Im Idealfall spiegelt das Parlament die gesellschaftliche Zusammensetzung der Wählerinnen und Wähler wieder. Doch diesem Wunsch entspricht wohl kein Parlament in Deutschland. Auch der Bayerische Landtag ist bei weitem kein Spiegelbild der Bürgergesellschaft. Umso interessanter ist die „Deutsche Landtagskandidatenstudie 2013/2014“, die auch einige interessante Schlussfolgerungen zulässt.
Eine Grundforderung in der modernen, Repräsentativen Demokratie ist die nach der gleichberechtigten Mitwirkung der Geschlechter am politischen Leben. Betrachtet man allerdings die Geschlechterverteilung im Bayerischen Landtag fällt auf, dass diese Grundforderung nicht erfüllt ist. Mit 74 Prozent sind die männlichen Kandidaten deutlich überrepräsentiert. Frauen stellten bei den Parlamentswahlen nur rund ein Viertel der angetretenen Kandidaten – es bewarben sich dreimal mehr Männer um ein politisches Mandat, als Frauen!
Betrachtet man die ethnische Zusammensetzung in der deutschen Bevölkerung, stechen die Folgen von Migrationsprozessen ins Auge. Da immer mehr Bürgerinnen und Bürger zumindest ein Elternteil mit ausländischer Staatsbürgerschaft haben, wurde in jüngeren politischen Debatten immer wieder die Erwartung geäußert, dass sich die ethnische Vielfalt auch im Parlament wiederspiegeln sollte. Diese Erwartung wird jedoch in der Realität nicht erfüllt. Obwohl in Bayern rund ein Fünftel der Bevölkerung einen Migrationshintergrund aufweist, gibt es vergleichsweise wenige Abgeordnete mit Migrationshintergrund im Bayerischen Landtag. Dies trifft nur auf 6 Prozent der Abgeordneten zu. Mein SPD-Kollege im Ausschuss für Fragen des Öffentlichen Dienstes, Arif Tasdelen, beispielsweise gehört zu den wenigen MdL’s mit Migrationshintergrund.
Ein dritter sozio-demografischer Faktor ist die Generationenzugehörigkeit. Das Durchschnittsalter der bayerischen Bevölkerung liegt bei 43 Jahren, wirft mein einen Blick ins Parlament stellt man jedoch fest, dass hier das Durchschnittsalter bei 51 Jahren liegt. Man kann ganz klar sagen, dass die jüngere Generation im Landtag unterrepräsentiert ist – der Anteil der Altersgruppe der unter 31-jährigen beträgt lediglich 9 Prozent. Das sollte uns zu denken geben und eigentlich ein verstärktes Werben junger Leute für die Politik nach sich ziehen.
Ein Parlament, das nicht die Gesellschaft in all ihren Facetten widerspiegelt, kann selten Allem gerecht werden. Hier sind jedoch die Wählerinnen und Wähler ebenso gefragt wie politische Aktivbürger: nur wer sich beteiligt, kann verändern und mitbestimmen.
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