Übertritt ist Prüfungs-Marathon

7 Juni 2015

Übertritt ist Prüfungs-Marathon

Alljährlich und pünktlich zur Ausgabe der Übertrittszeugnisse an die Viertklässler in Bayern kocht das Thema erneut hoch:


 Abschaffung der Übertrittsregularien und Freigabe des Elternwillens!


 Dies ist ehrlich gesagt auch für mich ein schwieriges Thema. Fakt ist, wir unterwerfen unsere Kinder einem unmenschlichen Prüfungsstress mit 22 (!) Prüfungsklausuren über das gesamte vierte Schuljahr hinweg. Wo bleibt da die Kindheit? Hierdurch entsteht ein immenser Druck bei Schülern, Eltern und Lehrern. Tatsächlich ist in der vierten Klasse alles so fixiert auf das ,Grundschulabitur', dass eine sinnvolle pädagogische Arbeit oft nicht mehr möglich ist. Das kann es doch nicht sein?!




Du bist gut.

Du bist gut.


 Ebenfalls schwer tue ich mich allerdings auch mit Forderung einiger politischer Mitbewerber, dass Eltern frei über die weiterführende Schule für ihr Kind entscheiden sollen auch oder gerade weil es oftmals an Zehntelstellen des Notenschnitts hängt, ob das Kind ein Gymnasium oder die Realschule besuchen darf. Andererseits müssen bei dieser Thematik auch die eindeutigen Studien aus Nordrhein-Westfalen berücksichtigt werden. Diese legen dar, dass der freie Elternwille letztendlich gerade zu Lasten von Kindern aus "bildungsfernen Schichten“ geht, weil dort die Eltern oftmals keinen Übertritt aufs Gymnasium wollen.


Ich persönlich bin hin und her gerissen und meines Erachtens nach hilft es uns nicht weiter, die Übertrittszeugnisse komplett zu verteufeln. Sie dienen ebenfalls als Richtschnur, damit Kinder an weiterführenden Schulen nicht überfordert werden.


 Bei einem Notendurchschnitt in den Fächern Deutsch, Mathematik sowie Heimat- und Sachunterricht bis einschließlich 2,33 bekommen Schüler eine Empfehlung fürs Gymnasium, bei einem Durchschnitt bis 2,66 für die Realschule. Fraglich ist jedoch, ob es dazu einen Prüfungsmarathon über ein Schuljahr geben muss oder ob man das nicht auch einfacher haben könnte?


 Die Meinung einer 4. Klasse Lehrkraft zu diesem Thema ist, lesen Sie hier:





"Lieber Günther!



Mir ist die Stellungnahme der FW zu den Übertrittszeugnissen zu oberflächlich. Als Lehrer einer 4. Klasse bekam ich auch heuer wieder hautnah mit, welch wahnsinniger Druck in manchen Elternhäusern darum herum aufgebaut wird. Die Informationsveranstaltungen zum Schulsystem, beginnend in der 3. Jahrgangsstufe und fortgeführt in der 4. sind ausreichend. Dazu geben ja auch die Klassenleiter viele Hinweise auf mögliche Schullaufbahnen, -wechsel und –wahlmöglichkeiten. Was den Druck auf Schüler, Lehrer und Eltern erhöht sind die 22 Probearbeiten, die zwischen September und April in der 4. Klasse durchgeführt werden müssen (bei vier probenfreien Wochen, Ferien, Verkehrsunterricht  usw). 



Geben wir doch das System frei und in die Verantwortung der Eltern. Die Lehrer sollen eine verbindliche Übertrittsempfehlung zum 1. Mai abgeben (wegen mir in Form eines Übertrittszeugnisses), die Eltern entscheiden, wohin sie ihr Kind schicken (wer mit 3,33 partout aufs Gymnasium will, soll’s halt dann versuchen – nichts anderes läuft doch im Hinblick auf die Inklusion; da kann auch jeder dorthin gehen, wo die Eltern es wünschen, auch wenn die Voraussetzungen mit ausreichend und gut geschultem Lehrpersonal an vielen Schulen nicht gegeben sind) . Das machen sie doch derzeit eh auch schon, denn wenn sie am Übertrittsverfahren teilnehmen und in Deutsch und Mathe mit 4 abschließen, können sie immer noch sagen: mein Kind geht trotzdem aufs Gymnasium, auf die Realschule. 


In Zweifelsfällen würde ich ein gemeinsames Gespräch zwischen Eltern, Lehrer der Grundschule und des Gymnasiums anberaumen, um eventuelle Unstimmigkeiten, Unklarheiten auszuräumen. Von 17 Schülern würde dies bei mir heuer vielleicht zwei betreffen. Das wäre machbar. Das bisherige System jedoch hat sich überholt und muss dringend reformiert werden.




 

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