Wohl und Wehe des BayKiBiG am Beispiel des Massenbucher Landkindergartens

18 Januar 2013

Wohl und Wehe des BayKiBiG am Beispiel des Massenbucher Landkindergartens

Es weiden zwar keine Kühe mehr in Massenbuch, aber ein paar Pferde am Ortsrand vermitteln in dem 207 Einwohner-Stadtteil von Gemünden so etwas wie Romantik und ländliche Idylle. Irgendwo in der Ortsmitte überragt das ehemalige Schulgebäude, das mittlerweile seit 20 Jahren den Kindergarten beheimatet, die übrigen Wohnhäuser. Wenn man den kleinen überschaubaren Landkindergarten mit einem großen Raum, einer tollen Kletterlandschaft und den durchschnittlich 7-10 Kindern betrachtet, dann kann man getrost sagen, hier ist die Welt noch in Ordnung!


Die Kindergartenleiterin, nahezu seit Anfang an dabei als sich ein von auswärts zugezogener Arzt für die Eröffnung eines eigenen Kindergartens in dem kleinen Dorf einsetzte, schätzt diese überschaubaren Strukturen, das persönliche Du-auf-Du mit den Eltern und die somit kurzen Kommunikationswege. Allerdings quält sie die von der Staatsregierung beschlossene Reform des Bayerischen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetzes (BayKiBiG) und vor allem der dort festgelegte Personalschlüssel von 1:11, was bedeutet, dass eine Erzieherin für 11 Kinder zuständig ist.


Es ist der ständige Kampf um den Überstundenabbau. Mit einer weiteren 7-Stunden beschäftigten Teilzeit-Angestellten schiebt sie sich die Überstunden hin und her, wenn durch Krankheitsausfall und Urlaub der Kindergartenbetrieb weiterlaufen muss, schließlich darf der Kindergarten nur 30 Schließtage im Jahr haben – jedenfalls wenn er die staatliche Förderung nicht verlieren will.




Souza / PIXELIO / pixelio.de




Insofern schlägt nicht nur ihre Meinung, sondern auch die von uns Freien Wählern vertretene Forderung einer weiteren Verbesserung der Betreuungsqualität in einem solchen kleinen Landkindergarten voll zu Buche. Besonderheiten der Vergangenheit, wie etwa dass die Erzieherin für alle Kinder ein gemeinsames Essen zubereitet, sind spätestens seitdem zusätzlich auch Krippenkinder in dem Landkindergarten mit von der Partie sind, wegen der notwendigen Aufsicht und auch der Vielfältigkeit der Aufgaben nicht mehr drin.

"Wenn ab und zu einmal zwei, drei Stunden am Tag eine Zweitkraft zur Verfügung stünde, dann könnten zusätzliche pädagogisch wertvolle Dinge gemacht werden", so auch Trägervereins-Vorsitzender Gerald Schäfer. Am Beispiel der Krippenkinder verdeutlicht sich am ehesten die Widersprüchlichkeit des BayKiBiG für Landkindergärten. Einerseits verbessern sie durch den höheren Bewertungsfaktor (Krippenkinder zählen dreifach) den Schlüssel und sorgen gerade bei einem Landkindergarten, der sich an der Kinder-Untergrenze befindet, für dessen gesichertes "Überleben". Andererseits wird durch zusätzliche Aufgaben für die Erzieherinnen die Qualität der Betreuung eingeschränkt.


Dennoch gelingt die Gratwanderung in Massenbuch scheinbar gut. Nach einem Defizitjahr mit rund 6000 Euro, den die Kommune dem Trägerverein per Vertrag ausgleicht, könnte im kommenden Jahr wieder ein positives Ergebnis auf der Habenseite stehen. Denn der Vorsitzende hat alle Eltern aufgefordert, bei den Buchungszeiten ihrer Kinder zuzulegen, sodass der Kindergarten in eine höhere Förderzone kommt und sich somit die 7 zusätzlichen Euro pro Monat mehr als positiv im Rechnungsergebnis niederschlagen.




Albrecht E. Arnold / PIXELIO / pixelio.de




Damit haben die Eltern dann auch gleich einen nachhaltigen Invest getätigt, denn damit könnte es gelingen, mit einer weiteren teilweise aushelfenden Kinderpflegerin sogar die Betreuungsqualität zu verbessern. Das ist deshalb  so wichtig, weil die Massenbucher Kindergartenkinder in der nachfolgenden Bildungseinrichtung, der Grundschule in Langenprozelten, seit Jahren durch außergewöhnliche sprachliche Kompetenzen und Grundfertigkeiten auffallen. Dies als Ergebnis des überaus beschaulichen und guten Betreuungs-Settings in dem überschaubaren Landkindergarten.


Insofern ist die alte FREIE WÄHLER-Forderung "kleine Klassen, mehr Lehrer" auch nahtlos auf die frühkindliche Bildung übertragbar. Am Beispiel Massenbuch wird sehr deutlich, dass ein Sockelbetrag, wie wir ihn für die Kindergärten auf dem Land fordern, überfällig ist.



 

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