Gemündener Schullandschaft: Zum Überleben zu wenig und zum Sterben zu viel!

21 August 2013

Gemündener Schullandschaft: Zum Überleben zu wenig und zum Sterben zu viel!




Da haben wir nun also erste Auswirkungen der demografischen Entwicklung in unserem Landkreis Main-Spessart. Zum (Über)Leben zu wenig und zum Sterben zu viel, so habe ich dieser Tage die entstandene Situation um die Gemündener weiterführenden Schulen, sprich die Realschulen und die Gymnasien, beschrieben. In meiner Heimatstadt gibt es bekanntlich neben dem staatlichen Friedrich-List-Gymnasium auch das Mädchengymnasium der Schwestern vom Heiligen Kreuz sowie eine staatliche Realschule und die Mädchenrealschule am Mädchenbildungswerk.


Der Prognose zufolge, die auf den Geburten im Raum Gemünden fundiert, werden demzufolge in 10 Jahren von den derzeit rund 541 Schülern des List-Gymnasiums noch rund 300 übrig bleiben und für das Gymnasium am Mädchenbildungswerk stehen gerade noch einmal 100 Mädchen zu Buche. Das bedeutet für das Gymnasium des Mädchenbildungswerkes beim jetzigen Status Quo definitiv das scheibchenweise AUS, für das staatliche Gymnasium wird es zumindest eng.



Was läge also näher darüber nachzudenken, inwieweit diese vier Schulen sich gegenseitig arrangieren könnten und daraus eine Win-Win-Situation kreieren. So lautete der Vorstoß des Kaufmännischen Leiters des Mädchenbildungswerkes angesichts der Tatsache, dass der Landkreis in Kürze 32 Millionen Euro für die Sanierung des Friedrich-List-Gymnasiums investieren will, sich darüber Gedanken zu machen, ob nicht die Realschülerinnen alle künftig in die staatliche Realschulen gehen könnten und im Gegenzug die List-Schüler an ein von der Caritas getragenes kirchliches Gymnasium ans Mädchenbildungswerk wechseln könnten. So volkswirtschaftlich einleuchtend diese Rechnung auf den ersten Blick erscheint, so verschreckt wirken natürlich auch Bürgerinnen und Bürger darüber: ‚Was, mein Kind an ein kirchliches Gymnasium?‘ oder ‚Das Mädchenbildungswerk als einziges Mädchen-Gymnasium muss erhalten bleiben‘.



Dies wäre alles noch irgendwie arrangierbar, wenn nicht das Kultusministerium jeglichem Denkansatz den Nährboden mit einem klaren und unwiderruflichen „NEIN“ zur Auflösung eines staatlichen Gymnasiums entzogen hätte. Nun will ich auch nicht um jeden Preis eine Fusion oder eine Zusammenführung dieser Schulen, schließlich sollte so etwas gut durchdacht und bedacht sein. Allerdings muss man als Hintergrundwissen parat haben, dass der Landkreis in wenigen Wochen eine 32 Millionen-Euro-Sanierung für das staatliche Friedrich-List-Gymnasium auf den Weg bringen will. Sollte dies geschehen, so wäre der Zug für die Entwicklung einer Bildungslandschaft in Gemünden abgefahren.




Claudia Hautumm/ pixelio.de

Claudia Hautumm/ pixelio.de



Deshalb habe ich mich mit einem Schreiben an Kultusminister Spaenle gewandt, um nun Auskunft über rechtliche Grundlage einer solch massiv ablehnenden Haltung des Ministeriumsvertreters zur erwogenen künftigen Zusammenarbeit der beiden Gemündener Gymnasien und Realschulen. Meines Erachtens kann es doch nicht sein, dass wir hier sehenden Auges rund 14 Millionen Euro staatliche Fördergelder und rund 32 Millionen Euro in Beton gießen und jetzt schon genau wissen, dass eines der beiden Gymnasien nicht überleben kann, im schlimmsten Fall es sogar beide Gymnasien in zehn Jahren über den Jordan gehen. Der Vollständigkeithalber sei noch erwähnt, dass im rund 14 Kilometer entfernten Lohr und Karlstadt zwei weitere Gymnasien vorhanden sind.



Vor allem die krassen Geburtenrückgänge im Sinngrund und die daraus errechneten Prognosen für den Gymnasial-Standort Gemünden bei einer gut bemessenen Übertrittsquote von 33 Prozent der Kinder die aufs Gymnasium wechseln lassen mich nicht nur als Politiker, sondern auch als Steuerzahler und Bürger erheblich ins Nachdenken kommen, ob unter diesen Gesichtspunkten die geplante Investition des Landkreis in das FLG so zu rechtfertigen sind, zumal das Mädchenbildungswerk erst mit rund 6 Millionen Euro staatlichen Fördergeldern saniert worden ist.



Unter diesen Gesichtspunkten kann ich die klare Absage aus dem CSU-geführten Kultusministerium nicht nachvollziehen, wo noch dazu Kultusminister Spaenle immer wieder von Bildungsregionen spricht, aber sein Personal scheinbar anders handelt.



Meines Erachtens brauchen wir nach den Wahlen einen runden Tisch, an dem man vernünftig und stichhaltig die Argumente austauscht und mögliche Lösungsvorschläge erarbeitet. Der Kreistag muss seine Entscheidung Ende September über die Sanierung erst einmal zurückstellen. Ich bin überzeugt, das ist die vernünftigste und nachhaltigste Lösung.



Eines ist im Gespräch mit dem kaufmännischen Leiter des MBW für mich auch klar geworden: Das MBW und der mögliche zukünftige Träger beharren nicht auf Schulgeld, sondern wollen eine vernünftige Lösung. Als bildungspolitischer Sprecher meiner Landtagsfraktion sehe ich in meinen Heimatlandkreis genau den Prototypen an Landkreis für eine von unten geführte und moderierte Schulentwicklung im Zuge einer Bildungsregion, die auch tatsächlich eigene Vorschläge und Entscheidungen wie im Fall Gemünden treffen darf, als Paradebeispiel. Denn was nutzt mir das Label Bildungsregion, das das Kultusministerium so gerne verleiht, wenn es nur eine Etikette ist, aber nicht wirklich dort eine Schulentwicklung für die Region durch die Entscheidungsträger vor Ort passieren kann. Hier muss die Staatsregierung Farbe bekennen und den Wählerinnen und Wählern endlich sagen, wie sie bereit ist Verantwortung nach unten zu transportieren.


Politik muss die Menschen ernst nehmen und dazu gehören auch die Entwicklungen vor Ort und wenn nicht genügend Kinder da sind, dann muss man das als Grundlage für seine Entscheidung nehmen.

 



 

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen