Mutige Investition im ländlichen Raum

17 Juni 2013

Mutige Investition im ländlichen Raum

Demografischer Wandel, Bevölkerungsrückgang, Hausärztesterben und als folge aussterbende Ortschaften in den ländlichen Räumen, das sind nur ein paar Schlagworte mit denen wir Landtagsabgeordnete in den vergangenen Jahren immer mehr und immer öfters in unseren Stimm- und Wahlkreisen konfrontiert werden. Was ist da denn tatsächlich dran?


In dem Oberthulbaer 500 Einwohner-Ortsteil Hassenbach, dem Heimatort meiner Gattin nebenbei bemerkt, haben wir nun nach einer mehrjährigen Planungs- und Bauzeit das Gemeinschaftshaus im Ortszentrum eingeweiht. Rund 1,7 Millionen Euro hat sich die Marktgemeinde dieses Schmuckkästchen kosten lassen. Ganz schön viel Geld für einen aussterbenden Ort in einer Gegend, der Rhön, die zu den am stärksten vom demografischen Wandel betroffenen Regionen im nächsten Jahrzehnt gehört. Eine zu große Investition?



Weit gefehlt! Bei der Frage „Abriss oder Sanierung“  gab es zwischen den Ortsbürger und dem Bürgermeister mit dem Marktgemeinderat lange Diskussionen, bei denen genau die oben aufgeführten Schlagworte eine beherrschende Rolle gespielt haben. Doch letztendlich nahm man die Chance wahr und entschied sich für das halbvolle Glas, anstatt die Planierraupe anfahren zu lassen und schaffte nun ein Dorfgemeinschaftshaus mit einem Gemeinschaftsraum, der die seit Jahren nicht mehr betriebene letzte Dorfgastwirtschaft allzweiwöchentlich mit einem Frühschoppen beleben soll und auch sonst mit tollem barrierefreien Zugang Jung und Alt zu vielen Anlässen einlädt. Hinzu kam ein Dorfmuseum im Obergeschoss, das in mühevoller Kleinarbeit mit Gegenständen und Kunstschätzen das Leben der Hassenbacher in den vergangenen hundert Jahren aufzeigt und somit der Jugend ein im wahrsten Sinne des Wortes kulturelles Vermächtnis übermittelt. Dazu ein liebevoll hergerichteter ehemaliger Pfarrgarten als Standort und Zentrum für Feste, punktgenau gegenüberliegend vom Dorfbackhaus platziert.


Alles das ist bei weitem noch keine Garantie, dass dies den demografischen Wandel in Hassenbach aufhält. Die Tatsache, dass die Hassenbacher selber mit rund 1500 eherenamtlichen Helferstunden vom Ausheben eines Brunnens bis hin zur Verzierung der schmucken Ornamente hier ihr ganzes Herzblut und Engagement hinein gelegt  haben, stimmt mich persönlich jedoch optimistisch, dass Hassenbach auch den demografischen Wandel überlebt. Zumal sich gerade wegen der intakten Dorfgemeinschaft und dem Angebot eines sanierten Kindergartens vor Ort in den vergangenen Jahren mehrere junge Familien im Ort nieder gelassen haben. Deren Kinder sangen nun zur Einweihungsfeier nicht umsonst aus Leibeskräften zusammen mit den Kindergärtnerinnen "Wir leben gerne hier im Ort!"



Bleibt als Fazit, dass man den Entscheidungsträgern im Marktgemeinderat zum Sanierungsentschluss gratulieren muss, weil sie damit einen wichtigen Beitrag zur Landflucht geleistet haben. Zu erwähnen gilt natürlich auch noch, dass nicht unerhebliche Fördermittel von der Denkmalpflege, der Ländlichen Entwicklung und der Landesstiftung, für die ich mich tatkräftig  mit Erfolg eingesetzt habe, die Investition erst möglich gemacht haben. So macht Politik Spaß!



 

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