Ausbildungschancen im Doppelten Abiturjahrgang 2011 – ein Erfahrungsbericht

23 März 2011

Ausbildungschancen im Doppelten Abiturjahrgang 2011 – ein Erfahrungsbericht

Das Jahr 2011 ist für die Bildungspolitik ein besonderes Jahr. Der doppelte Abiturjahrgang beschäftigt nicht nur uns im Bayerischen Landtag seit rund eineinhalb Jahren, sondern er fordert auch den Staat und die Unternehmer im Besonderen. Denn nie zuvor gab es so viele Absolventen mit Hochschulreife auf dem Markt. Sie streben den ohnehin schon gut gefüllten Hochschulen zu oder auf den freien Arbeitsmarkt. Bereits vor einem Jahr habe ich mit einer Schriftlichen Anfrage bei der Staatsregierung angefragt, ob zumindest der Öffentliche Dienst diesen außergewöhnlichen Umstand zum Anlass nimmt mehr Auszubildende einzustellen: Fehlanzeige!

Wie schwer es unter diesen Bedingungen ist eine Ausbildungsstelle zu bekommen, dass sieht man in diesem Erfahrungsbericht einer Mutter aus dem Landkreis Main-Spessart, die mir ihre  Erlebnisse bezüglich der Ausbildungsplatzsuche 2011 schilderte:

„Unser ältester Sohn (macht gerade G9-Abitur) schrieb weit über 50 Bewerbungen. Studieren will er nicht, zumindest nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Duales Studium, keine Chance bei einem Notenschnitt von ca. 2,6. Wie diverse Personalchefs mitteilen, ist dieses Jahr bei der doppelten Anzahl von Bewerbungen der Schnitt hierfür das erste Auswahlkriterium und wer schlechter als 2,2 ist, wird noch nicht einmal zum Einstellungstest eingeladen. Also hat er sich für Industriekaufmann und Fachinformatiker beworben (bietet sich an mit LK Mathe und WR) und wurde auch hier gerade mal zu zwei Einstellungstests geladen. Bei allen anderen Bewerbungen war 2,6 bei der Vorauswahl zu schlecht. Eine einzige Stelle wurde ihm angeboten und die hat er dankend angenommen.



Unser zweitältester Sohn (zurzeit 10. Klasse am Gymnasium) wollte eigentlich dieses Jahr mit Mittlerer Reife die Schule verlassen, und das mit einem Notenschnitt von glatt 2,0. Er schrieb ca. 35 Bewerbungen, vorwiegend in Laborberufen, da Chemie, Physik, Bio und Mathe seine Topfächer sind. Nebenbei bewarb er sich für Verwaltungsangestellter und Industriekaufmann. Er wurde zu keinem einzigen Gespräch geladen, nur Absagen mit dem Hinweis, „bei der Vielzahl der Bewerbungen mussten wir leider eine Vorauswahl treffen“. Hier erhält man von den Personalchefs die Mitteilung, dass dieses Jahr lieber Abiturienten genommen werden, obwohl Mittlere Reife reichen würde. „Wir haben die Auswahl, dann nehmen wir doch lieber besser Qualifizierte.



Die DAK Würzburg stellt z.B. vier Sozialversicherungsfachangestellte ein und verlangt Fachabitur oder Abitur. Heuer haben Realschüler nur eine Chance mit einer 1 vor dem Komma“.

Ist diese Entwicklung nicht erschreckend? Und ich glaube, dass das auch so schnell nicht entzerrt wird. Auch im kommenden Jahr wird es noch so ähnlich laufen, bei den vielen, die dieses Jahr nicht unterkommen.



Das G8 wurde zwar damals in einer Nacht-und-Nebel-Aktion eingeführt, aber es wäre in den letzten Jahren seit Einführung genug Zeit gewesen, sich mit der Situation 2011 auseinanderzusetzen und Vorsorge zu treffen. Es wurden weder  zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen noch genug zusätzliche Studienplätze. Und wenn ich dann lese, dass Fachkräfte aus dem Ausland geholt werden sollen, versteh ich nicht warum. So jetzt geht es mir besser. Vielleicht kannst du diese Erfahrungen ja mal irgendwo als Beispiel einsetzen“.


 

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