Ortsbesuch bei SenerTec in Schweinfurt: Die beeindruckende Energiebilanz des Dachs

2 Mai 2016

Ortsbesuch bei SenerTec in Schweinfurt: Die beeindruckende Energiebilanz des Dachs

Schweinfurt.
Vertreter der Freien Wähler, darunter Main-Spessart-Landrat Thomas Schiebel sowie die Landtagsabgeordneten Günther Felbinger und Thorsten Glauber machten sich kürzlich beim Schweinfurter Unternehmen SenerTec ein Bild von den Vorzügen der Kraft-Wärme-Kopplung. Die bayerische Staatsregierung behandelt diese energieeffiziente Technik indes nur sehr stiefmütterlich.
Bei solch einem Durchhaltevermögen liegt die Frage nach dem Einsatz in Autos natürlich auf der Hand. Doch Hagen Fuhl, Prokurist bei SenerTec, wiegelt ab: „Dafür sind unsere Antriebe viel zu schwer. Im Automobilbereich sind geringe Gewichte und hohe PS-Zahlen gefragt.“ In zahlreichen anderen Vergleichen stellt der Einzylinder-Verbrennungsmotor des innovativen Herstellers von Blockheizkraftwerken sein Auto-Pendant dagegen deutlich in den Schatten. „Selbst bei soliden PKW-Motoren ist in der Regel spätestens nach 200.000 Kilometern Schluss. Die Antriebe in unseren Blockheizkraftwerken halten ein Vielfaches durch“, erläutert Fuhl.




Bild: Hagen Fuhl, Wolfgang Heß, Günther Felbinger, Thorsten Glauber, Thomas Schiebel (v. l. n. r. )

Bild: Hagen Fuhl, Wolfgang Heß, Günther Felbinger, Thorsten Glauber, Thomas Schiebel (v. l. n. r. )


Bei der anschließenden Betriebsführung wird auch deutlich, warum der „Dachs“, wie die mit Brennstoffzelle und Generator ausgestatteten KWK-Anlagen liebevoll genannt werden, so robust ist. Die Bauteile sind aus schwerem Gusseisen, die Dicke der einzelnen Komponenten enorm. Schritt für Schritt wird der Dachs entlang der Produktionsstraße montiert, bis er am Ende auf Herz und Nieren geprüft wird. Dann verlässt er die Betriebsstätte bei SenerTec in der Schweinfurter Carl-Zeiss-Straße – und verrichtet fortan in Einfamilienhäusern, Betrieben und öffentlichen Gebäuden jahrelang Höchstarbeit.
Bei KWK-Anlagen wird gleichzeitig Wärme und Strom erzeugt. Die ökonomische und ökologische Energiebilanz des Dachs liest sich hervorragend, der Wirkungsgrad des Brennstoffs beträgt hier an die 100 Prozent. Trotzdem entscheiden sich sowohl kommunale Entscheider als auch Häuslebauer noch viel zu häufig gegen diese verbrauchsarme Energietechnik. Im Landkreis Main-Spessart sind zwar schon viele Ämter und Schulen mit einer KWK-Anlage ausgestattet. „Allzu oft stehen bei den Beratungen aber die relativ hohen Anfangsinvestitionen im Vordergrund – und nicht die Energiekosten, die in Zukunft eingespart werden können“, weiß MSP-Landrat Thomas Schiebel. „Auch die Gebäudeplaner haben die KWK-Anlagen nicht immer auf dem Schirm.“
Landtagsabgeordneter Thorsten Glauber (Freie Wähler) spricht als Architekt aus eigener Erfahrung, was die Entscheidung für eine Heizung in einem Privathaus betrifft: „Der Bauherrin des entstehenden Hauses ist häufig eine teure Küche wichtiger.“ Diese könne man den Gästen vorzeigen. Beim Dachs im Keller wird die Vorführung schon schwieriger – zumal er äußerlich eher unspektakulär wirkt. „Doch darin befindet sich moderne Technik, die über eine lange Betriebsdauer hinweg enorm viel Energie einspart“, weiß Fuhl. Umso unverständlicher findet der SenerTec-Prokurist, dass die energetische Förderung durch den Staat eher ein Schattendasein fristet.
„Beim im Herbst letzten Jahres gestarteten 10.000-Häuser-Programm werden auch Öl- und Gasheizungen gefördert, wenn alte Heizkessel ausgetauscht werden“, erläutert Glauber, der auch energiepolitischer Sprecher der Freien Wähler-Landtagsfraktion ist. „Den Einsatz fossiler Energie auch noch finanziell zu belohnen, widerspricht dem Gedanken der Energiewende grundlegend.“ Glauber kritisiert auch, dass lediglich die Bauherren von Ein- und Zweifamilienhäusern, aber keine Eigentümer von Mehrfamilienhäusern von der Förderung profitierten. Auch Unternehmen und Kommunen gingen bei diesem Programm leer aus. „Wir Freie Wähler werden in Zukunft weitere Anläufe unternehmen müssen, um an dieser Stelle Verbesserungen durchzusetzen“, so Glauber.
Laut einer Anfrage des Landtagsabgeordneten Günther Felbinger (ebenfalls Freie Wähler) an die Staatsregierung sind bis Ende 2018 insgesamt 90 Millionen Euro für das 10.000-Häuser-Programm veranschlagt. Doch mittelständische Energieunternehmen wie SenerTec profitieren davon nur in geringem Maße. Dabei können kleine Blockheizkraftwerke in der Summe viel Kohlendioxid einsparen und damit einen bedeutenden Beitrag zur Energiewende in Bayern leisten. Auch wenn die KWK-Anlagen nicht als Motoren in Autos genutzt werden, dürften sie künftig in der Mobilität eine große Rolle spielen. Schließlich können mit dem erzeugten Strom problemlos Elektroautos in der heimischen Garage aufgeladen werden – eine autarke und dezentrale Energieversorgung in Reinform.



 

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