Rückkehr G9 absehbar

29 März 2014

Rückkehr G9 absehbar

Ein neues G9 steht kurz vor der Rückkehr, nur der Name ist noch nicht klar


Der Druck im Kessel des achtjährigen Gymnasiums G8 ist in Bayern so hoch wie noch nie. Dies wurde für mich einmal mehr bei der Mitgliederversammlung der Landeselternvereinigung der Gymnasien am Rudolf-Diesel-Gymnasium in Augsburg-Hochzoll deutlich. Deren Vorsitzende Susanne Arndt will jedoch nicht wahrhaben, dass der Zug längst in Richtung G9 fährt und machte sich selbst bei ihren Mitgliedern mit einem an diesem Tag erschienenen Interview in der Augsburger Allgemeinen mit der Headline „Acht Jahre Gymnasium reichen“, geradezu lächerlich. Denn bei der offenen Fragerunde, der sich Kultusminister Spaenle anschließend den Mitgliedern der LEV stellen musste, wurde eines offenkundig: große Unzufriedenheit der Eltern bei den Themen Flexi-Jahr, G8, Unterrichtsausfall, Probe-Abitur, arbeitslosen Gymnasiallehrern, zu wenig Schul-Psychologen, Schulwegbeförderung und Schulsozialarbeit.


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Ich behaupte, hätte es nach dem Spaenle-Vortrag und der Diskussionsrunde eine Abstimmung, G8 oder G9 gegeben, sie wäre zu 90 Prozent für ein neues G9 durch die anwesenden Mitglieder der LEV erfolgt. Das hat man seitens der Vorstandschaft der LEV geflissentlich vermieden, stattdessen versuchte man mit einer offenen Fragerunde mit dem Minister, Verständnis zu wecken. Doch auch dies ist misslungen, denn das Potpourri der Fragen offenbarte noch mehr die Dringlichkeit einer Veränderung weg vom nicht mehr zu rettenden G8 hin zu einem neuen G9.


Interessant dennoch, wie sich Kultusminister Spaenle durch diesen Fragen-Dschungel von einer Floskel zur nächsten schwang. Etwa auf die Frage, wann die gymnasiale Oberstufe weiter entwickelt werden würde, antwortete er so: ‚Das hängt mit der Frage zusammen, wie kann die Veränderung des bayerischen Gymnasiums beantwortet werden‘. Oder die Frage, ob er nun ein G8 oder ein G9 befürworte: ‚G8 für alle ist überholt und G9 für alle ist überholt. Es gilt das neunte Zeitjahr vernünftig zu organisieren‘. Naja, deutsche Sprache, schwere Sprache, fällt mir dazu nur ein. Und noch so ein Geschwurbele gab es von ihm, als es um den Erhalt der Intensivierungsstunden, die etwa 7 Prozent des Stundenangebots im jetzigen G8 ausmachen, in einem möglichen neunjährigen Gymnasium ging. Dies hänge davon ab, wie man 8 Jahre Inhalt auf 9 Jahre ausdehnen könne.


Schon in seinem Festvortrag lieferte er keine sonst von ihm gewohnte Lobeshymne auf das G8, sondern versuchte zunächst darzulegen, dass das Schulsystem von der Grundschule (Flexible Grundschule) über die Mittelschule (9 plus 2) bis hin zur FOS/BOS (13. Klasse) und dem Gymnasium (Flexi-Jahr) flexibel gehalten und auf alle Erfordernisse und Bedürfnisse der Schüler zugeschnitten werden müsse. In die Falle tappte Spaenle jedoch, als er das Flexibilisierungsjahr als Angebot für einige wenige Schüler anpries und sich im Zuhörerraum bereits ein Raunen breit machte und zu Recht der Zwischenruf aus dem Publikum ertönte, ob seiner Meinung nach denn nur 2 Prozent der Schülerinnen oder Schüler ein zusätzliches Jahr nötig hätten oder 80 Prozent? Doch eine Antwort darauf vermied er ebenso geschickt wie bisher mit der Ausflucht, dass es dazu ja die Möglichkeit der zusätzlichen Förderung der individuellen Lernzeit gebe, die jede Schule entsprechend dem Bedarf individuell verwenden könne, eben auch für die Förderung schwächerer Gymnasial-Schüler.


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Da stellt sich für mich nun die Frage, wie Spaenle die von uns FREIEN WÄHLERN mit unserem Volksbegehren ins Rollen gebrachte und nicht mehr zu stoppende Diskussion eines wie auch immer gearteten neunjährigen Gymnasiums oder einer Wahlmöglichkeiten zwischen G8 und G9,  angesichts von ihm geforderter verlässlicher Rahmenbedingungen zu Ende bringen will und „der Stoff von acht Jahren als Weiterentwicklung des Gymnasiums zu Grunde liegen“ soll?


Dass die ganze Diskussion seiner CSU-Landtagsfraktion am wenigsten gefällt, wurde auch offenkundig, indem er durch die Blume die Gesprächsbereitschaft der CSU-Landtagsfraktion anbot. Klar, eine neuerliche Schulreform hat Ministerpräsident Seehofer in seiner Regierungserklärung für diese Legislaturperiode ausgeschlossen. Ein blankes Zurück zum Begriff G9 geht für die CSU, die dies abschaffte, auch nicht. Deshalb geht eigentlich nur irgendein Kompromiss, der da lauten könnte „G8 plus“ oder ähnlich, denn damit wäre (fast) allen gedient. Denjenigen, die sich – wie LEV-Vorsitzende Arndt –am G8 klammern und denjenigen, die das neunjährige Gymnasium als Wahlalternative möchten, so wie wir FREIE WÄHLER das mit unserem Volksbegehren anstreben.


Insofern darf man gespannt den nächsten Tagen und Wochen entgegen fiebern, welche Bezeichnung das künftige bayerische Gymnasium hat.



 

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