Ohne Maulkorb: Inklusions-Schulleiter reden Tacheles

2 August 2012

Ohne Maulkorb: Inklusions-Schulleiter reden Tacheles

Lässt man die Schulleiter einfach mal zu Wort kommen, dann erfährt man ganz schnell wie Bildungspolitik funktioniert oder wo es eben hakt. Nun ist das für Lehrer im Freistaat Bayern ja gar nicht selbstverständlich. Denn in der Vergangenheit wurden schon mehrere „Maulkorberlasse“ bis hin zum gnadenlosen Rapport bei den Bezirksregierungen durch das Kultusministerium verhängt.



Genau deshalb sah es unsere interfraktionelle Arbeitsgruppe Inklusion im Bayerischen Landtag als wichtig an, Betroffene einzuladen und sie über ihre Erfahrungen sprechen zu lassen. Das Fachgespräch mit den Schulleitern wurde prächtig angenommen und hatte einen großen Zulauf. 52 Lehrkräften war am ersten Ferientag der Weg nach München nicht zu weit gewesen, um nach einem Schuljahr Umsetzung der Inklusion an Bayerns Schulen gemeinsam über Rückschläge und Erfolge zu reflektieren. Die Botschaft war klar: "Die Politik muss endlich mal Taten folgen lassen, lasst uns endlich mal arbeiten. Dazu benötigen wir die erforderlichen Rahmenbedingungen!", brachte es eine Schulleiterin auf den Punkt.



Dieses Treffen war sicherlich für alle Schulleiter eine Herzensangelegenheit. Endlich hatten sie die Möglichkeit, ihre Meinung frei kundzutun. Sie sprachen von neuen dringend notwendigen Klassenteilern für Inklusionsklassen - „Und zwar sofort!“. Nötig seien auch Besprechungsstunden, da ständige Abstimmungen mit dem MSD, den Schulbegleitern und den Kollegen gefordert werden. "Wir brauchen auch Anrechnungsstunden für Schulleiter", so die Forderung, denn die Beratung von Eltern, Gespräche mit der Schulberatung und mit Schulleitern anderer Schulen wären extrem zeitaufwändig.



Es waren alles längst bekannt Themen, die hier diskutiert worden sind und sicherlich hätte man diese nahtlos erweitern könnten um die Konnexitätsrelevanz der Sachaufwandskosten, die Fortführung der Inklusion an den weiterführenden Schulen, die pauschalierte Zuweisung von Inklusionsstunden oder das soziale Lernen. Trotzdem war es für die Lehrer wichtig zu Wort zu kommen und sich untereinander auszutauschen.





Beim Fachgespräch mit Inklusions-Schulleitern konnte endlich frei gesprochen werden. Foto: "Daniel von Stephani" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nd) http://creativecommons.org/licenses/by-nd/3.0/deed.de



Auch nach diesem Gespräch ist mir klar: bei der Inklusion gibt es noch sehr viel zu tun! Trotzdem freute ich mich über das Lob und die Anerkennung, die unsere interfraktionelle Arbeitsgruppe, die mit genauso viel Herzblut dem Thema verhaftet ist, für eine Gesetzesänderung erhielt. "Die Inklusion ist als Quantensprung der Schulentwicklung in Bayern zu bezeichnen", sagte ein schwäbischer Schulleiter, aber die Rahmenbedingungen müssen passen! Trockener fiel die Bewertung des Kultusministeriums aus: "Denen muss man erst einmal die Bedeutung der Inklusion nahebringen."


Letztlich war das Credo der Grund- und Mittelschulleiter leicht herauszuhören: "Wir wollen mehr Einfluss auf die Personalplanung des Kollegiums, um Inklusion gezielt voran zu treiben!" Und in einem waren sie sich auch einig: Für den weiteren Ausbau braucht es Unterstützung durch mehr Stundenzuweisung, um die Motivation der Lehrkräfte aufrecht zu erhalten, genauso wie eine wissenschaftliche Begleitung fundamental ist, um zu dokumentieren, dass Inklusion für ALLE sinnvoll ist.



 

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen