Schule macht Kinder krank

29 August 2013

Schule macht Kinder krank

Richtig gut ins Diskutieren komme ich derzeit mit den Bürgerinnen und Bürgern an den zahlreichen Infoständen in verschiedenen Orten oder bei den Dorfrundgängen. Dabei bekomme ich sehr viel Neues über manche Ortschaft mit und es ist meist sehr lehrreich. So etwa bei einem bildungspolitischen Diskussionsabend in Marktheidenfeld, bei dem eine Reihe von Pädagogen zugegen gewesen waren und das bayerische Schulsystem richtiggehend auf Herz und Nieren geprüft wurde.


Das Fazit war für mich nicht neu, aber für die Staatsregierung dennoch ernüchternd: Im bayerischen Bildungssystem muss sich dringend etwas ändern! Diese Kernaussage war das Ergebnis einer hitzigen Diskussion. Entzündet wurde die Debatte durch einen anwesenden Schweizer Pädagogen, der das bayerische Schulsystem für „daneben“ erklärte. Viel zu viel unwichtiger und aufgeblähter Lernstoff müssten die Kinder in sich aufnehmen und das kompetenzorientierte Lernen bleibe völlig außen vor. Wie recht er doch hat, dachte ich mir, endlich sagt das mal ein Anderer als ich.


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Diese Steilvorlage nutzte ich und stellte die bittere Erkenntnis, dass zunehmend mehr Kinder und Jugendliche durch das bayerische Schulsystem krank, schlimmer noch psychisch krank, werden in den Raum. Grundlage meiner Aussage waren die Zahlen des Landesverbandes der bayerischen Schulpsychologen, denen zufolge rund ein Viertel aller bayerischen Schülerinnen und Schüler psychische Erkrankungen oder Auffälligkeiten haben, darunter fünf Prozent diagnostizierte Depressionen und zehn Prozent dauernde Angstzustände.


Bezirksrat und Altlandrat Armin Grein untermauerte dies mit Erfahrungswerten aus der Bezirkstagsarbeit. Die rasant zunehmende Anzahl seelisch erkrankter junger Menschen in Unterfranken ist eine weitere Folge. Sicher spielen viele Faktoren dabei eine Rolle, wie gesellschaftliche Veränderungen im Zusammenleben, neue oder gar nicht mehr vorhandene Familienstrukturen, die vermehrte Medienbelastung der Kinder und Jugendlichen sowie die steigende berufliche Belastung der Eltern.


Deshalb lautet das Credo von uns FREIEN WÄHLERN: Wir müssen die Schule in Bayern Entschleunigen, den Kindern mehr Zeit zum Leben und Lernen geben und vor allem muss die Staatsregierung endlich begreifen, dass diese Herausforderung nur mit mehr pädagogischem Personal angefangen von Lehrern, Sozialarbeitern, Psychologen und Förderlehrern geht. Ich kann die Schule im Jahr 2013 nicht mehr mit einem überalterten und in die Jahre gekommenen Schulsystem der 70er Jahre erfolgreich bewältigen!


Ja, so ist es Herr Spaenle. Da nützt es auch wenig, wenn bei einer Kabinettssitzung mit Ausblick auf das kommende Schuljahr das bayerische Schulsystem wieder einmal über den grünen Klee gelobt wurde und die Pressemeldung vor Unwahrheiten triefte.


Deshalb stelle ich nochmal unwiderruflich fest, wir brauchen die Wahlfreiheit am Gymnasium zwischen G8 und G9. Erfahrungen aus Hessen und Baden-Württemberg zeigen schließlich, dass dort 80 bis 90 Prozent der Eltern ihren Kinder neun Jahre Gymnasialzeit gönnen. Und ich bin mir sicher, wir werden das auch ähnlich wie die Studiengebühren in Bayern notfalls mit einem Volksbegehren durchsetzen!


Diskussionsthema waren auch die seitens der Zuhörer als überfrachtet dargestellten bayerischen Lehrpläne in allen Schularten und die Forderung nach mehr Eigenverantwortung der Schulleitungen und Lehrkräfte. Das liegt meines Erachtens vor allem daran, dass wir im Freistaat ein auf Kontrolle von München angelegtes Schulsystem, aus dem die große Mehrzahl der Schulleiter nicht ausbrechen darf, weil sie Sanktionen vom Kultusministerium erwarten müssen - erinnert sei hier nur an den sogenannten Maulkorberlass seitens des Kultusministeriums für die Lehrer.




Benjamin Thorn  / PIXELIO / pixelio.de

Benjamin Thorn / PIXELIO / pixelio.de


Deshalb untermauerte ich auch unsere Freie Wähler-Forderung nach mehr Eigenverantwortung an den Schulen. Es muss soweit kommen, dass sich Schulleiter selber ihr Lehrerkollegium zusammensuchen können und mit genügend finanziellen Budget ihre Schule selbst gestalten und entwickeln können, dann ist auch der Lehrplan zweitrangig. Die derzeit in Überarbeitung befindlichen Lehrpläne müssen dringend auf Eis gelegt werden, denn sie gehen in die falsche Richtung. Wir brauchen mehr kompetenzorientierte Vermittlung des Stoffes und weniger reine Wissensvermittlung. Denn es nützt den Schülerinnen und Schülern herzlich wenig nur Wissen einzutrichtern, das für die nächste Schulaufgabe reicht, aber danach sprichwörtlich wieder ausgespuckt wird. Sie müssen den Stoff begreifen und vertieft lernen. Und dazu haben sie in einem neunjährigen Gymnasium mehr Zeit als in acht Jahren.


Und eines wurde auch klar von mir dargelegt. Wir brauchen die besten Fachkräfte für den Lehrerberuf. Und dazu benötigen wir einen besseren Auswahlprozess, sprich eine Eignungsprüfung vor dem Studium, um wirklich festzustellen, dass die geeigneten jungen Menschen sich dem Lehrberuf verschreiben. Rund 70 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer erleben derzeit nicht ihr reguläres Dienstzeitende, eine Farce. Da brauchen wir dringend Abhilfe!



 

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