All posts in Integration

12 November 2010

Frauen auf dem Vormarsch – immer mehr in Führungspositionen im Öffentlichen Dienst

Als von der MAIN POST zertifizierter „Frauenversteher“ lässt mich das Thema Gleichstellung natürlich nicht los. Umso gespannter war ich auf den vierter Bericht zur Umsetzung des Bayerischen Gleichstellungsgesetzes von Frauen und Männern, den wir diese Woche im Ausschuss für Fragen des Öffentlichen Dienstes diskutierten. Das war wieder ein Gezänk mit den Frauen von SPD und Grüne, die bei diesem Thema immer ihre ideologische Gleichmacherbrille aufhaben und völlig missachten, dass es im Öffentlichen Dienst nach dem Grundsatz  „Eignung, Leistung, Befähigung“ geht, der sogar im Grundgesetz so festgeschrieben ist.

Denn unbestritten ist, dass es bei der Gleichstellung im öffentlichen Dienst voran geht. Und zwar wesentlich mehr als in der Privat- oder Freien Wirtschaft, was alleine schon die paritätische Kopfzahl von 50 Prozent bei Frauen und Männern beweist. Ich bin optimistisch, dass es da weiter geht, denn die günstige Altersschichtung spielt für die Frauen. Im Schnitt sind sie fünf Jahre jünger als die Männer im öffentlichen Dienst und somit die „biologischen“ Platzhalter für künftige Führungspositionen zumal sie auch nachweislich leistungsbewusster und –bereiter gelten.

Bereits jetzt sind Frauen im Öffentlichen Dienst gut vertreten. Bei den Führungspositionen ist momentan die 30% Grenze erreicht und wird mit Sicherheit weiter steigen. Foto: Alexander Hauk

Bereits jetzt sind Frauen im Öffentlichen Dienst gut vertreten. Bei den Führungspositionen ist momentan die 30% Grenze erreicht und wird mit Sicherheit weiter steigen. Foto: Alexander Hauk/ PIXELIO



Allerdings gibt es auch noch erheblichen Nachholbedarf und nicht in allen Dienststellen ist die Gleichstellung schon angekommen. Bei den Führungspositionen sind Frauen derzeit nur oder besser gesagt schon in 28,9% der Fälle dominant.

Auch bei Ausschreibungen ist erschreckend, dass viele Dienststellenleiter immer noch die besondere Aufforderung für Frauenbewerbungen nicht erwähnen und die durch Familie und Erziehungsprozess erworbenen sozialen Kompetenzen nicht in entsprechendem Maße Berücksichtigung finden. Noch schlimmer finde ich, dass eine erstaunliche Anzahl an Dienststellen sich einfach nicht an der Umfrage für die Erkenntnisse des vierten Gleichstellungsberichtes beteiligt hat.

Deshalb musste ich Staatsministerin Haderthauer schon einmal fragen, wie das angesichts der Tatsache, dass dies doch bereits alles in Gesetz gegossen ist, möglich sei. Eine Erklärung hatte sie nicht parat, gleichwohl die Bemühung kund getan, dass künftig alle bei der Umfrage mit von der Partie sein werden.

Erstaunlich auch, das immer noch 3,7 Prozent der Dienststellen keine Gleichstellungsbeauftragte oder Ansprechpartner haben und wiederum nur 63 Prozent der Gleichstellungsbeauftragten zu den Monatsgesprächen des Personalrates hinzu gezogen werden.

Da gibt es also noch viel zu tun, wenngleich die Frauen sich entwickeln, etwa ersichtlich an den rückläufigen Zahlen im mittleren Dienst und den ansteigenden im gehobenen Dienst. Nur in einem bin ich wirklich skeptisch, ob alle Führungspositionen auch in Teilzeit zu erfüllen sind, wie die Staatsministerin uns weis machen wollte. Bei einer Polizeipräsidentin könne ich mir das nur schwer vorstellen, gab ich ihr zu verstehen, worauf sie zugab: „Ich will mich auch nicht festlegen, dass die Aufgaben einer Polizeipräsidentin in Teilzeit sinnvoll zu erledigen ist“.


10 November 2010

Buschkowsky beim Akademiegespräch im Landtag

Als Abgeordneter trifft man auf allerhand interessante Menschen bei allen möglichen Terminen. Gestern war wieder so ein Abend an dem ich zwischen mehreren Terminen wählen konnte und mich letztendlich entscheiden musste. Da fiel die DPolG, die Deutsche Polizeigewerkschaft, mit ihrem parlamentarischen Abend schweren Herzens durchs Raster und ich bin dann lieber im Maximilianeum geblieben. Grund war der Vortrag im Rahmen der Akademiegespräche von Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky aus Berlin-Neukölln zum Thema Integration vor Ort. Selbst die frühere Grand-Dame der FDP, Hildegard Hamm-Brücher, war gekommen, um sich den authentischen Neuköllner Bgm anzuhören.

„Eine Gesellschaft muss sich öffnen, aber wer sich dieser Gesellschaft anschließen will, muss wissen, worauf er sich einlässt“, begann der SPD-Mann gar nicht so SPD-like, aber Recht hat er. Und wie der gut gebaute, joviale Buschkowsky so erzählte war aller Ehren wert und vor allem die Zeit. „Wo eine Gesellschaft Schranken setzt, hat sie auch Erfolg“, sagte er und die rund 400 Besucher im Senatssaal waren gefühlt auf seiner Seite.

Kein Wunder wenn der integrationserfahrene Bürgermeister so etwas sagt, denn bei einem Ausländeranteil von 55 Prozent in seinem Stadtteil Neukölln und bei 90 Prozent Hartz IV-Empfänger, die unter 25 Jahren sind, weiß er wovon er spricht und wie er mit Speck Mäuse fängt. Vorbei sei die Zeit der Wohltaten, so Buschkowsky, nur das Vorhandensein von Sanktionen stimuliere zu regelkonformem Handeln. Buschkowsky, der wie ein Buch redete, aber Keines hatte, ging noch weiter: „Wir brauchen die Kindergartenpflicht!“ forderte er und prophezeite den Zuhörern, auch wenn es jetzt Keiner hören wolle, in spätestens zehn Jahren sei die Not so groß, dass man es ohnehin habe. Klar äußerte er sich, dass der gute Glaube an die Schulzeit ein Denken von Vorgestern sei. „Wir müssen vorher anfangen, am besten mit einem Jahr“. Zusätzlich, so Buschkowsky, müsse die Ganztagsschule verpflichtend werden.

Vorschläge, wie man das finanzieren könne, hatte er auch parat und bediente sich oller Kamellen aus der Ära der Großen Koalition im Bund. Ursula von der Leyen und Peer Steinbrück hatten bereits einmal geäußert, wenn man die Hälfte des Kindergeldes nicht auszahlen würde, sondern dieses – immerhin 17 Milliarden Euro – in eine Stiftung geben würde und die Kommunen die Kosten für den jährlichen Betrieb der Ganztagesschule dann wieder refinanziert bekämen, wenn sie die entsprechend notwendigen Investitionen im Bildungssystem getätigt hätten, sind Gedanken, die damals den beiden „Vordenkern“ den Kopf gekostet hatte, aber heute up- to- date denn je sind. Und auch bei den Kosten für die frühkindliche Bildung bediente er sich von der Leyen/Steinbrück, hatten die doch schon mal vorgeschlagen die damalige Kindergelderhöhung von 20 Euro auszusetzen und damit die kostenfreien Krippen-und Kindergartenplätze zu bezahlen.  Durchsetzen konnten sie sich damals nicht, der Fortschritt ist eben eine Schnecke!

Dazu nur ein Vergleich: Die Ganztagesschule kostet zusätzlich pro Jahr 220 00 Euro, soviel wie 6 Jugendgefängnissplätze in einem Jahr! Da braucht man eigentlich nicht mehr viel sagen, sondern nur Buschkowskys Abschlusssatz sich auf der Zunge zergehen lassen: „Wir müssen wieder etwas selbstbewusster werden beim Verteilen der Werte!“


5 August 2010

Inklusion nun verabschiedet

Viel wurde in den vergangenen Wochen und Monaten über die Inklusion geredet. Dabei hielten sich einerseits große Zustimmung bei den Sozialverbänden und vielen Eltern, aber auch Verunsicherung und Bedenken bei vielen Lehrkräften und Kommunalvertretern die Waage, Als Mitglied der interfraktionellen Arbeitsgruppe Inklusion im Bayerischen Landtag begrüße ich nun den Ministerratsbeschluss zur Inklusion, sodass es endlich losgehen kann. Denn damit sind die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen. Gleichwohl gilt es von Fall zu Fall abzuwägen, wie, wo und wann die Umsetzung der UN-Konvention sinnvoll ist.

Zur Umsetzung der UN- Behindertenrechtekonvention hat der Ministerrat ein Konzept zur Stärkung der Chancengleichheit von jungen Menschen mit Behinderungen im schulischen Bereich und einen entsprechenden Gesetzentwurf zur Änderung des Bayerischen Gesetzes über das Erziehungs- und Unterrichtswesen beschlossen. Mit dem Konzept verfolgt die Staatsregierung das Ziel, die Chancengleichheit und die gesellschaftliche Teilhabe von jungen Menschen mit Behinderung im Bildungsbereich gezielt zu fördern. Insbesondere sollen mehr Formen gemeinsamen Unterrichts ermöglicht und bei der Wahl der Schule von Kindern mit Behinderungen der Elternwille gestärkt werden.

Außerdem sind Maßnahmen im Bereich der Lehrerbildung und Lehrerfortbildung zum Erwerb sonderpädagogischer Kompetenzen geplant. Damit baut der Freistaat den erfolgreichen Bayerischen Weg der Integration durch Kooperation weiter aus und schreibt den Grundsatzbeschluss vom Juli 2009 fort, mit dem Ziel, das in der UN- Behindertenrechtekonvention geforderte so genannte inklusive Bildungssystem umzusetzen. Darunter versteht man ein Schulsystem, das gemeinsames Lernen von Schülern mit und ohne Behinderung ermöglicht und dafür die notwendigen Rahmenbedingungen stellt. Auf diese Weise stärken wir zusätzlich die Rechte der Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen.

Mit dem Konzept und dem Gesetzentwurf setzt der Ministerrat einen einstimmigen Beschluss des Bayerischen Landtags vom April 2010 um. Meine Kritik richtet sich an den bestehenden Finanzierungsvorbehalt, den es schnell aufzulösen gilt. Denn was nützen uns warme Worte, wenn die Finanzierung nicht gesichert ist. Hier muss die Staatsregierung nachbessern und schleunigst für Sicherheit sorgen.

Im Einzelnen sind unter anderen folgenden Maßnahmen des gemeinsamen Unterrichts vorgesehen:

• Einzelintegration: Ein einzelner Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf besucht eine Klasse der allgemeinen Schule und wird dort unter Berücksichtigung seines persönlichen Förderbedarfs unterrichtet.

• Kooperationsklassen an Volksschulen und Berufsschulen: Schüler mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf werden zusammen unterrichtet. An der Volksschule steht der Klasse zeitweise eine Zweitlehrkraft aus dem Mobilen Sonderpädagogischen Dienst zur Verfügung.

• Außenklassen der allgemeinen Schule oder der Förderschule, d.h. Kooperation mit einer Partnerklasse mit Formen des gemeinsamen Unterrichts sind nun möglich. Vorgesehen ist außerdem eine Erweiterung um Außenklassen der Förderschule an Förderschulen mit anderen Schwerpunkten. Zudem können Schüler die Außenklasse im Nachbarsprengel besuchen.

• Offene Klassen der Förderschulen: Schüler mit oder ohne sonderpädagogischen Förderbedarf werden in Klassen der Förderschulen auf Grundlage der Lehrpläne der allgemeinen Schulen gemeinsam unterrichtet.

Auch die Rechte der Erziehungsberechtigten werden durch das Konzept erweitert. Grundsätzlich haben Eltern nun die Entscheidungsfreiheit für die Schule ihres Kindes, vorausgesetzt die notwendigen Fördermöglichkeiten sind vorhanden.

Der Entwurf der Änderung des Bayerischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetzes wird nun zusammen mit dem Konzept den Verbänden zur Stellungnahme zugeleitet und vorab dem Bayerischen Landtag zur Kenntnis gegeben. „Die notwendige Verbandsanhörung ist mir gerade bei dieser Thematik besonders wichtig - ganz im Sinne des Anspruchs der Behinderten ‚Nichts über uns - ohne uns, sondern nur mit uns!’

Dass Inklusion schon funktioniert, zeigt hier die Kooperationsklasse in Thüngersheim in vorbildlicher Art und Weise, wie ich mich selbst überzeugen konnte.

Dass Inklusion schon funktioniert, zeigt hier die Kooperationsklasse in Thüngersheim in vorbildlicher Art und Weise, wie ich mich selbst überzeugen konnte.



18 Juli 2010

Integrationssommerfest in Würzburg

Zu einem Sommerfest des Main-Bildung Fördervereins war ich in der Würzburger Sanderau eingeladen. Der Verein blickte auf nunmehr zwei Jahre Integrationsarbeit zurück und konnte dabei auf viele positive Beispiele gelungener Integration  verweisen. Nicht nur Zuwanderer aus einem bestimmten Kulturkreis werden durch den Main-Bildung Förderverein unterstützt, sondern hier wird wirklich eine Unterstützung für Zuwanderer aus der ganzen Welt geboten. Gerade nach dem Abschluss  des Integrationskurses ist es wichtig sich weiterhin für einen erfolgreichen Integrationsprozess einzusetzen. Das Sommerfest stand schon deshalb unter dem Motto "Integration mit Zukunft". Gerade unter diesem Gesichtspunkt war es für viele der Anwesenden wichtig zu sehen, wie viele Personen im Hintergrund sich für sie selbst eingesetzt haben. Gleichzeitig war es mal wieder die beste Gelegenheit um direkt etwas über die Integrationsarbeit in Würzburg zu erfahren und selbstverständlich auch von den noch bestehenden Problemen zu hören. So gibt es noch immer Unsicherheiten gerade in Bezug auf die Anerkennung von Berufsabschlüssen und Studienbescdheinigungen aus anderen Ländern.

Zusammen mit der Würzburger Bürgermeisterin Marion Schäfer tauschte ich mich angeregt über die Integrationsprozesse in der Stadt Würzburg aus.

Zusammen mit der Würzburger Bürgermeisterin Marion Schäfer tauschte ich mich angeregt über die Integrationsprozesse in der Stadt Würzburg aus.



15 Juli 2010

Hauptversammlung der Hörgeschädigten Pädagogen

In einer (fast) noch ungewohnten Rolle kehrte ich an die Stätte meines langjährigen beruflichen Wirkens, die Dr. Karl-Kroiß-Schule für Hörgeschädigte auf den Würzburger Heuchelhof, zurück. Als Gastreferent bei der Hauptversammlung des Berufsverbandes der Bayerischen Hörgeschädigten-Pädagogen (BBH) stand einmal mehr das Thema Inklusion auf der Tagesordnung. Im Kreise der ehemaligen Kolleginnen und Kollegen aus den verschiedenen Hörgeschädigteneinrichtungen Bayerns legte ich ein klares Bekenntnis zum Erhalt der Förderschulen als Kompetenzzentren ab und nahm den Anwesenden die kursierende Angst des drohenden Abbaus ihrer Arbeitsplätze. Es wird Veränderungen geben, das trifft alle und da müssen auch wir mitgehen machte ich den Anwesenden Lehrerkollegen klar  jedoch konnte ich  gerade im Bereich der Sinnesbehinderungen versichern, das an der Fachlichkeit der Förderschulen kein Weg vorbei führen wird. Ich stellte die Umsetzung der UN-Konvention zur Inklusion vor allem für die Förderbeiche Lernen, Sprache und sozial-emotionale Entwicklung außer Frage. Dennoch werde es auch in diesem Bereich Schülerinnen und Schüler geben, die nur an einer qualitativ und fachlich spezialisierten Schule unterrichtet werden könnten.

Die Inklusion fordere vor allem die Gesellschaft, ein Umdenken in den Köpfen der Mehrheitsgesellschaft ist hier erforderlich. Auch hinsichtlich der Zeitspanne der Umsetzung warnte ich vor einem zu forschen Vorgehen. Besonders ging ich auf die Arbeit der interfraktionellen Arbeitsgruppe des Landtages ein, dessen Mitglied ich bin. Hier wird am Thema gearbeitet und das zeigt auch mit welcher Sorgfalt und Sensibilität sich hier alle politischen Gruppierungen diesem Thema verschreiben. Als Nächstes kündigte ich noch vor der Sommerpause einen interfraktionellen Antrag für die Einrichtung einiger Modelle zur Inklusion an. Wichtig ist bei der Inklusion alle betroffenen Menschen, Einrichtungen, Verbände und Schulen mitzunehmen. Dazu gehören die Kommunen und Landkreise als Sachaufwandsträger ebenso wie die Sozialverbände mit denen schon eine Anhörung stattfand, aber auch die Betroffenen selbst.

Vereint mit vielen lieben Kollegen aus meiner frühreren Schule trafen wir uns bei der Hauptversammlung der Hörgeschädigten Pädagogen in ungewohnter Rollenverteilung wieder.

Vereint mit vielen lieben Kollegen aus meiner frühreren Schule trafen wir uns bei der Hauptversammlung der Hörgeschädigten Pädagogen in ungewohnter Rollenverteilung wieder.



Auch für den Bereich der Schulen müssen erhebliche Anstrengungen unternommen werden damit neben den Förderschulen vor allem die Regelschulen das notwendige Know-how vermittelt bekommen. Bei der Lehrerbildung muss deshalb meiner Meinung nach als Erstes angesetzt werden, damit auch beim Studium der allgemeinen Pädagogik genügend sonderpädagogische Inhalte vermittelt werden. Unabhängig von den bereits an verschiedenen Schulen praktizierten Außen-und Kooperationsklassen müssen im Bereich der Einzelintegration bei entsprechendem Elternwille die Türen zu allen Seiten offen sein. Seitens der Hörgeschädigten-Pädagogen gab BBH-Landesvorsitzende Bärbel Schmid der Hoffnung Ausdruck, dass bei allem Willen zur Inklusion die Qualität der Beschulung der Maßstab sein müsse und die Fachlichkeit der Förderschulen beste Voraussetzungen für eine Förderung biete. Die steigende Zahl im Bereich der Hörgeschädigtenschulen zeige, dass die Eltern die Arbeit dieser „Spezialschulen“ schätzten.


8 Juli 2010

Erfolgreiches Inklusionprojekt an der Grundschule Thüngersheim

Das Thema Inklusion, das mich zur Zeit auch intensiv in einer Arbeitsgruppe im Bayerischen Landtag beschäftigt, war mal wieder Anlass dafür, ein erfolgreiches Pilotprojekt in Unterfranken zu besuchen. Die Grundschule in Thüngersheim(Lkr. Würzburg) bietet hier bereits eine Kooperationsklasse an, bei Kinder mit und ohne Behinderung zusammen in einem Klassenverbund unterrichtet werden. Von diesem erfolgreichen modell konnte ich mich vor Ort selbst überzeugen und auch mit den Kindern gemeinsam eine Unterrichtsstunde erleben. Vorbehalte waren bei den Kindern überhaupt nicht zu spüren und das zeigt mir wieder einmal eindeutig, dass wir dazu übergehen müssen die Inklusion nicht als exotisches Modell abzuhandeln, sondern stattdessen in der Praxis die Umsetzbarkeit zu suchen.

Kinder mit und ohne Behinderung lernen hier zusammen in einer Kooperationsklasse.

Kinder mit und ohne Behinderung lernen hier zusammen in einer Kooperationsklasse.



In einem abschliessenden Gespräch mit Rektor Knötgen und dem Lehrerkollegium, wurde für das nächste Schuljahr der erste Grundschüler im Rollstuhl angekündigt, weshalb im Moment der Schulkomplex auf seine Barrierefreiheit hin untersucht und ausgebaut wird. Die Lehrer berichteten aus Ihren bisherigen Erfahrungen mit den Schülern in der Kooperationsklasse und den Reaktionen der Eltern auf die Umsetzung der Inklusion in diesem Modellprojekt. Ich werde weiterhin intensiv solche Projekte besuchen, da die Erkenntnisse der Lehrer bei der Umsetzung von solchen Kooperationsklassen ausschlaggebend für die Erarbeitung von Gesetzen zur Umsetzung der UN-Konvention zur Inklusion in meiner Arbeitsgruppe im Landtag sind.

Eine glückliche Schulfamilie, die Grundschüler und Lehrer der Volksschule Thüngersheim.

Eine glückliche Schulfamilie, die Grundschüler und Lehrer der Volksschule Thüngersheim.



17 Juni 2010

Zu Besuch in der von-Pelkhoven-Schule in Kolitzheim

Die von Pelkhoven-Schule im Antonia-Werr-Zentrum St.Ludwig in Kolitzheim war Anlaufstation für mich um sich einmal in einer heilpädagogisch-therapeutischen Einrichtung für Mädchen und junge Frauen über die Möglichkeiten und Grenzen der Inklusion zu informieren. Mit Schulleiter Norbert Schneider wurden die vielfältigen Angebote der Schule im Bereich Hauptschule, Klassen zur Lernförderung, Aufbauklassen, Berufsvorbereitungsjahr, Fachklassen für Werkerinnen, Berufsgrundschuljahr und den Fachklassen für Vollausbildungen diskutiert. Neben Lehrkräften im Unterricht arbeiten zur lückenlosen Verzahnung in der Einrichtung Erzieherinnen, Heilerziehungspflegerinnen, Heilpädagogen und Sozialpädagogen Hand in Hand zusammen. Als Zielgruppe ist die Einrichtung auf Mädchen und junge Frauen mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Sinne der Schule zur Erziehungshilfe im Bereich soziale und emotionale Entwicklung spezialisiert. Zielsetzung des Aufenthaltes in der von Pelkhoven-Schule ist die Aufhebung des sonderpädagogischen Förderbedarfs und die Reintegration in die Gesellschaft in der Regel nach dem erfolgreichen Schulabschluss.

Zusammen mit Schulleiter Norbert Schneider stellte ich fest, dass Integration und gute Betreuung in Förderschulen nicht vom Himmel fällt.

Zusammen mit Schulleiter Norbert Schneider stellte ich fest, dass Integration und gute Betreuung in Förderschulen nicht vom Himmel fällt.



14 Juni 2010

Integration funktioniert über die Sprache



Beim Sommerfest der Main-Bildung in Würzburg konnte ich mich davon überzeugen. Integration funktioniert als Erstes über das Erlernen der deutschen Sprache. Im Erfahrungsaustausch mit Absolventen der Integrations-Sprachkurse wurde einmal mehr klar, dass die durch die BANF bezahlten B1-Sprachkurse jedoch noch nicht ausreichen, um das Sprachniveau zu erreichen, das notwendig ist einen guten Beruf zu bekommen.



Folglich ist es für die Migranten erforderlich den B2-Kurs zu belegen, der monatlich rund 300 Euro Selbstbeteiligung mit sich bringt. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Wie sollen die Migranten ohne Job dieses Geld aufbringen?

Deshalb muss die Politik hier auf der Hut sein und es möglich machen, dass Integrationswillige auch hier die notwendige Förderung bekommen, um somit die Voraussetzungen zu legen in den gesellschaftlichen Prozess und damit in die Berufsfindung zu gelangen.

Ein weiteres Problemfeld wurde durch die Integrations-Sprachkursler an mich heran getragen, die Nichtanerkennung von beruflichen Abschlüssen aus deren Heimatländer. Sicher kann man nicht jeden Berufsabschluss eines Migranten 1:1 anerkennen, aber diese Ausbildung zumindest als Basis hernehmen und mit einer Zusatzausbildung das nötige Ausbildungsniveau deutscher Art zu erreichen.

Besonders ist mir da Svetlana aus Moldawien haften geblieben, die Lehrerin für Chemie und Biologie in ihrem Heimatland gelernt hat. In Deutschland wird ihr rein gar nichts ihrer Studieninhalte anerkannt. Beim besten Willen kann ich mir nicht vorstellen, dass Chemie oder Biologie in Moldawien anders funktioniert als in Deutschland. Denken wir nur an die Atom- oder die DNA-Strukturen. Und im Hinterkopf habe das Jammern in Deutschland, dass wir Lehrermangel in den MINT-Fächern haben. Irgendwie passt da doch etwas nicht!

Integration ist eines der großen Zukunftsthemen – davon sind in unserer Gesellschaft noch zu wenige überzeugt, vor allem Politiker. Zwar haben wir mit der Installierung des Bayerischen Integrationsrates dessen Mitglied ich selber bin, ein Instrument geschaffen, dass eine neue Integrationspolitik möglich sein wird, jedoch müssen die Mehrheiten nicht nur in der Mehrheitsgesellschaft dafür, sondern auch in der Regierungskoalition geschaffen werden.



Der Integrationsrat als Gremium




Was also ist so neu an diesem Forum, was werden wir anders machen? Bislang geht es in den Gremien und Dialogforen, die sich mit Integration befassen meist um das große Ganze, um Grundsatzfragen. Das ist wichtig und richtig, aber der Teufel steckt nun mal auch im Detail. Deshalb wollen wir mit dem Integrationsrat dort ansetzen, wo es ganz konkret wird.

In den Ad-hoc-Ausschüssen wirklich dort hingehen, „wo es weh tut“, wie man in der Fußballersprache sagt. Wir wollen heikle Themen behandeln und dafür ganz konkrete Lösungsvorschläge entwickeln. Die besprechen wir dann im Plenum und geben die Ergebnisse weiter an den Landtag und die Ministerien. Und vielleicht wird manches davon dann auch praktisch umgesetzt.



Verantwortung der Mitglieder




Wir müssen handeln. Sowohl die Politik als auch die

Wissenschaft haben in den letzten Jahren großartige Konzepte entwickelt, aber das muss auch umgesetzt werden. Da sind die Politiker in der Pflicht – auch ich. Wir haben den Auftrag, dass Integration gelingt. Das erwarten die Menschen von uns, und dieser Verantwortung müssen wir uns auch stellen. Aber auch die Mehrheitsgesellschaft muss mitmachen.



Der BIR als Ideenpool




Ich verstehe den Bayerischen Integrationsrat als Ideenpool. Er soll ein

lebendiges Gremium sein, in dem kontrovers diskutiert wird. Integration ist nun einmal kein konfliktfreier Prozess und es gibt auch keinen Königsweg. Denn wäre dem so, könnten wir alle zuhause bleiben. Deshalb gilt die Aufforderung an alle: Streiten Sie auch miteinander. Denn nur so lässt sich herausbekommen, wo es hakt, was wir besser machen können und welche Integrationspolitik wir brauchen.



Einbezug der Mehrheitsgesellschaft




Eine entscheidende Rolle spielt die Mehrheitsgesellschaft im Integrationsprozess. Bislang spielt sie eigentlich gar keine – und wozu das führt, haben wir erst kürzlich in der Schweiz erlebt. Wir stellen uns die Frage, wie wir die Aufnahmegesellschaft für Integration gewinnen können? Wie erreichen wir Teilhabe statt Ablehnung und bestenfalls Ignoranz? Wie verhindern wir, dass Menschen zum Thema Integration lieber schweigen statt offen ihre Meinung zu sagen? Es ist gefährlich, wenn die Leute glauben, nicht gehört zu werden und nur am Stammtisch ohne Tabus reden zu können.

Dass so vieles schief läuft bei der Einbeziehung der Mehrheitsgesellschaft liegt nicht an den Menschen, sondern an uns, den Verantwortlichen. Hier bitte iist Jeder von uns gefragt. Wie gewinnen wir die Menschen? Wir verhindern wir, dass eine gute und notwendige Sache wie die Integration irgendwann ebenso unpopulär wird wie die ebenfalls gute und notwendige Sache der Europäischen Einigung?

Das geht nur über Beteiligung – und nicht, indem wir die Menschen als zu dumm oder nicht ausreichend verantwortungsbewusst hinstellen, wie das bei heiklen Themen nur allzu gerne geschieht. Denn es geht kein Weg daran vorbei:

An der Integration müssen beide Seiten beteiligt sein, die integrierende Seite, die Mehrheit, und die Seite, die integriert werden soll. Kein Schlüssel funktioniert ohne ein Schloss. Man braucht beides, um eine Tür zu öffnen.


Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen