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12 Februar 2016

Stellenabbau an unterfränkischen Finanzämtern zieht Krankheitstage nach sich

Der Januar ist vorbei und so langsam schleicht sich bei vielen Bürgerinnen und Bürgern ein Gedanke ein: eigentlich müsste man sich mal an die Steuererklärung setzen. Natürlich klingt ein Sonntag, an dem man sich durch sämtliche Belege wühlt und sich mit dem Steuererklärungsformular herum ärgert nicht wirklich verlockend – da erscheinen Alternativen wie ein Ausflug in die Rhön wesentlich attraktiver.


Früher oder später landet die Steuererklärung dann aber doch im Briefkasten des Finanzamtes und die Bearbeitung zieht sich. Dass das durchaus seine Gründe hat, hat eine Anfrage an das Staatsministerium der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat bezüglich der Personalsituation in Bayerns Finanzämtern gezeigt.


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Seit 2010 wurden unter anderem an den Finanzämtern Obernburg am Main, Amorbach, Ebern, Schweinfurt, Bad Neustadt, Aschaffenburg, Lohr am Main, Würzburg, Ochsenfurt, Karlstadt, Schweinfurt und Marktheidenfeld kontinuierlich Stellen gekürzt. Beispielsweise hatte das Finanzamt Lohr am Main mit den Außenstellen Karlstadt und Marktheidenfeld mit einem Stellenabbau von einer Mitarbeiterkapazität von 156,85 auf im Jahr 2015 nur noch 147,47 zu kämpfen.


Eindeutig am stärksten betroffen ist das Finanzamt Schweinfurt. Dort arbeiteten im Jahr 2010 252 Mitarbeiter mit einer Mitarbeiterkapazität von 221,16. Bis zum Jahr 2015 hat sich die Mitarbeiterzahl auf 227 reduziert, wir sprechen nun von einer Mitarbeiterkapazität von 196,30. Diese Stellenkürzung ist deutlich und das, obwohl eine Sollstellenzahl von 202,71 gefordert ist.


Da überrascht es mich ehrlich gesagt nicht, dass sich auch die Entwicklung der durchschnittlichen Fehltage verändert: während das Finanzamt Schweinfurt im Jahr 2010 nur 10,89 durchschnittliche Fehltage zu verzeichnen hatte, waren es im Jahr 2014 bereits 12,82.


Die Unterbesetzung an den Finanzämtern hat weitreichende Folgen – davon konnte ich mich in der Vergangenheit bei Besuchen vor Ort in Aschaffenburg, Bad Neustadt, Bad Kissingen, Lohr und Karlstadt immer wieder selbst überzeugen. Deshalb werde ich mich im Ausschuss für Fragen des Öffentlichen Dienstes also auch weiterhin aktiv für eine Aufstockung der Stellen an Finanzämtern einsetzen.


 


8 Februar 2016

Home Office im öffentlichen Dienst auf dem Vormarsch

Von zu Hause aus arbeiten? Das Thema „Home Office“ wird vor allem in der freien Wirtschaft kontrovers diskutiert. Studien zeigen, dass Mitarbeiter, die von zu Hause aus arbeiten dürfen, motivierter und eher dazu bereit sind, Überstunden zu machen. Außerdem sind Mitarbeiter, denen das Home Office ermöglicht wird, Studien zu Folge loyaler und nehmen ihre Vorgesetzten als fairer war.


Dass Home Office in vielen Unternehmen weiterhin nicht angeboten wird, wird oft damit begründet, dass die Vorgesetzten ihre Mitarbeiter gerne mit Kollegen vernetzt und vor Ort sehen. Natürlich sind viele Arbeitsplätze an Orte gebunden, beispielsweise in der Produktion. Doch was ist mit den übrigen Arbeitskräften?




magicpen  / pixelio.de

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Die Firma Bosch gilt in Sachen Home Office für viele als Vorzeigeunternehmen. Dort können Mitarbeiter nachmittags das Büro verlassen, um noch etwas Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Die versäumten Arbeitsstunden können dann nach 20:30 von zu Hause aus nachgeholt werden. Meiner Meinung nach ein gelungenes Konzept, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter zu fördern.


Ob das von zu Hause aus arbeiten auch Thema im öffentlichen Dienst ist, wollte ich mit einer Schriftlichen Anfrage an das Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr herausfinden. Tatsächlich hat diese Anfrage ergeben, dass die Anzahl der Tele- und Wohnraumarbeitsplätze in den vergangenen Jahren in fast allen Ressorts gestiegen ist.


Beispielsweise ist die Zahl der Tele- und Wohnraumarbeitsplätze im Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie von 4% im Jahr 2008 auf 9% im Jahr 2015 angestiegen. Besonders hoch ist der Anteil der Home Offices allerdings im Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration. Hier arbeiten mittlerweile 13% der Angestellten von zu Hause aus.


Besonders erfreulich finde ich es, dass Anträge auf einen Tele- und Wohnraumarbeitsplatz im öffentlichen Dienst nur in wenigen Fällen abgelehnt wird. Dass der Freistaat Bayern in Sachen Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit einem guten Beispiel vorangeht, freut mich! Gleichwohl gilt es, mit dem Erreichten noch längst nicht zufrieden zu sein.



5 Februar 2016

Weichen im Schulsystem JETZT richtig stellen

Wir FREIE WÄHLER haben bereits im Oktober in einem Dringlichkeitsantrag gefordert, dass Ankündigungen mit Inhalten gefüllt und die Weichen im Schulsystem jetzt richtig gestellt werden müssen. Es wird viel diskutiert, doch es muss auch endlich etwas getan werden – denn nur so können wir etwas bewegen!


Um die aktuellen Herausforderungen im bayerischen Schulsystem zu meistern und jedem Kind oder Jugendlichen, ungeachtet seiner Herkunft, Chancen zu eröffnen, sind in vielen Bereichen des Bildungswesens große Anstrengungen nötig. Eine gute Deutschförderung, die Integration in die Klassengemeinschaft und der Umgang mit den traumatischen Erfahrungen der Flüchtlingskinder erfordern geschultes Personal. Als ehemaliger Lehrer weiß ich, wie viel Arbeit und Herzblut hinter solchen Herausforderungen steht und bin deshalb der Meinung, dass es unser Ziel sein muss, die Schulgemeinschaft auf diesem Weg möglichst tatkräftig zu unterstützen.


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Damit die Flüchtlingsbeschulung erfolgreich gestaltet werden kann, müssen zahlreiche Punkte angegangen und umgesetzt werden:


In Zusammenarbeit mit allen bayerischen Lehrerverbänden muss ein Aktionsplan erarbeitet werden mit dem Ziel, an den bayerischen Schulen unter den Bedingungen der vor allem durch die Flüchtlings- und Asylbewerberkinder gestiegenen Schülerzahlen sowohl die Unterrichtsversorgung als auch die zusätzlichen Aufgaben wie beispielsweise den Auf- und Ausbau der Ganztagsschulen und der Inklusion sicherzustellen – denn kein Kind darf zu kurz kommen.


Außerdem muss dafür gesorgt werden, dass verstärkt Fortbildungen im Bereich „Deutsch als Fremdsprache“ und „Deutsch als Zweitsprache“ angeboten werden und entsprechende Unterrichtsmaterialien für alle Lehrkräfte online zugänglich sind.


Weiterhin sind wir FREIEN WÄHLER dafür, die Zahl der Übergangsklassen weiter auszubauen. An vielen Schulen sind die Übergangsklassen überfüllt – wir fordern daher eine Beschränkung der Klassenstärke auf 15 Schülerinnen und Schüler, um das Lernen erfolgreich gestalten zu können.


Neben Grund- und Mittelschulen, die derzeit am stärksten betroffen sind, sind auch andere Schularten bei der Flüchtlingsbeschulung einzubeziehen. Dazu gehört beispielsweise der weitere Ausbau von Vorklassen zum Berufsintegrationsjahr und von Berufsschulklassen. Außerdem soll Kindern und Jugendlichen der Zugang zu einer Schulart, die ihren Fähigkeiten entspricht, gewährleistet werden – das schließt, sobald die sprachliche Barriere überwunden ist, natürlich auch Realschulen und Gymnasien mit ein.


Auch heute plädieren wir weiter für einen Einsatz multiprofessioneller Teams aus Lehrkräften, Sozialpädagogen, Schulpsychologen, Heilpädagogen und Förderlehrern in den verschiedenen Schulamtsbezirken und den Ausbau der Stellen von Schulpsychologen.


Schlussendlich sollen außerdem Schulen, die besonders viele Flüchtlingskinder aufgenommen haben, bis zu zwei Jahre von der externen Evaluation ausgenommen werden, um die Belastungen zu reduzieren.


Wie Sie sehen können, gilt es viele Herausforderungen zu bewältigen und ich werde Sie auch weiterhin über den Verlauf unserer Forderungen und Ideen informieren.


23 Januar 2016

ADHS verlangt mehr Schulpsychologen

ADHS – diese vier Buchstaben hört man vor allem in Bezug auf die Schule immer öfter: es wird rege diskutiert über das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom. Kinder und Jugendliche, die an ADHS leiden, sind vor allem in der Aufmerksamkeit beeinträchtigt und das hat oft weitreichende Folgen.


Der Gong ertönt, die Schülerinnen und Schüler stehen auf, es folgt die Begrüßung. Während sich alle Kinder setzen, starrt Julius fasziniert aus dem Fenster. Ihm fällt gar nicht auf, dass er der Einzige ist, der immer noch steht. So sieht der Alltag an Bayerns Schulen aus.


Kinder und Jugendliche, die ADHS haben, lassen sich leicht ablenken. Da ist von „aus dem Fenster starren“ über „viel schwätzen“ bis hin zu sozialen Auffälligkeiten alles möglich. Gut ist, dass man mittlerweile vom Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom weiß. Untersuchungen an Zwillingen haben beispielsweise ergeben, dass die Krankheit vererbbar ist. Allerdings spielen auch eine Reihe anderer Ursachen eine Rolle für ADHS.




www.helenesouza.com  / pixelio.de

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Es werden unzählige Fortbildungen für Lehrkräfte, Beratungen für Eltern und Therapien für Betroffene angeboten – und doch sind noch viele Fragen offen.


Auffällig ist, dass ADHS in den letzten Jahren zunehmend häufiger diagnostiziert worden ist. Zudem fällt auf, dass in bestimmten Regionen ADHS besonders häufig und in anderen seltener diagnostiziert wird. Durchschnittlich haben etwa 5% der Kinder und Jugendlichen in Deutschland ADHS, in Bayern sticht der Regierungsbezirk Unterfranken mit den häufigsten Diagnosen hervor. Meiner Meinung nach einen zweiten Blick wert ist die Tatsache, dass in Unterfranken gleichzeitig der Versorgungsgrad an Kinder- und Jugendpsychiatern, die ADHS diagnostizieren dürfen, am höchsten ist. Besteht hier ein Zusammenhang? Dieser Frage muss dringend nachgegangen werden!


Auch an den Schulen macht sich ADHS bemerkbar, Lehrer sind stärker belastet. Mittlerweile ist ADHS in vielen Bundesländern als Teilleistungsstörung anerkannt, hier zieht Bayern jedoch (noch) nicht mit. Viele Eltern stehen vor der Entscheidung, ob sie ihre von ADHS betroffenen Kinder medikamentös behandeln oder nicht – hier gehen die Meinungen weit auseinander. Generell stehen bei ADHS neben Medikamenten auch Maßnahmen wie die Psychoedukation, die Aufklärung und Beratung der Eltern und der betroffenen Kinder, Familienpsychotherapie, Verhaltenstherapie und kognitive Intervention zur Verfügung. Eine Vernetzung von Schule, Elternhaus und betroffenen außerschulischen Personen wie Therapeuten, ist für eine gelingende Therapie unabdingbar, doch hier kommen wir schon gleich wieder zu den Grenzen: die Schulpsychologen in Bayern sind weiterhin stark unterbesetzt und Lehrerkräfte versuchen Inklusion, Ganztag, individuelle Förderung und die Integration von Flüchtlingskindern zu schultern.


Um allen Kindern und Jugendlichen gerecht werden zu können, bedarf es einem Umdenken. Es müssen dringend Stellen geschaffen werden, denn nur so kann eine qualitativ hochwertige Beschulung aller Kinder gewährleistet werden.


Genauere Informationen zur Situation der Schulpsychologen können Sie meiner Anfrage entnehmen: 17_0007977(1)



31 Dezember 2015

Lehramtsausbildung zu wenig praxisbezogen

Immer öfter entschließen sich junge Menschen dazu, ihr Studium oder ihre Ausbildung abzubrechen. Diese Tatsache ist oft nicht nur für die Betroffenen ein Problem, sondern stellt auch den Staat finanziell vor eine große Herausforderung. Ich habe mich deshalb mit Vertretern der Studentengruppe des BLLV (Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband) zu einem Gespräch über die Lehrerausbildung getroffen.


Die wohl gravierendste Kritik an der Lehrerausbildung ist und bleibt der nur mangelhafte Praxisbezug. Während des Studiums werden zwar Pflichtpraktika absolviert, jedoch bieten diese nur einen sehr eingeschränkten Einblick in das spätere Berufsleben. Vorgeschlagen wurde deshalb schon zu Beginn der Studienzeit ein Praxissemester zu integrieren, um einen frühen Einblick in den zukünftigen Arbeitsalltag zu erhalten. An der Würzburger Universität hat man zwar mittlerweile eine Lehrwerkstatt eingerichtet deren Konzept vorsieht, dass ein Studierender einen Lehrer ein ganzes Schuljahr lang mehrere Stunden pro Woche besucht um einen vertieften Einblick in den Lehreralltag zu gewinnen, allerdings ist dieses Konzept bisher nur für die Real- und Gymnasiallehramtsstudenten realisiert.




Dieter Schütz  / pixelio.de

Dieter Schütz / pixelio.de


Weiterhin bemängelt wurde, dass trotz des Bologna-Prozesses immer noch ein Staatsexamen geschrieben werden muss. Während des Studiums erbringen die Lehramtsstudierenden bereits Prüfungsleistungen in Form von ECTS-Punkten, wie dies auch in allen anderen Bachelor- und Masterstudiengängen üblich ist. Im Gegensatz zu diesen müssen die Lehramtsstudenten jedoch zusätzlich das Saatsexamen über den bereits während des Studiums abgeprüften Stoff ablegen.


Wie auch schon in den vergangenen Jahren sorgte außerdem die ungleiche Studiendauer der verschiedenen Lehramtsstudiengänge für eine hitzige Diskussion. Hier wird auch weiterhin eine Angleichung der Studienzeit gewünscht.


Dieses Gespräch hat mir einmal mehr deutlich vor Augen geführt, dass sich im Bayerischen Bildungssystem dringend etwas tun muss. Meiner Meinung nach wären Eignungstests vor Beginn und eine regelmäßige Reflexion während des Studiums ein richtiger Weg, um die Studienabbrecherquote zu verringern. Außerdem ist eine bessere Vorbereitung auf den zweiten Ausbildungsabschnitt der Lehrerausbildung notwendig. Um eine größere Identifikation der Studierenden mit dem Lehramt zu erreichen, wurde von den Studierenden außerdem vorgeschlagen, wie in München eine eigene Fakultät für Lehramtsstudierende zu gründen.


Man darf gespannt sein, welche Entwicklung die Lehrerausbildung in den nächsten Jahren durchlebt – wir FREIEN WÄHLER werden dazu auch unsere Vorschläge zur Weiterentwicklung vorbringen.


28 Dezember 2015

Zeit für Bildung

Die Bildung wird täglich geringer, weil die Hast größer wird.“


Diese Bestandsaufnahme, die der Philosoph und Schriftsteller Friedrich Nietzsche bereits Ende des 19. Jahrhunderts tätigt, ist in unserer schnelllebigen Zeit aktueller denn je. Bildung braucht Zeit. Für mich ist klar, dass bei der Bildung neben dem Wissen immer die Individualität und Persönlichkeit sowie die Entwicklung von Talenten eine große Rolle spielen muss.




kaemte  / pixelio.de

kaemte / pixelio.de


Die Heterogenität in unseren Klassenzimmern ist inzwischen die Normalität. Das Deutschlernen, der Umgang mit Behinderungen oder die Gestaltung eines ganztägigen Unterrichts erfordern vor allem eins: Zeit. Zeit für die Schülerinnen und Schüler, eigene Wege und Umwege auszuprobieren. Zeit für den Austausch mit den Mitschülern. Aber auch Zeit für die Lehrkräfte, Lehr-und Lernprozesse zu gestalten.


Doch Zeit ist nicht per se vorhanden, sondern muss in den Rahmenbedingungen eingeplant sein. Die neuen Lehrpläne bieten dabei eine große Chance, da sie auf die Kompetenzorientierung ausgerichtet sind und Zeitfenster ermöglichen. Damit auch in Zukunft Qualität, Leistungsfähigkeit und Integrationsfähigkeit des bayerischen Schulsystems erhalten bleiben, gilt es jetzt die Weichen zu stellen. Ein deutliches Plus an Aufgaben muss auch zur Folge haben, dass es mehr Lehrkräfte gibt – der Nachtragshaushalt setzt hier ein erstes gutes Signal. Das Zwei-Lehrer-Prinzip sollte künftig keine Utopie sein, sondern erstrebenswertes Ziel. Das gilt natürlich ganz besonders mit dem Blick auf die vielen Flüchtlingskinder, die einen Anspruch auf Bildung haben. Und nicht zu vergessen: Die Schulleitungen brauchen mehr Zeit für die Leitung ihrer Schule, damit auch Schulentwicklung vorangebracht werden kann. Und last but not least: Auch am Gymnasium ist mehr Zeit dringend geboten – es gilt bayernweit und flächendeckend eine Wahlfreiheit G8/G9 umzusetzen, damit jede Schülerin und jeder Schüler mehr Zeit zum Leben und Lernen hat.


 Denn: Hast und Bildung passen nicht zusammen.


12 Dezember 2015

CSU-Spielgeld im Nachtragshaushalt ist inakzeptabel

Bei der Plenarsitzung am Mittwoch wurde auch der Nachtragshaushalt verabschiedet. Wir FREIE WÄHLER haben den Entwurf abgelehnt. Zwar begrüßen wir, dass durch den Nachtragshaushalt weit über 2000 neue Stellen geschaffen werden sollen, insbesondere im Bereich der Polizei und inneren Sicherheit, der Lehrer, der Justiz und der allgemeinen inneren Verwaltung.


Damit kommt der Entwurf auch den jahrelangen Forderungen der FREIEN WÄHLER in vielen Punkten nach. Allerdings  hat die Staatsregierung viele gute und vernünftige Vorschläge der Opposition nicht aufgegriffen.




Alexander Altmann  / pixelio.de

Alexander Altmann / pixelio.de


Es ist zum Beispiel völlig unverständlich, warum die CSU geschlossen gegen die Anträge der FREIEN WÄHLER zur Erhöhung der Fördermittel für die Sanierung von Wasserversorgungs- und Abwasseranlagen, der Wohnraumförderung und der Entlastung der Kommunen im Bereich Asyl gestimmt hat. Völlig inakzeptabel ist für uns auch die schon historische Tatsache, dass im Haushaltsentwurf der Regierung 50 Millionen Euro „Fraktionsspielgeld“ eingestellt wurden, die allein der Regierungspartei CSU zur Finanzierung von „Wahlkreis-Projekten“ zur Verfügung standen.


 Die Umsetzung des Haushaltsentwurfs stellt in unseren Augen eine große Herausforderung dar. In einem Dringlichkeitsantrag fordern wir deshalb von der Staatsregierung, ihr Konzept vorzustellen, wie die durch den Nachtragshaushalt neu geschaffenen Stellen auch tatsächlich schnellstmöglich besetzt werden können. Wir wollen konkret wissen, wann, wo und wie welche Stellen tatsächlich angesiedelt werden sollen. Nur so können sich die Betroffenen vor Ort nämlich auch rechtzeitig auf die Neuerungen einstellen.


Hier finden Sie den Nachtragshaushalt 2016 im Detail: CCE15122015



6 Dezember 2015

Was tun mit der steigenden Zahl von Pippis an Bayerns Schulen?

Gehört Pippi Langstrumpf in die "Klapse"? Dieser zweifelsohne fiktiven wie visionären Fragestellung widmete sich der Bildungsausschuss des Bayerischen Landtages in dieser Woche mehr oder minder intensiv. Bei einer Anhörung über die optimalen Bildungsbedingungen für Schülerinnen und Schüler mit sogenanntem sozial-emotionalem Förderbedarf brachte dieses eigentlich aufheiternd von einer Kollegin ins Spiel gebrachte Beispiel in Zusammenhang mit der Fragestellung, ob nicht auch die Gesellschaft heutzutage mit sehr hoch angesetzten Maßstäben und Diagnosekriterien förderbedürftige Kinder und Jugendliche en masse generiere, die versammelte Expertenschar aus Professoren, Schulleitern, Psychologen und Jugendhilfe-Vertretern sehr zum Nachdenken.


„Ich würde sagen, Pippi Langstrumpf wäre heute tatsächlich ein Fall für die Psychiatrie!“, so antwortete Professor Franz Joseph Freisleder, der Ärztliche Direktor des kbo-Heckscher-Klinikum, einer Spezialeinrichtung für Kinder- und Jugendpsychiatrie in München, unumwunden und relativierte sogleich, „aber nur für die ambulante Behandlung“.




Ruth Rudolph  / pixelio.de

Ruth Rudolph / pixelio.de


Die deutliche Zunahme von 'Pippis' in den vergangenen 14 Jahren bei einer Verdoppelung der förderungsbedürftigen Kinder und Jugendlichen mit Verhaltensauffälligkeiten hatte den Bildungsausschuss zu dieser hochinteressanten Expertenanhörung veranlasst. Im Gegenzug spricht schließlich Jeder von Inklusion, also der gemeinsamen Beschulung behinderter und nichtbehinderter Schüler/innen. Wissen muss man auch, dass rund 52 Prozent der sozial-emotional auffälligen Schüler bereits im Regelschulsystem inklusiv beschult werden.


Welche Bedingungen brauchen also diese Kinder, um optimal an unseren Bildungs- und Erziehungseinrichtungen gefördert zu werden? Darauf gab es von der versammelten Expertenschar recht eindeutige Antworten. Das oftmalige Nebeneinander vom System Schule einerseits und den Maßnahmen der Jugendhilfe sowie kinder-und jugendpsychiatrische Kompetenzen andererseits müssen dringend besser vernetzt werden und im Optimalfall von einer koordinierenden Stelle, etwa einem 'Fall-Manager' geführt und geleitet werden. Hinzugezogen werden müssen des Weiteren Heilpädagogen und zwar sowohl in den sonderpädagogischen Förderzentren, als auch in den Regelschulen. Auch den Schulbegleiter als bisherigen persönlichen Begleiter halten die Experten für überbracht. Bessere Dienste würde hier ein Pädagogischer Assistent, der wesentlich effizienter mit in den Unterrichtsbetrieb einbezogen werden könnte, leisten.


Es muss also an wesentlichen Stellschrauben gedreht werden – das geht bin hin zu der Forderung nach einem Lehrer-Tandem in besonderen Extremfällen. Angesichts der Vielzahl der vorhandenen Fördermaßnahmen muss hier dringend angesetzt werden, um mehr Effizienz zum Wohle der Schülerinnen und Schüler zu erreichen.


Ich bin mir sicher, dass sich die Beschulung solcher förderbedürftiger Kinder gravierend verändern muss, wollen wir nicht weiter steigende Fallzahlen. So wurde klar artikuliert, dass im jungen Alter von 3 bis 6 Jahren hier bereits in der frühkindlichen Bildung angesetzt werden muss. Auch darf es kein Tabu sein, dass kinder-und jugendpsychiatrische Kompetenz zum Wohl der Kinder auch in der Regelschule zum Einsatz kommen. Es braucht also eine massive Unterstützung für allgemeinbildende Schulen, um neben dem Bildungsauftrag auch den Erziehungsauftrag mit zu generieren.


Und auch einen weiteren Punkt hielten die Experten für längst überfällig, den ich im Übrigen genauso sehe: die Tatsache, dass jeder Lehrer eine grundlegende sonderpädagogische Bildung im Rahmen des Studiums absolvieren sollte.


26 Oktober 2015

Rahmenbedingungen an Schulen verbessern

Es ist nicht unsere Aufgabe, die Zukunft vorauszusagen, sondern auf sie gut vorbereitet zu sein.“


Bereits in der griechischen Antike formuliert der bedeutende Athener Staatsmann Perikles ein grundlegendes Problem. Wir können die Zukunft sicher nicht voraussagen, aber es ist unsere politische Aufgabe, sie so frühzeitig als möglich zu gestalten, um die künftigen Herausforderungen meistern zu können. Die vielen Flüchtlinge, die in Deutschland Zuflucht suchen mussten, stellen auch unsere bayerischen Schulen vor neue Aufgaben und erfordern aktives Handeln in der Gegenwart. Um jedem Kind oder Jugendlichen, unabhängig seiner Herkunft, Chancen auf ein besseres Leben zu eröffnen, sind in vielen Bereichen große Anstrengungen nötig.


Die FREIEN WÄHLER wertschätzen dabei das große Engagement der gesamten Schulfamilie und wir wollen jetzt die Weichen stellen, damit auch in Zukunft die Qualität, die Leistungsfähigkeit und die Integrationsfähigkeit des bayerischen Schulsystems erhalten bleibt. Ein deutliches Plus von Schülerinnen und Schüler an den Schulen muss auch zur Folge haben, dass mehr Lehrkräfte und somit Stellen und Mittel vorhanden sind. Vor allem die Flüchtlings- und Asylbewerberkinder dürfen nicht für schlechte Rahmenbedingungen an den Schulen verantwortlich gemacht werden. Deshalb setzen wir uns für mindestens 1.000 zusätzliche Stellen im Schulsystem ein. Denn: Eine gute Deutschförderung, die Integration in die Klassengemeinschaft und der Umgang mit den traumatischen Erfahrungen der Kinder erfordern geschultes Personal. Das ist zunächst die grundlegende Basis, damit eine Schule erfolgreich arbeiten kann.


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Lehrer 3.0?!


Ob es in Zukunft einen „Lehrer 3.0“ braucht, fragt der Leitantrag der ABJ (Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Junglehrer). Eine Fragestellung, die berechtigt ist und auf die es keine pauschalen Antworten gibt. Denn: So verschieden die Menschen sind, so verschieden sind natürlich auch die Persönlichkeiten unserer Lehrkräfte, aber auch die der Schülerinnen und Schüler mit denen sie tagtäglich zu tun haben. Die Heterogenität in unseren Klassenzimmern ist inzwischen vielfach die Normalität und erfordert von den Lehrkräften auch veränderte Zugänge in der Didaktik und Methodik. Das Deutschlernen als Fremd- oder Zweitsprache, der Umgang mit Behinderungen, die Verzahnung mit der frühkindlichen Bildung oder die Gestaltung eines ganztägigen Unterrichts erfordern unbedingt Unterstützungssysteme. Hierzu muss nach meiner Überzeugung ein multiprofessionelles Team aus Sonderpädagogen, Sozialpädagogen, Schulpsychologen und weiterem Fachpersonal bereitstehen.


Schulen mehr zutrauen


Darüber hinaus geht es aber auch um die Rahmenbedingungen, in denen Schulen handeln können. Wir wissen, dass erfolgreiche Schulen Freiräume und Chancen zur Entscheidung vor Ort benötigen. Wie auch Lehrkräfte ihren Schülerinnen und Schülern immer mehr Verantwortung übertragen, muss auch das Kultusministerium den Mut haben, die Leine lockerer zu lassen. Es geht nicht darum, Schulen alleine zu lassen, sondern es geht darum, ihnen etwas zuzutrauen.


Wir FREIE WÄHLER wollen, dass die Schulen und Schulämter mehr finanzielle Budgets erhalten, um beispielsweise gezielt Fortbildungen selbst zu gestalten. Wir fordern, dass bezirksübergreifende Direktbewerbungsverfahren für Lehrkräfte an Schulen nicht die Ausnahme bleiben, sondern die Regel werden. Damit konzeptionelle Schulentwicklung besser organisiert und umgesetzt werden kann, brauchen auch die Schulleitungen mehr Zeit. Die erweiterte Schulleitung darf es deshalb nicht nur an Realschulen, Gymnasien oder beruflichen Schulen geben, sondern muss auch großen Grund- und Mittelschulen ermöglicht werden. Um auch im Medienzeitalter Bildungsgerechtigkeit zu erreichen, müssen wir nicht alles auf den Kopf stellen, aber es gilt auch hier neue Wege zu beschreiten. Bayerns Schulen brauchen eine effiziente und bayernweite nutzbare IT-Infrastruktur, damit Unterricht mit digitalen Medien auch ein Erfolg werden kann.


Voraussetzung dafür ist eine gute Breitbandversorgung und die entsprechende Ausstattung in den Schulen. Diese Aufgaben können die Kommunen nicht alleine schultern, sondern es braucht die Unterstützung des Freistaats. Zudem ist die Lehrerbildung in beiden Phasen aufgefordert sich an die veränderten schulischen Realitäten einzustellen. Die FREIE WÄHLER Landtagsfraktion glaubt an die Chancen der Zukunft und will diese gemeinsam mit ihnen gestalten. Es gibt viel zu tun, packen wir es gemeinsam an.



7 Oktober 2015

Beschulung von Flüchtlingskindern

Eine große Herausforderung für die Schulen


Im Nachtragshaushalt 2015 hat die FREIE WÄHLER Landtagsfraktion 1.000 zusätzliche Lehrerstellen gefordert. Wir sehen diese Zahl aus mehreren Gründen als notwendig an. Da ist zum einen der aktuell starke Zustrom von schul- und berufsschulpflichtigen Kindern und Jugendlichen unter den Flüchtlingen. Deutschland muss sich auf 300.000 schulpflichtige Flüchtlinge einstellen. Davon geht die Kultusministerkonferenz (KMK) aktuell aus. Legt man formal den „Königssteiner Schlüssel“ an, dann muss Bayern davon ca. 15 % aufnehmen. Das entspricht 45.000 Kindern und Jugendlichen - de facto sind es momentan sicher bereits mehr. Eine realistische Größe ist wahrscheinlich um die 50.000 – mit dieser Zahl rechnet der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband. Wenn Integration gelingen soll, benötigen diese Kinder Deutschkenntnisse, um dem regulären Unterricht dauerhaft folgen zu können. Dies ist ohne zusätzliche Lehrkräfte für sogenannten „Übergangsklassen“ nicht zu bewältigen. Wir fordern deshalb, dass Junglehrkräften, die für das Fach Deutsch ausgebildet und derzeit ohne Anstellung sind, zumindest ein Angestelltenvertrag angeboten wird. Bedenkt man, dass nur 3 % der fertig gewordenen Junglehrerinnen und Junglehrer aus dem Realschulbereich eine Stelle erhalten haben, dann gibt es genügend, die sofort bereit stehen würden, diese Aufgabe zu übernehmen.




Dieter Schütz  / pixelio.de

Dieter Schütz / pixelio.de


Doch allein damit wird es nicht genug sein. Eine aktuelle Studie der TU München hat kürzlich Alarmierendes aufgedeckt. Demnach waren von 100 untersuchten syrischen Kindern in der Bayernkaserne etwa ein Drittel psychisch belastet. Jedes fünfte Kind leidet sogar an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Umso wichtiger sind jetzt schnelle Hilfe und Unterstützung. Eine gute Deutschförderung bei heterogenen Klassenzusammensetzungen, die Integration in die Klassengemeinschaft und der Umgang mit den traumatischen Erfahrungen der Kinder erfordern weitaus mehr individuelle Förderung als in der Vergangenheit – und es braucht zusätzlich dafür geschultes Personal aus verschiedenen Professionen wie Förderlehrer, Psychologen, Übersetzer oder Heilpädagogen.


„Die Flüchtlings- und Asylbewerberkinder dürfen nicht für schlechte Rahmenbedingungen an den Schulen verantwortlich gemacht werden.“


Zum anderen gilt darüber hinaus selbstverständlich auch, weiterhin die reguläre Unterrichtsversorgung sicher zu stellen und schon längst anvisierte „Zukunftsaufgaben“ im Bildungssystem umzusetzen: die Absenkung der Klassenstärken (v.a. an der Realschule) und den Auf- und Ausbau von Ganztagsschulen, die weitere Umsetzung der Inklusion oder den Erhalt der Grundschule am Ort. Für diese Aufgaben war ursprünglich die sog. „demografische Rendite“ gedacht. Allerdings wird diese bereits in diesem Schuljahr zu einem großen Teil nur für die Sicherstellung des Pflichtunterrichts benötigt. Dies liegt auch daran, dass die Prognosen des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst zur Schülerzahlenentwicklung aus dem Jahr 2014 vor allem aufgrund der gestiegenen Flüchtlings- und Asylbewerberkinder inzwischen deutlich korrigiert werden mussten. Entgegen der Prognose gibt es für das Schuljahr 2015/16 vor allem an den Grund- und Mittelschulen mit über 12.000 mehr Schülerinnen und Schülern ein deutliches Plus. Fakt ist: Die so genannte „demografische Rendite“ ist kaum mehr vorhanden und kann deshalb die ihr zugewiesenen Aufgaben nicht mehr erfüllen. Unser Fazit: Es müssen zusätzliche Stellen im Schulsystem geschaffen werden – und zwar jetzt!



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