Der miese Deal mit der Energie

31 Januar 2013

Der miese Deal mit der Energie

Ein Gastbeitrag von Erica Zingher


Regisseur Frank Farenski behauptet, dass die Produktion von Ökostrom heute schon billiger ist als die Herstellung konventioneller Energie – atomar, mit Kohle oder Öl. Um das Märchen der teuren Energiewende zu widerlegen, hat er einen Film gedreht. „Leben mit der Energiewende“ soll so viele Menschen wie möglich erreichen und sie aufklären. Ein Plädoyer für den Energiewechsel in Deutschland.




Screenshot youtube.de




Peter Altmaier hat keine Ahnung welchen Strom er in seiner Berliner Wohnung bezieht. „[…]da kommt der Strom einfach aus der Steckdose.“ Auch zu Hause bei ihm im Saarland kämpft er mit der Umstellung auf Strom aus regenerativer Energieerzeugung. Photovoltaik hat er sich vorgenommen zu installieren und auch an seiner Heizung will er irgendetwas ändern. Die private Energiewende des Umweltministers droht schlichtweg zu scheitern. Doch wie sieht die allgemeine Situation in Deutschland aus?


Energie „von gestern“


Frank Farenskis Film beginnt im Hafen von Rotterdam. Hier werden noch immer täglich tausende Tonnen an Kohle auf Züge und Transporter verladen, um sie dann in Kraftwerke zu befördern, wo sie zur Energiegewinnung verbrannt werden. In den Öfen brennt es, der Generator dreht sich und im selben Moment spucken die Schornsteine CO2 aus, welches unser Klima bemerkbar zerstört. Nicht zu Unrecht fragt sich der Regisseur und Journalist Farenski, weshalb dieser ganze Aufwand betrieben wird? Die Antwort ist ganz einfach: australische Steinkohle ist billig, da lohnt sich natürlich der Transport um die halbe Weltkugel.


Bei den fossilen Vorkommnissen sieht es nicht besser aus. Jährlich steigen die Importpreise der konventionellen Brennstoffe um Milliarden. 2004 lagen sie noch bei 37 Mrd. Euro, 2008 bei 79 Mrd. Euro und 2012 kletterte der Preis schon auf 98 Mrd. Euro hinauf. Diese Tatsache allein ist schon erschreckend und kurios genug. Bedenkt man jedoch, dass der Energieverbrauch vom Jahr 2004 bis 2012 leicht abnahm und Deutschland stetig dieselbe Menge an fossilen Brennstoffen importierte, treibt es die Kuriosität auf die Spitze. Somit nimmt die Bundesregierung Mehrausgaben über Jahre hinweg ohne den geringsten Effekt in Höhe von Milliarden einfach so in Kauf. Ganz gleich ob das für die Volkswirtschaft eine enorme Größe ausmacht.


Doch was sagt die Kanzlerin zu all dem? Anstatt sich von dieser Abhängigkeit zu befreien, singt sie weiter ihr Loblied der Energiewende, um sie dann mit zahlreichen Beschlüssen und Sonderkürzungen zu behindern. So paradox das erscheinen mag, ist es leider auch.


Legenden der Energiewende


All jene Prozesse, welche innerhalb der Wirtschaft und Bundesregierung ablaufen, sind bekannt, überall nachzulesen und offen dargelegt. Woran mag es dann liegen, dass sobald finanzielle Förderungen für regenerative Energien gebraucht werden, viele hysterisch aufschreien, während eine sterbende Wirtschaft weiterhin mit Geld gefüttert wird? Ist die Öffentlichkeit schlichtweg desinformiert, liegt es an der Verschleierung von Wahrheiten oder übt die konventionelle Energielobby immer noch viel zu viel Druck aus?




Danilo Lindner / PIXELIO / pixelio.de



Fakt ist, dass die Presse ihren Teil dazu beigetragen hat, die Energiewende in ein schlechtes Licht zu rücken. Gegner der regenerativen Energien fühlen sich in Zeitungen wie der FAZ oder dem „Spiegel“ wohl, behauptet Frank Farenski. Hier wittern sie täglich gegen das „Erneuerbare-Energien-Gesetz“ und predigen der Bevölkerung das Märchen vom teuren Ökostrom. Diese „Anti-Energiewendepropaganda“ schürt vor allem Angst, Unmut und Unverständnis.


Die Presse verschleiert die Realität und unsere Bundesregierung handelt immer noch als verlängerter Arm der Energiekonzerne. 2011 stieg der Anteil von Ökostrom von 17,1 Prozent auf 20,1 Prozent, mit steigender Tendenz. Und dennoch sind die Strompreise nicht merklich in die Höhe geschossen, geschweige denn ist Ökostrom nur für betuchtere Bürgerinnen und Bürger finanzierbar. Das Gegenteil ist der Fall. Der nachhaltige Strom hat sich vielerorts schon längst zur billigeren Alternative entwickelt. Trotzdem herrscht in den Köpfen der Bevölkerung ein Bild von steigenden Preisen, Stromausfällen und Unterversorgung.


Befreiungsschlag durch Open-Source


Vieles bleibt für den Bürger doch noch undurchsichtig. Um die Argumente der Erneuerbaren-Energie-Gegner zu widerlegen und Licht in das Durcheinander zu bringen, drehte der Journalist Farenski seinen Film. Und damit so viele Menschen wie möglich Zugang zu ihm haben, ist sein Film eine sogenannte Open-Source-Produktion.


Das Prinzip, welches sich dahinter versteckt, ist simpel. Der Dokumentarfilm findet sich in voller Länge frei zur Verfügung im Internet. Zuschauer und Nutzer haben zudem die einmalige Möglichkeit, jenen Film weiterzuverwenden, ihn nach ihren Wünschen und Ideen zu verändern oder auch bloß an Freunde, Verwandte etc. weiterzugeben.


Was nach einem tollen Einfall klingt, kostete Farenski und seinen Kameramann Tausende von Euro. Beide sind nun pleite, wie er im November 2011 in einem taz-Interview klar äußerte. Doch das war es ihm wert.


Und nun?


Auch nachdem man sich „Leben mit der Energiewende“ angesehen hat, bleibt die Frage, was dieser große Begriff Energiewende eigentlich bedeutet. Sicherlich viel mehr als nur das Umsatteln auf regenerative Energien. Hier und heute verlagert sich die Energieproduktion von den großen Standorten und Wirtschaftskonzernen auf die Dächer jedes einzelnen.




H.D.Volz / PIXELIO / pixelio.de




Klar ist, dass die Energiewende nicht bedeutet, weiterhin lediglich Symptome zu behandeln und somit die Lebensverlängerung einer sterbenden Industrie zu erschaffen.


Es liegt in der Hand unserer Regierung und Wirtschaft, der Presse und der Bevölkerung etwas zu diesem Umbruch beizutragen. Denn was Frank Farenskis Dokumentation vor allen Dingen gezeigt hat ist, dass für jeden die Möglichkeit besteht, etwas zu verändern. Peter Altmaier in seinem Haus im Saarland genauso wie Sie und Ich.



 

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