Umfragen und Meinungsbildung

25 April 2012

Umfragen und Meinungsbildung

Nach den neusten Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Emnid, läge die CSU  mit  46 Prozent der Wählerstimmen ganz weit vorne, den FREIEN WÄHLERN werden nur 7 Prozent zugeschrieben. Solche Meldungen kursierten diese Tage in den Medien. Und genau das hat sich Hubert Aiwanger in dieser Woche getraut zu kritisieren. Von dieser Kritik haben sie in den Medien nicht gehört oder gelesen? Ganz logisch, denn wer stellt schon gern die eigene Praxis in Frage.  Doch wenn man bedenkt, welchen Einfluss  Medien mit der Verbreitung von Umfrageergebnissen auf die Wähler haben, sind solche Äußerungen berechtigt und notwendig.



Egal, ob Forsa, Emnid oder Forschungsgruppe Wahlen, alle Unternehmen kämpfen um die größte Bekanntheit. Und den Journalisten kommen sensationelle Umfrageergebnisse natürlich sehr gelegen. Damit lassen sich Schlagzeilen machen.



In der Praxis kommt hinzu, dass viele Umfragen entweder von den Zeitungen und Fernsehsendern selbst in Auftrag gegeben werden und diese dann natürlich die Ergebnisse nicht kritisch hinterfragen. Wer stellt schon die schönen Ergebnisse und die eigenen Agenturmeldungen infrage?


Oder die Institute werden, wie Aiwanger kritisiert, von den Parteien selbst beauftragt. Dass dabei dann kein parteikritisches Ergebnis zu erwarten ist, wird jedem klar sein. So kamen die neusten Prognosen von Emnid pünktlich zur CSU-Klausur in Kloster Andechs heraus. Ein Vertreter des Meinungsforschungsinstituts soll ebenfalls vor Ort gewesen sein, und nachdem die positive Berichterstattung des Bayerischen Rundfunks auch nicht lange auf sich warten ließ, vermutet Aiwanger  hinter diesen Mechanismen ein klug eingefädeltes System.


Wie beschrieb es der Publizist und Politikberater Michael Spreng erst kürzlich in seinem blog:





Quelle: http://www.sprengsatz.de/?p=3840




Ein weiteres Beispiel: Am 23. September 2008, also fünf Tage vor der Landtagswahl, gab Emnid der CSU 49 Prozent und den FREIEN WÄHLERN 7 Prozent. Die Wahl brachte den Christsozialen dann jedoch nur 43,4 Prozent und den FREIEN WÄHLERN respektable 10,2 Prozent. Die CSU wurde also um mehr als fünf Prozent zu hoch bewertet. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.



Aber nicht nur die Umfrageergebnisse an sich, sondern auch die Art und Weise, wie sie in der Öffentlichkeit verbreitet werden, sollte an dieser Stelle einmal angesprochen werden. „Piraten 13 Prozent! Piraten vor den Grünen!“, konnte man überall lesen. Die ursprünglichen Ergebnisse jedoch haben eine Schwankungsbreite, die kaum irgendwo vermerkt ist. So könnten beispielsweise die Grünen tatsächlich weiterhin vor den Piraten liegen. Doch das will keiner schreiben.



Auch an anderer Stelle übernehmen einige Journalistenkollegen gerne unreflektiert möglichst spektakuläre Ergebnisse, um Schlagzeilen machen zu können. Ich denke da gerade an die Studie zum Einsatz von Antibiotika in der Hühnerzucht, die Ende letzten Jahres in Nordrhein-Westfalen veröffentlicht wurde und nun Anfang des Monats berichtigt werden musste. Fehlinterpretationen eines Ministeriums und die Übernahme durch die Medienvertreter führten zu der Meldung, dass 97 Prozent der Masthühner mit Antibiotika behandelt worden seien. Viele Zeitungen mussten nun zurückrudern, denn zum einen handelte es sich bei diesen angeblichen 97 Prozent lediglich um Betriebe, die nicht grundsätzlich auf Antibiotika verzichten. Das heißt diese Zahl sagt nichts darüber aus, wie oft Antibiotika auf dem Hof im Einsatz waren und wie viel Prozent der Tiere tatsächlich für wie lange mit Antibiotika in Kontakt kamen. Zum anderen ist die Anzahl der entsprechenden Mastbetriebe sogar um knapp fünf Prozent geringer, als zunächst vermeldet worden war. Hier kann ich doch nur den Kopf schütteln, denn meiner Meinung nach sollte eine vernünftige Recherche noch immer vor allzu schneller Schlagzeile gehen.




Hier das Beispiel einer aktuellen Erhebung der Sonntagsfrage. Quelle: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/953/umfrage/aktuelle-parteipraeferenz-bei-bundestagswahl/






 

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