Ein Tag im Bayerischen Landtag (aus meiner Sicht)

28 Oktober 2010

Ein Tag im Bayerischen Landtag (aus meiner Sicht)

Als Politiker ist man schon manches gewohnt. Meistens wird man beschimpft und mit allen in den gleichen Sack gesteckt. Und dann …“ gehört drauf gehauen“! So ist die landläufige Meinung von uns Politikern. Damit kann ich im Übrigen gut leben, weil ich weiß, dass ich zu denen im „gleichen Sack“ nicht dazu gehöre. Ich würde auch gerne Jedermann/-frau, der/die so etwas von sich gibt mal gerne zu uns in den Landtag einladen. Am besten zu so einem Tag wie gestern. In der Früh hatte es mit einer Fraktionssitzung begonnen. Schon beim Reingehen ins Maximilianeum traf ich einen Kollegen der Grünen und er meinte noch zuversichtlich, ‚ich glaub‘ heute wird es nicht bis 23 Uhr gehen‘! Ich stimmte ihm aus Überzeugung zu, da ich die Tagesordnung mir kurz durch den Kopf rattern ließ. Jetzt, wenn ich diese Zeilen schreibe, verrate ich lieber nicht wie viel Uhr es ist, aber wir hatten uns Beide in der Früh doch erheblich getäuscht.

Es war ziemlich genau 11 Uhr in der Nacht als wir den Plenarsitzung nach 10 (!) Stunden Sitzung verlassen haben. Ich muss ehrlich sagen, ich wusste nicht mehr wie mir der Kopf stand nach diesem sehr munteren Plenartag und den wirklich heißen Themen wie Haftung der Landesbank-Verantwortlichen und vielen Gesetzesentwürfen. Ich weiß nur noch, dass ich mich auch mal 7,5 Minuten als Redner zum Gleichstellungsgesetz verdient gemacht habe. Das war schon zu einem Zeitpunkt, so gegen 21 Uhr, da konnte man einfach schon nichts mehr aufnehmen. Ich weiß auch nur noch, dass die Frauen der Grünen und der SPD ständig hinein geschrien haben. Gott sei Dank waren meine Ohren schon auf Durchzug gestanden, so dass ich gar nicht mehr vernommen habe, was sie denn wollten. Dazwischen lagen drei Besprechungen, ein Besuch beim Goethe-Institut, der Deutsche Bahn-Dialog usw. Sehr oft frage ich mich bei diesen Plenarsitzungen wie man nur so lange so viel Überflüssiges reden kann, zuhören kann man da so und so nicht mehr. Es ist wirklich schlimm, wenn Jede(r) noch etwas besser wissen will als der andere, vor allem da im jeweiligen Ausschuss die Argumente schon einmal ausgetauscht wurden.

Ich habe da mittlerweile einen Radikalvorschlag im Kopf: alle Redezeiten um die Hälfte kürzen und jeder Parlamentarier würde in der Nacht noch wissen, was untertags bei der Plenarsitzung diskutiert und entschieden wurde und als Beigabe kämen noch bei einigermaßen humanen Zeiten nach Hause. Nein, es ist kein Traum! Auch die Politik muss sich dem Trend der Zeit anpassen. Zwar unterschiedliche Positionen austauschen, aber nicht streiten als würde der nächste Krieg ausbrechen. Jetzt müssen wir nur noch die anderen Fraktionen von meiner Radikalkur überzeugen!


 

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