Inklusion muss gelebt werden

2 April 2013

Inklusion muss gelebt werden

Inklusion muss in den Köpfen ankommen und im Herzen gelebt werden. Die Art und Weise der Umsetzung der Inklusion beschäftigt derzeit auch aufgrund einer neuen Bertelsmann-Studie die Öffentlichkeit. Dabei überwiegt die Unzufriedenheit über die bisherigen Fortschritte weit mehr als die Freude über diese. Ich bin allerdings entgegen diesen starren statistischen Zahlen und Schlussfolgerungen durchaus der Meinung, dass wir in Bayern mit der 2011 erfolgten Änderung des BayEUG, das behinderten Kindern und deren Eltern die freie Wahl der Schule ermöglicht, einen großen Schritt nach vorne getan haben.





"Swantje Grossert" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by) http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de


Freilich sehen das, was ich durchaus verstehen kann, nicht alle so, denn: wie so oft im Bildungsbereich stimmen auch hier nach wie vor die Rahmenbedingungen nicht. Meines Erachtens fehlt es immer noch an drei Dingen: Wir brauchen mehr Lehrkräfte zur Unterstützung der förderbedürftigen Kinder an den Regelschulen, eine gezielte Fort- und Ausbildung der Lehrkräfte und den wirklichen Willen der Staatsregierung, Inklusion umzusetzen und entsprechend mit den nötigen zusätzlichen finanziellen Mitteln zu fördern.


Bildungsökonom Klaus Klemm hat ausgerechnet es seien bundesweit 9300 zusätzliche Lehrkräfte nötig, um inklusiven Unterricht in angemessener Qualität anzubieten. Das würde jährlich 660 Mio. Euro kosten und auch nur dann, wenn man das Förderschulwesen, das jährlich drei Milliarden Euro verschlingt, darin aufgehen lassen würde.


Da kommen wir in Bayern mit unseren bisher jährlich 100 zusätzlich zur Verfügung gestellten Stellen sozusagen nur im Schneckentempo voran! Ich kann gut verstehen, dass die vielen engagierten Lehrerinnen und Lehrer, die mit 1000-prozentigem Einsatz versuchen Inklusion dennoch auf Kosten ihrer Freizeit umzusetzen, kritisieren, dass man wieder einmal ein Produkt in die Welt gesetzt hat, für dessen (Über)leben aber keiner sorgt.




Paul-Georg Meister / PIXELIO / pixelio.de


Ich bin nach wie vor unabhängig von allen wunderbaren Statistiken, die in der Bertelsmann-Studie vielen Bundesländern Nachholbedarf attestieren, der Meinung, dass Inklusion nicht verordnet werden kann. Insofern nützen solche Statistiken lediglich dem Papier, auf dem sie geschrieben und veröffentlicht wurden, jedoch nicht der Sache selbst. In vielen Gesprächen mit Schulleitern und Lehrkräften, mit Eltern und Bürgermeistern klingt auch immer wieder eine Portion Skepsis hinsichtlich der schnellen Umsetzung der Inklusion durch. Sei es, dass es für viele Menschen nach wie vor unvorstellbar ist, dass Behinderte und Nichtbehinderte in einer Klasse gemeinsam unterrichten werden sollen oder sei es, dass man Angst vor etwas Neuem hat und durchaus auch die Grenzen sieht.


Ungeachtet der politischen Unzulänglichkeiten und Notwendigkeiten die ich oben aufgeführt habe ist es unumgänglich, dass Inklusion zu allererst in den Köpfen der Menschen ankommen und im Herzen umgesetzt werden muss. Da gilt es den Hebel anzusetzen. So könnte bei vielen (nichtbehinderten) Menschen ein Besuch in einer Förderschule oder einem Behinderten-Wohnheim das Verständnis für die Selbstverständlichkeit der Umsetzung der Inklusion unterstützend helfen. Wäre das nicht mal ein Ansatzpunkt um dem Ziel wirklich näher zu kommen? Ich persönlich komme – seit ich einmal bei der Aktion Rollentausch einen Nachmittag dort verbracht habe - immer wieder gerne in das Behinderten-Wohnheim meiner Heimatstadt um die lieben Menschen dort zu treffen und mal „Hallo, wie geht´s?“ zu sagen. Und siehe da, beim Heim gehen stelle ich immer wieder fest, dass der Besuch eine Bereicherung für mich war. Wieso also nicht auch die Inklusion?



 

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