All posts in Bildung

4 März 2016

Azubi-Mangel im Handwerk

Überfüllte Gymnasialklassen, überlaufene Studiengänge und eine erschreckend hohe Studienabbrecherquote sind die Folge des Strebens nach einer möglichst hohen Schulbildung. Davon, dass es auch anders geht, konnte ich mich im Rahmen der bayernweiten Woche der Aus- und Weiterbildung bei einem Besuch der Firma Scheuring-Fenster in Gänheim überzeugen.


Gemeinsam mit dem Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Würzburg, Richard Paul, besuchte ich die Firma Scheuring-Fenster. Hier fertigt der Geschäftsführer Klaus Scheuring bereits in dritter Generation mit seinen knapp 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Fenster, Haustüren und Wintergärten. In einem Gespräch berichtete er uns von den Schwierigkeiten, Jugendliche für eine Ausbildung zum Glaser zu begeistern. Selbst große Unternehmen aus der Industrie haben Schwierigkeiten, Nachwuchs zu finden – für lokale Handwerksbetriebe ist das Problem sogar noch größer.




Rainer Sturm  / pixelio.de

Rainer Sturm / pixelio.de


Die Schilderungen von Herrn Scheuring sind für mich kein Novum, dennoch finde ich die Tatsache, dass das Handwerk kaum mehr Nachwuchs findet, erschreckend. Natürlich kann ich es verstehen, dass Eltern ihren Kindern die bestmögliche Bildung ermöglichen wollen – doch nicht jedes Kind ist am Gymnasium gut aufgehoben! Viele Schülerinnen und Schüler sind überfordert, überleben nur mit Nachhilfeunterricht, haben kaum mehr Freizeit und gehen in der Bildungslandschaft schier unter. Eine Ausbildung mit anschließender Weiterbildung bietet sehr gute Zukunftsaussichten und lässt alle Türen bis hin zum Studium offen und stellt vor allem für handwerklich Begabte eine lohnende Alternative dar. Bedauerlicherweise wissen dies zu wenige Eltern. Meine Meinung bestätigt Richard Paul: hier in der Region gibt es kaum arbeitslose Handwerker, Jobs kann man sich aufgrund der großen Nachfrage oft sogar aussuchen.


Für uns FREIE WÄHLER steht die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung schon lange an oberster Stelle. Schon längst ist die Zeit, in der ein Abitur oder Studium automatisch die Tür zum beruflichen Glück öffnet, vorbei. Handwerker sind gefragter denn je und dass es so auch geht, hat der neue Auszubildende der Firma Scheuring, ein Studienabbrecher, bewiesen.



12 Februar 2016

Freier Nachmittag für Bayerns Schüler?

Es gehört mittlerweile schon zur Tradition im Bayerischen Landtag, dass uns im Januar die Sternsinger besuchen. Daran schließt sich immer ein Informations- und Gesprächsaustausch mit den Vertretern der BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend) an. Eines der zentralen Diskussions-Themen war in diesem Jahr die Forderung des BDKJ nach einem freien Nachmittag für Bayerns Schülerinnen und Schüler.


Der BDKJ strebt an, bayernweit für alle Schulbesucher einen Nachmittag freizuhalten, um an diesem freien Schulnachmittag ihre Gruppenstunden abhalten zu können, da es in der Vergangenheit durch zunehmenden Leistungsdruck im G8 und die Einführung der Ganztagsschule für die kirchlichen Jugendverbände immer schwieriger wird, noch entsprechenden Zuspruch zu ihren Gruppenangeboten am Nachmittag zu bekommen.


12


Generell finde ich diese Idee lobenswert, da so aktiv Jugendarbeit unterstützt werden würde. In der Realität halte ich diesen Vorschlag aufgrund verschiedener Faktoren jedoch nicht 1:1 umsetzbar.


Bayern arbeitet weiterhin an dem Ausbau der Ganztagsschulen, ein freier Nachmittag würde dem widersprechen und wäre somit nicht unbedingt zielführend. Außerdem würde meiner Meinung nach ein solcher freier Nachmittag dazu führen, dass auch weitere Anbieter von Jugendarbeit, wie beispielsweise Sportvereine und Schützenvereine, ihr Angebot auf diesen Tag legen würden – somit wäre dem BDKJ nur teilweise gedient und die Kinder und Jugendlichen müssten sich für ein Angebot entscheiden.


Für wesentlich erstrebenswerter halte ich persönlich das Ziel, das Ganztagsangebot an bayerischen Schulen und die Jugendarbeit stärker zu vernetzen. Sowohl im offenen also auch im gebundenen Ganztag sollte verstärkt auf die Kooperation mit außerschulischen Partnern, zu denen auch der BDKJ zählen würde, gesetzt werden. Eine institutionelle Verankerung der Jugendarbeit an Schulen wäre somit ein gelungenes Beispiel für Kooperation und auch für die Schulfamilie eine Bereicherung.



12 Februar 2016

Zulassungsbeschränkung zum Referendariat nicht tragbar

Auch die neuste Idee der CSU sorgt bayernweit für Aufschreie: die Zulassungsbeschränkung zum Referendariat. Die Mehrheitsregierung hat einen Gesetzentwurf zur Änderung des Bayerischen Lehrerbildungsgesetztes in den Landtag eingebracht, der eine Wartezeit von bis zu drei Jahren nach dem Absolvieren des ersten Staatsexamens einräumen würde. Nicht nur bei den betroffenen Studenten, sondern auch in den Lehrerverbänden und der Opposition ist der Widerstand gegen eine solche Gesetzesänderung groß.


Wir suchen in Bayern händeringend Lehrerinnen und Lehrer für Grund-, Mittel- und Berufsschulen, um die aktuellen Herausforderungen wie Inklusion, Ganztag und die Beschulung der Flüchtlingskinder stemmen zu können. Jetzt ein solches Signal an Interessenten des Lehramtsstudiums zu senden, halte ich für fatal. Wir FREIE WÄHLER sagen deutlich NEIN zu einer solchen Regelung. Natürlich ist uns bewusst, dass einige Lehramtsstudiengänge, vor allem mit oft gewählten Fächerkombinationen wie Deutsch, Sozialkunde und Englisch, überlaufen sind.


RS1164_406


Wir vertreten jedoch die Meinung, dass hier anderweitig angesetzt werden muss: Wir brauchen ein durchlässigeres Lehramtsstudium und eine intensive Beratung der Studierenden bezüglich der Fächer- und Schulrichtungswahl. Erfreulicherweise hat die Staatsregierung in der jüngsten Vergangenheit bereits einen Schritt in die richtige Richtung getan und die Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Lehramtsstudiengängen sowie auch nach der Ausbildung erhöht. Meiner Meinung nach machen wir mit diesem Gesetzentwurf aber gleichzeitig wieder zwei Schritte zurück.


Auch wenn unser Kultusminister immer wieder betont, dass eine Gesetzänderung nicht gleichzeitig eine Einführung einer solchen Zulassungsbeschränkung zum Referendariat bedeuten würde, ist das Signal deutlich. Ich finde es untragbar, junge Menschen, die bereits ihr erstes Staatsexamen erfolgreich abgeschlossen haben, bis zu drei Jahre auf der Straße stehen zu lassen – und das in Zeiten, in denen wir Lehrer so dringend brauchen! Wir FREIE WÄHLER werden uns daher gegen diesen Gesetzentwurf stellen und kämpfen weiterhin für ein qualitativ hochwertiges Bildungssystem in Bayern.


Einen zusammenfassenden Hörbeitrag finden Sie hier.



10 Februar 2016

Eingangsklassen an Wirtschaftsschulen rückläufig

Inklusion, Ganztagsklassen, individuelle Förderung und die Diskussion um G8 und G9 an bayerischen Gymnasien – die bildungspolitischen Gesprächsthemen sind vielseitig und zahlreich. Doch immer wieder kommt eine Schulart meist zu kurz: die Wirtschaftsschule.


Die Wirtschaftsschulen zählen zu einer Besonderheit des bayerischen Schulwesens: sie bildet seit Generationen kaufmännische Nachwuchskräfte aus. Die Wirtschaftsschule zählt zu den berufsvorbereitenden Schulen, die eine allgemeine Bildung und eine berufliche Grundbildung im Berufsfeld Wirtschaft und Verwaltung vernetzt.


Um herauszufinden, wie es um die Bildung von Eingangsklassen an Wirtschaftsschulen steht, habe ich eine Anfrage an das Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst gestellt. Diese hat ergeben, dass die meisten Schüler auch weiterhin von der Mittelschule auf die Wirtschaftsschule übertreten, doch generell hat sich die Zahl der Wirtschaftsschüler verringert. Während im Schuljahr 2009/10 noch 3249 Schüler von der Mittelschule an die Wirtschaftsschule kamen, waren es im Schuljahr 2014/15 nur noch 1908. Für Jugendliche anderer Schularten, beispielsweise der Realschule oder des Gymnasiums, sehen die Übertrittszahlen deutlich geringer aus. Von der Realschule an die Wirtschaftsschule wechselten im vergangenen Schuljahr nur 177, vom Gymnasium 232 Schüler. Bezüglich der bayernweiten Schülerzahlen an den Wirtschaftsschulen lässt sich sagen, dass sich diese in den letzten zehn Jahren von rund 25 200 auf rund 19 900 verringert hat.




Rainer Sturm  / pixelio.de

Rainer Sturm / pixelio.de


Entsprechend der Übertrittszahlen ist natürlich auch die Anzahl der Eingangsklassen an Wirtschaftsschulen in Bayern drastisch abgefallen. An zwei- und vierstufigen Wirtschaftsschulen zeigte sich innerhalb der letzten drei Jahre ein Rückgang von insgesamt 103 auf 86 Klassen. Auch hier ist der Zusammenhang mit dem demografischen Wandel und dem Zuzug in Ballungsgebiete sowie die Konkurrenz des M-Zuges an der Mittelschule kennzeichnend: während die Zahl der Eingangsklassen an Wirtschaftsschulen in Oberbayern steigt oder nur geringfügig sinkt, kämpfen viele Wirtschaftsschulen wie beispielsweise im Regierungsbezirk Unterfranken mit den Veränderungen. In der Staatlichen Wirtschaftsschule Kitzingen ist beispielsweise die Zahl der Eingangsklassen der zweistufigen Wirtschaftsschule von 78 im Jahr 2009/10 auf nunmehr nur noch 46 im vergangenen Schuljahr gesunken.


Ich werde die Entwicklung der Wirtschaftsschulen auch weiterhin im Blick haben und mich dafür einsetzen, dass vor allem Wirtschaftsschulen in Räumen mit besonderem Handlungsbedarf, also strukturschwachen Regionen mit einem demografischen Faktor, gezielt gefördert werden müssen.



5 Februar 2016

FW-Antrag erhält Ganztags-Serviceagentur

Längst ist der Ganztagsunterricht auch in Bayern zu einer nachgefragten Alternative in der Beschulung unserer Kinder und Jugendlichen geworden. Dennoch ist nicht an jeder Schule Ganztagsunterricht ein guter Unterricht. Gerade deshalb erscheint es uns FREIEN WÄHLERN wichtig, dass nicht nur nach dem Motto „try and error“ gehandelt wird, sondern bayernweit gute Konzepte als Vorbild für Andere dienen und eine Vernetzung untereinander angeboten wird.




Dieter Schütz  / pixelio.de

Dieter Schütz / pixelio.de


Aus diesem Grund haben wir mit einem entsprechenden Antrag die dauerhafte finanzielle Sicherstellung der Serviceagentur "Ganztägig lernen“ gefordert. Umso erfreulicher ist es, dass aufgrund unseres Antragsbegehrens die Serviceagentur nun dauerhaft erhalten bleibt. Der Freistaat Bayern übernimmt damit den bisherigen Anteil des Bundes und somit werden künftig weiterhin 170.000 Euro in das Programm fließen.


Die Serviceagentur hat im Jahr 2010 ihre Arbeit aufgenommen, begleitet seitdem kontinuierlich den Ganztagsschulausbau im Freistaat mit fachlicher Expertise und unterstützt die Schulen dabei, dass der Umwandlungsprozess von einer Halbtags- zur Ganztagsschule gelingt. Hierbei initiiert und organisiert die Serviceagentur lokale und überregionale Netzwerke, damit Schulen voneinander lernen können.



5 Februar 2016

Weichen im Schulsystem JETZT richtig stellen

Wir FREIE WÄHLER haben bereits im Oktober in einem Dringlichkeitsantrag gefordert, dass Ankündigungen mit Inhalten gefüllt und die Weichen im Schulsystem jetzt richtig gestellt werden müssen. Es wird viel diskutiert, doch es muss auch endlich etwas getan werden – denn nur so können wir etwas bewegen!


Um die aktuellen Herausforderungen im bayerischen Schulsystem zu meistern und jedem Kind oder Jugendlichen, ungeachtet seiner Herkunft, Chancen zu eröffnen, sind in vielen Bereichen des Bildungswesens große Anstrengungen nötig. Eine gute Deutschförderung, die Integration in die Klassengemeinschaft und der Umgang mit den traumatischen Erfahrungen der Flüchtlingskinder erfordern geschultes Personal. Als ehemaliger Lehrer weiß ich, wie viel Arbeit und Herzblut hinter solchen Herausforderungen steht und bin deshalb der Meinung, dass es unser Ziel sein muss, die Schulgemeinschaft auf diesem Weg möglichst tatkräftig zu unterstützen.


GF-Super3-e1372169660718-1024x473


Damit die Flüchtlingsbeschulung erfolgreich gestaltet werden kann, müssen zahlreiche Punkte angegangen und umgesetzt werden:


In Zusammenarbeit mit allen bayerischen Lehrerverbänden muss ein Aktionsplan erarbeitet werden mit dem Ziel, an den bayerischen Schulen unter den Bedingungen der vor allem durch die Flüchtlings- und Asylbewerberkinder gestiegenen Schülerzahlen sowohl die Unterrichtsversorgung als auch die zusätzlichen Aufgaben wie beispielsweise den Auf- und Ausbau der Ganztagsschulen und der Inklusion sicherzustellen – denn kein Kind darf zu kurz kommen.


Außerdem muss dafür gesorgt werden, dass verstärkt Fortbildungen im Bereich „Deutsch als Fremdsprache“ und „Deutsch als Zweitsprache“ angeboten werden und entsprechende Unterrichtsmaterialien für alle Lehrkräfte online zugänglich sind.


Weiterhin sind wir FREIEN WÄHLER dafür, die Zahl der Übergangsklassen weiter auszubauen. An vielen Schulen sind die Übergangsklassen überfüllt – wir fordern daher eine Beschränkung der Klassenstärke auf 15 Schülerinnen und Schüler, um das Lernen erfolgreich gestalten zu können.


Neben Grund- und Mittelschulen, die derzeit am stärksten betroffen sind, sind auch andere Schularten bei der Flüchtlingsbeschulung einzubeziehen. Dazu gehört beispielsweise der weitere Ausbau von Vorklassen zum Berufsintegrationsjahr und von Berufsschulklassen. Außerdem soll Kindern und Jugendlichen der Zugang zu einer Schulart, die ihren Fähigkeiten entspricht, gewährleistet werden – das schließt, sobald die sprachliche Barriere überwunden ist, natürlich auch Realschulen und Gymnasien mit ein.


Auch heute plädieren wir weiter für einen Einsatz multiprofessioneller Teams aus Lehrkräften, Sozialpädagogen, Schulpsychologen, Heilpädagogen und Förderlehrern in den verschiedenen Schulamtsbezirken und den Ausbau der Stellen von Schulpsychologen.


Schlussendlich sollen außerdem Schulen, die besonders viele Flüchtlingskinder aufgenommen haben, bis zu zwei Jahre von der externen Evaluation ausgenommen werden, um die Belastungen zu reduzieren.


Wie Sie sehen können, gilt es viele Herausforderungen zu bewältigen und ich werde Sie auch weiterhin über den Verlauf unserer Forderungen und Ideen informieren.


3 Februar 2016

Fünf wichtige Pfeiler für eine erfolgreiche Integration für Flüchtlinge

Die Frage, wie man Flüchtlinge erfolgreich und möglichst rasch integriert, wird auch im Bayerischen Landtag immer wieder thematisiert und diskutiert. Wir FREIE WÄHLER plädieren dafür, Zuwanderung nicht mehr nur als Problem, sondern auch als Chance für Bayern und Deutschland wahrzunehmen. Damit das gelingt, müssen wir bereits jetzt die Weichen stellen, denn Voraussetzung für einen erfolgreichen Integrationsprozess ist eine schnelle und erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt.




Inessa Podushko  / pixelio.de

Inessa Podushko / pixelio.de


Damit dies gelingt, halten wir folgende Maßnahmen für dringend erforderlich:




  • rasche Sprachförderung als entscheidenden Grundbaustein für eine Integration – sowohl am Arbeitsmarkt, als auch in der Gesellschaft.

  • Planungssicherheit für die Ausbildungsbetriebe und Auszubildenden, dass die Ausbildung abgeschlossen werden kann, indem eine Aufenthaltsgestattung während und nach der Ausbildung zugesichert wird.

  • Zugang zu Bildung und Ausbildung für junge Flüchtlinge und Schüler aus bildungsfernen Schichten durch den Ausbau von Patenschaften und Tandems verbessern und weitere Investitionen in den Bildungsbereich und mehr Sozialarbeit an Schulen.

  • Ausbau der Integrationskurse zur Wertevermittlung und Sprachkurse zur Sprachförderung.

  • Stärkere finanzielle Unterstützung der Kommunen, um den Integrationsprozesses und das Zusammenleben vor Ort gelingen zu lassen. Ziel muss es sein, dass vor Ort so viel wie möglich selbstständig geregelt werden kann – eine kommunale Integrationsarbeit bayernweit.


Wir stehen vor einer großen Herausforderung, die es zu meistern gilt – und das kann nur durch gemeinsames Engagement gelingen.



2 Februar 2016

Bildungscheck in Erstaufnahmeeinrichtungen nicht zielführend

Bildung, Bildung, Bildung! Das ist die wesentlichste Voraussetzung, um schulischen oder beruflichen Erfolg zu bekommen. In einem Dringlichkeitsantrag hat die Fraktion der SPD im Landtag nun einen Bildungscheck und die anschließende Ausstellung eines Bildungspasses gefordert, um die Integration von Flüchtlingen voranzubringen.




U.Weinreich  / pixelio.de

U.Weinreich / pixelio.de


Naja, sage ich da nur. In besagtem Dringlichkeitsantrag wurde die Staatsregierung dazu aufgefordert, den Bildungsstand der Flüchtlinge und Asylbewerber bereits in den Erstaufnahmeeinrichtungen zu erfassen und diese Ergebnisse in einen persönlichen Bildungspass einzutragen. Für die Umsetzung dieses Bildungschecks wäre demnach das Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst verantwortlich und müsste sowohl ein Konzept für ein Abfragesystem entwickeln, als auch das benötigte Personal bereitstellen.


Generell finde ich den Gedanken, die Integration durch Bildung voranzutreiben und zu beschleunigen, wichtig und erstrebenswert. Doch das durch die SPD geforderte Konzept lässt sich so meiner Meinung nach aufgrund verschiedener Hürden jedoch nicht umsetzen:


Die Erstaufnahmeeinrichtungen müssen aktuell enorm viele Aufgaben bewältigen und in erster Linie organisatorische Probleme lösen. Wie sollen beteiligte Personen dann zusätzlich detailliert feststellen, auf welchem Bildungsstand ein Flüchtling ist? Ein Landrat aus meiner Region, den ich diesbezüglich um Rat fragte, meinte, es sei ein Ding der Unmöglichkeit dies zu diesem frühen Zeitpunkt durchzuführen und berichtete aus der alltäglichen Praxis: Am Ende gäben die Flüchtlinge eine Schulart aus ihrem Heimatland an, die in keinster Weise unserem Bildungsniveau entspräche und es käme zu völligen Fehleinschätzungen.


Ich gebe auch zu bedenken: Bei den bei uns ankommenden Kindern und Jugendlichen gibt es viele unterschiedliche Muttersprachen, oft sind die Angekommenen traumatisiert und eine persönliche Bindung zu Pädagogen ist kaum vorhanden. Die Schul- und Ausbildungssysteme der Herkunftsländer sind untereinander und vor allem mit dem deutschen Bildungssystem kaum vergleichbar und daher noch einmal schwieriger zu kategorisieren. Für eine aussagekräftige Erfassung eines Bildungsstands bedarf es aber nun mal geschultes Personal und auch Zeit, das geht nicht eben im Handumdrehen.




Timo Klostermeier  / pixelio.de

Timo Klostermeier / pixelio.de


Wir FREIE WÄHLER verfolgen das Ziel, dass Flüchtlingsfamilien nur möglichst kurze Zeit in einer Erstaufnahmeeinrichtung verbringen und anschließend relativ zügig dezentral verteilt werden. Auf diese Weise könnten die Kinder und Jugendlichen, wenn sie bereits einige Wochen in einer Übergangsklasse oder an einer Regelschule verbracht haben, bildungstechnisch eingeschätzt werden. Hierfür haben wir in einem Dringlichkeitsantrag sogenannte „Clearingstellen“ (0000005570) gefordert. Desweiteren wurde im Januar auf Bundesebene ein „Ankunftsausweis“ für Flüchtlinge beschlossen. Dieser soll ab Mitte des Jahres eingeführt werden und neben den Personalien und Fingerabdrücken auch Informationen zu Herkunftsland, Schulbildung und Qualifikation enthalten. Diese bundesweite Regelung ist nur dann zielführend, wenn die Bundesländer dementsprechend darauf verzichten, Parallelstrukturen einzuführen. Deswegen, Spracherwerb und Bildung so früh als möglich, aber zielführend. Ein Bildungspass in der Erstaufnahmestelle ist es sicher nicht.



23 Januar 2016

ADHS verlangt mehr Schulpsychologen

ADHS – diese vier Buchstaben hört man vor allem in Bezug auf die Schule immer öfter: es wird rege diskutiert über das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom. Kinder und Jugendliche, die an ADHS leiden, sind vor allem in der Aufmerksamkeit beeinträchtigt und das hat oft weitreichende Folgen.


Der Gong ertönt, die Schülerinnen und Schüler stehen auf, es folgt die Begrüßung. Während sich alle Kinder setzen, starrt Julius fasziniert aus dem Fenster. Ihm fällt gar nicht auf, dass er der Einzige ist, der immer noch steht. So sieht der Alltag an Bayerns Schulen aus.


Kinder und Jugendliche, die ADHS haben, lassen sich leicht ablenken. Da ist von „aus dem Fenster starren“ über „viel schwätzen“ bis hin zu sozialen Auffälligkeiten alles möglich. Gut ist, dass man mittlerweile vom Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom weiß. Untersuchungen an Zwillingen haben beispielsweise ergeben, dass die Krankheit vererbbar ist. Allerdings spielen auch eine Reihe anderer Ursachen eine Rolle für ADHS.




www.helenesouza.com  / pixelio.de

www.helenesouza.com / pixelio.de


Es werden unzählige Fortbildungen für Lehrkräfte, Beratungen für Eltern und Therapien für Betroffene angeboten – und doch sind noch viele Fragen offen.


Auffällig ist, dass ADHS in den letzten Jahren zunehmend häufiger diagnostiziert worden ist. Zudem fällt auf, dass in bestimmten Regionen ADHS besonders häufig und in anderen seltener diagnostiziert wird. Durchschnittlich haben etwa 5% der Kinder und Jugendlichen in Deutschland ADHS, in Bayern sticht der Regierungsbezirk Unterfranken mit den häufigsten Diagnosen hervor. Meiner Meinung nach einen zweiten Blick wert ist die Tatsache, dass in Unterfranken gleichzeitig der Versorgungsgrad an Kinder- und Jugendpsychiatern, die ADHS diagnostizieren dürfen, am höchsten ist. Besteht hier ein Zusammenhang? Dieser Frage muss dringend nachgegangen werden!


Auch an den Schulen macht sich ADHS bemerkbar, Lehrer sind stärker belastet. Mittlerweile ist ADHS in vielen Bundesländern als Teilleistungsstörung anerkannt, hier zieht Bayern jedoch (noch) nicht mit. Viele Eltern stehen vor der Entscheidung, ob sie ihre von ADHS betroffenen Kinder medikamentös behandeln oder nicht – hier gehen die Meinungen weit auseinander. Generell stehen bei ADHS neben Medikamenten auch Maßnahmen wie die Psychoedukation, die Aufklärung und Beratung der Eltern und der betroffenen Kinder, Familienpsychotherapie, Verhaltenstherapie und kognitive Intervention zur Verfügung. Eine Vernetzung von Schule, Elternhaus und betroffenen außerschulischen Personen wie Therapeuten, ist für eine gelingende Therapie unabdingbar, doch hier kommen wir schon gleich wieder zu den Grenzen: die Schulpsychologen in Bayern sind weiterhin stark unterbesetzt und Lehrerkräfte versuchen Inklusion, Ganztag, individuelle Förderung und die Integration von Flüchtlingskindern zu schultern.


Um allen Kindern und Jugendlichen gerecht werden zu können, bedarf es einem Umdenken. Es müssen dringend Stellen geschaffen werden, denn nur so kann eine qualitativ hochwertige Beschulung aller Kinder gewährleistet werden.


Genauere Informationen zur Situation der Schulpsychologen können Sie meiner Anfrage entnehmen: 17_0007977(1)



22 Januar 2016

Wie wichtig ist der Sportunterricht an bayerischen Schulen?

Sport macht glücklich. Studien zeigen immer wieder, dass Bewegung Stresshormone abbaut. Wenn wir Sport machen, fährt unser Körper die Produktion von Adrenalin oder Cortisol herunter und schüttet körpereigene Glücksstoffe, besser bekannt als Endorphine, aus. Meiner Meinung nach begründet das die Notwendigkeit des Sportunterrichts an Schulen deutlich: Bewegung macht glücklich, Schülerinnen und Schüler können sich austoben und den schulischen Druck reduzieren.


RS905_P1030958


Wir leben in einem Medienzeitalter. Vor allem nach den Ferien geben Schüler auf die Frage, was sie in den Ferien denn so alles gemacht hätten, oft eine Standardantwort: „Wir haben gezockt.“ Ausschweifungen, wer wo bei wem zu Besuch war und welche Spiele gespielt wurden, folgen natürlich im Detail. Selten zu hören bekommt man Antworten, die etwas mit Bewegung und Frischluft zu tun haben. Schade eigentlich. Umso wichtiger ist es meiner Meinung nach, dass der Sportunterricht an Schulen stattfindet.


Um herauszufinden, wie sich der Sportindex, also die Anzahl der tatsächlich erteilten Wochenstunden im Fach Sport, an den verschiedenen Schularten entwickelt hat, habe ich eine Anfrage an das Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst gestellt.


Generell beträgt der Sportindex an Grundschulen in der Jahrgangsstufe 1 zwei Wochenstunden Sport und in den Klassen der Jahrgangsstufen 2 bis 4 jeweils drei Wochenstunden Sport. Diese sind verbindlich zu erteilen, allerdings gibt es auf die Frage nach ausgefallenen Sportstunden keine aussagekräftige Antwort.


An Mittelschulen betrug der Sportindex im Schuljahr 2013/14 in den Jahrgangsstufen 5 bis 6 2.99 und in den Jahrgangsstufen 7 bis 10 2,54. Bedauerlicherweise ist der Sportindex im Schuljahr 2014/15 sowohl in den Jahrgangsstufen 5 bis 6 als auch in den Jahrgangsstufen 7 bis 10 gesunken. Zwar reden wir hier nur von einer Herabsenkung auf 2,91 bei den 5. und 6. Klassen und auf 2,51 bei den Jahrgangsstufen 7-10, allerdings nimmt der Sportunterricht meines Erachtens sowieso schon einen untergeordneten Stellenwert ein. Dabei ist Sport ein gelungener Ausgleich, vor allem auch für Schülerinnen und Schüler mit ADHS, Flüchtlingskinder oder lernschwache Kinder und Jugendliche.


RS1580_P1040117


Ich fordere deshalb weiterhin mehr Sport an bayerischen Schulen – und hier gehört selbstverständlich auch der Schwimmunterricht dazu. Warum ich mich so vehement für die verbindliche Durchführung des Schwimmunterrichts einsetze, können Sie hier nachlesen. Wie wichtig ist also Sport an Bayerns Schulen? Er ist zweifelsohne wichtig, doch meiner Meinung nach noch nicht wichtig genug!



Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen