Eine Bahnfahrt wie ein Stammtisch

11 November 2010

Eine Bahnfahrt wie ein Stammtisch

Ich fahre gern mit dem Zug. Langenprozelten-München, das ist für mich wie ein Kinobesuch, es ist schneller vorbei als man denken kann. Frühmorgens trifft es sich automatisch, dass viele Pendler von Laproz bis nach Würzburg mitfahren und ich deshalb immer sehr nah am Ohr des Bürgers bin. „Oh je, gestern habt ihr uns wieder entmutigt“, schallte es mir beim Zustieg in Gemünden entgegen und ehe ich mich angesprochen fühlte, merkte ich, dass dies ein alter Bundeswehr-Kamerad, der nun im Beamten-Sessel sitzt, war. Die gestrige Bekanntgabe der Sparbeschlüsse mit der geplanten Nullrunde „von euch“ seien demotivierend für die Beamten, meinte er, worauf ich entgegnete, dass dies die Sparbeschlüsse der CSU seien. „Nein, nein, des seid ihr!“ Da hatte ich es wieder, Eintopf, alles was sich Politiker schimpft, wird zusammen geschmissen in einen Topf und drauf!

Meine Stammtischplaudereien erlebe ich fast täglich auf meinen Bahnfahrten, nicht nur zwischen Langenprozelten und Würzburg. Foto: O.-Fischer

Meine Stammtischplaudereien erlebe ich fast täglich auf meinen Bahnfahrten, nicht nur zwischen Langenprozelten und Würzburg. Foto: O.-Fischer/ PIXELIO



Jedenfalls ermunterten die Sätze des früheren BW-Kameraden seinen daneben sitzenden Nachbarn zu heftigen Verbalattacken: „Was wollt ihr Beamten denn, euch geht es doch ohnehin gut, ihr braucht euch gar nicht zu beschweren, verdient doch viel mehr als alle anderen!“ Des Nachbars Wortschwall war nicht mehr zu bremsen und die Umher sitzenden hatten ihren Spaß, denn er ließ kein gutes Haar an den Beamten, was wiederum meinen früheren BW-Kameraden zu neuen Attacken herausforderte.

Auch meine Überzeugungsversuche, dass die Beamten doch aufgrund ihrer Lebensarbeitszeitgarantie wirklich gegenüber Menschen in der freien Wirtschaft einen erheblichen Vorteil hätten, dass sie keine Rentenversicherung bezahlen müssten und demnächst wieder auf 40 Wochenstunden herunter gefahren würden, halfen wenig meinen „angefressenen“ Beamten wieder einzufangen.

Das nächste Donnerwetter konnte ich mir dann von dem in Fahrt befindlichen Sitznachbarn anhören, dass die Freien Wähler schuld seien, dass es keine Umweltkarte mehr in Main-Spessart gäbe, worauf ich verwies, dass dies Sache des Kreistages sei. „Schiebel oder Du, das ist gleich, ihr seid die Freien Wähler und ihr habt des gemacht!“ musste ich mir anhören. Ich erinnerte ihn daran, dass der Kreistag diesen Beschluss getätigt habe und der bestehe aus 60 Kreisräten aller Fraktionen. Außerdem verstoße die Umweltkarte gegen geltendes Recht, weswegen Landrat Thomas Schiebel auf Druck der Regierung von Unterfranken gar nichts anderes übrig blieb als diese zu stornieren.

Was mir aus diesem Erlebnis bleibt ist vor allem die Erkenntnis, dass ich tatsächlich nah am Bürger bin, aber gleichzeitig noch viel Aufklärungsarbeit vor mir habe. Gerne lade ich alle Mitbürger deshalb zum Dialog über Politik entweder unter www.guenther-felbinger.de/blog oder auf meiner Facebook-Seite Ich freue mich auf SIE!


 

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