Seehofer und die besinnliche Weihnachtszeit

14 Dezember 2012

Seehofer und die besinnliche Weihnachtszeit

Manchmal sind es nicht die harten politischen Fakten die im Landtag für Furore sorgen, sondern zufällige Begebenheiten. So führte mich die Weihnachtsfeier des Bayerischen Landtages rein zufällig Rücken an Rücken mit Ministerpräsident Seehofer. Und da er ja bekanntlich Drehofer-Fähigkeiten besitzt, blieb es nicht aus, dass wir eine Zeit lang während der Reden und Aufführungen quasi Seite an Seite saßen.



Ein aufmerksamer Kollege hat dies gleich per Handy festgehalten und in Facebook gepostet, das Echo war phänomenal! Jetzt wusste ich zum Zeitpunkt des Seehofer-Talks noch nicht, dass er sich wohl vorher schon richtig über seine Parteifreunde ausgesprochen hatte. Erst in der Nacht bekam ich die erste SZ-Meldung dazu, von "Weihnachtsverstörung in der CSU" war dann am nächsten Tag bei dpa die Rede.


Vielleicht war Seehofer deshalb so locker, gelöst und gut drauf, weil er vorher "mit einem groben Foul an mehreren Parteifreunden" die CSU schwer verstört hat. „Äääh, wieso zerstört der eigentlich die CSU?“, na ja, Seehofer muss man nicht immer verstehen! Immerhin haben wir aber durch diese verbalen Foulspiele Einblick in die innere Zerrissenheit der bayerischen Herz-Schmerz-Partei bekommen. So sei laut Seehofer Bayerns Finanzminister Markus Söder „von Ehrgeiz zerfressen“, leide an „charakterlichen Schwächen»“und leiste sich "viele Schmutzeleien“. Aber es gab dabei ja noch einige weitere prominente Opfer. So wissen wir jetzt, dass Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer der „Zar Peter“ und der gestürzte CSU-Star Karl-Theodor zu Guttenberg Seehofers „Glühwürmchen“ sind.


So viel Intimitäten hat mir Seehofer natürlich im Smalltalk nicht anvertraut, sondern eher die Gelassenheit eines Sonnenkönigs an den Tag gelegt. Da war die nebenbei fallen gelassene Bemerkung, dass die CSU einer neuen Umfrage von GMS zufolge bereits wieder bei 51 Prozent angelangt sei aber er dies gar nicht groß verkünden wolle, „sonst schnappen meine Leute über“, interessante Hintergrundmusik. Aus solch einer Position lässt sich freilich locker kräftig austeilen.


Doch wie sehr diese Seehofersche Kraftprotzerei die CSU-Fraktion wurmt konnte man Tags darauf bei der Haushalts-Debatte des Finanzministers sehen. Stehende Ovationen und minutenlanger Applaus für Söder waren eher eine Misstrauenskundgebung an den nicht anwesenden Seehofer, als Lob für den schwachen Finanzminister.



 

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