Eltern werden fürs G9 abstimmen

31 Mai 2013

Eltern werden fürs G9 abstimmen

Es klingt auf den ersten Eindruck als ein mehr als schwerwiegender Vorwurf, den Mediziner den Machern des G8 entgegen halten: Psychostress versus Medikamentenversuche. Aber was ist dran angesichts der rapide nach oben schnellenden Verordnungen von Ritalin und Co an Schülerinnen und Schüler in Bayern? Da darf die Frage „G8 oder „Wie viel halten Schüler aus?“ durchaus gestellt werden.




Dr. Klaus-Uwe Gerhardt / PIXELIO / pixelio.de




Immer wieder erschreckend finde ich es, Wortmeldungen von betroffenen Schülern zu lesen, wie beispielsweise die Folgende: „Ich finde es wirklich sehr gut von Ihnen, dass sie sich darum bemühen, G8 abzuschaffen, finde es auch traurig, dass erst in den letzten zwei Jahren Menschen darauf gekommen sind, dass das G8 keine gerechtfertigte Lernform ist, unter dem Gesichtspunkt ‚Das G8 stellt eine Verletzung der UN Kinderrechte dar‘. Traurig finde ich es allerdings, dass mein Jahrgang (ich gehe momentan in die 11te Klasse eines Gymnasiums) einfach seit der fünften Klasse mit dem G8 konfrontiert und im Stich gelassen wurde und jedes Schuljahr merken musste, dass etwas mit den Anforderungen und den verlängerten Schultagen nicht stimmt. Damals hat sich niemand dafür interessiert, ich fühle mich wie jemand, dessen Jahrgang man zusammen mit anderen dazu ausgenutzt hat, um zu testen, ob G8 anwendbar ist. Meiner Meinung nach müsste man diejenigen, die G8 ins Leben gerufen haben, direkt ihres Amtes entheben, da sie diesem nicht gewachsen zu sein scheinen. Tun Sie was sie können, Herr …., um G8 abzuschaffen. Meine volle Unterstützung haben Sie dafür“.


Vergegenwärtigt man sich diese Beschreibungen einer Elftklässlerin, dann ist es umso dringender erforderlich unser Volksbegehren zügig voran zu treiben. Mit der von uns angestrebten Wahlfreiheit zwischen G8 und G9neu werden wir einen wichtigen Zwischenschritt hin zur Abschaffung des G8 machen. Ich bin mir ganz sicher, dass auch Bayerns Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern mit den Füßen abstimmen werden und nach einer Wahlfreiheit das G8 „endlagern“. Die Beispiele in Hessen und Baden-Württemberg zeigen uns, dass dort der Trend – ist die Wahlfreiheit erst einmal erreicht – ungebrochen zum G9neu führen wird.


So haben sich beispielsweise am Gymnasium Rutesheim, in dessen Einzugsgebiet die Ingenieure von Bosch und Porsche wohnen, trotzdem – oder gerade deswegen – fast alle Eltern in diesem Jahr bei der Anmeldung für das G 9 entschieden, so dass das Gymnasium vollkommen (fünfzügig) auf G 9 umgestellt wird. Diese Eltern wollen ihren Kindern einfach etwas mehr Zeit gönnen für die Bewältigung ihres Pensums und für außerschulische Aktivitäten. In Pforzheim wurde ein Gymnasium nahezu überrannt mit G 9 Anmeldungen, statt fünfzügig wie im letzten Jahr könnten es nun zehnzügig werden. Die Schüler werden jetzt auf ein benachbartes Gymnasium umgeleitet, so dass neun G 9 Züge eingerichtet werden können. Ähnliche Voraussagen wage ich für unseren Freistaat, wenn wir die Wahlfreiheit erkämpft haben.




Marvin Siefke / PIXELIO / pixelio.de




In einem neuen G9 müssen dann längstens auch endlich die von Ärzten angemahnten Aspekte von mehr Bewegung und Gesundheitserziehung mit einfließen. Schließlich beobachten wir seit Jahren mehr Typ II Diabetes in immer jüngeren Jahren, ebenso Depression usw.. Versuche auch von uns FREIEN WÄHLERN mit entsprechenden parlamentarischen Initiativen mehr Schulsport ins Schulsystem zu implementieren, prallten an den Wänden des Kultusministeriums ab. Nach wie vor werden wöchentlich rund 40 000 Sportstunden an Bayerns Schulen nicht gehalten, obwohl der Lehrplan diese ausweist - den Kultusminister stört es nicht.


Ohnehin gab es nie ein pädagogisches Argument für das G8, aber heute gibt es jede Menge gesellschaftspolitisch hochrelevanter Argumente für ein neues, modernes G9 mit zukunftsrelevanten Themen wie mehr Bewegung, mehr Übung in Präsentation, Diskussionsführung, analytischem Denken,  Social Skills und ähnlichem. Dies muss allerdings sorgfältig entwickelt werden und in einem solchen Prozess befinden wir uns. Bei einem erfolgreichen Volksbegehren könnte das Schuljahr 2014/15 der Beginn einer neuen Ära für Bayerns Gymnasiasten sein. Schule sollte dann auch am Gymnasium wieder Spaß machen dürfen – auch den Lehrern!


Von denen erhalte ich im Übrigen auch vermehrt Zustimmung, wie beispielhaft folgende Mail darlegt: „Nicht nur als Lehrer am ….-Gymnasium M. , sondern auch als Personalrat und Sprecher eines Arbeitskreises ´Bildung und Politik´ der Personalräte der Gymnasien in M. schicke ich Ihnen auf diesem Weg ein paar Gedanken zum Stand des bayerischen Gymnasiums aus Lehrersicht. Entstanden sind sie im vergangenen Herbst. Kerngedanke war und ist ein "Tempo 30", d.h. die Tatsache, dass mehr als 30 Unterrichtsstunden pro Woche nur zerstörend in mehrerlei Hinsicht wirken.  Zum Ausdruck soll mit der kleinen Mail gebracht werden, wie sehr viele Lehrerinnen und Lehrer (abgesehen von vielen Eltern) Ihre Initiative des Volksbegehrens begrüßen und eine strukturelle Änderung des bestehenden Gymnasiums als Voraussetzung für einen vernünftigen Weg sehen“.


Schon teilweise lächerlich finde ich dagegen die vehementen Versuche der Eltern- und Lehrerverbände unser Volksbegehren „per Anordnung“ zu bekämpfen. So widerspricht sich der bpv in einer Pressemitteilung vom 30.4.2013, indem er einerseits sagt „Es wäre fatal, eine Schulart aufzubauen, die ein Zwei-Klassen-System anbietet! Weder darf es eine Unterscheidung zwischen Stadt- und Landgymnasien, noch eine solche zwischen einem Gymnasium für gute und geeignete Schülerinnen und Schüler und einem solchen für weniger gute und geeignete geben! Wir brauchen für unser Gymnasium einen einheitlichen Charakter, um gymnasiale Bildung ‚aus einem Guss‘ weiter zu gewährleisten“.


Das klingt ja geradezu nach einem weiter so, wie wir FREIE WÄHLER es nicht haben wollen. Wir wollen ein Gymnasium mit mehr Gerechtigkeit und Zeit zum Lernen und Leben. Und wenn dann der bpv in selbiger Pressemitteilung einige Sätze weiter folgert: „Seit der Einführung des achtjährigen Gymnasiums hat der bpv immer darauf hingewiesen, dass viele Schülerinnen und Schüler das Ziel gymnasiale Bildung besser in neun Jahren erreichen“ frage ich mich schon, wo denn jetzt die tatsächliche Zielrichtung dieses Lehrerverbandes ist?



 

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