Gute Schule-Schlechte Schule

17 Juni 2011

Gute Schule-Schlechte Schule

Derzeit ist die Schulstruktur-Debatte nicht zuletzt angesichts der "Nachsteuerungsmaßnahmen" beim bayerischen G8-Abitur wieder einmal voll entbrannt. Hinzu kommen die für mich erfreulichen Ergebnisse des Deutschen Schulpreises, bei dem das Karlstädter Johann-Schöner-Gymnasium den zweiten Platz belegte. Ausgerechnet übertroffen wurde das JSG von einer Gesamtschule aus Göttingen.

Nun sind ja ausgerechnet diese Gesamtschulen das größte auszumachende Übel der bayerischen CSU-Bildungspolitiker. Und Kultusminister Spaenle kommt nicht umhin gebetsmühlenartig zu erklären, dass man in Bayern keine Einheitsschule wolle. In diesem Punkt gebe ich ihm sogar Recht, eine Einheitsschule will Niemand. Vielmehr brauchen wir in Bayern eine Schulvielfalt. Und eine solche Vielfalt kann auch in der Schulentwicklung jeder einzelnen Schule liegen, nur braucht es dazu die nötigen Freiräume. So wie beispielsweise in Karlstadt, wo Arbeitsgemeinschaften aus Lehrern, Eltern und Schülern Mitspracherecht haben und so den Lern- und Lebensort Schule gemeinsam gestalten.

Am Erfolg des bayerischen Gymnasiums will denke ich auch Niemand rütteln, gleichwohl an den in meinen Augen zu hohen Leistungsanforderungen. Hierzu habe ich ja nun mit den Beispielen und Ausführungen in meinem letzten Blog die beste Argumentation geliefert. Hier muss etwas geschehen und es darf nicht bei einem einmaligen "Nachsteuern" bei der Abiturprüfung bleiben.

Dass aus einem "Gesamtschüler"-Abiturienten durchaus auch was werden kann, das wurde mir kürzlich deutlich vor Augen geführt als mein Zahnarzt mich darauf aufmerksam machte, dass zwei seiner Schulkollegen schon in den 70er-Jahren den vermeintlich leichteren Weg zum Abitur über einen im Unterfränkischen damals weit verbreiteten Umweg über den Wechsel an eine hessische Schule nahmen und Beide heute renommierte Professoren und Lehrstuhlinhaber an deutschen Universitäten seien.

Seitdem habe ich viel darüber nachgedacht und bin mir auch sicher, dass es nicht entscheidend ist, wie gut einer das Abitur macht und wie leicht oder schwer die diesbezüglichen Anforderungen sind, sondern was ein Abiturient im weiteren Lebenslauf daraus macht. Wir alle haben schon einmal vom Reifegrad eines Menschen oder eines Jugendlichen gehört und bei Vielen fällt  - wie man so schön sagt - der Groschen einfach später.
Deshalb brauchen die Kinder und Jugendlichen die Schulzeit als Entwicklungszeit und sollten dabei reifen und nicht Zugrunde gehen oder die Lust auf Leistungsanforderungen verlieren. Deshalb halte ich beispielsweise die längere gemeinsame Schulzeit für absolut sinnvoll, weil ich auch selbst zu meiner Zeit als Unterrichtender in einer Förderschule erlebt habe, wie Kinder sich entwickeln, wenn man sie sich entwickeln lässt.

Meines Erachtens benötigen wir vielmehr flexiblere, individuellere Herangehensweisen etwa in der Form, dass im Laufe einer Schulzeit bestimmte Leistungsnachweise erbracht werden müssen, diese aber nicht zeitlich an einem Schuljahr fixiert sind. Wir brauchen auch flexiblere Übergänge, um das Wechseln von einer Schulart zu einer Anderen nicht als Auf- oder Abstieg zu betrachten, sondern als Weiterentwicklungsprozess.

Ich bin mir sicher, dass das dreigliedrige bayerische Schulsystem am Ende ist und es eine Neuorientierung geben wird. Aber wo ansetzen, das ist die Königsfrage? Die Hauptschule an eine Realschule anzugliedern und in eine Oberschule umzufirmieren halte ich derzeit für das Machbarste, denn damit würden keine zu großen Umwälzungen stattfinden, schließlich gibt es auch jetzt bereits einige Kooperationsmodelle zwischen Haupt- und Realschulen.

Eine Gemeinschaftsschule bis zur zehnten Klasse, der ich die größte Sympathie abgewinnen kann, wäre eine echte Revolution und der größte Gewinn für unsere Kinder und Jugendlichen, aber auch die Lösung mit dem größten Aderlass, schließlich würden dabei einige Schularten auf der Strecke bleiben und viele Lehrer/innen um ihre Besoldung zittern. Aber vielleicht wäre eine solche Bildungswende nach der Energiewende der konsequente Weg sich verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen anzupassen.

Einen Lesenswerten Artikel dazu gibt es auch hier von der Zeit_online Redaktion.


 

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