernzeit geben will. Dass dies mehr Wunsch als Wirklichkeit ist, zeigt allein die Tatsache, dass dies mit 6 bis 8 zusätzlichen Wochenstunden unmöglich ist. Wie es um die Wirklichkeit am bayerischen Gymnasium bestellt ist, möchte ich Ihnen anhand einer Situationsbeschreibung einer Gymnasial-Lehrkraft nicht vorenthalten. Machen Sie sich also selbst ein Bild vom Zustand des G8!


Bad Kissingen


„Ich versuche so sachlich wie möglich zu bleiben, auch wenn's schwerfällt.In der gestrigen Konferenz, deren Ergebnis dem Elternbeirat bekannt ist und auch den Eltern im Juli kommuniziert wird, wurde die Verwendung der Intensivierungsstunden am …-Gymnasium modifiziert. Wie Du ja weißt, hat jede Schule eine gewisse Stundenanzahl an Intensivierungsstunden (IS) die sie selber setzen darf, so dass der Schüler bis zum Abitur auf die vorgeschriebene (völlig überzogenen) Pflichtstundenzahl kommt. An diesem System wurde nun mehrmals herum gedoktert. Erst mussten die „Kleinen“ Pflicht-IS-Stunden über sich ergehen lassen, egal ob sie sie brauchten oder nicht - sehr gute Schüler zusammengepfercht mit Schülern, die wirklich eine Förderstunde brauchen, um Übungen und Lektüren, teils isoliert vom eigentlich Pflichtunterricht, über sich ergehen zu lassen.
Erst letztes Schuljahr ist nach langem Bitten endlich ein Modell zum Tragen gekommen, das die gut besuchten Wahlkurse auch in der Pflichtstundenzahl berücksichtigte, so dass das Ziel gewesen wäre, guten Schülern die freien IS-Stunden durch Wahlkurse ersetzen zu lassen.
Nun gibt es aber in den Klassen 5, 6, 7,8 und 10 Pflicht-Intensivierungs-Stunden, die alle dem gleichen Zweck dienen: Lehrern zu ermöglichen, den überzogenen Ansprüchen des Kultusministeriums gerecht zu werden. Bsp.: In Klasse 7 Pflicht-IS Englisch nachdem die Bücher und der Lehrplan von Vierstündigkeit ausgingen, die nach Einführung des G8 in Dreistündigkeit umgewandelt wurde. Die gesamten Zeiten sind nach Klasse 7 eingeführt, so dass grammatikalische Leere in 8-10 herrscht und durch die Dreistündigkeit und die Fülle der anderen Fächer die Sprachkompetenz abnimmt, es sei denn der Schüler ergreift eigene Maßnahmen wie selbstständiges Erarbeiten des Grundwortschatzes etc.. Klasse 8: Pflicht-Intensivierungsstunden Mathe - aus gleichem Grund. Neuestes Beispiel, das mich in Rage bringt: Pflicht-Intensivierungsstunden Deutsch in Klasse 10, um zu verhindern, dass daran so viele Abiturienten scheitern.
Unser Kollegium sieht, dass viele Schüler an Deutsch scheitern, also geben wir den Schülern die 35. bzw. mit Italienisch die 36. Wochenstunde in Klasse 10, obwohl alle Welt über die ohnehin schon zu hohen Stundenzahlen klagt. Wir doktern an einem Missstand herum, der aus München kommt und die Kinder baden es aus. Ihnen wurde versprochen, wenn ihr Eure Pflichtstundenzahl möglichst bald erreicht, dann bleibt ihr in den oberen Klassen von zusätzlichen IS-Stunden verschont. Nun wird die Angst geschürt und dieses Versprechen gebrochen, d.h. die Mehrzahl der Schüler, denn viele besuchen ja Wahlkurse aus Neigung, wird eine weit höhere Stundenzahl bis zum Abi vorweisen können als eigentlich vorgeschrieben! Sie sind also in ihrem Bestreben um sinnvolles Zeitmanagement betrogen.




Thomas Weiss  / PIXELIO / pixelio.de

Thomas Weiss / PIXELIO / pixelio.de



Aus Elternsicht sehe ich die Ursachen sowieso woanders. Svenja besucht jetzt das 4. Jahr unseres Gymnasiums und nur in einem Jahr wurde in Deutsch überhaupt eine sinnvolle Anzahl an Übungsaufsätzen geschrieben, denn es wird ja propagiert, die Lehrer sollen ökonomisch arbeiten und nur einen kompletten Übungsaufsatz schreiben. Ich denke ich bin lange genug dabei um zu sagen: Blödsinn!
Und natürlich haben wir jetzt nach höheren Zuweisungszahlen von den Grundschulen auch bedingt geeignete Schüler, die sich generell schwerer tun, dem Fach Deutsch nicht immer die nötige Aufmerksamkeit zuteil werden lassen, da sie einfach dringlichere Baustellen haben, so dass sich das Problem bis zum Abi verschleppt.
Wie geht es also weiter? Wir geben immer weiteren Forderungen aus München nach, die Materie Kind ist schwach und gefügig - auf ihrem Rücken wird dieser auch wirtschaftlich völlig unsinnige Leistungsanspruch ausgetragen. Immer mehr Kinder reagieren mit Bulimie, Depressionen, Migräne und anderen Krankheitsbildern, die ab Wochenmitte zu erhöhten Fehlzeiten führen. Ich muss mein Kind mittlerweile dazu überreden, mal zu Hause zu bleiben und wieder Kraft zu schöpfen, genügend zu trinken. Sie kann an manchen Schulwettbewerben nicht mehr teilnehmen, weil sie den versäumten Stoff dann nicht mehr fristgerecht nacharbeiten kann. Wir sprechen hier von einem Kind mit attestierter Hochbegabung und einem IQ von 146, das von den Eltern überwiegend chauffiert und auch sonst in jeglicher Weise unterstützt wird. Leider erkennen nicht alle Lehrer diese Perspektive auf die aktuelle Situation, in einer Atmosphäre der Angst und des nicht Genügens versucht jeder vor der eigenen Hütte zu kehren, schreibt mehr Test und Exen, um die schlappen, unmotivierten Schüler zu mehr Leistung anzuspornen, egal ob Schüler vorher krank oder auf Wettkampf oder Konzert waren - Hauptsache, die eigene Bilanz stimmt.
Jetzt ist die Beschreibung der Sachlage doch noch emotional geworden.Aber mir geht es im Kern darum, dass hier Wochenstundenzahlen der Kinder immer wieder verschleiert und schleichend erhöht werden, weil Erwachsene unzulänglich arbeiten. Und wenn Du denkst, wir Lehrer blieben verschont, dann liegst Du falsch. Auch uns wird immer wieder mit einem Lächeln noch ein Zusatzprojekt aufgebürdet, aber darum geht es mir heute nicht - mir geht es um die Kinder, um die kommende Generation, die systematisch geschunden wird. Mir geht es um ein Schulwesen, um das uns mal alle beneidet haben bis die PISA-Gläubigkeit und die folgenden Veränderungen/Verschlechterungen eingesetzt haben.
Ich hoffe, Dein Bruder kann mit dieser praktischen Umsetzung ministerieller Vorgaben etwas anfangen. Denn es liegt ja nie an denen, sondern immer am Kind und maximal am Lehrer.
Sonst geht es uns ganz gut, aber wir haben beide innerlich gekündigt - ich denke, Du kannst ermessen, was das bei meinem Mann heißt“.



16 Juli 2013

Pleiten, Pech und Pannen in Schweinfurt

Es war die Abi-Pleite schlechthin, das Scheitern aller Schüler der Privaten Fachoberschule Schwarz in Schweinfurt in den schriftlichen Abiturprüfungen. So bedauerlich das für die betroffenen Schülerinnen und Schüler auch war, überraschend war es für mich nicht. Bereits im Herbst vergangenen Jahres hatte ich dem bayerischen Kultusminister Spaenle ein umfassendes Dossier über Unregelmäßigkeiten an den Privatschulen Schwarz übermittelt. Mit der Bitte um Prüfung der von Lehrkräften an dieser Schule erhobenen Vorwürfen gegen die Machenschaften der Geschäfts- und Schulleitung und dem wenig aussagenden Antwortbrief, dass nach Prüfung keine weiteren schulaufsichtsrechtlichen Schritte notwendig seien, habe ich es dabei belassen.




Dieter Schütz  / PIXELIO / pixelio.de

Dieter Schütz / PIXELIO / pixelio.de


Nun folgte die Bombe mit der Abi-Pleite. Das Scheitern eines ganzen Abiturjahrgangs einer Privatschule in Schweinfurt beschäftigte mich nun gut zwei Wochen. Von SPIEGEL online über Focus online, taz, Süddeutsche und Hamburger Abendblatt: in nahezu allen Tageszeitungen war darüber zu lesen und auch davon, dass ich natürlich dem Kultusminister erhebliche Versäumnisse vorgeworfen habe. Dazu stehe ich nach wie vor, denn mit meinem Anschreiben an den Minister  habe ich die Machenschaften an den Privatschulen Schwarz angesprochen und nicht – wie das Ministerium gerne nach außen kund tut – nur die an der Wirtschaftsschule, schließlich ist es der gleiche Betreiber. (näheres hierzu in einem Artikel der taz)


Hätte also der Minister damals meine Hinweise ernst genommen, dann wäre es meines Erachtens nicht zu dem Abi-Debakel gekommen. Nun können die Schüler an eine staatliche Schule wechseln. Ich sage bewusst können, denn dazu ist eine Leistungsfeststellung in Kürze notwendig. Doch da frage ich mich ein zweites Mal, wie soll das funktionieren, wenn die Schüler vor rund drei Wochen 0 Punkte im Abi erreicht haben und nun im Eilverfahren zumindest einen Notendurchschnitt von 3,5 erreichen sollen. Auch das ist wieder ein Schnellschuss mit Etikettenschwindel, wie er mir beim Kultusminister ständig begegnet. Denn in Wirklichkeit können die Schüler nur die Eignung für die Klasse 1 damit erreichen. Sie verlieren also ein komplettes Schuljahr.


Nun haben sich die Ereignisse in den letzten Tagen fast überschlagen, am Samstag war deshalb die Meldung, dass die private Fachoberschule Schwarz nun zum kommenden Schuljahr ihre Pforten schließt, letztendlich die logische Konsequenz. Die Vorwürfe der Eltern, die monatlich 140 Euro Schulgeld plus Anmeldungsgebühr an die Privatschule zahlten, waren eindeutig: Ihrer Meinung nach hat die Schule die Abiturienten unzureichend auf die Prüfungen vorbereitet. Die Privatschule hingegen gibt den Schülern in ihrer Stellungnahme eine Mitschuld: Diese hätten den Eindruck erweckt, dass sie dem Anspruch des eigenverantwortlichen Lernens, wie im Lehrplan gefordert, nachkommen und diesen erfüllen können. Für die Schulleitung sowie die Lehrerschaft ist es derzeit nicht nachvollziehbar, aus welchen Gründen die Leistungen der Schüler drastisch abfielen


Ich bin jedenfalls weiterhin felsenfest davon überzeugt: hätte Spaenle damals gehandelt, hätte man diese Abi-Katastrophe verhindern können. Zwei Lehrer einer Wirtschaftsschule haben sich damals an mich gewandt und sich über den fragwürdigen Umgang mit Klassenarbeiten und dem Kollegium sowie die Aufnahme von Schülern ohne Leistungsnachweis beschwert. Die Private Fachoberschule Schweinfurt war erst 2011 gegründet worden und ist zwar staatlich genehmigt, aber nicht anerkannt.



12 Juli 2013

Bildung aus einer Hand. Das REIF-Konzept der FREIEN WÄHLER

Angesichts der tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen im sozialen, familiären und ethnischen Bereich, des demographischen Wandels sowie der Umsetzung der Inklusion steht unser Bildungssystem vor großen Herausforderungen.


Zuständigkeiten bündeln


Vor diesem Hintergrund fordern die FREIEN WÄHLER „Bildung aus einer Hand“. Darunter verstehen wir, sowohl die frühkindliche Bildung als auch Hochschulbildung gemeinsam mit der schulischen Bildung und der Erwachsenenbildung in einem Ministerium zu vereinen. Eine gute Bildungspolitik soll sich am Wohl der jungen Menschen orientieren, sie fördern und fordern, ohne sie zu überfordern.


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Das REIF-Konzept


Im Herbst 2012 haben die FREIEN WÄHLER mit dem REIF-Konzept einen Vorschlag zur „regionalen Entwicklung individueller Förderung“ in Bildungsregionen vorgelegt:


Regional: REIF beinhaltet eine eigenverantwortliche Schulentwicklungsplanung in den jeweiligen Landkreisen und kreisfreien Städten. Wir wollen die Entscheidungsträger vor Ort (Schulfamilie, Kommunalpolitiker etc.) in Abstimmung mit dem Kultusministerium entscheiden lassen, wie in ihrer Bildungsregion (Landkreis oder darüber hinaus) ein möglichst flächendeckend vorhandenes hochwertiges Bildungsangebot für die Zukunft aussieht.


Entwickeln: Wir wollen ein Bildungssystem mit Perspektive schaffen, dabei das bestehende System optimieren und passgenaue Lösungen vor Ort durch neue Modellschulen – aber auch neue Formen der frühkindlichen wie erwachsenenpädagogischen Bildung – ermöglichen. Dies soll zum Erhalt möglichst vieler Schulstandorte und zum Aufbau neuer attraktiver Lernorte mit einem höchstmöglichen Bildungsangebot führen.


Individuell: Unser Bildungskonzept für lebenslanges Lernen vor, während und nach der Schule sieht eine individuelle Förderung für jedes Kind, jeden Studierenden und jeden Erwachsenen vor. Dabei sollen die Eigenheiten jeder Persönlichkeit berücksichtigt werden Das bedeutet für den Schulunterricht, dass Lehrkräfte durch ein verbindliches Pädagogen-Trio aus Förderlehrer, Inklusionslehrer und Sozialpädagogen an jeder Schule unterstützt und kleinere Klassen ermöglicht werden.


Fördern: Die FREIEN WÄHLER wollen eine individuelle Förderung durch mehr Lehrpersonal. Für die Schulen bedeutet dies u.a. eine höhere, schulbezogene Lehrerstundenzuweisung, die aus einer ausreichenden, schülerunabhängigen Pflicht-Zuweisung sowie einer deutlich erhöhten Förderzuweisung (Differenzierungsstunden) besteht und regionale (strukturschwache ländliche Räume) wie soziale Milieus (Großstadt-Brennpunktschulen) gleichermaßen zusätzlich berücksichtigt.



Frühkindliche Bildung


Bei der Kleinkindbetreuung müssen die Familien selbst die Wahl haben, welches Betreuungsmodell sie bevorzugen. Ideologien haben hier nichts zu suchen und werden auch der Lebenswirklichkeit nicht gerecht.


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Schulische Bildung


Ähnliches gilt für die Frage acht- oder neunjähriges Gymnaisum. Wir FREIEN WÄHLER bekennen uns grundsätzlich zum gegliederten Schulwesen. Doch sollen überall dort, wo das bestehende Schulsystem an Grenzen stößt, mit regionalen Schulmodellen passgenaue Lösungen vor Ort ermöglicht werden. Dazu brauchen wir eigenverantwortliche Schulentwicklungspläne, die von den Entscheidungsträger in den jeweiligen Landkreisen und kreisfreien Städten zu erstellen sind. Ergänzend zum bestehenden System ist eine engere Zusammenarbeit von Mittel-, Wirtschafts-, Berufs-  und Realschulen als Schule der Region dort vorgesehen, wo aufgrund rückläufiger Schülerzahlen wohnortnahe Schulstandorte gefährdet sind.


Hochschulbildung


Die FREIEN WÄHLER sind stolz darauf, dass es uns über das Volksbegehren gelungen ist, endlich auch in Bayern die Studiengebührenfür das Erststudium abzuschaffen.



Erwachsenenbildung


Die FREIEN WÄHLER wollen ein breites Weiterbildungsangebot wie z.B. Angebote zur Nachholung von  Bildungsabschlüssen, Schulungen zur Medienkompetenz, Kurse zu Gesundheits- und Umweltbildung und Bildungsangebote zu Familienfragen und Werteerziehung.  Wir wollen viel stärker als bisher bildungsferne Schichten für lebenslanges Lernen erreichen.


Inklusion


Wir FREIEN WÄHLER bekennen uns  zur Umsetzung der UN-Konvention zur Inklusion. Wir sehen sie als einen langfristigen Prozess, bei dem alle am Bildungsprozess Beteiligten zusammenarbeiten müssen.  Dabei wollen wir bewährte Strukturen (Fördereinrichtungen) erhalten und inklusive Beschulung überall dort ermöglichen, wo sie sinnvoll umsetzbar ist. Dabei dürfen die Kosten für die Inklusion nicht einseitig den Kommunen aufgelastet werden. Wir wollen unabhängige Beratungsstellen für Fragen der Inklusion, einen deutlichen Ausbau des Mobilen Sonderpädagogischen Dienstes, qualifizierte Schulbegleitung und Ansprechpartner an den Hochschulen für die Belange der Inklusion.


FAZIT:


Die FREIEN WÄHLER stehen für ein Schulsystem, das Leistungsfähigkeit und Bildungsgerechtigkeit gleichermaßen vereint. Es gilt starke und schwache Schüler gleichermaßen nach ihren jeweiligen Bedürfnissen zu fördern. Mit dem REIF-Konzept wurde ein pragmatischer Vorschlag zur regionalen Entwicklung individueller Förderung in Bildungsregionen vorgelegt. REIF sieht eine Verzahnung aller Bildungseinrichtungen und eine Schulentwicklung vor, welche die Menschen vor Ort mit einbezieht und passgenaue Bildungsangebote ermöglicht.



11 Juli 2013

Eignungsfeststellung für Lehramtsstudenten

Langsam aber sicher bewegt sich doch etwas hinsichtlich der Eignungsfeststellung für Lehramtsstudenten. Bekanntlich scheiden sehr viele Lehrerinnen und Lehrer zumeist krankheitsbedingt vorzeitig aus dem Dienst aus und verursachen somit erhebliche Kosten für die Volkswirtschaft. Eine Studie hat dazu heraus gefunden, dass pro Lehrkraft, die nicht bis zum regulären Dienstzeitende Dienst verrichtet, rund 370 000 Euro zu Buche stehen. Deshalb lautet eine Forderung von uns FREIEN WÄHLERN schon seit langem, eine sogenannte Eignungsprüfung für Lehramtsstudierende durchzuführen, um so frühzeitig Interessenten an einer Lehrerausbildung auf ihre Sozial- und Selbstkompetenz zu prüfen und ihnen gegebenenfalls eine Alternative anzubieten.




 Barbara Eckholdt  / PIXELIO / pixelio.de

Barbara Eckholdt / PIXELIO / pixelio.de


Eigens dazu habe ich mir einmal bei einem Besuch an der Universität Passau den dort praktizierten "Parcours" angesehen. Dabei wurde mir sehr schnell deutlich, dass man mit den gestellten Aufgaben sehr wohl die Eignung der Bewerber prägnant prüfen kann.
Im Ausschuss für Fragen des Öffentlichen Dienstes wurde uns nun im Bericht des Landespersonal-Ausschusses (LPA) mitgeteilt, dass auch der LPA den an der Universität Passau praktizierten “Parcours“ als "erhebliche Hilfe für angehende Lehramtsstudierende“ bewertet. Dies habe ich freudig zur Kenntnis genommen. Wiederum wenig Verständnis habe ich dann für die Schlussfolgerung des Kultusministeriums, dass von einer flächendeckenden bayernweiten Einführung an allen Hochschulen wegen des hohen Personalaufwandes und fehlender Langzeitstudien abzusehen sei.




LieC  / PIXELIO / pixelio.de

LieC / PIXELIO / pixelio.de


Ersatzweise soll es Hochschulen ab dem Wintersemester 2013/14 möglich sein, sich im Rahmen eines Modellversuchs für eine solche Eignungsfeststellung zu entscheiden, die dann verpflichtend für alle Studienbewerber zu absolvieren ist. Dies ist zwar ein kleiner Fortschritt, aber noch nicht der richtige Weg. Denn wenn man die seitens des LPA dargelegten Zahlen ernsthaft zur Kenntnis nimmt, dass nämlich rund 20% der Teilnehmer an der Eignungsfeststellung in Passau als nicht für ein Lehramtsstudium geeignet angesehen werden, dann ist schneller Handlungsbedarf angesagt. Ich frage mich dann schon, was ist billiger? Die Personalstunden für einen Tag und mehrere Personen an den verschiedenen Hochschulen in Bayern oder die erheblichen oben angeführten Ausfallkosten bei vorzeitigem Dienstzeitende?!



11 Juli 2013

Politik näher am Bürger!

Vielleicht kam diese Podiumsdiskussion zum Thema Ganztagsschule in Starnberg noch gerade rechtzeitig vor der heißen Phase des Wahlkampfes. Jedenfalls hat sie Spuren hinterlassen. Nicht nur bei mir als einem der Podiumsteilnehmer, sondern auch bei den anwesenden Zuhörern, wie mir beim anschließenden get-together bestätigt wurde.


Als zum Ende der Veranstaltung eine Mutter mit Tränen in den Augen ins Mikrofon stammelte, dass sie ein Inklusionskind in der Mittelschule habe und nun zehn Jahre als Bittstellerin immer nur ihre Rechte erkämpfen musste und wir hier darüber streiten, ob nun Freistaat oder Kommune die Kosten für die Ganztagsschule zahlen müssen, bleibe ihr fast die Luft weg: "Ich will einfach, dass mein Kind in der Schule ordentlich unterrichtet wird, da ist es mir als Mutter egal, wer das bezahlt!"




RainerSturm  / PIXELIO / pixelio.de

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Recht hat diese Frau, schoss es mir durch den Kopf, typisch Politiker! Wir reden und diskutieren, so mein spontaner Eindruck, viel zu kryptisch, ja eigentlich reden wir für den laienhaften Bürger von böhmischen Dörfern und die Menschen verstehen das alles nicht. Seit diesem Abend ist mir klar, warum es in der Bevölkerung eine solche Politikverdrossenheit gibt: die Menschen verstehen unser Politiker-Geschwafel nicht.


In der Tat ist es nicht zu verstehen, dass wir zwei Stunden über eine bessere Ganztagsschule in Bayern reden, aber kaum einer der Zuhörer das Ganze nachvollziehen kann. Noch schlimmer, wir werden missverstanden. So meldete sich erst der Bürgermeister und meinte, wir betrieben eine Kommunal-Schelte, weil die Diskussion darum ging, dass die Ganztagsschule auch deswegen im ländlichen Raum so wenig nachgefragt ist, weil Kommunen dies bei mehreren Ganztagszügen nicht bezahlen können und ich sagte, dass Bildung Staatsaufgabe sei und deswegen der Freistaat die Kosten tragen müsse.


Wenig später meldete sich eine Lehrerin und nannte es Lehrer-Schelte, weil der Moderator die provokante Frage stellt, ob denn die Lehrer überhaupt von ihrem Ethos bereit seien ganztags zu unterrichten und mein Kollege von der Regierungskoalition in Aussicht stellte, dass man gerade dabei sei, diesbezüglich einen Antrag vorzubereiten, der dies entsprechend in der Lehrerausbildung verankere. So Unrecht hatte die zuhörende Lehrerin gar nicht, denn ich habe mir auch gedacht: Schaufensterantrag, längst ist ein Großteil der Lehrer wöchentlich mehrmals nachmittags in der Schule.




 Stephanie Hofschlaeger  PIXELIO / pixelio.de

Stephanie Hofschlaeger PIXELIO / pixelio.de


Da bleibt als Fazit eines solchen Diskussionsabends nur: Politiker müssen wieder mehr die Sprache des Bürgers sprechen und Eltern erwarten eigentlich nur, dass ihre Kinder in der Schule ordentliche Rahmenbedingungen haben. Wie dies zu erreichen ist, darüber müssen wir Politiker uns im Landtag vielleicht viel mehr die Köpfe einschlagen oder, so fordern es wir FREIE WÄHLER, an einen Tisch setzen und die Sache mit einem klaren sachlichen Ziel diskutieren. Das wäre dann die Wunscherfüllung für die nächste Legislaturperiode.



4 Juli 2013

Schulpsychologen unterstützen Bildungsauftrag

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Schulpsychologen zu meiner Schulzeit eine große Rolle in der Schule gespielt hätten. Vielleicht hat es sie damals schon gegeben, ich habe jedenfalls nichts davon mitbekommen. Heute sieht dies ganz anders aus. Die Tätigkeiten von Schulpsychologen gelten als unabdingbar für das Gelingen des Bildungsauftrages und die Nachfrage kann durch die vorhandene Stellenzahl nicht abgedeckt werden.


Grundlegend hat sich vor allem das Schülerbild verändert. Bereits heute sind rund 40 Prozent der Erstklässler mit diversen Auffälligkeiten vermerkt, weshalb die Schulen Unterstützungssysteme benötigen um wirklich alle Kinder erreichen und fördern zu können. Dabei sind uns FREIEN WÄHLERN Schulpsychologen sehr wichtig. Nicht umsonst haben wir in der zu Ende gehenden Legislaturperiode eine Vielzahl von parlamentarischen Initiativen dem Komplex Schulpsychologie in Bayern gewidmet.




Daniela B.  / PIXELIO / pixelio.de

Daniela B. / PIXELIO / pixelio.de


So haben wir neben diversen schriftlichen Anfragen zur Situation der Schulpsychologen in Bayern auch mehrere Dringlichkeits- und Haushaltsanträge gestellt, die eine deutliche Aufstockung der Stundenzahlen bzw. der Stellen gefordert haben. Erst kürzlich habe ich die Antwort auf meine Schriftliche Anfrage (inkl. Anlage) zur Schulpsychologie bekommen. Schon der erste Blick darauf zeigt, dass wir auch in der kommenden Legislaturperiode noch viel zu tun haben werden.


Nach derzeitigem Ist-Stand gibt es beispielsweise im Bereich der Förderschulen im gesamten Bezirk Niederbayern nicht eine einzige Stelle, die mit einem Beratungsrektor besetzt ist! Unterfranken hat einen, Oberfranken ebenfalls lediglich einen. Das ist angesichts gestiegener Herausforderungen im Bereich der Inklusion geradezu skandalös. Denn eines muss doch allen klar sein: Inklusion kann nicht gelingen, wenn Schulen keine geeigneten Unterstützungssysteme haben.


Den Schulpsychologen wird hier meiner Auffassung nach eine wesentliche Bedeutung zukommen. Da ist zum einen die sicherlich steigende Zahl an Diagnosen, daneben aber auch mehr Beratungsbedarf bei den Kollegen, sprich den Lehrkräften, aber auch bei Eltern. Dazu kommt natürlich auch die Einzelförderung. Mit anderen Worten: Die Aufgaben der Schulpsychologen werden mit der Umsetzung der Inklusion deutlich zunehmen.


Je mehr Gewicht Schulen zukünftig auf die Förderung jedes einzelnen Schülers legen, desto größer wird die Bedeutung von Diagnostik und möglicher  Fördermaßnahmen, also auch die der Schulpsychologen werden. Ich denke auch in diesem Bereich werden ausgebildete Fachkräfte, sprich die Schulpsychologen, den Lehrkräften unterstützend zur Seite stehen müssen. Im Sinne einer bildungspolitischen Durchlässigkeit und lebenslangen Lernens wird man mittelfristig wohl auch über schulartübergreifende Einsatzfelder nachdenken müssen, zumal wenn man, wie wir FREIEN WÄHLER dies tun, auch verstärkte Kooperationsmöglichkeiten für und zwischen den einzelnen Schularten fordert.




Juergen Jotzo  / PIXELIO / pixelio.de

Juergen Jotzo / PIXELIO / pixelio.de


Für all diese Aufgaben braucht man natürlich auch die dementsprechenden Zeitdeputate, das kann nicht mir nichts dir nichts in sechs bis acht Wochenstunden geleistet werden. Ich unterstütze die Forderung des Landesverbandes der Schulpsychologen für ein hälftiges Tätigkeitsdeputat für alle Schulpsychologen - das erscheint mir eine durchaus vernünftige und berechtigte Forderung.


Wir brauchen Schulpsychologen in allen Schularten. Dramatisch unterversorgt sind die Berufsschulen. Wenn wir allen Jugendlichen zur Ausbildungsreife bzw. zu einer abgeschlossenen Ausbildung verhelfen wollen, werden wir hier deutlich mehr Schulpsychologen brauchen. Ein erstes Ausbauziel wäre also, an allen Berufsschulen mindestens einen Schulpsychologen fest zu installieren. Das soll natürlich nicht heißen, dass die anderen Schularten unversorgt bleiben sollen.



4 Juli 2013

Zur Mobilität von Lehrkräften

Bei vielen Menschen sorgt die Tatsache, dass Lehrerinnen und Lehrer, die zum einen in anderen Bundesländern studiert haben oder dort unterrichten, nicht so mir nichts dir nichts nach Bayern wechseln können wie man anderweitig einen Arbeitsplatzwechsel etwa in der Industrie vollzieht, für Kopfschütteln.


Erst kürzlich habe ich zwei solcher Anfragen von Lehrerinnen aus meinem Wahlkreis auf den Tisch gekriegt. Im einen Fall handelt es sich um eine Lehrerin, die in Bayern studiert und nun einige Jahre in Sachsen unterrichtet hat. Da wird sich aufgrund des "bayerischen Studiums" tatsächlich eine Lösung über das herkömmliche Bewerbungsverfahren finden lassen. Im anderen Fall, einer in der ehemaligen DDR studierten und dort bis jetzt auch unterrichtenden Lehrerin, stehen derzeit noch große Hürden hinsichtlich der Vergleichbarkeit des dortigen Studiums mit dem Bayerischen im Weg.




Lupo  / PIXELIO / pixelio.de

Lupo / PIXELIO / pixelio.de


Dies sind keine Einzelfälle und zahlreiche Petitionen, die wir in den vergangenen Jahren im Bildungsausschuss negativ bescheiden mussten, untermauern dieses Problem. Aber zumindest scheint nunmehr etwas Bewegung in die Sache zu kommen, denn die Konferenz der Kultusminister hat vereinbart, dass der Berufszugang von Lehrern und Lehrerinnen länderübergreifend erleichtert werden soll. Bis Ende 2013 wollen die Länder die jeweiligen Verordnungen und Gesetze für die Zulassung in den Vorbereitungs- bzw. Schuldienst anpassen.


Zwar konnten auch bisher schon Lehrkräfte unter bestimmten Bedingungen von Bundesland zu Bundesland wechseln, doch häufig gab es bürokratische Hürden. Grenzenlos wird die „neue“ Wechselfreiheit dennoch nicht sein, wie die Stellungnahme des Bayerischen Kultusministeriums zeigt.


Die Kultusministerkonferenz will die länderübergreifende berufliche Mobilität von Lehrkräften stärken. In Fortschreibung früherer Beschlüsse einigten sich die 16 Länder in Berlin darauf, den Lehramtsabsolventen besser als bisher einen gleichberechtigten Zugang zum Vorbereitungsdienst zu ermöglichen. Gleichermaßen soll der Berufszugang für alle Lehrerinnen und Lehrer bundesweit grundsätzlich gewährleistet werden.


Sollten in einzelnen Ländern dafür rechtliche Änderungen notwendig sein, werden diese bis zum Jahresende eingeleitet. Die Länder erkennen die verschiedenen Ausbildungszeiträume im Vorbereitungsdienst wechselseitig an. Die Gewährleistung der Mobilität wird im Rahmen einer jährlichen Berichterstattung in der Kultusministerkonferenz überprüft.


Diese in meinen Augen längst überfällige Einigung fördert die Mobilität der Lehrkräfte in ganz Deutschland. Angehende Lehrerinnen und Lehrer können sich in Zukunft unter den gleichen Zugangsbedingungen für ein Referendariat oder eine Lehramtsstelle bewerben, wenn sie die fachlichen Voraussetzungen dafür mitbringen – unabhängig davon, wo sie studiert haben oder ausgebildet wurden.




 Konstantin Gastmann  / PIXELIO / pixelio.de

Konstantin Gastmann / PIXELIO / pixelio.de


Mit einem Qualitätssicherungsmechanismus haben sich die Länder dazu verpflichtet, die KMK-Standards für die Lehrerausbildung umzusetzen und diese Umsetzung künftig zu kontrollieren. Darüber hinaus macht Bayern in Zukunft drei Regelungen für die Aufnahme in den Vorbereitungsdienst bzw. für den Berufszugang für sich geltend:


Erstens: das konkrete Anstellungsverhältnis, etwa als Angestellte(r) oder Beamte, regelt weiterhin jedes einzelne Land. Zweitens gilt für Bayern auch künftig als Zugangsvoraussetzung für das Lehramt an Grundschulen eine Prüfung in den Fächern Deutsch und Mathematik und für das Lehramt an Mittelschulen eine Prüfung in Deutsch oder Mathematik. Und Drittens werden für den Vorbereitungsdienst nur diejenigen Bewerber zugelassen, die die entsprechende Lehramtsbefähigung und die Fächerkombinationen mitbringen, die in Bayern auch ausgebildet werden.


Also unterm Strich etwas Land in Sicht, wenngleich der freie Wechsel weiterhin ein Wunschtraum bleibt.



25 Juni 2013

Das Kindergarten-Dilemma

Was muss die frühkindliche Bildung, oder einfacher ausgedrückt, der Kindergarten leisten? Dieser bedeutenden Frage sind wir bei einer Podiumsdiskussion des Verbandes der bayerischen Wirtschaft (VBW) in Aschaffenburg nach gegangen. Muss etwa das letzte Kindergartenjahr, sprich das Vorschuljahr, wenn schon beitragsfrei auch verpflichtend sein oder sollte man den Kindern nicht viel lieber ihre Kindheit gönnen?


Die Meinungen im Aschaffenburger Martinushaus gingen auseinander. Ehrlich gesagt haben wir diese Frage eines verpflichtenden letzten Kindergartenjahres auch in unserer Fraktion schon sehr kontrovers diskutiert. Und wenn ich anfangs auch viel Sympathie mit diesem verpflichtenden Vorschuljahr hatte, so denke ich nunmehr anders.




S.v.Gehren  / PIXELIO / pixelio.de

S.v.Gehren / PIXELIO / pixelio.de


Es spricht durchaus viel für ein verpflichtendes Vorschuljahr, etwa um die Kinder wirklich schulreif und mit etwa gleichen Voraussetzungen, beispielsweise hinsichtlich der Sprachentwicklung, in ihre Grundschulzeit zu entlassen. Aber, und da bin ich durch die bereits in einem anderen Blog einmal verwendete Zahlen hinsichtlich der enorm angestiegenen Zahlen von psychosomatischen Erkrankungen und anderen Auffälligkeiten bei bayerischen Schülerinnen und Schülern, nachdenklich geworden. Kinder und Jugendliche brauchen in unserer schnelllebigen und von digitalen Medien beherrschten Gesellschaft Zeit.


Zeit, die wir FREIE WÄHLER den Schülerinnen und Schülern auch mit der Wahlfreiheit G8/G9 gönnen wollen und da wäre es höchst unlogisch, den Kindern diese noch vor ihrer schulischen Laufbahn zu nehmen. Deshalb bin ich der Meinung: lassen wir unseren Kindern einfach diesen Freiraum Kindergarten, es wird früh genug ernst.


Das schließt dennoch nicht aus, dass der Kindergarten die erste Bildungsstufe, quasi der Kindergarten als Lernort, sein sollte. Mittlerweile wird dort Sprachförderung groß geschrieben. Allerdings oft in zu großen Gruppengrößen - ein Hemmnis, auf das wir auch immer wieder in Zusammenhang mit der BayKiBiG-Reform aufmerksam gemacht haben. Leider sehen das die Kollegen der CSU nicht so, wie ich auch in der Podiumsdiskussion feststellen konnte. Das Ziel muss für uns sein, den Erziehungs- und Bildungsplan weiter zu optimieren und dafür zu sorgen, dass für dessen Umsetzung genügend Ressourcen vorhanden sind.


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Eine wichtige Funktion kommt auch dem Übergang vom Kindergarten in die Schule zu. Dieser muss angesichts der individuell verschiedenen Voraussetzungen der Kinder weitestgehend flexibel gestaltet werden. Ebenso wie die Grundschulzeit. Doch dazu braucht es vor allem wieder einmal die viel beschworenen zusätzlichen Lehrerplanstellen. In den ersten beiden Jahrgängen halte ich es deshalb zukünftig für unumgänglich ein sogenanntes Lehrertandem einzusetzen, denn kein Talent darf verloren gehen.


Bis dahin ist es bei der derzeitigen Koalition noch ein weiter Weg. Denn diese bringt es nicht einmal auf die Reihe, dass der Pflichtunterricht in den Grund- und Mittelschulen teilweise abgedeckt ist. Deshalb müssen Sie bei der Landtagswahl am 15. September entscheiden, ob  "ein weiter so" der CSU gewollt ist oder Ihnen meine Ideen und Initiativen besser gefallen.



18 Juni 2013

Inklusion und ihre Umsetzung

Es wird immer wieder darüber geredet, wie Inklusion an Schulen vor Ort umgesetzt werden muss. Doch reden hilft wenig und die betroffenen Personen können in den Klassen kaum etwas ändern, solange sich das Kultusministerium nicht dazu bequemt, dieses Thema endlich mit mehr Herz und Verstand anzugehen!



Meiner Meinung nach gibt es drei Bausteine, die existentiell sind für eine Umsetzung von Inklusion in Schulen:


Wir brauchen eindeutig mehr Lehrerinnen und Lehrer sowie weiteres pädagogisches Personal. Aus meiner Erfahrung als Lehrer weiß ich, dass es für einen einzelnen Lehrer eine kaum zu meisternde Situation ist, allen Schülerinnen und Schülern einer Klasse gerecht zu werden. Meine Forderung deshalb: In Inklusionsklassen müssen Lehrertandems die Regel werden. Mit diesem Konzept wird es möglich sein, die Klasse als Ganzes zu unterrichten und dennoch jedem einzelnen Kind gerecht zu werden. In diesem Zusammenhang müssen natürlich auch Themen wie die Klassenhöchststärke und Schulbegleitung neu aufgerollt werden.


Kinder mit Förderbedarf brauchen einen individuellen Lernplan. Nur so ist es möglich, die Lernfortschritte jedes einzelnen Schülers und jeder einzelnen Schülerin nachvollziehen zu können und Probleme anzugehen. Natürlich wird sich hier in Einzelfällen auch die Frage nach der Benotung neu stellen. An Grundschulen ist es bereits möglich, dass die Noten von Kindern mit Förderbedarf durch allgemeine Bewertungen ersetzt werden – und diese Möglichkeit gilt es auszuweiten! Die Bewertung mit Ziffernnoten steht oft zur Diskussion: Sind Ziffernnoten aussagekräftig? Gerecht? Vergleichbar? Das gilt es im normalen Schulalltag abzuwägen, für Kinder mit Förderbedarf sind Ziffernnoten jedoch untragbar!


Auch wenn Inklusion bedeutet, dass alle Kinder gemeinsam lernen, fordern wir FREIE WÄHLER trotzdem keine „Gemeinschaftsschulen“. Wir begrüßen Inklusion und mir liegt dieses Thema aufgrund meiner Vergangenheit als Lehrer besonders am Herzen, dennoch bekenne ich mich zum gegliederten Schulsystem. Anstatt einer grundlegenden Schulreform setze ich auf verbesserte pädagogische Rahmenbedingungen. Die Förderschulen, die sich in der Vergangenheit immer bewährt haben, abzuschaffen, halte ich für Kontraproduktiv. Anstatt dessen sollte die Sparpolitik im Bildungsbereich endlich aufgehoben und mehr in die Bildung unserer Kinder investiert werden!



Um mehr über das Thema Inklusion zu informieren und verschiedene Gesichtspunkte zur Umsetzung der Inklusion an Schulen geschildert zu bekommen habe ich Vertreter des Bayerischen Elternverbandes, des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes und mehrere Schulleiter zu einer Diskussionsveranstaltung eingeladen. Ich würde mich freuen, auch Sie am Dienstag, den 25.06.2013 um 18:30 Uhr im Rudolf-Alexander-Schröder Haus in Würzburg begrüßen zu dürfen.



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