Bayern ist Sitzenbleiber-Spitzenreiter

29 Juli 2014

Bayern ist Sitzenbleiber-Spitzenreiter

… – da helfen nur mehr Lehrer!


Alljährlich zum Schuljahresende taucht die Forderung nach einem Abschaffen des Sitzenbleibens aus bestimmten Kreisen der Bildungsszene auf. Anlass dazu biett in der Tat die an jeder Schule mehr oder weniger große Anzahl an Schülern, die das Klassenziel aus welchen Gründen auch immer nicht erreicht haben und die Klasse wiederholen müssen. Die traurige Wahrheit zum diesjährigen Schuljahresende ist vor allem in Bayern, dass unsere Schüler an den allgemeinbildenden Schulen beim Wiederholeranteil wie auch schon im Schuljahr 2012/13 mit knapp vier Prozent im bundesweiten Vergleich klar an der Spitze liegen. Und das ist bei weitem kein Ruhmesblatt!


Doch ist das Abschaffen des Sitzenbleibens der Königsweg? Um Wiederholungen zu vermeiden, braucht es meines Erachtens vor allem mehr Zeit für individuelle Förderung – und die funktioniert nur mit mehr Lehrkräften im Schulsystem. Die Klassengrößen würden dann sinken und die Lehrkräfte hätten bessere Möglichkeiten, jedem einzelnen Schüler gerecht zu werden. Ich meine, es wäre fatal, auf das Instrument der Pflichtwiederholung gänzlich zu verzichten, denn die Wiederholung einer Jahrgangsstufe kann durchaus positiv wirken und die Motivation des Einzelnen wecken. Auch im Berufsleben ist Anstrengungsbereitschaft eine grundlegende Tugend, die erwartet wird. Ohne ein (Klassen-) Ziel vor Augen zu haben fällt es schwer den Weg zu finden, denn der Weg ist das Ziel.




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Adolf Riess / pixelio.de



Geradezu lächerlich finde ich in diesem Zusammenhang auch die neunmalklugen Empfehlungen von Kultusminister Spaenle wonach sich Familien, wenn das Schuljahr nicht so gut verlaufen sein sollte, an Schulpsychologen, Lehrer oder staatliche Schulberatungsstellen wenden sollten. Erstens haben wir erwiesenermaßen im bayerischen Schulsystem viel zu wenige Schulpsychologen die dafür die nötige Zeit haben und zweitens, was sollen Schulberatungsstellen den Betroffenen sagen, außer dass sie ggf. eine andere Schullaufbahn einschlagen sollen oder eben wiederholen müssen.


 Da fehlt mir ehrlich gesagt die tatsächliche Betroffenheit! Denn wenn man als Schüler oder Eltern in dieser Situation steckt, dann ist weit mehr gefordert als eine tolle staatliche Beratung, da gilt es nämlich Frustration zu verarbeiten und Motivation beim Kind zu stärken. Dies wäre wesentlich einfacher zu erreichen, indem man es gar nicht so weit kommen ließe und endlich genügend Lehrer für die individuelle Förderung einstellen würde. 5200 gut ausgebildete Junglehrer, die auf der Straße stehen, warten nur auf den Ruf geholt zu werden.


Da bin ich ganz beim Präsidenten des größten bayerischen Lehrerverbandes BLLV, Klaus Wenzel, der fordert die Staatsregierung müsse sich in der Schul- und Bildungspolitik stärker an den Bedürfnissen der Schüler orientieren. Und diese Bedürfnisse haben sich nun mal in den vergangenen beiden Jahrzehnten enorm gewandelt. Veränderte gesellschaftliche Lebensformen, vermehrt Schüler mit Migrationshintergrund, inkludieren von behinderten Kindern in den Regelunterricht, zunehmende Verhaltensauffälligkeiten bei immer mehr Kindern, das sind Dinge, die im Kultusministerium scheinbar nur als Schlagworte auftreffen, aber nicht wirklich verinnerlicht oder gelebt werden.



 

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