Diskussionsveranstaltung zur Inklusion legt Unzulänglichkeiten an den Tag

28 Juni 2013

Diskussionsveranstaltung zur Inklusion legt Unzulänglichkeiten an den Tag

Diskussionsveranstaltung zur Inklusion legt Unzulänglichkeiten an den Tag
Inklusion muss endlich mit Inhalten und Leben gefüllt werden

Behindert oder Nichtbehindert, mittlerweile spielt das für die Schulwahl der Kinder mit Beeinträchtigungen keine Rolle mehr. Nach einer Änderung des Bayerischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetzes ist es seit fast zwei Jahren auch behinderten Schülerinnen und Schülern möglich statt der Förderschule die Regelschule zu besuchen. Die UN-Konvention zur Inklusion hat hierzu den Anstoß gegeben, umgesetzt wurde dies im Bayerischen Landtag von einer interfraktionellen Arbeitsgruppe Inklusion mit Vertretern aller Parteien, der auch der FREIE WÄHLER Landtagsabgeordnete Günther Felbinger, angehört. Nunmehr hatte Felbinger Bildungs-Experten ins Würzburger Rudolf-Alexander Schröder Haus geladen, um gemeinsam unter dem Motto „Inklusion- wo stehen wir und welche Herausforderungen gibt es noch zu meistern?“, den Sachstand zu diskutieren.

In seinem Eingangsstatement verglich der Abgeordnete die Umsetzung der Inklusion für die Bayerischen Schulen mit einem Marathonlauf, bei dem gerade die ersten Kilometer zurückgelegt worden seien. Hauptreferent Ullrich Reuter, von der Jakob-Muth-Schule Nürnberg unterstrich diesen Vergleich und stellte dann das Konzept seiner  Einrichtung vor. Dabei wurde klar, dass bisher noch immer klare Regelungen gerade bei der Finanzierung von Umbaumaßnahmen an Regelschulen fehlten. Stattdessen würde die Zuständigkeit zwischen den Behörden hin und hergeschoben. „Ich komme mir als Schulleiter oft wie der berühmte Buchbinder Wanninger vor, der immer wieder sein Schreiben zurückbekommt mit dem Stempel, ‚Nicht zuständig‘, so Reuter.

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In der anschließenden lebhaften Diskussion wurden weitere Problemfelder bei der Umsetzung  sichtbar. So beklagte Prof. Lelgemann, Lehrstuhlinhaber für Sonderpädagogik an der Uni Würzburg, dass die Lehrerausbildung bisher überhaupt nicht auf die gestiegenen Anforderungen für die Unterrichtung von behinderten und nichtbehinderten Kindern in ein und derselben Klasse ausgerichtet sei. Auch Schulleiter Winfried Knötgen von der Grundschule Thüngersheim und der ehemalige Rektor der Heuchelhof Grundschule, Leonhard Blaum, betonten, dass die bisherige Umsetzung der UN-Konvention an den Schulen nur durch das besondere Engagement und den Willen der Lehrer funktioniert hätte. Vom Kultusministerium sahen sich die Podiumsgäste weitestgehend auf dem bisherigen Weg alleingelassen.

Der Präsident des Bayerischen Lehrerinnen und Lehrerverbandes, Klaus Wenzel, verwies in seiner Stellungnahme darauf, dass die Teilhabe von behinderten Kindern in der Regelschule zu 97% machbar sei, darauf sollte der Fokus jetzt liegen und nicht, wo eventuell Grenzen für die drei Prozent nicht integrierbarer Kinder mit mehrfacher Schwerstbehinderung läge.  Die Vertreterin des bayerischen Elternverbandes Ursula Walther sprach vor allem von der großen Verunsicherung bei allen Eltern, weil die Rahmenbedingungen für eine inklusive Beschulung im überwiegenden Teil der Schulen nicht vorhanden seien.

Aus dem Publikum wurde die Frage herangetragen, inwieweit die Kommunen, als Sachaufwandsträger der Schulen an der Finanzierung bei Umbaumaßnahmen etc. beteiligt würden. Wieder einmal, so stellte Felbinger fest, würden die Landesregierung Inklusion befürworten, die finanzielle Ausgestaltung dann aber an die Kommunen weitergeben. Ein „Unding“ wie der Abgeordnete feststellte,  hier müssten schnelle Änderungen her. Ebenso forderte Felbinger erhebliche Anstrengungen der Staatsregierung um den vielfältigen Herausforderungen für eine erfolgreiche Umsetzung der Inklusion zu gewährleisten: „Es geht nicht ohne zusätzliches unterstützendes Personal als Zweitlehrkräfte, Heilpädagogen sowie Schulbegleitern als pädagogische Assistenzen für die Entlastung der mit hohem Engagement tätigen Regelschullehrkräfte .Und endlich muss auch die Lehrerfortbildung mit einem vernünftigen Konzept angegangen werden“, so Felbinger abschließend. „Inklusion darf nicht weiter ein Schlagwort oder eine Etikette bleiben, sondern mit Inhalten und Leben gefüllt werden“.

PMInklusion


 

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