Bahn ist schwerfällig und handlungsunfähig

6 September 2011

Bahn ist schwerfällig und handlungsunfähig

Was wurde und wird nicht geschimpft über die Zustände in der Mainfrankenbahn und dem Main-Spessart-Express. Zu wenig Sitzplätze, keine kompatiblen Waggons, ungenügende Toilettenanlagen und teilweise unbrauchbare bis gar keine Gepäckablagerungen. War das alles so gewollt oder holt uns die Globalisierung einfach ein? Zweifelsohne hatte die DB Regio die gute Absicht mit dem neuen Fuhrpark deutliche Verbesserungen zu erzielen, doch daraus geworden ist das Gegenteil. Das hängt im Großen und Ganzen mit den komplizierten Auswirkungen der Privatisierung der Deutschen Bahn und der damit erfolgten Zerstückelung in viele Teil-Konsortien zusammen. Deshalb kam es dazu, dass man bei den Ausschreibungsbedingungen den Nachfragezuwachs der Bahn, der in den vergangenen Jahren bei rund 25 Prozent lag, unterschätzt hat und sich an den Nachfragezahlen von 2004 orientiert hat.

Wie konnte so etwas passieren, fragt sich jeder Bahnkunde, wo doch eigentlich alles professionalisierter zugehen soll? Grundübel ist die starke Unterfinanzierung des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) durch den Bund. So hat der Bund 2006 die sogenannten Regionalisierungsmittel gekürzt, sodass beispielsweise für das Jahr 2011 so viel finanzielle Mittel zur Verfügung stehen wie im Jahr 2000! Gleichzeitig sind die Infrastrukturkosten über 45 Prozent gestiegen und es mussten 24 Millionen Euro zusätzlich für die sogenannten Trassengebühren bezahlt werden. Und das Ganze ist mittlerweile ein knallharter Wettbewerb geworden, bei dem es um jeden Cent geht. Und so führen die Unterfinanzierung des SPNV, die Kapazitätsprobleme und die technischen Mängel zu großer Unzufriedenheit bei der Kundschaft.

Und so einfach Dinge nachzurüsten funktioniert nicht, denn die Waggonpaarungen sind eine Einheit in sich und es kann nicht eben mal ein Waggon angehängt werden. Beispielsweise werden die Toiletten in Bahrain gefertigt und so kommt es, dass nicht einfach mal ein Konstrukteur kommen kann und dieses oder jenes verändern kann. Zumindest bei den Gepäckablagen will die Deutsche Bahn bis zum Jahresende Verbesserungen erreichen. Glauben tue ich es erst, wenn ich es sehe!

Aber auch sonst ist die Bahn in einem Zwangskorsett. Wenn es etwa um mein Anliegen, der verbesserten Sicherheit am Bahnhof Karlstadt, geht, dann habe ich diese Tage vom Präsidenten des Eisenbahn-Bundesamtes  für mich nicht nachvollziehbare Antworten erhalten. Auf meine Vorschläge entweder die Züge auf anderen Gleisen einfahren zu lassen oder die Güterzüge geschwindigkeitsreduziert durch den Karlstadter Bahnhof fahren zu lassen, entgegnet man mir, dass damit pro durchfahrendem Zug 1:30 Minuten in der Taktzeit verloren gehen und damit circa drei Trassen pro Stunde weniger an die Eisenbahnunternehmen zugewiesen werden können.

Klar ist die Wirtschaftlichkeit in einem Unternehmen von enormer,  aber die Sicherheit der Menschen meines Erachtens wohl von noch größerer Bedeutung. Zumal das Szenario bis 2025 für den Güterverkehr einen Zuwachs auf der Schiene von 65 Prozent vorsieht. Der internationale Güterverkehr wächst weiter überproportional. Wie das dann auf der ohnehin überlasteten Strecke Frankfurt-Würzburg und Hamburg-Würzburg aussehen soll, wage ich gar nicht anzudenken, denn der Lärmschutz ist ohnehin schon überfällig?

Aber ich lasse mich nicht kleinkriegen von Betriebswirtschaftlern und habe bereits weitere und neue Vorschläge für die Sicherheit am Bahnhof Karlstadt, die kaum der Rede wert sind hinsichtlich des finanziellen Einsatzes, einfach zu installieren sind und von Praktikern und eben nicht von Betriebswirtschaftlern am grünen Tisch angedacht sind. Mal gespannt, welche Verhinderungstaktik sich die Bahn-Bosse dafür ausdenken?

Die Weichen für die Zukunft müssen mit Bedacht gestellt werden, selbst bei der Bahn. Foto: Rainer Sturm/ PIXELIO



 

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