Spaenles Taschenspielertricks bei den Lehrerstellen

5 Februar 2011

Spaenles Taschenspielertricks bei den Lehrerstellen

Ich kann es ehrlich gesagt schon nicht mehr hören. Die höchste Lehrerzahl in Bayern seit 1946 mit 86 528 Lehrern/innen verkündete Kultusminister Ludwig Spaenle dieser Tage im Bildungsausschuss und brüstete sich damit, dass dies der Beweis sei, dass Bildung einen hohen Stellenwert in Bayern genieße und die Koalitionsvereinbarungen in vollem Umfang erfüllt würden. Bei seinem Bericht im Ausschuss zur Unterrichtsversorgung und Stellensituation im Doppelhaushalt 2011/2012 sah ich mich aber ehrlich gesagt eher wie im Dschungel. Tage zuvor hatten Lehrer- und Elternverbände sowie Opposition eher von Lehrereinsparung gesprochen, was der Minister entweder als „bewusste Falschdarstellung“ oder „die können es nicht“ abtat.

Meines Erachtens werden die Stellen im Haushaltsplan ganz bewusst so verzwickt und intransparent dargestellt, dass Niemand Externes richtig durchblickt. Mehrere Faktoren wie weniger benötigte Stellen durch den Wegfall des G9 und den Rückgang der Schülerzahlen stehen die Auflösung der Arbeitszeitkonten und die angestrebte Qualitätsverbesserung  an den Schulen für die individuelle Förderung, Ganztagsschule, kleinere Klassen und die Umsetzung der Inklusion gegenüber.

Da werden dann in der Volksschule 857 Stellen abgezogen, die dann in die Hochschulen wandern oder an anderer Position Stellensperrungen wie in der Volksschule ab 12.9.2011 in Höhe von 342 Planstellen angegeben und das alles gegeneinander verrechnet. Dies ergibt ein Saldo von 3833 Stellenstreichungen in den beiden Jahren 2011/12 und Stellensperrungen von 942. Somit will die CSU/FDP-Koalition ganze 4775 Lehrerstellen in den Jahren 2011 und 2012 einsparen. Wenn dann die Rede von 2554 neuen Lehrer-Planstellen ist kommt bei meiner Rechnung unterm Strich ein negativer Saldo zustande.

Da kann Spaenle noch so oft von der höchsten Lehrerzahl seit nach dem Krieg sprechen, die Fakten sehen anders aus. Gleichwohl auch dieser Vergleich weit her geholt ist und das Schülerklientel von damals natürlich bei weitem nicht mit dem heutigen zu vergleichen ist. War damals Unterricht in Klassen mit 40 Schüler/innen durchaus Normalität, so ist dies mit den vielfältigen und äußerst heterogenen Schülergruppen undenkbar. Damals waren die Sozialpädagogen von heute die Mitschüler und Eltern, die sorgsam darüber gewacht haben, dass Zucht und Ordnung geherrscht hat. Heute reden wir von individueller Förderung, die es damals am Nachmittag mit einer ordentlichen Tracht Prügel von den Mitschülern umsonst gegeben hat. Damit kein falscher Eindruck entsteht, ich verherrliche weder Gewalt noch sonstige züchtigende Maßnahmen, aber damals herrschte dennoch Disziplin.
Auch der immer wieder gerne aufgeführte Hinweis, dass die Bildungskosten konkret von 2010 auf 2012 um 300 Millionen Euro auf dann 9,78 Milliarden Euro ansteigen ist ein Totschlagargument, denn Lohnsteigerungen etc. sorgen bei über 86 000 Euro alleine für diese Steigerungsrate. Am besten in dem ganzen Lehrerplanstellen-Dschungel finde ich diese „kw“-Stellen. Kw steht für „kann wegfallen“, das heißt das Kultusministerium stellt diese Planstellen in den Haushaltsplan ein, aber unter dem Vermerk „kw zum 1.8.2011 wegen Schülerveränderungen“. Auf Deutsch heißt das nichts anderes, dass man mit Stellen kalkuliert, die bereits de facto gestrichen werden. Im konkreten Haushaltsplan sind das 3833 für 2011 und 2012. Der Kultusminister behauptet zwar, dass kw bedeute, man müsse zu diesem Zeitpunkt neu über diese Stellen verhandeln, aber ehrlich gesagt verstehe ich nicht, warum man – falls man die wirklich benötigt – die nicht gleich als richtige Stellen dann einstellt?

Denn fraglos würden diese kw-Stellen benötigt, was eine andere Zahl aussagt, die der Lehrkräfte auf Vertragsbasis. Denn die ist seit 2007 von 9420 auf 2011 14 959 exorbitant angestiegen, was doch klar verdeutlicht: Lehrer dringend gesucht! Wie heißt es in der letzten Pressemitteilung des Kultusministerium so schön: „Von einem Sparkurs kann keine Rede sein“. Jetzt kann sich Jeder selbst sein Bild zu dieser Märchenstunde machen.

Nicht die Tricks beim Rechnen der Lehrerstellen machen aus großen Klassen - kleine Klassen oder vermeiden Unterrichtsausfall. Deshalb bleibt die Lehrersituation in Bayern unbefriedigend. Bild: Gerd Altmann

Nicht die Tricks beim Rechnen der Lehrerstellen machen aus großen Klassen - kleine Klassen oder vermeiden Unterrichtsausfall. Deshalb bleibt die Lehrersituation in Bayern unbefriedigend. Bild: Gerd Altmann/ PIXELIO



 

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