Schulsozialarbeit ist nicht gleich Schulsozialarbeit

7 März 2012

Schulsozialarbeit ist nicht gleich Schulsozialarbeit

Schulsozialarbeit wurde hier schon des Öfteren thematisiert. Ihre Bedeutung hat im vergangenen Jahrzehnt in einem Maße zugenommen wie man es nicht für möglich gehalten hätte. Die Ursache hierfür sind immer mehr Schüler mit Förderbedarf und Defiziten in der Sozialkompetenz.



Derzeit gibt es an Bayerns Schulen zwei verschiedene Arten von Sozialarbeit, was wiederum  nicht nachvollziehbar ist. Zum einen Jugendsozialarbeit an Schulen(JaS), bei denen sozialpädagogische JaS-Fachkräfte gewissermaßen als „Filiale“ des Jugendamtes an der Schule sich gezielt um einzelne, benachteiligte junge Menschen kümmern. Ziel ist es hierbei besondere Problemlagen, etwa Konflikte im familiären oder schulischen Umfeld, frühzeitig erkennen zu können. Damit ist es möglich z. B. durch intensive Einzelgespräche mit den jungen Menschen und ihren Eltern Chancen zu eröffnet und riskante Entwicklungen zu verhindern. Es soll damit ein Rückgang des Konflikt- und Gewaltpotentials sowie die Förderung des Berufsüberganges besonders ins Auge genommen werden.



Zum anderen gibt es die Schulsozialarbeit, die von den Kommunen finanziert wird. Diese Schulsozialarbeiter stehen im Gegensatz zu den JaS-Fachkräften allen Schülern und Lehrern offen und können somit unterstützend im Unterrichtsprozess eingesetzt werden.



Diese Zweiteilung ist uns FREIEN WÄHLERN ein Dorn im Auge. Bei einer Umfrage unter Schulleitern in Oberbayern verschiedener Schularten haben wir die klare Rückmeldung, dass die Schulsozialarbeit und die JaS von ein und  derselben Person ausgeführt werden kann. Die bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer und Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle widersetzen sich vehement derlei Bemühungen. Spaenle geht es hierbei natürlich um die Finanzierung, denn würde die Schulsozialarbeit zur Pflichtaufgabe für jede Schule, dann beträfe das sein Ministerium und damit auch sein Budget.



Nicht nachvollziehbar ist nach meiner Ansicht auch die Aufteilung der Schulsozialarbeit auf die beiden genannten Ministerien. Wir FREIEN WÄHLER streben mit dem Rückenwind der Erfahrungswerte der Schulleiter eine Zusammenführung beider "Sozialarbeiten" an. Wenn wir es jetzt nicht durchkriegen, dann muss es das Ziel für die Zeit nach den nächsten Landtagswahlen sein.



Erst kürzlich hat Sozialministerin Haderthauer wieder angekündigt, dass es mehr JaS-Stellen mit dem Nachtragshaushalt geben soll. Das ist zwar schön, aber es geht an der eigentlichen Zielsetzung vorbei, nämlich an jeder Schule "echte" Schulsozialarbeit anzubieten.



Kurios ist, dass JaS-Stellen nicht an allen Schulen Bayerns angeboten werden. Ein Schulleiter einer Berufsfachschule hat mich auf die Idee gebracht nachzufragen warum es an dieser Schulart keine JaS gibt? Die Antwort des Sozialministeriums lautete: "Berufsfachschulen sind keine Einsatzorte für JaS-Fachkräfte in Bayern. JaS kommt an Berufsschulen zum Einsatz. Die Berufsfachschulen unterscheiden sich erheblich in den Aufnahmebedingungen, der Ausbildungsdauer,den Abschlüssen etc. von den Berufsschulen. Die Berufsorientierung und Berufswahl sind zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen (2. Schwelle)". Komisch, das klingt für mich, als ob es keine sozialen Problemlagen, Missstände und Konflikte an dieser Schulart gäbe.



Im Übrigen ergab meine Anfrage auch, dass die JaS-Stellen priorisiert vergeben werden. Die staatliche Förderung neuer Stellen erfolgt nach drei Prioritäten: I. Priorität: wie bisher Haupt-, Mittel-, Förder- und Berufsschulen, II. Priorität: Grundschulen (mit einem Migrantenanteil von über 20%) und III. Priorität: Realschulen (in besonders gelagerten Einzelfällen).






Martin Schemm/PIXELIO; pixelio.de




 

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