Hausärztemangel erfordert alle Anstrengungen der Staatsregierung

8 Mai 2013

Hausärztemangel erfordert alle Anstrengungen der Staatsregierung

Sicher steht die Marktgemeinde Burkardroth nur stellvertretend für viele Gemeinden im ländlichen Raum. Angesichts von bayernweit im Jahr 2011 geschlossenen 113 Hausarztpraxen zeigt sich sehr deutlich, warum die Burkardrother mit spektakulären Aktionen und straßenüberspannenden Bannern mit der Aufschrift "Hausarzt gesucht" im vergangenen Jahr schon auf Suche nach einem Hausarzt-Nachfolger gingen.


Nachdem sich zwei bisher in der Großgemeinde befindliche Ärzte andernorts niederließen war Alarm angesagt. Eine flächendeckende Versorgung mit Hausärzten muss meiner Meinung nach das politische Ziel sein, denn gleiche Lebensbedingungen in Bayern fangen für mich beim Hausarzt an. Und da kann es nicht sein, dass die Marktgemeinde erst rund 10000 Euro in die Hand nehmen muss und sich mit Annoncen und sonstigen Anstrengungen selbst einen Hausarzt suchen muss.


Gott sei Dank haben sich die Mühen für die 7000 Einwohner-Großgemeinde gelohnt, im Juli wird eine neue Ärztin das hausärztliche Versorgungsdefizit auffangen. Aber wie konnte es überhaupt erst soweit kommen? In meinen Augen und auch in denen meines Fraktionskollegen und gesundheitspolitischen Sprechers Dr. Karl Vetter, der zusammen mit mir und weiteren Podiumsgästen dieses Thema bei einer informativen Veranstaltung im Feuerwehrhaus in Burkardroth diskutierte, liegt die Hauptschuld des Dilemmas neben ungünstigen bundespolitischen Vorgaben im Gesundheitswesen vor allem bei der bayerischen Staatsregierung.



Diese hat es, als der Gesundheitsminister noch Markus Söder hieß, versäumt, sich mit den Hausärzten an einen Tisch zu setzen und einen neuen Hausarztvertrag auszuhandeln. Und auch Söders Nachfolger Marcel Huber, der immerhin Tierarzt ist, kümmert sich wenig bis kaum um die Belange der Hausärzte. So hat Huber in seiner Zeit zwar immerhin unterstützende finanzielle Maßnahmen für sich im ländlichen Raum ansiedelnde Hausärzte auf die Wegstrecke gebracht, aber dies ändert nichts an den nach wie vor unattraktiven und nicht adäquat bezahlten Bedingungen für Landärzte.


Für mich hört der Spaß spätestens dann auf, wenn Hausärzte für einen Hausbesuch eines Patienten nicht vollumfänglich bezahlt werden, weil etwa das Budget schon verbraucht ist. Die Hausärzte machen zwar trotzdem des Berufsethos wegen den Hausbesuch, aber korrekt ist dies nicht. Oder haben Sie schon mal einen Klempner erlebt, der das defekte Wasserrohr lötet und dafür kein Geld erhält?
Sicher sind bei diesem schwierigen Thema auch die Kommunen gefragt, indem sie attraktive Rahmenbedingungen für junge Ärzte mit entsprechendem Angebot an Kinderbetreuungseinrichtungen, Schulen und kulturellen Angeboten bieten können, aber letztendlich bestimmt auch da in Teilbereichen wieder die Politik das Geschehen, etwa ab welcher Größe eine Schule oder ein Kindergarten geschlossen wird. Also gewissermaßen ein Teufelskreis!


Deshalb brauchen die Kommunen in den ländlichen Räumen für die Aufrechterhaltung ihrer Infrastruktur dringend mehr Unterstützung des Staates für wohnortnahe Einrichtungen und keine -  wie im von der Staatsregierung jetzt geplanten Landesentwicklungsplan (LEP) - bedarfsgerechten Einrichtungen. Denn das suggeriert nicht nur den Verlust wohnortnaher Praxen, sondern leistet dem Vorschub.

Längstens hätte die Staatsregierung dem Drängen der FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion nachgeben müssen und neue Lehrstühle für Allgemeinmedizin an weiteren bayerischen Universitäten installieren müssen. Denn angesichts zu geringer Ausbildungszahlen an Allgemeinmedizinern - 2011 wurden bei einem Bedarf von 3000 nur rund 1000 ausgebildet - ist hier der wichtigste Hebel für die Zukunft anzusetzen, um überhaupt genügend Ärzte zur Verfügung zu haben.




Rolf van Melis / PIXELIO / pixelio.de



Dazu ist es auch erforderlich über den Numerus Clausus für das Medizinstudium nachzudenken. Denn aufgrund des Ärztemangels ist es nicht weiter zu ertragen, dass ausgerechnet nur 1,0-Abiturienten für das Medizinstudium geeignet sein sollen.



Weitergehende Ansatzpunkte für die Hausarztmisere gibt es in der Bundesgesetzgebung. So kommen rund 40 Prozent der Krankenkassenbeitragsmittel gar nicht im Gesundheitssystem an, sondern werden vorher schon für andere Dinge im Bundeshaushalt zur Seite geschafft. Das kann es nicht sein, liebe Bundesregierung. Da wundert es mich nicht, wenn Oberthulbas Bürgermeister Gotthard Schlereth sich deutlich artikulierte: "Wir müssen den Mist ausbaden, der in Berlin und München verbrochen wird".



Wir brauchen dezentrale Strukturen im ländlichen Raum um die Attraktivität zu erhalten und da kann es nicht sein, dass aufgrund rückläufiger Bevölkerungszahlen die Planungsbereiche im Gesundheitssystem immer größer werden. Hier liegt ein Denkfehler vor. "Es ist längst 5 nach 12", stellte der Sprecher der Hausärzte im Landkreis Bad Kissingen, Dr. Ewald Schlereth, ernüchternd fest. Leider hat er wohl Recht. Dennoch werden wir FREIE WÄHLER weiterhin für eine Erneuerung des maroden Gesundheitssystems kämpfen. Als einzige Landtagsfraktion haben wir mit der 'Sozialen Gesundheitsversorgung' eine Alternative zum bisherigen System aufgelegt. Die Regierungskoalition in München hat dafür außer einem müden Lächeln bisher wenig übrig. Doch die Zeiten werden sich ändern ... im September sind Landtagswahlen!



 

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