G8 bleibt weiter auf dem Prüfstand und wird von den Eltern deutlich abgelehnt

11 März 2013

G8 bleibt weiter auf dem Prüfstand und wird von den Eltern deutlich abgelehnt

Eigentlich bin ich weit weg von neuen Schulstruktur-Debatten und Veränderungen am bayerischen Schulsystem. Es gab genug davon in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten, angefangen vom R6 übers G8 bis hin zu den Mittelschul-Verbünden. Deshalb sagen wir FREIE WÄHLER ja auch so deutlich, dass wir die Gemeinschaftsschule als weitere Schulart nicht haben wollen.


Doch hat mich das Stimmungsbarometer bei der Mitgliederversammlung der Landeselternvereinigung der Gymnasien am vergangenen Wochenende doch erneut zum Nachdenken gebracht. Ohnehin sehe ich das G8 als unvorbereitete und überhastet eingesetzte Reform des Gymnasiums gescheitert. Und wenn bei einer "Probeabstimmung" von den anwesenden rund 200 Eltern nur vereinzelt zwei, drei die Hand für das G8 in seiner jetzigen Form gehoben haben dann finde ich das mehr als bedenklich.


Reparaturarbeiten hat es ja nun am G8 in den vergangenen Jahren genug gegeben. ob es Reduzierung der (nie auf das G8 abgestimmten) Lehrpläne waren oder Korrektur der Abiturnoten, zusätzliches Personal auf Druck der Eltern und Politik, nein, etwas Wahres war bisher nicht darunter.


Nun will Kultusminister Spaenle mit einer per Hochglanzbroschüre verkündeten "Individuelle Lernzeit"-Offensive eine Groß-Reparatur angehen, die wieder mehr Schein als Sein sein wird. Ich frage Sie deshalb ganz wertfrei, wie soll mit 1,5 Lehrerstellen an jeder Schule JEDEM KIND seine individuelle Förderung zuteil werden? Wie sollen damit die auf verschiedene Fächer, unterschiedliche Jahrgänge und mehreren Dutzend Schülern sich verteilenden Lerndefizite nachhaltig behoben werden? Im Vorhaben Spaenles sollen Schüler mit Lerndefiziten aus ihrem Unterricht herausgeholt werden und individuell gefördert werden. Was passiert in dieser "Förderzeit" mit dem versäumten Unterrichtsstoff im anderen Fach? Wird hier nicht ein Loch gestopft und gleichzeitig das andere aufgerissen?




Dieter Schütz  / pixelio.de

Dieter Schütz / pixelio.de





Was brauchen wir also? Mit Sicherheit einen strukturierten Prozess bei dem überlegt wird, wie man den Schülern wieder die Möglichkeit einräumen kann am Gymnasium ausreichend Lern- und Reifezeit zu haben. Dabei liegt die Betonung auch auf Reifezeit, denn der Reifeprozess eines Jugendlichen wurde bei der G8-Reform völlig übergangen. Bester Beweis dafür ist die Tatsache, dass mittlerweile ein Drittel der Abiturienten nach dem erfolgreichen Abschluss erst ein "Sabbatjahr" in Form einer Auszeit mit vielerlei Gestaltungsmöglichkeiten, ob FSJ oder Auslandsaufenthalt wahrnehmen!Von daher ist das früher angeführte Argument, dass man die Jugendlichen früher der Wirtschaft zur Verfügung stellen wolle, nichtig, denn die Allerwenigstens tun es.


Für uns FREIE WÄHLER ist deshalb das G8 keineswegs in Stein gemeißelt. Beobachtungen im Nachbarland Hessen zeigen, dass bei parallel angebotenem G8 wie G9-Zweig etwa Zweidrittel das G9 wählen und bemerkenswerterweise vor allem die leistungsstärkeren Schüler! Das sind die Fakten und ich vertrete die Meinung, dass auch hier ein offener Diskussionsprozess in Bayern Alternativen andenken muss, etwa dass zumindest an einem Gymnasium pro Landkreis eine neunjährige Gymnasialzeit angeboten werden sollte und den Schülern somit die Wahlmöglichkeit gegeben wäre.  Wiederum gegen die Wahlmöglichkeit waren auch ein Großteil der Elternvertreter, vielmehr wollen auch sie eine grundlegende Reform. Und dabei sollte meines Erachtens eine neunjährige Gymnasialzeit nicht außer Acht gelassen werden. Denn mehr Lernzeit bedeutet auch sich intensiver mit dem Lernstoff auseinandersetzen zu können. Dies ist am derzeitigen G8 nicht möglich. So sind beispielsweise die Seminare 'freischwebend', sprich sie sind nicht mit den Grundfächern gekoppelt wie dies im früheren Kollegstufensystem mit Grund- und darauf aufbauenden Leistungskursen der Fall war.


Ich bin jedenfalls gespannt, wie im kommenden Herbst, wenn Flexibilisierungsjahr und individuelle Lernzeit flächendeckend an Bayerns Gymnasien eingeführt werden, der Aufschrei bei Lehrern, Eltern und Schülern ist. Schließlich sollen die zusätzlichen Personalressourcen laut Regierungskoalition ausschliesslich dazu genutzt werden und nicht zweckfremd etwa für eine ausreichende Unterrichtsversorgung hergenommen werden.



 

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