Kein Bedarf an Stromimporten wegen abgeschalteter Atomkraftwerke

8 April 2011

Kein Bedarf an Stromimporten wegen abgeschalteter Atomkraftwerke

Sicher haben sie sich dieser Tage auch über Meldungen, wonach Deutschland durch die Abschaltung der acht Alt-AKW’s Strom aus dem Ausland importieren müsse, gewundert. Mich hat das sehr verwundert, haben wir doch bisher in Deutschland eine Überproduktion gehabt. Deshalb habe ich mich bei unseren Energie-Experten in der Freien Wähler-Landtagsfraktion kundig gemacht. Und siehe da: Da ist sie wieder, die Atom-Lobby!

Mit derlei gezielten Meldungen über angeblich höheren Import von Atomstrom durch die derzeit abgeschalteten acht Kernkraftwerke sollen die Menschen nur verunsichert werden, berichtet mir unser Energie-Experte Gottfried Obermaier. Fakt ist, dass es aktuell keinen Engpass bei der Erzeugung von Strom in Deutschland gibt. Nach wie vor produzieren wir in leichter Überproduktion und exportieren nach wie vor ins benachbarte Ausland. Es gibt trotz der abgeschalteten AKW’s keinen akuten Mehrbedarf. Mit diesen Meldungen zeigt sich nur, dass die Atomwirtschaft mit allen Mitteln gegen ihre eigene Abschaltung kämpft. Ich finde das unglaublich!

Nach Angaben des Umweltbundesamtes sind nach Abzug der acht stillgelegten AKW noch mindestens 85 Gigawatt an installierter und gesicherter Leistung in größeren Kraftwerken verfügbar. Das Öko-Institut kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Dabei sind notwendige Reserven, erfahrungsgemäß ausfallende Kapazitäten und auch Stillstände wegen Revisionen, bereits berücksichtigt. Der heimische Strombedarf hat dagegen in den vergangenen Wochen nur etwa 52 Gigawatt an Leistung abgefragt.

Das allein zeigt bereits: Der Zuwachs bei den Importen liegt nicht in fehlender Erzeugungskapazität. Der eigentliche Grund sind die Strompreise. Das läuft nämlich so ab: Versorger und Stromhändler decken sich zu günstigen Preisen am europäischen Markt ein. Wenn Strom aus dem Ausland billiger ist und entsprechende Netzkapazitäten verfügbar sind, kommt ein Teil des Stroms von dort. Ist der Strompreis im Ausland höher, geht Strom aus Deutschland dorthin. Das ist der Alltag!

Nach der kurzfristigen Stilllegung der acht Alt-AKW haben sich Stromhändler und -lieferanten kurzfristig - und diesmal mehr als sonst - mit billigem Importstrom eingedeckt. Da war auch Atomstrom dabei. Im EU-weiten Markt wird aber ständig Strom hin und her bewegt - das gilt auch für die Erzeugung von Atomstrom diesseits und jenseits der Landesgrenzen. Im Frühjahr ist Atomstrom aus Frankreich billig. Im Winter dagegen ist Frankreich auf Stromimporte für seine Elektroheizungen angewiesen. Und auch im Sommer muss Frankreich importieren: Dann müssen die Kapazitäten der Atomkraftwerke herunter gefahren werden, weil das warme Flusswasser nicht mehr zum Kühlen reicht, was ich an sich schon ungeheuerlich finde.

Kein Grund zur Panik also. Die Meldungen über solche Stromimporte sollen nur verunsichern. Entscheidend ist nämlich, ob die heimischen Kraftwerke bei der stärksten denkbaren Nachfrage genügend Strom produzieren können. Und das ist gewährleistet: Die höchsten Lasten im Stromnetz fallen im Winter an. Der höchste Wert lag im Jahr 2002 bei rund 80 Gigawatt  und ist seitdem auf 73 Gigawatt im Jahr 2009 gesunken. Gegenüber rund 85 Gigawatt gesicherter Leistung ohne die acht Alt-AKW bleibt genügend Spielraum. Und bei alledem sind kleinere Kraftwerke noch nicht einmal berücksichtigt.

Obwohl, wie hier das Kernkraftwerk Neckarwestheim aufgrund des Moratoriums abgeschaltet ist, muss zur Stromversorgung in Deutschland kein Atomstrom aus dem Ausland zugekauft werden. Foto: Markus Lorch/ PIXELIO



 

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