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27 April 2011

Die Mär vom billigen Atomstrom

Was Atomstrom wirklich kostet und warum Energie aus erneuerbaren Quellen schon heute deutlich günstiger ist.

In einer von Greenpeace Energy EG in Auftrag gegebenen und jüngst publizierten Studie „Was Strom wirklich kostet“ wurde erstmals der Anteil der staatlichen Förderung an konventionellen und erneuerbaren Energiequellen gegenübergestellt, mit erstaunlichen Ergebnissen.
In dieser Studie wurde im Zeitraum von vier Jahrzehnten (1970-2010) der Anteil der staatlichen Förderung an erneuerbaren Energien, Kernkraft und Stein- und Braunkohle miteinander verglichen. Darüber hinaus wurden erstmals die gesamtgesellschaftlichen Kosten der einzelnen Energieträger aufgezeigt.

Am stärksten in den vergangenen 40 Jahren hat die Steinkohleindustrie von staatlichen Fördergeldern profitiert. Mit 288 Milliarden Euro nimmt sie noch vor der Atomindustrie mit rund 196 Milliarden den ersten Rang ein, gefolgt von Braunkohle mit etwa 67 Milliarden Euro und nur rund 39 Milliarden Euro für erneuerbare Energien. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass die erneuerbare Energieträger erst seit Mitte / Ende der 90er Jahre nennenswerte Fördermittel erhalten, was die vergleichsweise niedere Zahl erklärt.

Historisch bedingt, erklärt sich auch die dominante Stellung der Kernkraftbetreiber. In der aktuellen Diskussion um die Bezahlbarkeit der einzelnen Energieträger wird oft unterschlagen, dass die umfangreichen staatlichen Subventionen für Kohle- und insbesondere Atomkraftwerke den vermeintlich billigen Strom aus diesen erst ermöglicht hat. Die Studie kommt denn auch zu dem Ergebnis, dass Atomenergie nie zum Einsatz gekommen wäre, wenn die Betreiber der Kernkraftwerke in der Aufbauphase ihren Teil an den relevanten Kosten aufbringen müssen hätten. In den folgenden Jahren wurden dann auch viele Chancen für den Einsatz und die Erforschung regenerativer Energien vertan, da die Stromnetze etwa auf zentrale Kraftwerke ausgerichtet waren und vor allem auch die Forschung auf Atomenergie fokussiert war.

Aktuell dreht sich die Diskussion zum Thema Energiewende und „bezahlbaren Strom“ vor allem um die scheinbar höheren Kosten von Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Dabei werden jedoch zwei Punkte bisher sträflich missachtet:
Erstens wurden die Preise für Energie aus konventionellen Energieträgern durch eine jahrzehntelange staatliche Subventionspolitik künstlich bezahlbar gemacht und zweitens fehlt hier eine transparente, klar nachvollziehbare Kostenaufstellung.
Während die EEG-Förderung (Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien, kurz: Erneuerbare-Energien-Gesetz, EEG) transparent und explizit im Strompreis ausgewiesen wird, erscheinen die staatliche Förderung für Atom und Kohle nicht explizit, da sie entweder durch den öffentlichen Haushalt oder über Regeln, die erheblichen Einfluss auf den Strom haben, erfolgen.

Auch die Kosten, die durch die massive Umwelt- und Klimabelastung bei der Erzeugung aus konventionellen Energieträgern entstehen, werden bisher nicht zu den Stromkosten ausgewiesen.

So zeigen denn auch die angestellten Berechnungen, dass die Preise für eine Kilowattstunde Wasserstrom sich aktuell auf 6,5 Cent belaufen, Windstrom kostete dahingegen 7,6 Cent – Strom aus Braun- und Steinkohlekraftwerken 12,1 Cent und Strom aus Atomkraftwerken sogar 12,8 Cent pro Kilowattstunde.

Dies lässt konsequenterweise nur eine logische Schlussfolgerung zu:
Wenn zum Strompreis auch die Kosten der staatlichen Fördermittel und die Kosten, die durch Umwelt- und Klimabelastung anfallen, eingerechnet werden, ist erneuerbare Energie bereits jetzt günstiger als Energie aus konventionellen Energiequellen.


25 April 2011

Die Energiewende als Chance begreifen

Seriosität in der Diskussion um eine bessere Bildung oder den Atomausstieg würde man sich hie und da wünschen. Vielleicht ist es auch ein Wunschtraum von mir! Zu oft gerate ich da in der politischen Diskussion an die Grenze zur Verzweiflung, wenn Argumente entweder falsch dargestellt werden, um für sich einen Vorteil zu ziehen oder wenn schlichtweg Unsinn verzapft wird.

Bei der Atomdiskussion fällt mir das derzeit ständig auf. Wenn es etwa um ein mögliches Szenario für die Abschaltung der Kernenergie geht. Die bis vorgestern noch Befürworter der Atomkraft und Nun-Wendehälse kommen mit Jahreszahlen nicht vor 2030. Die Ausstiegs-Protagonisten hingegen sind schon bei 2017 als Jahr in dem das letzte AKW in der Bundesrepublik ausgeschaltet werden kann. Ähnlich verhält es sich bei den Vorhersagen über den Strompreis. Hysterische Berechnungen sprechen von dramatischen Strompreissteigerungen bis hin zur Forderung, dass Energie bezahlbar bleiben muss. Der GRÜNE Bundestagskollege Fell hingegen prophezeit nur geringfügige Belastungen, weil sehr viele Privatinvestitionen zu einer Entlastung der Gesellschaft führen würden. Er behauptet sogar, dass der Strom wegen des Merit-Order-Effekts günstiger wird, weil die Energieversorger dann ihre teuersten AKWs abschalten wenn viel Wind und Sonne ins Stromnetz drängen.

Auch bei den Stromleitungen wird ein richtiggehender Hype vollzogen! Hatten wir in früheren Jahren nicht auch Stromtrassen übers Land verteilt? und wir leben alle Noch und die Umwelt ist auch noch da! Also, sehen wir doch das Ganze etwas zuversichtlicher und begreifen die Energiewende als Chance für Deutschland. Wenn ich dann lese, dass Im Steigerwald an Ostermontag eine Demo gegen den Bau von Windrädern vonstattengeht, dann fällt mir nur noch ein, dass bei diesen  Menschen wohl Grafenrheinfeld zu weit weg ist. Übrigens, am Ostermontag auf nach "Rafeld" zur Anti-AKW-Demo, die Freien Wählern sind auch dabei!


14 April 2011

Energiewende: Wenig Fakten viel Panikmache

Was, Sie haben noch Strom? Und das Licht ist Ihnen auch noch nicht ausgegangen? Es ist ein Jammer, was tagtäglich derzeit immer wieder an Halbwahrheiten über das drohende Ende der Menschheit (ohne Atomstrom) durch die Gazetten geht. Über die angeblich bereits in Gang befindlichen Importe von Atomstrom hatte ich kürzlich schon einmal berichtet. Diese Halbweisheit hat heute wieder ein CSU-Kollege bei einem Besuch einer Schulklasse vom Stapel gelassen. Da musste ich schon mal kräftig intervenieren zumal ich wenige Stunden vorher erst in einer Informationsschrift des Instituts der deutschen Wirtschaft gelesen hatte, dass selbst bei einer dauerhaften Stilllegung der derzeit per Moratorium abgeschalteten acht AKW’S kurzfristig lediglich 5 Prozent des gesamten benötigten Stroms anderweitig erzeugt werden muss.

Weitere 17 Prozent wären auszugleichen, sollte auch für die anderen Kraftwerke die Laufzeitverlängerung rückgängig gemacht werden. Und selbst wenn man langfristig nicht auf Stromimporte setzen möchte, können Kohle, Gas und erneuerbare Energien an die Stelle von Atomstrom treten. Allerdings – und das soll an dieser Stelle auch nicht verschwiegen werden – dürften höhere Stromkosten der zu zahlende Preis sein. Nach wie vor wären wir in diesem Falle von Erdgasimporten abhängig, ein Braunkohlekraftwerk könnte die Leistung allerdings zu einer weitaus schlechteren Klimabilanz nahezu ersetzen.

Doch da wollen wir ja eigentlich nicht hin. Erneuerbare Energien heißt das Zauberwort und auch da muss in vielen Köpfen noch ein Umdenken erfolgen. Um die jährliche Strommenge eines Kernkraftwerkes durch Wind zu ersetzen, müssten sich zusätzlich rund 1000 der modernen Windräder an Land oder knapp 500 auf dem Meer drehen. Dazu brauchen wir geeignete Plätze, die es sicher gibt. Diese geeigneten Plätze sind sicher nicht im ortsnahen Bereich zu suchen. Erst dieser Tage hatte ich so eine Anfrage eines besorgten Bürgers in meinem Landkreis zu beantworten, wenigstens 800 Meter zur Ortsbebauungsgrenze sollen diese Abstand haben. Sie müssen ins Landschaftsbild passen und keinen Lärm verursachen möglichst auf sogenannten Vorrangflächen des Regionalplanes stehen.

Übrigens gibt es derzeit deutschlandweit rund 21 600 Windräder. Um den Strom aus den ertragsreicheren Windkraftanlagen von der Küste zu den Verbrauchern zu transportieren benötigen wird rund 3600 Kilometer an Transportnetzen, auch die müssen gebaut werden und zwar quer durch die Republik. Aber ich finde, dass die allemal eher zu ertragen sind als ein AKW auch in 30 Kilometer Entfernung.




Die Energie muss Deutschland- und Europaweit auch entsprechend verteilt werden, um die Grundlast in allen Teilen zu garantieren. Ob dies über oberirdische Stromleitungen oder Erdkabel geschieht wird letztendlich eine Frage der Investitionsbereitschaft der Energiekonzerne sein. Foto: Thorben Wengert/ PIXELIO



8 April 2011

Kein Bedarf an Stromimporten wegen abgeschalteter Atomkraftwerke

Sicher haben sie sich dieser Tage auch über Meldungen, wonach Deutschland durch die Abschaltung der acht Alt-AKW’s Strom aus dem Ausland importieren müsse, gewundert. Mich hat das sehr verwundert, haben wir doch bisher in Deutschland eine Überproduktion gehabt. Deshalb habe ich mich bei unseren Energie-Experten in der Freien Wähler-Landtagsfraktion kundig gemacht. Und siehe da: Da ist sie wieder, die Atom-Lobby!

Mit derlei gezielten Meldungen über angeblich höheren Import von Atomstrom durch die derzeit abgeschalteten acht Kernkraftwerke sollen die Menschen nur verunsichert werden, berichtet mir unser Energie-Experte Gottfried Obermaier. Fakt ist, dass es aktuell keinen Engpass bei der Erzeugung von Strom in Deutschland gibt. Nach wie vor produzieren wir in leichter Überproduktion und exportieren nach wie vor ins benachbarte Ausland. Es gibt trotz der abgeschalteten AKW’s keinen akuten Mehrbedarf. Mit diesen Meldungen zeigt sich nur, dass die Atomwirtschaft mit allen Mitteln gegen ihre eigene Abschaltung kämpft. Ich finde das unglaublich!

Nach Angaben des Umweltbundesamtes sind nach Abzug der acht stillgelegten AKW noch mindestens 85 Gigawatt an installierter und gesicherter Leistung in größeren Kraftwerken verfügbar. Das Öko-Institut kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Dabei sind notwendige Reserven, erfahrungsgemäß ausfallende Kapazitäten und auch Stillstände wegen Revisionen, bereits berücksichtigt. Der heimische Strombedarf hat dagegen in den vergangenen Wochen nur etwa 52 Gigawatt an Leistung abgefragt.

Das allein zeigt bereits: Der Zuwachs bei den Importen liegt nicht in fehlender Erzeugungskapazität. Der eigentliche Grund sind die Strompreise. Das läuft nämlich so ab: Versorger und Stromhändler decken sich zu günstigen Preisen am europäischen Markt ein. Wenn Strom aus dem Ausland billiger ist und entsprechende Netzkapazitäten verfügbar sind, kommt ein Teil des Stroms von dort. Ist der Strompreis im Ausland höher, geht Strom aus Deutschland dorthin. Das ist der Alltag!

Nach der kurzfristigen Stilllegung der acht Alt-AKW haben sich Stromhändler und -lieferanten kurzfristig - und diesmal mehr als sonst - mit billigem Importstrom eingedeckt. Da war auch Atomstrom dabei. Im EU-weiten Markt wird aber ständig Strom hin und her bewegt - das gilt auch für die Erzeugung von Atomstrom diesseits und jenseits der Landesgrenzen. Im Frühjahr ist Atomstrom aus Frankreich billig. Im Winter dagegen ist Frankreich auf Stromimporte für seine Elektroheizungen angewiesen. Und auch im Sommer muss Frankreich importieren: Dann müssen die Kapazitäten der Atomkraftwerke herunter gefahren werden, weil das warme Flusswasser nicht mehr zum Kühlen reicht, was ich an sich schon ungeheuerlich finde.

Kein Grund zur Panik also. Die Meldungen über solche Stromimporte sollen nur verunsichern. Entscheidend ist nämlich, ob die heimischen Kraftwerke bei der stärksten denkbaren Nachfrage genügend Strom produzieren können. Und das ist gewährleistet: Die höchsten Lasten im Stromnetz fallen im Winter an. Der höchste Wert lag im Jahr 2002 bei rund 80 Gigawatt  und ist seitdem auf 73 Gigawatt im Jahr 2009 gesunken. Gegenüber rund 85 Gigawatt gesicherter Leistung ohne die acht Alt-AKW bleibt genügend Spielraum. Und bei alledem sind kleinere Kraftwerke noch nicht einmal berücksichtigt.

Obwohl, wie hier das Kernkraftwerk Neckarwestheim aufgrund des Moratoriums abgeschaltet ist, muss zur Stromversorgung in Deutschland kein Atomstrom aus dem Ausland zugekauft werden. Foto: Markus Lorch/ PIXELIO



6 April 2011

Die Unversicherbarkeit der Atomkraft

Die ich rief, die Geister...


Japan liege weit weg von Deutschland, daher seien keine Gefahren zu erwarten und überhaupt müssten sich die Deutschen keine Gedanken über die Gefährdung deutscher Atomkraftwerke durch Erdbeben machen. Die kämen hier zu Lande eh nur selten vor, so der Tenor der führenden deutschen Politiker der Bundesregierung.

Doch was passiert eigentlich, wenn es tatsächlich einmal zu einem Super-GAU in einem deutschen Atomkraftwerk kommen sollte? Wer haftet für die Folgeschäden? Und kann man diese überhaupt im Voraus beziffern?

Bereits 1992 hatten Wissenschaftler die Folgeschäden einer Kernschmelze mit 10 Billionen Mark beziffert, was gemessen an der wirtschaftlichen Lage Deutschlands heute mehr als 5 Billionen Euro entspricht. Dieser astronomischen Summe stehen magere 2,5 Milliarden Euro gegenüber, die die Kraftwerksbetreiber im Notfall aufbringen müssten. Schon die Erbringung dieser Summe stellt die Betreiber vor große Schwierigkeiten, daher wurden 256 Millionen Euro bei der Deutschen Kernreaktor, Versicherungsgemeinschaft (DKVG) versichert. Den Rest übernehmen die vier größten deutschen Energiekonzerne, gemessen an ihrer Leistung.

Käme es trotzdem zu einem Super-Gau, muss jedoch nicht nur mit einer atomaren Kettenreaktion gerechnet werden, auch der absehbare Wertverlust des betreffenden Kraftwerks und dessen Ausfall aus dem Sicherungsfonds müssen bedacht werden. Im äußersten Notfall müsste der Staat und somit wir alle, die steuerzahlenden Bürger, die übrigen finanziellen Mittel aufbringen. Auf europäischer Ebene kämen noch rund 300 Millionen Euro aus einem Topf hinzu, in den die Unterzeichner des Pariser Abkommens zur internationalen Atomhaftungsfrage einzahlen.



Doch selbst wenn genügend Mittel im Sicherungsfonds vorhanden wären, scheint es fraglich, ob und in welchem Maße Privatpersonen Schadensersatzansprüche geltend machen können. Folgeerkrankungen  können nur schwer eindeutig auf einen Reaktorunfall zurückgeführt werden. Besonders Strahlenschäden sind bei Unfallversicherungen in der Regel ausgeschlossen. Auch über eine angemessene finanzielle Entschädigung herrscht Unklarheit.

Was bedeutet dies also für die Zukunft des Atomstroms in Deutschland?

Müssten die Betreiber der deutschen Kernkraftwerke ihre Reaktoren statt der vorgeschriebenen Mindestsumme von 256 Millionen, vollständig versichern, würde sich dies auch deutlich auf die Stromkosten auswirken. Laut einer Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft zahlen die deutschen Kernkraftbetreiber umgerechnet anteilig nur 0,008 Cent pro Kilowattstunde für die Versicherungsleistung. Bei einer hundertprozentigen Abdeckung entspräche dies jedoch 1, 79 € pro Kilowattstunde und wäre somit spürbar teurer als Strom aus anderen, zum Besipiel alternativen und regenerierbaren Energiequellen. Hinzukommt, dass kein Versicherungsunternehmen auch nur gewillt ist, eine Versicherung für Atomkraftwerke anzubieten. Das heißt im Klartext: Atomkraftwerke sind nicht versicherbar!

Damit sind Atomkraftwerke dank des abgeschobenen Risikos auf den deutschen Steuerzahler, die am höchsten Subventionierte Energieform in Deutschland, die Endlagerproblematik noch nicht eingerechnet. Gerade unter diesem Aspekt wunderte mich stets die Position der FDP, die sich bis vor einer Woche noch ganz klar für die Atomkraft aussprachen. Normalerweise möchten die Liberalen stets einen schlanken Staat, der sich in das wirtschaftliche Geschehen nicht einmischt, sondern den Markt selbst entscheiden lässt. Ausgerechnet bei der hochrisikoreichen Atomkraft vergass die FDP ihre Prinzipien, weil hier der Staat anscheinend gerade recht kam, um die Profite der vier großen Energiekonzerne zu sichern.  So sieht Lobbypolitik aus.

Doch von diesen Überlegungen scheint die Bundesregierung noch weit entfernt. Bisher konnten die deutschen Kernkraftbetreiber durch eine Lücke im Atomgesetz geschickt die Laufzeiten ihrer Anlagen verlängern und das gilt bis zum Ende des Moratoriums auch weiterhin. Dazu wurden überzählige Strommengenkontingente von stillgelegten Reaktoren auf neuere Anlagen übertragen. Ziel des Gesetzes war es, ältere Kraftwerke schneller stilllegen zu können. Diese Bemühungen wurden jedoch durch die Genehmigung zusätzlicher Strommengenkontingente im vergangenen Jahr konterkariert. Infolgedessen könnten theoretisch sowohl alte Anlagen acht Jahre, als auch neuere ganze 14 Jahre länger in Kraft bleiben. Spielt man dieses Spiel noch weiter, könnten bei der Stilllegung der sieben ältesten Anlagen und der gleichzeitigen Übertragung ihrer Kontingente auf andere Kernkraftwerke diese bis nach 2050 betrieben werden.



5 April 2011

Aufklären ist silber, schweigen bringt Gold. Das doppelte Spiel der IAEO und ihr besonderes Verhältnis zur WHO

Die Internationale Atomenergie-Organisation (International Atomic Energy Agency), kurz IAEO, wurde am 29.7.1957 als unabhängige Organisation der Vereinten Nationen gegründet. Die Gründung muss besonders vor dem Hintergrund der Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki und dem zunehmenden atomaren Wettrüsten im Kalten Krieg betrachtet werden. Dies scheint auf den ersten Augenblick zumindest so:

"Ziel der Organisation ist es, den Beitrag der Atomenergie zum Frieden, zur Gesundheit und zum Wohlstand auf der ganzen Welt rascher und in größerem Ausmaß wirksam werden zu lassen. Sie stellt soweit als möglich sicher, dass die von ihr geleistete Hilfe nicht zur Förderung militärischer Zwecke verwendet wird."

(Artikel II der Gründungsstatuten)

Bereits hier wird der logische Fehler im Konzept der IAEO augenscheinlich, durch die jahrzehntelange Förderung der friedlichen Nutzung der Kernkraft gelangten immer mehr Staaten in den Besitz von technologischem Know-How, unter anderem zur Produktion von waffenfähigem Plutonium. Wer die Entstehung von Plutonium und sei es als „Abfallprodukt“ bei der Stromgewinnung in Kauf nimmt, gleichzeitig aber gegen den Einsatz von Plutoniumbomben vorgeht, handelt nicht glaubhaft. Dass dieses Verhalten jedoch auch noch durch die Vergabe des Nobelpreises an die IAEO 2005 honoriert wurde, ist nur schwer begreiflich

Auch die personelle Aufstellung der IAEO gilt als bedenklich, sind hier nicht wenige Lobbyisten der Atomwirtschaft vertreten, die schon rein aus Berufsgründen die Gefahr der Kraftwerke klein reden müssen.



IAEO und WHO

Fast noch unglaublicher ist der Zusammenhang zwischen der IAEO und der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Gemäß ihrer eigenen Verfassung dient die WHO als Organ zur „umfassende[n] Aufklärung […] und Unterstützung im Bereich der Gesundheit, was die „Förderung einer klaren Meinungsbildung in [der] Bevölkerung“ hinsichtlich gesundheitlicher Risiken einschließt.

Bereits im Sommer 1956 hatten führende Genetiker auf einer Konferenz vor den möglichen Folgen der „friedlichen Nutzung“ der Atomkraft gewarnt. Dies brachte die IAEO auf den Plan, die ihrerseits wiederum der WHO ab 1959 durch ein Abkommen einen regelrechten Maulkorb verpasste. Dieses Abkommen besiegelte auch das Ende der Überwachung der gesundheitlichen Risiken durch eine unabhängige medizinische Behörde. Auch der Veröffentlichung brisanter Informationen wurde damit ein Riegel vorgeschoben, es herrsche Einigkeit, dass man notfalls auch nicht näher erläuterte „restriktive Maßnahmen“ ergreifen müsse, „um den vertrauliche Charakter gewisser ausgetauschter Informationen zu wahren.“


4 April 2011

Erneuerbarer Energien im Aufwind

Der Anteil der erneuerbaren Energien im Energieportfolio der Bundesrepublik lag bereits im vergangenen Jahr bei 17% der gesamten Energieversorgung. Und das, obwohl 2010 ein äußerst windschwaches Jahr war. Mit nur 36,5 Milliarden durch Windkraft erwirtschafteten Kilowattstunden war dies der niedrigste Wert seit 2006. Dennoch stellt die Windenergie mit 6% die wichtigste Säule unter den erneuerbaren Energien für Deutschland dar.

Erfreulich ist auch die Steigerung der Stromerzeugung aus Biogas- und Photovoltaikanlagen, so macht deren Anteil bereits 2% der gesamten Stromerzeugung aus.

Das Anwachsen der erneuerbaren Energien schlägt sich auch im Anstieg der davon betroffenen Arbeitsplätze nieder. Momentan sind etwa 370.000 Menschen in dieser Branche beschäftigt. Deutschland nimmt weltweit den zweiten Platz unter den Investoren erneuerbarer Energien ein. Mit Ausgaben von ca. 29,2 Milliarden Euro (=41,2 Milliarden Dollar) übertrifft es sogar amerikanische Investitionen im Wert von 34 Milliarden Dollar. Seine starke Führungsposition konnte China weiterausbauen und nimmt mit Investitionen im Wert von 54,4 Milliarden Dollar die absolute Spitzenposition ein. Insgesamt betrachtet konnte Deutschland seine Investitionen in diesem Feld im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppeln und nimmt damit eine Vorreiterrolle unter den führenden Industrienationen ein.


31 März 2011

Radioaktive Strahlung – Nicht nur die Dosis macht den Effekt

Die Berichterstattung aus dem japanischen Atomkraftwerk Fukushima zeichnet sich nicht nur durch ein völlig fehlgesteuertes Krisenmanagement aus, sondern auch durch eine mangelnde Aufklärung über die möglichen Gefahren der ausgehenden Strahlung. Nicht nur viele japanische Bürger fragen sich zu Recht, ob und wie man sich im Notfall schützen kann und was die einzelnen Strahlenwertangaben konkret bedeuten.

Strahlungsarten: Alpha-, Beta- und Gammastrahlung

Alpha-Strahlung besteht aus Alpha-Teilchen, diese wiederum bestehen aus zwei Protonen und zwei Neutronen, daher ist sie besonders stabil. Auf Grund der Stabilität und der starken Reaktionsfähigkeit mit Materie kann sie jedoch relativ leicht abgeschirmt werden. Eine Blockade kann bereits durch ein Blatt Papier oder durch die oberste Hautschicht vorgenommen werden. Gefährlich wird Alpha-Strahlung jedoch, sobald diese in zum Beispiel in Form des natürlich vorkommenden Urans in den Körper gelangt. Dann können die radioaktiven Nuklide in das Zellmaterial eingebaut werden und dort zu schweren Schäden der Zelle und des Erbguts führen. Dadurch kann Krebs ausgelöst werden.

Die durch den Beta-Zerfall von Atomkernen entstehende Strahlung wird als Beta-Strahlung bezeichnet. Sie besteht aus den leichten, geladenen Elektronen und kann entsprechend leicht im elektrischen Feld abgelenkt werden. Im Vergleich zur Alpha-Strahlung ist sie weniger gefährlich und lässt sich mit einem einige Millimeter dicken Absorber, etwa einer feinen Metallschicht, gut abschirmen. Fehlt dieser Schutz, treten schwere Hautverbrennungen auf und langfristig kann es auch zu einer Erkrankung an Hautkrebs kommen.

Gammastrahlung ist mit der von Wilhelm Conrad Röntgen entdeckten Röntgenstrahlung identisch, jedoch kurzwelliger und besitzt daher mehr Energie. Die Gefahr der Gamma-Strahlung nimmt mit der zurückgelegten Entfernung von der Strahlenquelle ab.

Maßeinheiten der Strahlenbelastung: Sievert, Millisievert

Die Maßeinheit Sievert dient zur Messung der Strahlenbelastung biologischer Organismen. Praktisch vorkommende Werte werden in der Regel in Millisievert angegeben. 1000 Millisievert entsprechen einem Sievert. Bereits eine einzelne Dosis von vier Sievert gilt  für den Menschen als tödlich. Um die beruflich bedingte Strahlenbelastung möglichst gering zu halten, beträgt der Grenzwerte in allen europäischen Ländern 20mSv pro Jahr. Für sensible Körperteile wie zum Beispiel die Linse des Auges, Lunge, Haut, Hände, Keimdrüsen oder für die Gebärmutter sind jeweils unterschiedliche Grenzwerte festgelegt.

Halbwertszeit

Unter der Halbwertszeit versteht man die Zeit, die benötigt wird, bis die Strahlungsintensität (Zahl der Zerfälle pro Sekunde) zur Hälfte abgeklungen oder in andere Produkte umgewandelt ist. Die radioaktiven Nuklide zerfallen unter Emission von Strahlung (je nach Nuklid in Alpha-, Beta- oder Gammastrahlung bzw. in  Kombination) in Elemente mit niedrigerer Ordnungszahl. Dies können wiederum radioaktive Elemente sein, die dann ihrerseits eine Halbwertzeit besitzen. Beispielsweise zerfällt bei der Kernspaltung das radioaktive Uran 235 in das radioaktive Cäsium137.


25 März 2011

Kommunen sind bei der regionalen Energieoffensive gefordert

Noch sind es einige Tage bis zum 30. März 2011, dann ist es soweit: Die Freien Wähler präsentieren an diesem Tag eine Energiestudie zu Bestand, Potenzialen, Umsetzungs-Chancen und Hemmnissen für erneuerbare Energien im Freistaat Bayern. Damit wird erstmals eine politische Gruppierung Fakten schaffen. Darin ist zu lesen, dass es möglich ist, Bayern bis zum Jahr 2030 zu 100 % mit regenerativer Energie zu versorgen!

Da war es im Vorgriff noch einmal wichtig unsere Kompetenzen auf diesem Politikfeld beim Kommunalkongress zum Einsatz erneuerbarer Energien in den Gemeinden  rund 100 geladenen Gästen aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft mit hochkarätigen Experten darzubieten. Dabei stand die Frage, welche Schritte erforderlich sind, um in den bayerischen Kommunen eine Wertschöpfung aus eigener Energieerzeugung auf die Beine zu stellen, im Vordergrund. Zweier entscheidender Voraussetzungen bedarf es: Zum einen müsse die Energieversorgung dezentral organisiert sein, um unabhängiger von den Oligopolstrukturen der großen Energieversorger zu werden und zum anderen müssen die Bürger von Anfang an ‚mit ins Boot‘ genommen werden – etwa in Gestalt von Bürgergenossenschaften – wie dies mit dem Bürger-Solarpark in Karlstadt der Fall ist - oder kommunalen Beteiligungen.

Im Landkreis Main-Spessart wird zum Beispiel in dieser Biogasanlage in Hessdorf Strom und Wärme erzeugt. Idealerweise geschieht dies noch in Verbindung mit einem Blockheizkraftwerk.



Bayern deckt aktuell 22 % seines Strombedarfs aus erneuerbaren Energien und 60 % aus Atomkraftwerken; es gibt bei uns fünf Reaktorblöcke an drei Standorten. Isar 1, das älteste AKW in Bayern, wurde nach dem atomaren Unfall in Japan in der vergangenen Woche für die Dauer von drei Monaten heruntergefahren, sieben Kernreaktoren waren es in ganz Deutschland. Diese sieben veralteten und nun während des von der Bundesregierung vereinbarten Moratoriums auf dem Prüfstand stehenden Reaktorblöcke aus der Baureihe 69 liefern nur rund 5 % des gesamtdeutschen Stromanteils, sie laufen ausschließlich für den Export. Wir meinen, man kann auch aus diesem Aspekt durchaus auf sie verzichten, sie sollten dauerhaft abgeschaltet bleiben. Die Vorfälle im AKW Fukushima zeigen deutlich, dass die Atomkraft nicht einmal im hochtechnisierten Japan beherrschbar ist. Wieso meint die Bundesregierung, wir hier hätten sie im Griff? Die Sicherheit und die Gesundheit unserer Bevölkerung sind wesentlich wichtiger als die Konzerngewinne der vier großen AKW-Betreiber.

Die Freien Wähler setzen auf die regionale Energieoffensive mit den Komponenten Energiewirtschaft und Wertschöpfung in der Region. Bereits 17 von 71 Landkreisen beteiligen sich daran und wollen bis zum Jahr 2030 zu 100 % regenerativen Strom erzeugen, München will dieses Ziel bereits 2025 erreichen. Wir setzen auf eine Energiewende von unten nach oben; jeder einzelne Bürger soll dazu beitragen können. Wir wollen starke kommunale Energieerzeuger, starke Stadtwerke. 370.000 Arbeitsplätze gibt es bereits im Bereich der erneuerbaren Energien in Deutschland, 250.000 können geschätzt dazu kommen. Unsere Technologien könnten zum Exportschlager der Zukunft werden – wir müssen nur weiter daran arbeiten.

Uns geht es um das ideale Verhältnis von Ökologie, Versorgungssicherheit und Ökonomie.

Wir Freie Wähler fordern dringend die rasche Weiterentwicklung von Speichertechnologien. Wir brauchen ein Pumpspeicherkataster für Bayern und den Bau neuer Pumpspeicherkraftwerke – dazu gehört zwingend auch der Ausbau starker Stromnetze. Ein transnationales Leitungsnetz bringt Sonnenstrom aus Spanien nach Deutschland und Strom aus den Pumpspeicherkraftwerken Norwegens nach Frankreich. Bayern hat die geologischen Voraussetzungen für einen Ausbau der Photovoltaik und der Geothermie, Schleswig-Holstein ist prädestiniert für Windenergie. Unabhängigkeit von der Atomkraft und den fossilen Energieträgern muss unser Ziel für die kommenden maximal 20 Jahre sein – unsere Studie bestätigt: Wir sind nicht mehr auf die Atomkraft angewiesen. Wir haben inzwischen das Wissen und die Technik, unseren Strom regenerativ zu gewinnen. Die nachhaltige Energieversorgung ist kein Wunschtraum mehr.

Wir wollen die im vergangenen Sommer gestartete regionale Energieoffensive der FREIEN WÄHLER weiter vorantreiben. Sie zielt darauf ab, die Energieerzeugung wieder vor Ort in den Städten und Gemeinden anzusiedeln. Wichtig ist mir, dass wir dabei keine Form der regenerativen Energiegewinnung diskriminieren: Bei einer Flaute kann mangelnde Windkraft durch Sonnenenergie abgefangen werden. Steht im Winter zu wenig Biogas zur Verfügung, kommt die Geothermie zum Einsatz – ein neuer Energiemix muss zusammengestellt und unsere Stromnetze entsprechend aufgerüstet werden.



In Sommerach hat die Gemeinschaft schon gehandelt und eine Genossenschaft für ein Bioenergiedorf wurde gegründet. In diesem Verbund haben sich die Bürger Sommerachs zusammengeschlossen und nutzen gemeinsam diese Anlage.





19 März 2011

Kommunen als dezentrale Energieerzeuger stärken

Da lese ich heute, dass die CDU/CSU-Bundestagsfraktion nun auch die Kommunen als dezentrale Energieerzeuger stärken will. Komisch, denk ich mir, da sind wir doch schon vor langer Zeit drauf gekommen. Nun ist also das Kopieren der Freien Wähler Konzepte sogar schon bis Berlin vorgedrungen. Das freut mich natürlich, dass die Union mit  unserem Konzept endlich einmal vernünftige Gedanken in ihrer Energiepolitik einbringt. Hoffen wir mal, dass es länger andauert als das dreimonatige Moratorium! Besonders interessant in diesem Zusammenhang ist Feststellung, dass die Unions-Wendehälse vor wenigen Monaten noch ganz anders daher geredet haben.

Wir Freien Wähler haben mit unserer Regionalen Energieoffensive schon im vergangenen Jahr den Weg aufgezeigt, wie sinnvoll und nachhaltig Energie im Wertschöpfungs-Kreislauf der Region gewonnen und erhalten bleiben kann. Dennoch muss die schwarz-gelbe Bundesregierung jetzt auch den Beweis erbringen, ob dies alles nur Lippenbekenntnisse sind oder ob da wirklich Substanz dahinter ist.

Substanz würde nämlich bedeuten, dass auch die Fördertöpfe für regenerative Energien wieder überdacht und ausgebaut werden müssten und nicht wie im vergangenen Jahr sogar dezimiert werden. Dann bin ich mir sicher, wird dies auch die regionalen und kommunalen Energieträger beflügeln. Dann werden auch die Kommunen im Rahmen ihrer örtlichen Planungshoheit den Ausbau der Infrastruktur voran treiben. Dieser Infrastrukturausbau ist vor dem Hintergrund der im Energiekonzept der Freien Wähler angelegten Wende hin zu erneuerbaren Energien unerlässlich.

Deshalb wäre es richtig und würde einen erheblichen Anreiz für die Kommunen bilden, sich frühzeitig auf dem Weg zu einem gesamtgesellschaftlichen Energiekonsens zu beteiligen. Deswegen freue ich mich auch besonders, dass mein Heimat-Landkreis Main-Spessart sich jetzt diesbezüglich auch auf den Weg macht und eine entsprechende Potentialanalyse in Auftrag gegeben hat. Nur so führt der Weg heraus aus der atomaren Sackgasse.

Bereits im Sommer 2010 führte mich ein Vor-Ort-Termin mit dem Kreisverband Bad Kissingen bei der regionalen Energieoffensive der Freien Wähler zu einer Biogasanlage nach Bad Bocklet.



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