Der ländliche Raum braucht jede Grundschule

27 Januar 2014

Der ländliche Raum braucht jede Grundschule

Bei nahezu jedem Termin, den ich wahrnehme, lerne ich etwas dazu. Dies umso mehr, wenn man als "Landkind" an einer Veranstaltung des Münchner Lehrerinnen und Lehrer-Verbandes (MLLV) zur Situation der Schulen in der Großstadt München teilnimmt. Dabei überraschte mich am meisten die Aussage des Regierungspräsidenten von Oberbayern, dass der nach wie vor ungebremste Zuzug in die Landeshauptstadt und die damit verbundene zusätzliche Erfordernis der Bildung, nämlich 22 zusätzliche Klassen an den Münchner Grundschulen, von dem Rückgang der Schülerzahlen in allen Landkreisen Oberbayerns begleitet wird. Also läuft doch alles auf eine „Lex München“ hinaus und zählt gar Oberbayern auch schon zum sorgenvollen ländlichen Raum?


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Naja, 55 000 Schüler an allen Schularten in München, so viele wie die Stadt Schweinfurt an Gesamt-Einwohnern hat, das ist ein treffender, bildlicher Vergleich. In den Münchner Grundschulen hat es durchschnittlich 22 Schüler pro Klasse, in den Mittelschulen 19 und der Ausländeranteil an den Grundschulen liegt bei 46%, bei den Mittelschulen bei 70%(!). Letzterer Umstand erfordert 120 zusätzliche Klassen für Klassenteilungen, die das Kultusministerium bei mehr als 50% Ausländerteil pro Klasse gewährt.


Und die Bevölkerungswelle in die Landeshauptstadt schwappt weiter. Bis 2020 soll die Bevölkerung bei 1,58 Millionen Menschen angekommen sein. Was das an schulischen Kapazitäten zusätzlich nur für München erfordert, zeigen die nackten Zahlen: 6 zusätzlich Gymnasien, 3-5 zusätzliche Realschulen und 10-15 neue Grundschulen.


Andernorts in Unterfranken diskutieren wir hingegen darüber, wie klein eine Grundschule für ihren Erhalt sein darf? Für meine Begriffe so klein, dass die „Herzkammer einer Kommune“, so möchte ich eine Grundschule einmal bezeichnen, auch weiterhin bei mindestens 12-15 vorhandenen Schülern weiter schlägt. Klar, das kostet Geld. Aber warum sollen Grundschüler bis einschließlich der vierten Jahrgangsstufe schon Pendler sein?


Wenn demnächst die Diskussion über die Schließung von nicht mehr zu erhaltenden Mittelschul-Standorten angehen wird, weil dort seitens des Kultusministeriums nur noch eine Pro-forma-Schule ohne Schüler auf dem Papier erhalten wird, um bei den Landtagswahlen ja verkünden zu können, dass keine Schulen geschlossen wurden, dann ist das meines Erachtens eine nüchterne Abwägung zwischen Nostalgie und aktiver Zukunftsbewältigung. Und diese Zukunftsbewältigung lautet für mich und meine Fraktion auf jeden Fall: Vorfahrt für alle Grundschulen, sprich deren unabdingbare Erhaltung - seien sie auch noch so klein.




Erich Westendarp  / pixelio.de

Erich Westendarp / pixelio.de


Da ohnehin alle Schüler, die nach der vierten Klasse die Realschule oder das Gymnasium besuchen, Fahrschüler sind, könnte man dies den Mittelschülern auch zumuten, um in die nächste Zentral-Mittelschule zu fahren. Denn der Weiterbestand von vielen derzeitigen Satelliten-Mittelschul-Standorten in der jetzigen Form ist vielerorts aufgrund der drastisch zurückgehenden Schülerzahlen nicht aufrechtzuerhalten. Hingegen brauchen wir weiterhin zentrale Mittelschul-Standorte, werden doch dort praxisorientiert Schülerinnen und Schüler auf einen zu erlernenden Beruf bestens vorbereitet. Und da auch der Anspruch der unterschiedlichen Berufe stetig zunimmt, wird dieses Anforderungsniveau hinsichtlich der schulischen Ausbildung nur noch in bestens ausgestatteten und vielfältige Zweige anbietenden Mittelschulen einer Schülergröße jenseits von 300 und einer stets auf dem neuesten Fortbildungsstand stehenden Lehrerschaft möglich sein.


Deshalb haben wir FREIE WÄHLER uns den Erhalt aller bayerischer Grundschul-Standorte auf die Fahne geschrieben und werden um jeden Standort kämpfen, so wie in dieser Woche bei einem Vor-Ort-Termin um die Grundschul-Außenstelle in Unterjoch im Allgäu, eine sogenannte Zwergenschule, die aber stets exzellente Schülerinnen und Schüler für die weiterführenden Schulen ausbildet.



 

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