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11 Oktober 2017

Meine Rede zu der Interpellation „Bewegtes Lernen 2020“

Es muss Bewegung ins Lernen kommen


In der Plenarsitzung des Bayerischen Landtags wurde auch die Interpellation „Bewegtes Lernen 2020“, die aus meiner Feder stammt, behandelt. Durch diese parlamentarische Initiative sollte endlich Licht ins sportliche Dunkel des Freistaates gebracht werden. Denn immer noch laboriert der Schulsport in Bayern an den Folgen des Stoiber’schen Kahlschlags nach dem berüchtigten Kienbaum-Gutachten.




Bewegung hält gesund

Das Thema der Stärkung des Schulsports ist unter anderem deshalb so wichtig, weil sich alle Experten mittlerweile einig sind, dass regelmäßige Bewegung nicht nur den kognitiven Fähigkeiten von Schülern zu Gute kommt, sondern auch nachhaltig deren Gesundheit fördert. Nicht nur angesichts der jüngsten alarmierenden Meldungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der zufolge heute etwa jedes vierte Kind in Deutschland zu dick ist, sondern auch in Anbetracht der steigenden Fallzahl von Stoffwechselerkrankungen (zum Beispiel Diabetes) bei Kindern im Grundschulalter hat die Relevanz der Bewegung und des Sports im Kontext der Schule weiter zugenommen. So empfiehlt auch die WHO, diesem Trend durch eine Trias aus Ernährungsbildung der Eltern, qualitative Verbesserung des Schulessens und mehr Sport (auch und insbesondere in der Schule) entgegenzuwirken.




Warum wir eine verpflichtende dritte Sportstunde in der ersten Klasse brauchen

Aus den Antworten der Staatsregierung auf die eingereichte Interpellation geht hervor, dass hinsichtlich des Sports an Bayerns Schulen großer Nachholbedarf besteht. So sind in den Stundentafeln der Jahrgangsstufen zwei bis vier zwar drei Sportstunden pro Woche vorgesehen. Doch ausgerechnet in der ersten Klasse sind nur zwei Stunden Sport pro Woche verpflichtend. Gerade mit der Einschulung setzt für die Kinder aber ein schwieriger Übergangsprozess ein: Während zuhause und im Kindergarten Bewegung und das Spielen zentrale Elemente des kindlichen Alltags darstellen, sind mit Eintritt in die Schulzeit sofort Disziplin, Ruhe und viel Sitzfleisch gefordert. Mehr Bewegung im Bereich der ersten Klassen kann den Kindern den obengenannten Übergang dagegen erleichtern. Selbstverständlich ist es richtig, dass Bewegung nicht im Sportunterricht verankert werden kann. Der Verweis auf verschiedene Projekte zur Bewegungsförderung ist daher legitim, wird aber allzu oft als Ausrede verwendet.


Um eine dritte verpflichtende Sportstunde in der ersten Klasse einzuführen, bedarf es nach Erkenntnissen aus der obengenannten Interpellation lediglich zusätzlicher 163 Stellenäquivalente. Es sollte doch wohl möglich sein diese im üppigen Staatshaushalts zum Wohl der Schüler irgendwie unterzubringen. Entsprechende Anträge wurden bislang stets von der CSU-Fraktion niedergestimmt.


Auch an den weiterführenden Schulen besteht Nachholbedarf

Aber auch an den weiterführenden Schulen entfalten die Sparmaßnahmen der Regierung Stoiber bis heute ihre Wirkung auf den Schulsport. Dies wird mit Blick auf den Sportindex für die Haupt- beziehungsweise Mittelschulen, Realschulen und Gymnasien deutlich. Dieser ist seit dem Schuljahr 1990/1991 für jede der genannten Schulformen gesunken. Seit dem Schuljahr 2005/2006 wird hier auch nach Jahrgangsstufen unterschieden. Es lässt sich daher feststellen, dass sich der Abwärtstrend des Sportindex an den weiterführenden Schulen ab der Jahrgangsstufe aufwärts bis heute fortgesetzt hat.


Auch hier stellt die Staatsregierung regelmäßig die Ohren auf Durchzug und verweist gebetsmühlenartig auf verschiedene Projekte (zum Beispiel die „Bewegte Pause“) oder auf die Entscheidungsfreiheit der Schulen vor Ort, die sich nach den ihnen gegebenen Strukturen richten müssen. Auch das kommt wie eine Ausrede daher. Schließlich könnte der Freistaat theoretisch ja auch für die entsprechenden Strukturen sorgen, damit der Schulsport an Bayerns weiterführenden Schulen (verpflichtend) ausgeweitet wird.




Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de


Spezialfall Schwimmunterricht


Der Schwimmunterricht stellt innerhalb des Schulsportes noch einmal einen Sonderfall dar. Ich habe bereits mehrfach darauf verwiesen, dass es hier neben dem Aspekt der Bewegung auch um das Erlernen einer mitunter überlebenswichtigen Fähigkeit geht. Umso dramatischer muss man Studienergebnisse einordnen, nach denen etwa jedes zweite Kind beim Übertritt von der Grundschule auf eine weiterführende Schule nicht ausreichend schwimmen kann. Das ist ein untragbarer Zustand, nicht zuletzt angesichts von 91 Todesfällen durch Ertrinken allein in Bayern im Jahr 2016 (Höchstwert aller Bundesländer!). Gleichzeitig gelten rund ein Drittel der Bäder in Bayern als sanierungsbedürftig. Viele von diesen sind akut von der Schließung bedroht. Ein adäquater Schwimmunterricht kann selbstverständlich nur auf der Basis der entsprechenden Infrastruktur gestaltet werden. Es ist Aufgabe des Freistaats Bayern hier endlich die nötigen Weichen zu stellen und die Kommunen und Schulträger nicht alleine zu lassen. Es scheint aber mitunter, als habe die Mehrheitsfraktion überhaupt kein Interesse an dem Thema und versuche die Probleme kleinzureden. Wie soll man sich sonst erklären, dass die CSU-Fraktion erst kürzlich (erfolglos) versucht hat eine Expertenanhörung zur Schwimmfähigkeit bayerischer Schüler im Innenausschuss zu verhindern?


Die Staatsregierung verschließt die Augen vor der Wahrheit

Leider wurde auch heute im Plenum von Regierungsseite wieder so getan als würden die eben angeführten Probleme allesamt nicht existieren. Vielmehr flüchtet man sich in Schönrederei und einfache Ausreden und verzichtet damit auf eine seriöse Auseinandersetzung mit den tatsächlich bestehenden Mängeln und möglichen effektiven Gegenmaßnahmen. Was von der Interpellation „Bewegtes Lernen 2020“ bleibt, ist eine ganze Fülle an Zahlen, Daten und Fakten zum Schulsport in Bayern, mit der man weiterarbeiten kann. Dem positiven Fazit in Hinblick auf den Zustand des Schulsportes von Seiten der Regierung kann ich mich allerdings nicht anschließen. Dies werde ich in meiner parlamentarischen Arbeit auch weiterhin deutlich machen, bis die Staatsregierung vielleicht irgendwann einmal ein Einsehen hat.



9 Januar 2017

Schwimmunterricht ohne Schwimmbäder?

„Jedes Kind muss schwimmen können!“, das ist schon lange eine Forderung der FREIE WÄHLER Landtagsfraktion. Dass die Durchführung des Schwimmunterrichts vor Ort aufgrund widriger Umstände wie fehlendem Personal und der Gefahrenlage immer schwieriger wird, leuchtet mir ein, dennoch heiße ich das nicht für gut. Geschlossene oder stark sanierungsbedürftige Schwimmbäder machen die Situation zusätzlich nicht besser.


Die Kommunen kämpfen, vor allem im ländlichen Raum, mit den vielfältigsten Aufgaben. Nun kommt vielerorts noch das Problem „Schwimmbad“ hinzu. Schwimmbäder zählen zu den freiwilligen Aufgaben der Kommune und sind somit auch finanziell nicht Landes- oder Bundesangelegenheit. Aufgrund fehlender Finanzmittel werden Schwimmbäder jedoch immer öfter geschlossen, anstatt saniert. Das Problem der Kommunen kann ich verstehen – das Geld ist knapp und es brennt an vielen Ecken und Enden. Dennoch kann es nicht sein, dass nun auch noch fehlende Schwimmgelegenheiten dem Schwimmen lernen im Wege stehen.




Michael Ziltz  / pixelio.de

Michael Ziltz / pixelio.de


In Unterfranken wurden bereits fünf Schwimmbäder geschlossen, zum Beispiel in Triefenstein. Das Schwimmbad in Frammersbach ist laut einer Anfrage an das Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr von einer Schließung bedroht, viele weitere sind stark sanierungsbedürftig – ganz zu schweigen von den generell sanierungsbedürftigen Schwimmbädern im Regierungsbezirk.


Im Zuge der Schwimmbadsanierung gibt es natürlich verschiedene Förderprogramme wie beispielsweise die Förderung öffentlicher Schwimmbäder über das Finanzausgleichsgesetz, solange es sich um schulisch genutzte Becken handelt. Auch das Kommunalinvestitionsprogramm sieht Förderungen vor, wenn eine energetische Sanierung ansteht und das Schwimmbad der Schulinfrastruktur zuzuordnen ist. Hiervon hat beispielsweise nun die Gemeinde Triefenstein für das sanierungsbedürftige Bad in Lengfurt profitiert. Dennoch ist das nicht genug, denn auch der Unterhalt eines Schwimmbades stellt für Kommunen oft eine enorme Belastung dar. Ich plädiere daher für ein bayernweites, kommunales Förderprogramm, um den Erhalt kommunaler Schwimmbäder zu gewährleisten. Diese von uns FREIEN WÄHLERN schon öfter beantragte Forderung wurde von der CSU-Mehrheit nun schon mehrfach abgelehnt.


Erfreulicherweise hat sich der Einsatz in meinem Heimatort Gemünden bereits gelohnt, doch das soll kein Einzelfall bleiben. Ich werde mich deshalb auch weiterhin stark machen und zwar sowohl für die Sanierung kommunaler Schwimmbäder als auch für den Schwimmunterricht an allen Schulen, denn Schwimmen ist eine Grundfertigkeit, die Leben retten kann! Deswegen habe ich auch freudig zur Kenntnis genommen, dass der Bürgerentscheid zum Abriss des Hallenbades diesen nun vorerst einmal gestoppt hat.



15 Juli 2016

Jedes Kind muss schwimmen können

Es ist der Alptraum jeder Lehrkraft: man geht mit seiner Klasse schwimmen, das Unfassbare passiert und ein Kind kämpft im Wasser um sein Leben. Klingt sehr dramatisch, ist aber nicht weit her geholt. Jährlich ertrinken bundesweit ca. 400 Menschen, Bayern nimmt hier in der Bundeländerstatistik leider die traurige Spitzenposition ein. Zu diesem Ergebnis kam die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in einer ihrer Studien, die mich in meiner Meinung, dass jedes Kind das die Grundschule verlässt schwimmen können sollte, bestätigt.


Dass dies jedoch nicht der Fall ist, belegen Zahlen deutlich: rund ein Drittel aller Kinder verlässt die Grundschule, ohne richtig schwimmen zu können. Schwimmen ist eine Lebenskompetenz, die früh gelernt sein sollte. Wir FREIE WÄHLER setzen uns im Bayerischen Landtag daher vehement für eine Verbesserung des Schwimmunterrichts ein.




S. Flaisch  / pixelio.de

S. Flaisch / pixelio.de


Dass eine Lehrkraft mit 28 Kindern keine effektive Schwimmausbildung gewährleisten kann, liegt auf der Hand. Ich bin daher der Meinung, dass die Gruppengröße auf 15 Kinder pro Lehrkraft beschränkt werden muss. Außerdem würde eine Kooperation mit DLRG und Wasserwacht zusätzlich Sicherheit und Hilfestellung bieten. Mein Wunsch ist es, dass die Weichen so gestellt werden, dass in der vierten Jahrgangsstufe alle Kinder das Jugendschwimmabzeichen Bronze, also den Freischwimmer, erreicht haben und damit als „sichere Schwimmer“ gelten.


Um die Transparenz auch nach dem Übertritt zu gewährleisten ist es außerdem sinnvoll, die Schwimmfähigkeit des jeweiligen Kindes im Übertrittszeugnis festzuhalten. Dass unsere Anträge von der Regierungsmehrheit der CSU abgelehnt wurden, halte ich für einen Skandal. Unter den aktuell widrigen Bedingungen wird der Schwimmunterricht an Schulen eher stiefmütterlich behandelt, wenn sich nicht bald etwas tut, ist es aus mit der Schwimmfähigkeit aller Kinder.



8 Juli 2016

Meine Woche

Es war zwar nur eine kurze, rund einstündige Rückkehr in meine berufliche Vergangenheit als Sportlehrer an der Dr. Karl-Kroiß-Schule für Hörgeschädigte, aber dafür ein umso angenehmerer Termin. Beim bayerischen Landesschulsportfest in Ismaning traf ich nicht nur einige meiner früheren Schülerinnen und Schüler, sondern auch viele ehemalige Kolleginnen und Kollegen. Als wäre ich nie weg gewesen! Was mir bei dieser Veranstaltung einmal mehr klar wurde und wofür ich schon seit mehreren Jahren im Landtag werbe, besser gesagt kämpfe, ist die eigenständige Betrachtung der Hörschädigung. Zwar ist es im Zeitalter der Inklusion für viele meiner Landtagskolleginnen und –kollegen nicht nachvollziehbar, warum es noch eigene Sport-Wettbewerbe für Gehörlose und Schwerhörige geben soll, wenn man diesen doch eine Teilnahme an Wettbewerben hörender Sportler oder eine Verquickung mit den übrigen Behindertensportlern ermöglichen kann, aber alleine der Blick auf die Starts bei den Kurzstreckensprints  in Ismaning haben mich in meiner Auffassung einmal mehr bestätigt.


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Ein „hörender“ Starter hatte keinerlei Einfühlungsvermögen für die hörgeschädigten Schüler, weder von seiner schnellen und von Hörgeschädigten nicht zu verstehenden Sprache („Auf-die-Plätze-fertig-Schuss“) noch von seiner Gestik oder Mimik, sodass eine Reihe von Schülern den Startschuss erst gar nicht mitbekommen haben und hinterherliefen.


Dies ist ein Paradebeispiel, wie Politik des Öfteren an der Realität vorbei diskutiert wird und bestimmte Personenkreise dadurch richtiggehend um ihre Rechte kämpfen müssen. Erst letzte Woche hatten wir dazu im Landessportbeirat die Diskussion zum Antrag des Bayerischen Gehörlosen-Sportverbandes auf Sitz und Stimme in diesem Gremium. Mit 18 zu 1 und an den Haaren herbei gezogenen Argumenten wurde ich niedergestimmt. Argumente wie „dann kämen alle anderen 53 Sportfachverbände des Bayerischen Landes-Sportverbandes und wollten auch Sitz und Stimme in dem Gremium“ oder „die Gehörlosen seien durch den Versehrten- und Behindertensportverband dort ausreichend vertreten“, zeugen von wenig Sachverstand, denn interessanterweise ist der Gehörlosensport sowohl weltweit mit den Deaflympics, also den Weltspielen der Gehörlosen, als auch bundesweit im Deutschen Olympischen Sportbund als Fachverband mit besonderer Aufgabenstellung eigenständig organisiert und anerkannt.


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Wer einmal die Erfahrung machen will, warum Gehörlose und Schwerhörige eben anders zu betrachten sind als andere behinderte Menschen, der sollte sich einmal zu einer Veranstaltung von hörgeschädigten Menschen begeben und versuchen, dort anzudocken. Spätestens dann, wenn die Gebärden dominieren und die Lautsprache nur in Fragmenten zu vernehmen ist, würde Jederfrau und -mann klar werden, dass es noch schwieriger sein müsste, einem solchen benachteiligten Menschen etwa die Feinheiten eines Flops im Hochsprung oder das Dribbeln im Basketball beizubringen.


Insofern bin ich zumindest glücklich darüber, dass wir es mit vereinten Kräften geschafft haben, dass nun der Gehörlosensport ins Nachwuchs-Leistungssportkonzept des Freistaates aufgenommen worden ist und künftig die gehörlosen Sportler strukturierter und organisierter auftreten können. Freilich gilt es bis dahin noch die hohe Hürde der Finanzierung des Nachwuchsleistungssportkonzeptes durch den Bayerischen Landtag im Doppelhaushalt 2017/1708 zu nehmen.


 



22 Januar 2016

Wie wichtig ist der Sportunterricht an bayerischen Schulen?

Sport macht glücklich. Studien zeigen immer wieder, dass Bewegung Stresshormone abbaut. Wenn wir Sport machen, fährt unser Körper die Produktion von Adrenalin oder Cortisol herunter und schüttet körpereigene Glücksstoffe, besser bekannt als Endorphine, aus. Meiner Meinung nach begründet das die Notwendigkeit des Sportunterrichts an Schulen deutlich: Bewegung macht glücklich, Schülerinnen und Schüler können sich austoben und den schulischen Druck reduzieren.


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Wir leben in einem Medienzeitalter. Vor allem nach den Ferien geben Schüler auf die Frage, was sie in den Ferien denn so alles gemacht hätten, oft eine Standardantwort: „Wir haben gezockt.“ Ausschweifungen, wer wo bei wem zu Besuch war und welche Spiele gespielt wurden, folgen natürlich im Detail. Selten zu hören bekommt man Antworten, die etwas mit Bewegung und Frischluft zu tun haben. Schade eigentlich. Umso wichtiger ist es meiner Meinung nach, dass der Sportunterricht an Schulen stattfindet.


Um herauszufinden, wie sich der Sportindex, also die Anzahl der tatsächlich erteilten Wochenstunden im Fach Sport, an den verschiedenen Schularten entwickelt hat, habe ich eine Anfrage an das Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst gestellt.


Generell beträgt der Sportindex an Grundschulen in der Jahrgangsstufe 1 zwei Wochenstunden Sport und in den Klassen der Jahrgangsstufen 2 bis 4 jeweils drei Wochenstunden Sport. Diese sind verbindlich zu erteilen, allerdings gibt es auf die Frage nach ausgefallenen Sportstunden keine aussagekräftige Antwort.


An Mittelschulen betrug der Sportindex im Schuljahr 2013/14 in den Jahrgangsstufen 5 bis 6 2.99 und in den Jahrgangsstufen 7 bis 10 2,54. Bedauerlicherweise ist der Sportindex im Schuljahr 2014/15 sowohl in den Jahrgangsstufen 5 bis 6 als auch in den Jahrgangsstufen 7 bis 10 gesunken. Zwar reden wir hier nur von einer Herabsenkung auf 2,91 bei den 5. und 6. Klassen und auf 2,51 bei den Jahrgangsstufen 7-10, allerdings nimmt der Sportunterricht meines Erachtens sowieso schon einen untergeordneten Stellenwert ein. Dabei ist Sport ein gelungener Ausgleich, vor allem auch für Schülerinnen und Schüler mit ADHS, Flüchtlingskinder oder lernschwache Kinder und Jugendliche.


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Ich fordere deshalb weiterhin mehr Sport an bayerischen Schulen – und hier gehört selbstverständlich auch der Schwimmunterricht dazu. Warum ich mich so vehement für die verbindliche Durchführung des Schwimmunterrichts einsetze, können Sie hier nachlesen. Wie wichtig ist also Sport an Bayerns Schulen? Er ist zweifelsohne wichtig, doch meiner Meinung nach noch nicht wichtig genug!



4 Januar 2015

Sport – höherer Stellenwert in der Gesellschaft erforderlich

Als bislang einzige Landtagsfraktion haben wir FREIE WÄHLER das in den vergangen sechs Jahren bis dato nur stiefmütterlich behandelte Thema Schulsport  aufgegriffen und in einem parlamentarischen Abend im Maximilianeum im Beisein von rund 150 Gästen unter der Fragestellung „Was braucht der Sport an unseren Schulen?“ diskutiert. Auf meine Einladung hin nutzten auch viele politikinteressierte mainfränkische Bürger die Gelegenheit, um bei einer eigens organisierten Fahrt nach München mir nicht nur über die Schulter zu schauen, sondern auch den politischen Diskussions- und Meinungsbildungsprozess hautnah mit zu erleben.

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Nach wie vor fallen wöchentlich an Bayerns Schulen rund 26 000 Sportstunden ersatzlos aus! Diese auf den ersten Blick fast unglaubliche Zahl resultiert noch aus der Sparpolitik-Ära des früheren Ministerpräsidenten Stoiber, der glaubte mit einem von der Unternehmensberatungsfirma KIENBAUM erstellten Studie den sogenannten differenzierten Sportunterricht nicht mehr von Sportlehrern unterrichten lassen zu müssen, sondern von deutlich billigeren Übungsleitern. Doch so ökonomisch die Idee klang, so unrealistisch war sie, denn Übungsleitern haben selten am Nachmittag Zeit um Schulkinder zu unterrichten, da sie im Vereinssport in den allermeisten Fällen nur ehrenamtlich arbeiten. Die Folge war und ist bis jetzt verheerend für den Schulsport an Bayerns Schulen. Die eingesparten Sportlehrerstellen wurden nicht wieder eingestellt und Bayerns Schulkinder bewegen sich seitdem deutlich weniger.

In einer intensiven Diskussion stellten sich die fachkundigen Referenten wie Dr. Monika Siegrist und Dr. Carolina Olufemi von der TU München, Sebastian Bauer vom Idealverein für Sportkommunikation u. Bildung e.V. Schweinfurt mit Stellvertreterin Karin Eberle sowie Barbara Roth, Präsidentin des Deutschen Sportlehrerverbandes im Landesverband Bayern und Harald David, Fachleiter für die Ausbildung von Sportlehrern in Erlangen, kritischen Fragen zur Zukunft und den Perspektiven des Schulsports.

Hierbei wurden mögliche Wege eruiert, um Kinder und Jugendliche zu mehr Sport und Bewegung zu bringen. Als selbst ehemals tätiger Sportlehrer sehe ich hier ganz klar die Politik in der Verantwortung, um brauchbare Rahmenbedingungen zu schaffen. Schließlich war bis zu den massiven Streichungen von Sportlehrerstellen im Jahr 1966 Bayern das Bundesland Nr. 1 im Schulsport. Heute werden bestenfalls die Basisstunden Sport sichergestellt, ganze zwei Sportstunden pro Woche. Dass Sport, gerade auch Schulsport, als „Entwicklungsbeschleuniger“ zum Wohle der Kinder und Jugendlichen beiträgt und auch besseres kognitives Lernen ermöglicht, darüber waren sich alle Podiumsdiskussionsteilnehmer einig.

Interessant und neu war für viele Zuhörer die Erkenntnis, dass mit steigendem Medienkonsum auch die Zahl der übergewichtigen Kinder enorm anstieg. Die Folge: 34 Prozent der Kinder können heute gar nicht oder nur schlecht schwimmen – gleiches gilt für das Fahrradfahren. Deshalb stimmten die Experten überein, dass mehr regelmäßige Bewegungs- und Sportangebote im Gesamtkontext einer „gesunden Schule“ stehen und diese vor allem Spaß machen, Erfolgserlebnisse vermitteln und Anleitung für einen gesunden Lebenswandel bieten sollen.

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Deshalb fordere ich auch, die Sport-Lehrpläne grundsätzlich zu überdenken: Der Schulsportunterricht soll Anleitung zum lebenslangen Bewegen und Sporttreiben sein und deshalb gehört sicher auch der Leistungsgedanke dazu, aber die Freude muss im Vordergrund stehen. Jeder Schüler sollte die Sportart machen, die ihm Spaß macht und sich nicht zwanghaft bei der Rolle vorwärts die Freude am Sporttreiben verlieren.

Deutlich gestiegenen Änderungsbedarf sehe ich auch im Hinblick auf das Angebot von geschlechterspezifischem Sportunterricht. Ebenso müssen Turnstätten moderner ausgestattet werden, damit auch Trendsportarten, welche Kinder und Jugendliche begeistern, im Sportunterricht praktiziert werden können. Hierzu bedarf es natürlich der politischen Bereitschaft, neue bauliche Konzepte auch finanziell zu fördern.

Ein großer Kritikpunkt war ebenfalls, dass vor allem an Grundschulen viele Lehrer lediglich eine Zusatzqualifikation Sport hätten und dadurch oftmals nicht in der Lage seine, qualifizierte Sportstunden zu halten. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass die Folgen des Bewegungsmangels die Gesellschafft ein Vielfaches mehr kostet, als ein deutliches Plus von Sportlehrkräften an Schulen. Deshalb steht für mich außer Frage: der Sport muss generell wieder einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft bekommen! Daher setzen wir  FREIE WÄHLER uns auch zukünftig weiterhin energisch für eine Stärkung des Sportunterrichts an den Schulen ein.


31 Mai 2013

Eltern werden fürs G9 abstimmen

Es klingt auf den ersten Eindruck als ein mehr als schwerwiegender Vorwurf, den Mediziner den Machern des G8 entgegen halten: Psychostress versus Medikamentenversuche. Aber was ist dran angesichts der rapide nach oben schnellenden Verordnungen von Ritalin und Co an Schülerinnen und Schüler in Bayern? Da darf die Frage „G8 oder „Wie viel halten Schüler aus?“ durchaus gestellt werden.




Dr. Klaus-Uwe Gerhardt / PIXELIO / pixelio.de




Immer wieder erschreckend finde ich es, Wortmeldungen von betroffenen Schülern zu lesen, wie beispielsweise die Folgende: „Ich finde es wirklich sehr gut von Ihnen, dass sie sich darum bemühen, G8 abzuschaffen, finde es auch traurig, dass erst in den letzten zwei Jahren Menschen darauf gekommen sind, dass das G8 keine gerechtfertigte Lernform ist, unter dem Gesichtspunkt ‚Das G8 stellt eine Verletzung der UN Kinderrechte dar‘. Traurig finde ich es allerdings, dass mein Jahrgang (ich gehe momentan in die 11te Klasse eines Gymnasiums) einfach seit der fünften Klasse mit dem G8 konfrontiert und im Stich gelassen wurde und jedes Schuljahr merken musste, dass etwas mit den Anforderungen und den verlängerten Schultagen nicht stimmt. Damals hat sich niemand dafür interessiert, ich fühle mich wie jemand, dessen Jahrgang man zusammen mit anderen dazu ausgenutzt hat, um zu testen, ob G8 anwendbar ist. Meiner Meinung nach müsste man diejenigen, die G8 ins Leben gerufen haben, direkt ihres Amtes entheben, da sie diesem nicht gewachsen zu sein scheinen. Tun Sie was sie können, Herr …., um G8 abzuschaffen. Meine volle Unterstützung haben Sie dafür“.


Vergegenwärtigt man sich diese Beschreibungen einer Elftklässlerin, dann ist es umso dringender erforderlich unser Volksbegehren zügig voran zu treiben. Mit der von uns angestrebten Wahlfreiheit zwischen G8 und G9neu werden wir einen wichtigen Zwischenschritt hin zur Abschaffung des G8 machen. Ich bin mir ganz sicher, dass auch Bayerns Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern mit den Füßen abstimmen werden und nach einer Wahlfreiheit das G8 „endlagern“. Die Beispiele in Hessen und Baden-Württemberg zeigen uns, dass dort der Trend – ist die Wahlfreiheit erst einmal erreicht – ungebrochen zum G9neu führen wird.


So haben sich beispielsweise am Gymnasium Rutesheim, in dessen Einzugsgebiet die Ingenieure von Bosch und Porsche wohnen, trotzdem – oder gerade deswegen – fast alle Eltern in diesem Jahr bei der Anmeldung für das G 9 entschieden, so dass das Gymnasium vollkommen (fünfzügig) auf G 9 umgestellt wird. Diese Eltern wollen ihren Kindern einfach etwas mehr Zeit gönnen für die Bewältigung ihres Pensums und für außerschulische Aktivitäten. In Pforzheim wurde ein Gymnasium nahezu überrannt mit G 9 Anmeldungen, statt fünfzügig wie im letzten Jahr könnten es nun zehnzügig werden. Die Schüler werden jetzt auf ein benachbartes Gymnasium umgeleitet, so dass neun G 9 Züge eingerichtet werden können. Ähnliche Voraussagen wage ich für unseren Freistaat, wenn wir die Wahlfreiheit erkämpft haben.




Marvin Siefke / PIXELIO / pixelio.de




In einem neuen G9 müssen dann längstens auch endlich die von Ärzten angemahnten Aspekte von mehr Bewegung und Gesundheitserziehung mit einfließen. Schließlich beobachten wir seit Jahren mehr Typ II Diabetes in immer jüngeren Jahren, ebenso Depression usw.. Versuche auch von uns FREIEN WÄHLERN mit entsprechenden parlamentarischen Initiativen mehr Schulsport ins Schulsystem zu implementieren, prallten an den Wänden des Kultusministeriums ab. Nach wie vor werden wöchentlich rund 40 000 Sportstunden an Bayerns Schulen nicht gehalten, obwohl der Lehrplan diese ausweist - den Kultusminister stört es nicht.


Ohnehin gab es nie ein pädagogisches Argument für das G8, aber heute gibt es jede Menge gesellschaftspolitisch hochrelevanter Argumente für ein neues, modernes G9 mit zukunftsrelevanten Themen wie mehr Bewegung, mehr Übung in Präsentation, Diskussionsführung, analytischem Denken,  Social Skills und ähnlichem. Dies muss allerdings sorgfältig entwickelt werden und in einem solchen Prozess befinden wir uns. Bei einem erfolgreichen Volksbegehren könnte das Schuljahr 2014/15 der Beginn einer neuen Ära für Bayerns Gymnasiasten sein. Schule sollte dann auch am Gymnasium wieder Spaß machen dürfen – auch den Lehrern!


Von denen erhalte ich im Übrigen auch vermehrt Zustimmung, wie beispielhaft folgende Mail darlegt: „Nicht nur als Lehrer am ….-Gymnasium M. , sondern auch als Personalrat und Sprecher eines Arbeitskreises ´Bildung und Politik´ der Personalräte der Gymnasien in M. schicke ich Ihnen auf diesem Weg ein paar Gedanken zum Stand des bayerischen Gymnasiums aus Lehrersicht. Entstanden sind sie im vergangenen Herbst. Kerngedanke war und ist ein "Tempo 30", d.h. die Tatsache, dass mehr als 30 Unterrichtsstunden pro Woche nur zerstörend in mehrerlei Hinsicht wirken.  Zum Ausdruck soll mit der kleinen Mail gebracht werden, wie sehr viele Lehrerinnen und Lehrer (abgesehen von vielen Eltern) Ihre Initiative des Volksbegehrens begrüßen und eine strukturelle Änderung des bestehenden Gymnasiums als Voraussetzung für einen vernünftigen Weg sehen“.


Schon teilweise lächerlich finde ich dagegen die vehementen Versuche der Eltern- und Lehrerverbände unser Volksbegehren „per Anordnung“ zu bekämpfen. So widerspricht sich der bpv in einer Pressemitteilung vom 30.4.2013, indem er einerseits sagt „Es wäre fatal, eine Schulart aufzubauen, die ein Zwei-Klassen-System anbietet! Weder darf es eine Unterscheidung zwischen Stadt- und Landgymnasien, noch eine solche zwischen einem Gymnasium für gute und geeignete Schülerinnen und Schüler und einem solchen für weniger gute und geeignete geben! Wir brauchen für unser Gymnasium einen einheitlichen Charakter, um gymnasiale Bildung ‚aus einem Guss‘ weiter zu gewährleisten“.


Das klingt ja geradezu nach einem weiter so, wie wir FREIE WÄHLER es nicht haben wollen. Wir wollen ein Gymnasium mit mehr Gerechtigkeit und Zeit zum Lernen und Leben. Und wenn dann der bpv in selbiger Pressemitteilung einige Sätze weiter folgert: „Seit der Einführung des achtjährigen Gymnasiums hat der bpv immer darauf hingewiesen, dass viele Schülerinnen und Schüler das Ziel gymnasiale Bildung besser in neun Jahren erreichen“ frage ich mich schon, wo denn jetzt die tatsächliche Zielrichtung dieses Lehrerverbandes ist?



28 März 2013

Vom Zappel- und vom Sorgenphilipp

Die Fakten sind besorgniserregend und aufschreckend zugleich. Die Anzahl deutscher Kinder und Jugendlicher, die laut Diagnose ihrer Ärzte am sogenannten Zappelphilipp-Syndrom leiden, ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Bei sage und schreibe 620 000 Jungen und Mädchen stellten die Mediziner 2011 eine Konzentrationsstörung in Verbindung mit Hyperaktivität, dem sogenannten ADHS, fest. Im Vergleich zum Jahr 2006 ist das ein Anstieg um 42 Prozent!





Jetti Kuhlemann / PIXELIO / pixelio.de


Was ist bloß passiert in diesen fünf Jahren und was ist los mit unseren Kindern? Diese und ähnliche Fragen stellen sich Lehrer, Eltern und Wissenschaftler gleichermaßen. Anhand dieser Diagnosezahlen der größten deutschen Krankenkasse, der Barmer GEK, steht Deutschland damit an der Weltspitze was die Anzahl der ADHS-Fälle angeht!
Was können wir dagegen tun? Als Bildungspolitiker und aus Eigenerfahrung als Lehrer weiß ich, dass hier gerade kleine Klassengrößen äußerst wirksam helfen, was wir FREIE WÄHLER seit langer Zeit immer wieder und noch fordern. Schön zu beobachten war es in meiner Zeit als Lehrer stets, wenn Schüler von einer Regelschule mit relativ großen Klassengrößen jenseits der 20 zu uns an die Förderschule gekommen sind und in einem kleinen Klassenverbund (unter 15) plötzlich aufgeblüht sind und deren Bildungsweg dann eine ganz andere, positive Wende genommen hat. Eine zweite Lehrkraft sollte nach unserer Einschätzung deshalb vor allem in der 1. und 2. Jahrgangsstufen zur Differenzierung und individuellen Förderung verpflichtend werden. Ich bin sicher, damit könnte man Vieles verbessern. Das kostet natürlich Geld und es braucht dazu neue Lehrerstellen, aber: besser präventiv Geld ins System stecken als später noch teurer nachbessern.





Dieter Schütz / PIXELIO / pixelio.de


Am häufigsten wird die ADHS-Krankheit im Übrigen im Alter von zehn Jahren festgestellt. Im Jahr 2011 war jeder achte Junge dieses Alters von ADHS betroffen, dagegen litten jedoch nur 4,4 Prozent der Mädchen an dem Syndrom. Äußerst bedenklich in meinen Augen ist der von vielen Medizinern verordnete Griff zur Pille, denn mit ähnlichem Ausmaß nahm die Behandlung von ADHS mit dem Wirkstoff Methylphenidat, besser bekannt unter dem Handelsnamen Ritalin, zu. Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen bis zum Alter von 19 Jahren, die eine solche Pille nahmen, stieg insgesamt um 35 Prozent. Das Medikament ist umstritten, unter anderem deshalb weil es nur die Symptome der Krankheit mildert, sie aber nicht heilt.


Wir FREIE WÄHLER sind überzeugt, dass auch hier der Unterricht in einer rhythmisierten Ganztagsschule unter mehr Einbringung von Fächern wie Musik, Kunst und Sport positive Veränderungen bringen würde. Aus Amerika sind Studien bekannt, die gerade dem täglichen Sporttreiben beim Zappelphilipp-Syndrom heilsame Wirkung zuschreiben. Auch diesbezüglich haben wir im Landtag im vergangenen Jahr eine Initiative gestartet, die jedoch seitens der Regierungskoalition abgeschmettert wurde. Es sei nötig, aber nicht umsetzbar, war das tolle (!) Argument.





streeckie / PIXELIO / pixelio.de


Meines Erachtens laufen wir als Gesellschaft Gefahr, dass wir eine ADHS-Generation produzieren, wenn wir nicht gegensteuern. Doch scheint mir die große Politik da derzeit schwerhörig. Ich bin sicher, Pillen sind der falsche Weg. Auffällig ist insbesondere die Verteilung der Diagnosen in der Bundesrepublik. So trat ADHS bei zehn- bis zwölfjährigen Kindern in Mecklenburg-Vorpommern kaum auf. In meinem Regierungsbezirk Unterfranken hingegen gab es mehr als doppelt so viele Fälle wie im Bundesdurchschnitt. Das ist auch im internationalen Vergleich ein hoher Wert. So bezeichnen Experten Würzburg als „Welthauptstadt der ADHS-Fälle“.


Die hohe Anzahl der hiesigen Fälle erklärt sich nach Angaben der Experten vor allem durch die vielen Kinder- und Jugendpsychologen, die in der Gegend ansässig seien. Zudem sei die medizinische Fakultät in Würzburg auf die Ausbildung von Medizinern dieser Disziplin spezialisiert. Angeblich seien die Anzahl der Fälle unter diesen Umständen eindeutig angebotsgesteuert.


Was noch ins Auge fällt ist die Tatsache, dass laut Studie junge Eltern häufiger Kinder mit ADHS haben, als ältere. Zudem trete die Krankheit in Akademiker-Haushalten seltener auf, und auch die Verschreibung von Ritalin sei dort seltener. Viele Eltern aus sozial schwächeren Schichten stünden offenbar unter hohem Druck, wenn ihre Kinder auf eine fortführende Schule wechselten. Wenn insbesondere die Jungen dann als auffällig gälten, liege das auch an deren im Vergleich zu Mädchen deutlich höherem Bewegungsdrang. Auffällig, und das gibt mir als Bildungspolitiker zu denken, ist schon, dass die ADHS-Diagnosen in einer Zeit zunehmen, in der wir erwarten, dass unsere Kinder immer früher lernen. Deshalb sage ich schon immer, gebt den Kindern mehr Zeit. Zeit für die Reife!



29 März 2012

Mehr Geld für die Sportvereine

Die Sportvereine dürfen sich ein bisschen freuen wenn nun in diesen Tagen der Nachtragshaushalt 2012 vom Bayerischen Landtag verabschiedet wird, denn sie enthalten auch zwei Positionen, die mir als Vertreter des Sports sehr am Herzen liegen: Zum einen die Erhöhung der Investitionsförderung im Sportstättenbau und zum anderen die Erhöhung der sogenannten Vereinspauschale.



Mit der Vereinspauschale wird vor allem der Sportbetrieb in den Vereinen unterstützt und orientiert sich vornehmlich an den Mitgliederzahlen, aber auch an der Qualität der Betreuung und der Nachwuchsgewinnung. So zählen Kinder und Jugendliche als Mitglieder deutlich mehr als Erwachsene, was auch nachvollziehbar ist, denn nur wer sich der Nachwuchsförderung widmet, wird auch langfristig als Sportverein existenzfähig sein.



Der Erhöhung der Vereinspauschale waren wir FREIEN WÄHLER schon in den Doppelhaushaltsverhandlungen auf der Spur, jedoch lehnte die Regierungskoalition damals eine Erhöhung noch ab. Nunmehr wird zwar die Gesamtsumme der Ausschüttung für die Vereinspauschale um 750 000 Euro auf 18,6 Millionen Euro gesteigert, aber damit ist man immer noch mit rund 27 Cent, die als sogenannte Mitgliedereinheit (ME) berechnet wird, weit von der ursprünglichen Ausgangsmarke von ehemals 28,5 Cent pro ME entfernt. Es ist also nur ein kleiner Schritt und Ministerpräsident Horst Seehofer hat einmal mehr sein Versprechen, die Vereinspauschale wieder auf den ursprünglichen Ausgangswert zu erhöhen, gebrochen.



Bei der Sportstättenförderung kam es nun zum erwarteten großen Vor-Wahlkampfwurf der Regierungsparteien mit einer deutlichen Erhöhung der Mittel um 10 Millionen auf 16 Millionen Euro. Hier hatten wir schon in den letzten Haushaltsberatungen vergeblich eine Verstetigung der Fördermittel durch eine dauerhafte jährliche Erhöhung um drei Millionen Euro gefordert. Die CSU lehnte jedoch den Antrag jeweils mit der scharfsinnigen Begründung ab, dass die drei Millionen Euro nicht ausreichen würden, um den seit Jahren anstehenden "Zuschuss-Berg" abzubauen und sie deshalb dem Antrag nicht zustimmen könnten. Das ist Wahlkampftaktik gewesen, denn nun will man im Vorfeld der Landtagswahl den Vereinen wieder Sand in Form von Euros in die Augen streuen.





Nachwuchsförderung ist für Vereine unerlässlich. Foto: Marco Kröner/ PIXELIO



20 Februar 2012

Musik, Kunst und Sport als rhythmisierender Teil des Ganztagsunterrichts

Die Ganztagsschule ist auch in Bayern auf dem Vormarsch. Wenngleich die inhaltliche Gestaltung längst nicht überall konzeptionell soweit fortgeschritten ist, dass sie die Chance eines echten Ganztagsunterrichts effizient nutzt. Denn von einer echten Rhythmisierung, sprich einer konzeptionellen Abstimmung der Inhalte und einem damit verbundenen Wechsel zwischen reiner Wissensvermittlung und kognitiv-entlastendem Unterricht, kann bei den allerwenigsten Formen des Ganztagsunterrichts bisher die Rede sein. Wir FREIEN WÄHLER wollten nun mit der verpflichtenden Festlegung an den vier Nachmittagen der Woche auf einer der Fächer Sport, Musik und Kunst mit jeweils einer Stunde im Rahmen der zwölf zusätzlichen Unterrichtsstunden endlich dem Ganztagskonzept eine echte Rhythmisierung ermöglichen. Doch im Ausschuss für Bildung, Jugend und Sport wurde der Antrag mal wieder von CSU und FDP abgelehnt.

Übereinstimmend zeigten alle Fraktionen Sympathie für diesen Antrag ("ein durchaus verfolgenswertes Ziel"), aber bei der Abstimmung wiederum wollten die übrigen Fraktionen nicht so weit gehen. Darüber bin ich ehrlich gesagt nicht erstaunt, denn der Antrag hätte eine weitreichende Richtungsentscheidung bedeutet, den sowohl der Bayerische Landessportverband (BLSV) wie der Bayerische Musikrat seit langem verfolgen. So äußerte sich erst kürzlich der CSU- Kollege Dr. Thomas Goppel als Präsident des Bayerischen Musikbundes zustimmend. Vielleicht ist die Zeit noch nicht reif, aber ich bin überzeugt, die Zeit für diesen Antrag wird kommen.

Statt langweiligem, monotonem Blockunterricht bringt die Rythmisierung eine willkommene Abwechslung zwischen motorisch-musisch-künstlerische Anforderungen und zum Beispiel dem Fach Mathematik. Foto: "Marc Tirl" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by) http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de



Erst vor wenigen Tagen hatte eine FORSA-Umfrage der Techniker Krankenkasse ergeben, dass sich mehr als zwei Drittel der Schulkinder in Bayern an einem normalen Wochentag weniger als eine Stunde (!) bewegen. Der Bewegungsmangel habe langfristig negative Auswirkungen auf Konzentration und körperliche Verfassung der Schüler. Es drohen Haltungs- und Muskelschwäche, die ohnehin schon bei rund 40Prozent der bayerischen Schüler vorhanden sind. Jährlich wenden für deren Regulation die Krankenkassen rund 64 Millionen Euro in Bayern auf. Wie viel Sportlehrer könnte man dafür einstellen?

Auch für die bayerischen Musikschulen hätte dieser Antrag erhebliche Synergieeffekte mit sich gebracht, denn für die nachmittägliche Musikstunde hatten wir - und auch der Musikrat strebt dies an - eine Kooperation mit den örtlichen Musikschulen angedacht, sodass fachlich qualifizierter Unterricht erteilt hätte werden können. Damit hätten viele Musikschulen ein zusätzliches Betätigungsfeld gehabt und ihre Existenz sichern können. Für den Sportunterricht hätte sich für die Sportvereine eine Chance aufgetan den Fuß in die Türe des Ganztagsunterrichts zu bekommen.

Studien und Erfahrungsberichte aus vielen Ländern beweisen, dass durch motorisch-musisch-künstlerische Anreize sich auch die kognitiven Leistungen deutlich verbessern. Insgesamt also ein Weg der so in Zukunft wird beschritten werden müssen. Viele erfolgreiche Privatschul-Konzepte wie beispielsweise SALEM, das englische und amerikanische Schulsystem vertrauen seit Jahrzehnten auf diese ganzheitliche Unterrichtung der Kinder und Jugendlichen. Bayerns Schülerinnen und Schüler müssen noch ein bisschen warten.


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