Digitale Infrastruktur im Schulbereich: Gerüstet für die Zukunft?

12 Juli 2018

Digitale Infrastruktur im Schulbereich: Gerüstet für die Zukunft?

Erfolgreiche und nachhaltige Bildungspolitik muss quasi fortlaufend einen Drahtseilakt zwischen der Anpassung an die aktuellen Gegebenheiten und der Antizipation zukünftiger Herausforderungen und Erfordernisse vollführen. Die Entwicklungen der Digitalisierung lassen sich heute auf beiden Seiten verorten: Wir leben bereits in einer Welt, in der beispielsweise digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien immer mehr Relevanz für unser alltägliches Leben zukommt. Die Digitalisierung ist aber auch kein abgeschlossener Prozess und wird auch in den kommenden Jahren zunehmend weitere Neuerung für unseren Alltag nach sich ziehen.


Erfolgreiche Bildungspolitik muss - wie bereits erwähnt – unter anderem antizipative Züge haben. Genau das scheint in Bayern in den vergangenen Jahren (oder Jahrzehnten) jedoch nicht immer der Fall gewesen zu sein. Die Digitalisierung jedenfalls hat viel zu lange keine oder eine zu geringe Rolle im Bildungssektor gespielt. In den letzten zwei bis drei Jahren kam aber etwas Bewegung in die ganze Angelegenheit. Ich möchte Ihnen im Folgenden versuchen zu verdeutlichen, wie es um die digitale Bildung an Bayerns Schulen bestellt ist und dabei insbesondere die infrastrukturellen Aspekte in den Blick nehmen.


Der Masterplan BAYERN DIGITAL II sieht in den nächsten fünf Jahren Investitionen in Höhe von insgesamt drei Milliarden Euro vor. Wesentlicher Fokus soll dabei auch auf dem Schulbereich liegen. Über die inhaltlichen Komponenten digitaler Bildung in Bayern sagt dies allerdings selbstverständlich nichts aus. Die Zielsetzung ist dafür umso eindeutiger. Von zentraler Bedeutung ist die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Digitalisierung und deren Einfluss auf Arbeitsweisen und Methoden und somit der Definition nach auch die Vermittlung umfassender Medienkompetenz im Sinne eines kompetenten Umgangs mit Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK). Eben dieser letzte Aspekt muss heute auch als vierte Kulturtechnik neben Lesen, Schreiben und Rechnen verstanden werden.



Infrastrukturelle Faktoren


Was braucht es, um diese Ziele auf Dauer zu realisieren? Zunächst einmal ganz grundlegend eine entsprechende Infrastruktur. Als Schlagwort muss an dieser Stelle auf den Begriff des „digitalen Klassenzimmers“ verwiesen werden. Dieses setzt eine Reihe verschiedenster infrastruktureller Gegebenheiten voraus. Als besonders fundamentale Vorbedingung sei hier eine schnelle Internetanbindung der Schule erwähnt. Nach Angaben der Staatsregierung nutzten im Jahr 2017 etwa 77 Prozent aller bayerischen Schulen eine Internetanbindung mit einer Übertragungsrate zwischen 16 Mbit/s und 50 Mbit/s. Mit Blick auf die Entwicklung zwischen 2013 und 2018 lässt sich durchaus ein positiver Trend erkennen, jedoch sollte dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass 2017 immer noch knapp über 20 Prozent der Schulen lediglich auf eine Internetverbindung unterhalb der 6 Mbit/s zurückgegriffen haben und eine Geschwindigkeit zwischen 16 und 50 Mbit/s auf Dauer auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann.


Zur notwendigen Infrastruktur muss selbstverständlich auch eine zeitgemäße digitale Mindestausstattung gezählt werden.  Diese fällt grundsätzlich in die Zuständigkeit der jeweiligen Sachaufwandsträger (in der Regel die Kommunen), kann und muss aber selbstverständlich vom Freistaat Bayern in adäquater Weise gefördert werden. Zur Mindestausstattung des digitalen Klassenzimmers zählen neben einer angemessenen Internetanbindung: ein Lehrerarbeitsplatz mit einer Präsentationseinrichtung, die Möglichkeit für Schülerinnen und Schüler, digitale Geräte zu nutzen sowie geeignete Standardsoftware. Im Jahr 2017 kamen auf einen schuleigenen PC 4,8 Schüler. Von einer optimalen Ausstattung mit entsprechenden Endgeräten für die Schüler kann daher meines Erachtens nach also keine Rede sein. Allerdings besteht auch noch allgemeine Unklarheit darüber, mit welchem konkreten Konzept die Staatsregierung eine ausreichende Versorgung mit Computern und Tablets sicherstellen möchte. Hier steht weiterhin eine Entscheidung darüber aus, ob die Geräte von der Schule gestellt werden sollen oder jeder Schüler ein eigenes Exemplar mitbringen soll („bring your own device“). Dies gilt es möglichst zügig zu klären.



BAYERN DIGITAL II läuft endlich an


Nun hat Kultusminister Bernd Sibler vor kurzem über die Förderrichtlinie für die digitale Ausstattung an Bayerns Schulen informiert und somit einen wichtigen Teil des oben bereits erwähnten Masterplans BAYERN DIGITAL II konkretisiert. Demnach soll der Freistaat die Sachaufwandsträger bei der Verbesserung der IT-Ausstattung an bayerischen Schule und somit insbesondere bei der Einrichtung der digitalen Klassenzimmer unterstützen. 212,5 Millionen Euro stehen zunächst alleine für diesen Zweck zur Verfügung. Das soll laut dem Minister für etwa 50.000 digitale Klassenzimmer reichen. Gleichzeitig soll die IT-Ausstattung und die Einrichtung integrierter Fachunterrichtsräume an Bayerns Berufsschulen verbessert werden. Daneben soll die Ausstattung der Schulen mit moderner IT-Infrastruktur in Kombination mit einer großangelegten Fortbildungsoffensive (ab Herbst 2018) auch einer zeitgemäßen Lehrerbildung Rechnung tragen.


Wie wird diese Förderung nun genau ausgestaltet? Laut Minister Sibler erhalten die Kommunen ein sogenanntes Digitalbudget vom Freistaat. Bis zu 90 Prozent der anfallenden Ausstattungskosten sollen von diesem Budget gedeckt werden. Als Orientierungshilfe steht den lokalen Entscheidern das aktuelle sogenannte Votum des Beraterkreises zur IT-Ausstattung von Schulen zur Verfügung. Dieses enthält Empfehlungen zu den nötigen adäquaten Rahmenbedingungen für einen durch digitale Medien unterstützten zeitgemäßen Unterricht.  Die oben bereits erwähnte Fördersumme (212,5 Millionen Euro) bildet den Auftakt für drei auf mehrere Jahre angelegte Programme für die IT-Ausstattung, die laut Ministeriumsangaben einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag umfassen soll.



Weiterhin Luft nach oben bei der digitalen Infrastruktur


Dem großen Handlungsbedarf hinsichtlich einer der digitalen Bildung angemessenen IT-Infrastruktur trägt die Staatsregierung in Persona von Kultusminister Sibler nun endlich mit ganz konkreten Förderprogrammen Rechnung. Inwiefern die bereitgestellten Mittel für die von Regierungsseite postulierten Ziele ausreichen werden, wird die Zeit zeigen. Schließlich ist - Stand heute - noch sehr viel Luft nach oben was die digitale Infrastruktur an Bayerns Schulen angeht. Dies liegt unter anderem nicht zuletzt daran, da es die Staatsregierung schlicht und ergreifend jahrelang versäumt hat, entsprechende und vor allem wirkungsmächtige Weichenstellungen vorzunehmen, obwohl die Fraktion der FREIEN WÄHLER und ich selbst seit Jahren ein großangelegtes Förderprogramm in diesem Kontext gefordert haben. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Versäumnis uns in den nächsten Jahren nicht noch auf die Füße fällt.



 

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