Allein mir fehlt der Glaube an die Zukunft der Mittelschule

12 April 2012

Allein mir fehlt der Glaube an die Zukunft der Mittelschule

Manchmal komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Unter der Überschrift "Die Schule im Dorf ist uns Gemeinden heilig" in der Zeitschrift des Bayerischen Gemeindetages wird in Lobeshymnen über den Erfolg der Mittelschulverbünde berichtet. Auf gut zwei Seiten werden die grandiosen Vorzüge dieses "zukunftsfähigen Bildungsangebotes" dargestellt.


Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich nicht in Niederbayern lebe, sondern davon weit weg in Unterfranken und dort die an mich heran getragene Stimmung - zumindest bei den Schulleitern - eine Andere ist. Wenn man allerdings den oben angeführten Bericht im '2/2012 Bayerischer Gemeindetag' genauer ansieht und zwischen den Zeilen liest, dann sah die Stimmungslage in Reisbach auch unter den Bürgermeistern anders aus, als es durch den Autor dargestellt wird.


Da sei der Wunsch "insbesondere nach mehr Lehrerstunden, um auch kleine Schulstandorte erhalten zu können" an den anwesenden Staatssekretär heran getragen worden. Ein Landrat stellte fest: 'Die Hauptschulen sind mit dem Mittelschulmodell nicht schlechter geworden, aber wir sind noch nicht durch'. Na prima, was für eine tolle Feststellung! Von einer Neuerung erwarte ich mir eigentlich eine Verbesserung, denn Stagnation ist gleich Rückschritt. Geht's noch?


Ein Gemeindekassier beklagt, man benötige mehr Lehrerstunden, um kleinere Klassen bilden zu können und auch die Schülerbeförderungskosten seien ein Thema. Worauf ihm der Ministerialrat aus dem Kultusministerium - man hätte es nicht für möglich gehalten - antwortet, das Hauptproblem seien die zum Teil sehr langen Fahrtstrecken zwischen den einzelnen Schulen eines Verbundes. Die Schulaufwandsträger, also die Gemeinden, blieben auf den Kosten sitzen. Eine wirklich zuvorkommende Erkenntnis!


In meinem Landkreis Main-Spessart sind seit der Mittelschul-Reform bereits von elf ehemaligen Mittelschulverbund-Standorten zwei geschlossen worden. Und das wohlgemerkt innerhalb eines einzigen Schuljahres. Wenn man das hochrechnet auf die in den nächsten Jahren drastisch sinkenden Schülerzahlen kann man sich an einer Hand abzählen, wie viele Mittelschulstandorte 2015 in Main-Spessart noch vorhanden sein werden. Haben Sie mitgerechnet? Ich schon, ich komme auf vier! Topp, die Wette gilt!


Ach so, für die Staatsregierung zählt ein Schulstandort auch noch wenn er nur eine Klasse noch besitzt. Vielleicht wird es dann doch eher 2016 oder 2017.


Aber damit es nicht soweit kommt muss sich das Kultusministerium endlich bewegen und Modellschulen zulassen, die vor Ort passgenau die Bedürfnisse der Schulstandorte abbilden. Was spricht denn in Arnstein für eine Kooperation der Mittelschule mit der daneben liegenden Realschule? Warum kann nicht endlich ein Kooperationsmodell Mittelschule/Wirtschaftsschule im Landkreis Main-Spessart möglich sein, etwa in Frammersbach?


Wir FREIEN WÄHLER stehen weiter zu unserem REIF-Konzept, d.h. regionale Entwicklung individueller Förderung. Dieses werde ich auch ausführlich bei unserer Landesdelegiertenversammlung in Rosenheim darstellen. Außerdem verlangen wir endlich vernünftige Rahmenbedingungen für die Schulen in allen Regionen Bayerns herzustellen. Dazu gibt es kein 'Weiter so', sondern 'WER ETWAS VERÄNDERN WILL, MUSS NEUE WEGE GEHEN!'




Schauen wir mal, wie lange unter den herrschenden Bedingungen noch in den Main-Spessarter Mittelschulen gelernt werden kann...Foto: Klaus Uwe Gerhardt/ PIXELIO



 

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