Mehrheit für G9

22 Juni 2013

Mehrheit für G9

Was will man mehr als dass einem der (politische) Gegner Recht gibt? Dies ist uns Freien Wähler dieser Tage hinsichtlich unseres Bestrebens am bayerischen Gymnasium eine Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 zu erreichen, ausgerechnet von einem Mann zuteil geworden, der seit Wochen gegen unser Vorhaben des Volksbegehrens wettert: der Vorsitzende der Bayerischen Direktorenvereinigung, Karlheinz Bruckner. Der treu zur CSU stehende Verband, ein elitärer Zirkel, in dem sich die Direktoren bayerischer Gymnasien austauschen, leistete schon bei der G8-Einführung wenig Widerstand. Das Volksbegehren von uns Freien Wählern zur Wahlfreiheit G8/G9 hat Bruckner nun aufgeschreckt.



In einem in dieser Woche verschickten dreiseitigen Rundbrief warnt der Leiter des Nürnberger Neuen Gymnasiums mit Verve vor unserer Initiative. Gleichzeitig gibt er aber auch zu, dass die Mehrheit der Eltern und Schüler das G9 bevorzugen würden. Er begründet dies mit der Erwartung, dass die neunjährige Form weniger anstrengend sei und die Eltern auf Nummer sicher gehen und sich dann im Wahlfall für diese Form entscheiden würden. Und auch für die Schüler prognostiziert er, dass diese „über Jahre gehört haben, wie schlecht das G8 ist“ und sich deshalb ebenfalls für das G9 entscheiden würden.


Wenigstens ehrlich ist der Herr Bruckner, wenngleich ihm missfällt, dass diese Initiative von uns Freien Wählern ausgeht und eben nicht von seiner staatstragenden CSU! Auch bei den Gymnasien selbst prognostiziert er, dass die überwiegende Mehrheit der Schulen für ein G9 votieren würde. Bemerkenswert immerhin, in seiner Stellungnahme gibt er den damaligen G8-Initiatoren (wer war das nochmal…?) von damals noch eine ordentlich mit auf den Weg und sagt: „Eine krasse aus der Hybris geborene politische Fehlentscheidung!“ Danke, Herr Bruckner!


Das ist für uns Freie Wähler eine Steilvorlage. Erst letzte Woche hatte die Süddeutsche Zeitung eine Umfrage zur Wahlfreiheit unter Bayerns Bürgerinnen und Bürger durchgeführt und dabei hatten sich 71 Prozent für das G9 ausgesprochen. Eine eigene unter den kürzlich zur Anmeldung an den Gymnasien anstehenden künftigen Fünftklässlern hatte gar „inoffizielle“ 81 Prozent G9er ergeben. Das macht uns Freien Wählern Mut für das in dieser Woche offiziell gestartete Volksbegehren. Mein Kollege und Generalsekretär Michael Piazolo und ich ließen zum Auftakt am Münchner Marienplatz Luftballons steigen – orange fürs G9, schwarze fürs G8. Auch die ersten Unterschriften kamen bei 35 Grad im Schatten schnell zusammen.



Ein ähnliches Umdenken fand am Nachmittag beim Bezirksverband des uns ebenfalls von der Verbandspitze bekämpfenden Bayerischen Philologenverbandes in der Oberpfalz statt. Nach einer munteren Diskussion über Vor-und Nachteile unseres Vorhabens haben am Ende von den 31 Gymnasiallehrern alle 31 ihre Unterschriften auf die Volksbegehrens-Liste gesetzt.


Die Augsburger Allgemeine rief gar angesichts solch deutlicher Zahlen die Staatsregierung mit einem lesenswerten Kommentar zum Umdenken auf. Mal gespannt, wie lange Spaenle und Seehofer noch widerstehen können.



 

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