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19 April 2016

Meinungen zu TTIP gehen weit auseinander

Schon lange war sich Bayern nicht mehr so uneinig, wie in Bezug auf das Freihandelsabkommen TTIP. Sowohl die Meinungen bayerischer Parteien und Organisationen als auch die der Bürgerinnen und Bürger des Freistaates könnten ungleicher nicht sein. Wir FREIE WÄHLER stellen uns klar gegen das Freihandelsabkommen und werden hier von mehreren Fraktionen und Verbänden unterstützt.


Die Einen sind davon überzeugt, dass TTIP die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft stärkt, die Anderen fürchten eine Herabsetzung europäischer Standards. In diesem Beitrag habe ich einige Positionen für Sie zusammengefasst, sodass Sie sich einen Überblick über die aktuelle Diskussion um TTIP verschaffen können.


Die CSU befürwortet das geplante transatlantische Freihandelsabkommen und ist davon überzeugt, dass nicht nur die Industrie, sondern auch die Verbraucher davon profitieren. Hier herrscht die Meinung, dass mit Hilfe von TTIP Handelshemmnisse abgebaut werden und so die Wirtschaft angekurbelt wird.




Georg Müller  / pixelio.de

Georg Müller / pixelio.de


Neben der CSU gelten auch die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) und der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) als große Verfechter des Freihandelsabkommens. Da die USA als eine der größten Handelspartner gilt, erwarten vbw und BIHK ein Mehr an Arbeitsplätzen und eine Absatzsteigerung für die Wirtschaft.


Anders als ihr Bundesvorsitzender Sigmar Gabriel stellt sich die SPD in Bayern gegen TTIP. Grund hierfür ist die Befürchtung, dass aufgrund des Abkommens soziale, arbeitsrechtliche, ökologische und kulturelle Standards verschlechtert werden. Somit teilt die SPD unsere FREIE WÄHLER-Meinung, insbesondere in Bezug auf den Verbraucherschutz, Kultur, Bildung, Gesundheit und Datenschutz. Der Gedanke, dass beispielsweise die Trinkwasserversorgung privatisiert wird, jagt also nicht nur mir einen Schauer über den Rücken. Wir FREIE WÄHLER halten eine solche Aufweichung der Standards und den verstärkten Hang zur Privatisierung für äußerst bedenklich. Auch Verdi Bayern schließt sich dieser Meinung an.


Die Grünen in Bayern warnen vor einem fatalen Bauernhofsterben, da durch den Wegfall der Zölle beispielsweise Billigfleisch aus den USA den Markt überschwemmen wird. Außerdem stünden hier nicht nur die Landwirte vor dem Aus, sondern auch die europäischen Standards beim Verbraucher- und Umweltschutz. Dieser Meinung schließt sich auch der Bayerische Bauernverband an und fordert vehement, dass Umwelt- und Tierschutzstandards nicht ausgehebelt werden dürfen. Auch mir persönlich ist dies ein großes Anliegen. Vor allem die mittelständischen Betriebe und die Landwirtschaft machen Bayern aus – das alles zu riskieren halte ich nicht nur für gewagt, sondern für irrwitzig.



24 März 2016

Förderlehrer als pädagogische Zweitlehrkraft an jeder Schule

Förderlehrerinnen und Förderlehrer tragen an bayerischen Grund-, Mittel- und Förderschulen durch die Arbeit mit Schülergruppen maßgeblich zur Sicherung des Unterrichtserfolges bei. Aufgabe der Förderlehrkräfte ist es, Schülerinnen und Schüler individuell zu betreuen und zu fördern – ganz nach deren Bedarf.


An bayerischen Schulen läuft das in der Regel so ab, dass ein Förderlehrer oder eine Förderlehrerin in Absprache mit der Klassenlehrkraft gezielt Schülerinnen und Schüler aus dem Klassenverbund holt, um Unterrichtsinhalte zu vertiefen und zu sichern. Vor allem in Zeiten der Inklusion, des Ganztages und der Integration der Flüchtlinge sind Förderlehrkräfte eine wichtige Stütze im Schulalltag – genau deshalb fordern wir FREIE WÄHLER, dass hier mehr Stellen geschaffen werden.


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Voraussetzung für die Zulassung zur Ausbildung als Förderlehrkraft ist ein mittlerer Schulabschluss, die gesundheitliche Eignungsfeststellung sowie das Bestehen eines Eignungstests. Im Gegensatz zu Lehramtsstudenten werden Förderlehrerinnen und Förderlehrer an bayernweit zwei Staatsinstituten, die sich in Bayreuth und in Freising befinden, ausgebildet. Während der dreijährigen Ausbildung am Staatsinstitut wird den Förderlehrkräften neben grundlegenden Kenntnissen in Pädagogik, Psychologie und Schulpädagogik eine fachdidaktische Ausbildung in den Fächern Deutsch, Mathematik und Deutsch als Fremdsprache vermittelt. Weiterhin finden förderspezifische Aufgabenfelder wie Lernbeobachtung, Förderplanung und Medienpädagogik Berücksichtigung. Anschließend erfolgt, ähnlich dem Referendariat, in Kooperation mit wöchentlichen Seminarveranstaltungen eine zweijährige Ausbildungsphase an der Schule.


Nachdem Förderlehrerinnen und Förderlehrer diese Ausbildung durchlaufen haben, sind sie vor allem für die gezielte Förderung durch beispielsweise Lese- und Rechtschreibkurse ausgebildet. Aufgrund der Tatsache, dass immer mehr Schülerinnen und Schüler gezielte Förderung benötigen, brauchen wir mehr Ausbildungsplätze für Förderlehrer. Aktuell wird nur an etwa 60% aller Schulen eine Förderlehrkraft unterstützend eingesetzt – da kann ich nur ganz deutlich sagen: Das ist zu wenig!


Unter diesen Umständen könnte sich eine Schule ja schon freuen, überhaupt eine Förderlehrkraft zur Verfügung zu haben. Stellen Sie sich aber jetzt einmal EINE Förderlehrkraft an EINER Schule mit mehreren hundert Schülern vor. Das ist ein Tropfen auf dem heißen Stein unter dem vor allem die Förderlehrkräfte, um die sich die Kollegen reißen, leiden.


Bei meinem Besuch in einer Schule in Finnland konnte ich mich erneut davon überzeugen, wie wichtig eine gut ausgestattete Schule für den Bildungserfolg ist. Wir müssen dringend umdenken! Eine Förderlehrkraft als feste Zweit-Lehrkraft anzustellen wäre in meinen Augen ein erstrebenswertes Ziel, denn nur durch eine individuelle Unterstützung können sich alle Schülerinnen und Schüler entsprechend ihrer Kompetenzen entfalten – und das sollte schließlich immer unser höchstes Ziel sein! Und gerade im Zuge der an vielen Schulen schon vorhandenen Flüchtlingskindern und der damit für die Lehrkraft zusätzlichen Belastung ist es unumgänglich für individuelle Förderung entsprechende Stellen zu schaffen. Deshalb fordern wir FREIE WÄHLER für jede Schule eine Förderlehrkraft als pädagogische Zweit-Kraft. Im Gegenzug könnte bei der inklusiven Beschulung von Kindern in vielen Fällen auf den individuellen und nur für einen Schüler eingesetzten Schulbegleiter verzichtet werden, da diese Aufgabe dann die pädagogische Zweit-Lehrkraft übernehmen könnte.



23 März 2016

Zulassungsbeschränkung zum Referendariat stößt auf Kritik

Das Gesetz kommt zur falschen Zeit. Derzeit werden im Grund- und Mittelschulbereich händeringend Lehrkräfte gesucht. Und nun will die Staatsregierung den Studenten den Zugang zum Referendariat verwehren. Ein fatales Signal. Denn: Künftige Lehrkräfte verlieren jedwede Planungssicherheit über ihr Studium und sie müssen davon ausgehen, dass sie bis zu drei Jahre länger warten müssen um ins Referendariat gehen zu dürfen.


Das kostet jungen Menschen nicht nur Nerven, sondern auch ganz faktisch Geld. Zudem sind weitere negative Folgen zu erwarten: Viele motivierte Schulabsolventen werden von einem Lehramtsstudium abgehalten und es wird Bürokratie mit zwei zu verwaltenden Wartelisten geschaffen. Das kann niemand wirklich wollen, daher wird eine solche Zugangsbeschränkung auch von allen Lehrerverbänden vehement abgelehnt. Zudem muss man auch immer bedenken: Die Ausbildung zum Lehrer ist erst mit dem zweiten Staatsexamen – und damit nach dem Referendariat – abgeschlossen. Mit dem ersten Staatsexamen haben die jungen Menschen nichts in der Hand. Deshalb hinkt auch ein genereller Vergleich mit anderen Bundesländern, wenn es dort ein Bachelor/Master-System im Lehramt gibt und die jungen Menschen damit andere berufliche Wege anstreben können.


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Die FREIEN WÄHLER schlagen zur Steuerung der Lehramtsstudierenden pragmatische Maßnahmen vor: Es gilt studienbegleitende Beratungsangebote zu stärken und polyvalente Abschlüsse an allen Hochschulen anzubieten. Das heißt: Die Lehramtsstudenten sollen die Möglichkeit erhalten, neben dem ersten  Staatsexamen einen anderen Abschluss – zum Beispiel einen Master – zu erwerben. Damit hätten die Studierenden einen berufsqualifizierenden Abschluss in der Tasche, der ihnen auch außerhalb des Schulsystems berufliche Perspektiven bietet. Der neue Artikel im Lehrerbildungsgesetz ist hier keine Lösung. Er ist zwar ein neues Arbeitsmittel im „Werkzeugkasten“ des Kultusministers, aber leider kann man damit nichts reparieren, sondern lediglich Vertrauen zerstören.


Weitere Schilderungen zum Thema Zulassungsbeschränkung zum Referendariat finden Sie hier.



22 März 2016

Verbesserung der Studienerfolgsquote dringend notwendig

Schon lange ist bekannt, dass die Studienabbrecherquote auch an Bayerischen Hochschulen erschreckend hoch ist. Eine Expertenanhörung im Ausschuss Wissenschaft und Kunst des Landtages zur Studienerfolgsquote hat nun ergeben, dass ein Großteil der Studienabbrüche darauf zurückzuführen ist, dass der oder die Studierende einen nicht zu den persönlichen Neigungen und Stärken passenden Studiengang gewählt hat.




Stephanie Hofschlaeger  / pixelio.de

Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de


Um die Studienerfolgsquote zu verbessern, fordern wir FREIE WÄHLER daher die Förderung von Eignungsfeststellungsverfahren. Wir fordern die Staatsregierung in unserem Dringlichkeitsantrag dazu auf, gemeinsam mit den Hochschulen Qualitätskriterien für Eignungsfeststellungsverfahren zu entwickeln und Fördermittel für die Einführung und Evaluation solcher Verfahren bereitzustellen.


Ursachen für die Probleme bei der Studiengangwahl sind vor allem ungenaue Kenntnisse über die Anforderungen des Studiengangs und bzw. oder eine Fehleinschätzung der eigenen Stärken. Ein wie von uns gefordertes Eignungsfeststellungsverfahren könnte an beiden Knackpunkten ansetzen und so zu einer erheblichen Senkung der Studienabbruchquote führen. Dass das dringend geschehen muss, verrät ein Blick auf die Zahlen: Schätzungen zufolge brechen knapp 40% aller Studierenden ihr Studium ab.


Natürlich sind bezüglich eines solchen Verfahrens noch viele Fragen offen, beispielsweise ob eine Teilnahme verpflichtend oder freiwillig wäre oder inwiefern ein solches Verfahren beratende oder zulassungsrelevante Wirkung haben sollte. Dennoch bin ich der Meinung, dass die Einführung solcher Eignungsfeststellungsverfahren im Vergleich zu Belastung, Zeitverlust und Kosten, die jeder Studienabbruch mit sich bringt, als gering einzustufen sind. Fest steht, dass sich in Bezug auf den Studienerfolg etwas tun muss – und wir FREIE WÄHLER wollen den Weg dahin ebnen.



16 März 2016

Schulsekretärinnen endlich ordentlich bezahlen und Schulleiter entlasten

 Es ist erst März und dennoch ist ein Thema an vielen Schulen schon jetzt aktuell: Wer wird der neue Schulleiter oder die neue Schulleiterin im nächsten Schuljahr? Viele Rektorinnen und Rektoren gehen auch zum Schuljahr 2016/17 in den Ruhestand, doch Bewerbungen für die vakant werdenden Stellen bleiben immer häufiger aus.




Günther Felbinger im Gespräch mit der Bezirksfachschafts-Vorsitzenden Unterfranken, Christine Starz und BLLV-Vizepräsidenten Tomi Neckov

Günther Felbinger im Gespräch mit der Bezirksfachschafts-Vorsitzenden Unterfranken, Christine Starz und BLLV-Vizepräsidenten Tomi Neckov


Meiner Meinung nach verständlich, wenn man sich die Arbeitsbedingungen einmal genauer anschaut. Durch den Ganztagsschulausbau, die Inklusion, Beurteilungstätigkeiten und die Flüchtlingswellen kommen auf Schulleiter immer mehr Aufgaben zu – und das bei (meist) gleichbleibenden Anrechnungsstunden. An bayerischen Grund- und Mittelschulen, das muss man erst einmal wissen, handelt es sich bei einem Schulleiter bzw. einer Schulleiterin nämlich nicht um ein komplett eigenes Berufsbild. Ein Blick ins Schulhaus verrät: Schulleiterinnen und Schulleiter managen gemeinsam mit den unterbezahlten, aber emsigen Verwaltungsangestellten den Schulalltag und halten ganz nebenbei - je nach Schulgröße - selbst noch mehrere Stunden Unterricht.


Schulleiter


Kein Wunder also, wenn die Bewerbungsflut auf solche Stellen ausbleibt, hier muss das Kultusministerium dringend umdenken. Wir FREIE WÄHLER fordern daher ausreichend Leitungszeit und somit weniger eigenverantwortlichen Unterricht für die Schulleitung, mehr Kompetenzen im Grund- und Mittelschulbereich und einen weiteren Aufbau der erweiterten Schulleitung, die es bisher nur an Realschulen, Gymnasien und an beruflichen Schulen gibt. Außerdem muss dringend eine zeitgemäße Ausbildung für kommende Schulleitungen angeboten werden, die natürlich auch eine angemessene Besoldung nach sich ziehen muss.


Neben den Anrechnungsstunden für die Schulleitung hängt auch der Zuteilungsschlüssel für Verwaltungsangestellte maßgeblich von Schüler- und Klassenzahl ab. Zurückgehende Schülerzahlen führen auch zu einer Stundenkürzung bei den Verwaltungsangestellten und das, obwohl der Verwaltungsaufwand in den letzten Jahren stetig steigt.


Verwaltung


Ich bin der Meinung, dass die Arbeit der Verwaltungsangestellten nicht genug gewürdigt wird – das schließt die Bezahlung mit ein. Bereits in der Vergangenheit habe ich mich daher mit mehreren Anträgen für die Stundenerhöhung der Verwaltungsangestellten und einer Neueinstufung des Tätigkeitsbildes der heimlichen Schul-Manager(-innen) eingesetzt, die wiederum ebenfalls eine Entlastung der Schulleitung mit sich bringen würde.



12 März 2016

BILDUNG ohne Grenzen – Gemeinsam lernen – Gemeinsam leben

Eine Überzeugung, die alle Menschen teilen, besitzt Realität.“


Diese Feststellung, die der griechische Philosoph Aristoteles bereits in der Antike formuliert, ist aktueller denn je. Sehr viele Menschen teilen die Auffassung, dass Bildung Zeit braucht und neben dem Fachwissen immer die Individualität und Persönlichkeit der jungen Menschen sowie die Entwicklung von Talenten eine große Rolle spielen müssen.


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Die Heterogenität in unseren Klassenzimmern ist inzwischen die Normalität. Das Deutschlernen, der Umgang mit Behinderungen oder die Gestaltung eines ganztägigen Unterrichts, erfordern Engagement und Zeit. Zeit für die Schülerinnen und Schüler, eigene Wege und Umwege auszuprobieren. Zeit für den Austausch mit den Mitschülern. Aber auch Zeit für die Lehrkräfte, Lehr-und Lernprozesse zu gestalten.


Doch diese gemeinsame Zeit ist nicht per se vorhanden, sondern muss in den Rahmenbedingungen vorgesehen sein. Damit auch in Zukunft Qualität, Leistungsfähigkeit und Integrationsfähigkeit des Schulsystems erhalten bleiben, gilt es jetzt die Weichen zu stellen. Ein deutliches Plus an Aufgaben muss auch zur Folge haben, dass es mehr Lehrkräfte gibt – der Nachtragshaushalt hat hier ein erstes gutes Signal gesetzt. Das Zwei-Lehrer-Prinzip sollte künftig keine Utopie sein, sondern erstrebenswertes Ziel. Das gilt natürlich ganz besonders mit dem Blick auf die vielen Flüchtlingskinder, die einen Anspruch auf Bildung haben. Und nicht zu vergessen: Die Schulleitungen brauchen mehr Zeit für die Leitung ihrer Schule, damit auch Schulentwicklung vorangebracht werden kann. Und last but not least: Auch am Gymnasium ist mehr Zeit dringend geboten – es gilt bayernweit und flächendeckend eine Wahlfreiheit G8/G9 umzusetzen, damit jede Schülerin und jeder Schüler mehr Zeit zum Leben und Lernen hat.



11 März 2016

Landärzte gefragter denn je

Schon seit vielen Jahren kritisieren wir FREIE WÄHLER, vor allem in Bezug auf die ärztliche Versorgung, das zunehmende Ungleichgewicht zwischen Städten und dem ländlichen Raum. Aufgrund der prekären Situation bei der Ärzteversorgung haben wir daher als Landtagsfraktion bereits im vergangenen Jahr einen Dringlichkeitsantrag gestellt, in dem wir eine Reformierung des Zugangs zum Medizinstudium gefordert haben.


Dieser Dringlichkeitsantrag wurde, wie so oft, von der Mehrheitsfraktion abgelehnt. Umso interessanter, dass nun die CSU einen Antrag zur langfristigen Sicherstellung der flächendeckenden Versorgung durch niedergelassene Ärzte in Bayern gestellt hat, in dem genau eine solche Erleichterung der Zugangsbedingungen zum Medizinstudium gefordert werden.




Martin Büdenbender  / pixelio.de

Martin Büdenbender / pixelio.de


Ziel soll es sein, eine erhöhte Zahl an Studienplätzen für Studierende zu schaffen, die sich verpflichten, nach abgeschlossenem Studium für eine gewisse Zeit im ländlichen Raum zu praktizieren. Dies könnte beispielsweise durch die Aussetzung des Numerus Clausus für solche Studenten geschehen. Wir FREIE WÄHLER halten eine solche Änderung für längst überfällig, denn unserer Meinung nach garantiert eine gute Abiturnote nicht, dass später auch ein guter Arzt aus der betroffenen Person wird. Meiner Ansicht nach kann auch ein Abiturient oder eine Abiturientin mit einem 2,1 Schnitt ein erfolgreiches Medizinstudium absolvieren und anschließend engagiert praktizieren.


Eines steht jedoch fest: egal wie, die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum muss dringend sichergestellt werden. In meinem Landkreis ist seit geraumer Zeit die Gemeinde Mittelsinn im Sinngrund davon betroffen, weil der über Generationen praktizierende Hausarzt im hohen Alter keinen Nachfolger gefunden hat. Just in diesen Tagen ist nun der Hausarztsitz verfallen und wird nun wohl in eine der Städte des Landkreises wandern.


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Besonders auf dem Land stellt die ärztliche Versorgung ein wichtiges Entscheidungskriterium bei der Wohnortwahl dar. Die Ärzte gehen zu lassen, würde dem ländlichen Raum somit eine Lebensgrundlage nehmen – das darf schlichtweg nicht passieren, deshalb braucht es hier wirksame Gegensteuerung. Dies könnte beispielsweise auch eine vollkommene Reform des Bedarfsplanes sein, denn nur damit könnte langfristig gewährleistet werden, dass sich Fachärzte vermehrt im ländlichen Raum niederlassen. Derzeit betreuen Fachärzte auf dem Land nahezu die doppelte Anzahl an Patienten wie ihre Kollegen in der Stadt. Dies zeigt klar den strukturellen Fehler des Systems auf. Ich werde mich daher weiterhin für eine Stärkung der flächendeckenden Ärzteversorgung in Bayern einsetzen und Sie selbstverständlich auf dem Laufenden halten.



10 März 2016

Immer mehr Schüler in schulpsychologischer Behandlung

In einem abschließenden Bericht hat die Staatsregierung dem Ausschuss für Bildung und Kultus beschrieben, dass im Schuljahr 2013/2014 insgesamt 837 Schulpsychologinnen und Schulpsychologen als Lehrkräfte für die Tätigkeit als Schulpsychologe an staatlichen Schulen Anrechnungsstunden erhalten haben. Uns FREIEN WÄHLERN ist das lange nicht genug, wir fordern dringend einen Ausbau der Schulpsychologenstellen in Bayern! War bei den Schulpsychologen schon vor der Flüchtlingswelle Land unter, so ist deren Arbeitspensum mit den nunmehr vorhandenen und oft traumatisierten Flüchtlingskinder noch weitaus umfangreicher geworden.


Zu Recht lassen sich mit 394 die meisten Schulpsychologen an Grund- und Mittelschulen finden, gefolgt von Gymnasien (274) und Realschulen (103). In der Regel werden die Schulpsychologinnen und Schulpsychologen neben dem Einsatz an ihrer Stammschule auch an eine staatliche Schulberatungsstelle abgeordnet. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet das, dass eine Schule „ihre“ Schulpsychologin oder „ihren“ Schulpsychologen nicht für sich hat. Meiner Meinung nach ein absoluter Missstand wenn man bedenkt, mit welchen Problemen aktuell an den Schulen gekämpft wird.


Der Druck durch das G8 an den Gymnasien führt vermehrt dazu, dass Schülerinnen und Schüler schon in der Schule mit Versagensängsten, Depressionen und Überforderung kämpfen – das beeinflusst natürlich auch die Arbeit der Schulpsychologinnen und Schulpsychologen, die sich mit diesen Kindern zusätzlich beschäftigen. Bereits rund ein Viertel aller bayerischen Schülerinnen und Schüler ist in schulpsychologischer Beratung.




S. Hofschlaeger  / pixelio.de

S. Hofschlaeger / pixelio.de


Wohl am stärksten betroffen sind jedoch die Mittelschulen, die neben der Inklusion auch noch die Hauptlast der Integration der Flüchtlingskinder stemmen. Im Klartext bedeutet das, dass die Aufgaben der Schulpsychologen ebenso wie die der Lehrer, Schulsozialarbeiter und den weiteren Mitgliedern der Schulfamilie enorm angestiegen sind.


Bereits oben genannte Ausflüsse, traumatisierte Flüchtlingskinder, vermehrte Testverfahren bei Inklusionsschülerinnen und –schülern sowie Eltern- und Schülergespräche stehen bei den Schulpsychologen auf der Tagesordnung – doch die Zeit ist zu knapp. Wir FREIE WÄHLER fordern daher schon lange, mehr Schulpsychologinnen und Schulpsychologen an die Schulen zu schicken. Ich favorisiere weiterhin den Einsatz multiprofessioneller Teams an Schulen, dazu gehört eine feste Schulpsychologenstelle an jeder Schule – wie das in Finnland gang und gäbe ist - ebenso dazu.


Davon, dass sich die Abwendung von einer Sparpolitik in der Bildung lohnt, konnte ich mich  vergangene Woche erneut bei einer Delegationsreise des Bildungsausschusses nach Finnland überzeugen. Näheres zu meinem Schulbesuch in der Latokartono Gemeinschaftsschule in Helsinki finden Sie hier.



5 März 2016

Finnische Bildungspower durch Manpower

Wahrscheinlich wäre ich ein Mathe-Genie geworden, wenn ich in Finnland zur Schule gegangen wäre. Ja, das Bildungsmusterland Finnland hat schon was. Bei einer Delegationsreise des Bildungsausschusses des Bayerischen Landtages konnten die Mitglieder der interfraktionellen Arbeitsgruppe zur Umsetzung der UN-Konvention zur Inklusion schon Einiges lernen: Manpower beispielsweise!


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So sind finnische Schülerinnen und Schüler vor allem mit pädagogischem Fachpersonal gesegnet wie in wohl keinem anderen Land dieser Welt. Denn neben einem Klassenlehrer gibt es nicht nur einen Zweitlehrer, der in Form eines Sonderpädagogen schwächeren Kindern individuelle Förderung bietet, sondern genauso einen Psychologen, einen Sozialarbeiter und eine Krankenschwester bzw. einen Gesundheits-Fürsorger an den Schulen. Gepaart mit den geringen Schülerzahlen  pro Klasse von 15-18 lässt sich nicht nur leichter, sondern auch entspannter lernen.


In Finnland wird die von uns Politikern so oft strapazierte und gewünschte 'individuelle Förderung' tatsächlich in die Tat umgesetzt. Da tränen einem vor Freude die Augen. Der finnische Staat lässt sich dies Einiges kosten, schließlich ist eine solche pädagogische Top-Ausstattung teuer. Aber den Finnen sind das ihre Kinder einfach wert.


Nicht von ungefähr kommt also diese Pisa-Spitzenposition, denn  der Bildungsetat des Landes liegt in etwa bei 6,4 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP). Bayern zum Vergleich hat trotz aller Beteuerungen, dass jeder dritte Euro in die Bildung fließt, für die Bildung knapp 4Prozent BIP-Anteil. Wie gut den Kindern diese hohe Wertschätzung der Bildung tut, kann man daran erkennen, dass es in finnischen Schulhäusern extrem ruhig zugeht, man könnte sogar sagen, es herrscht dort eine Wohlfühlatmosphäre. Die Schulspeisung natürlich kostenfrei inklusive.


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Der Lehrerberuf genießt ganz im Gegenteil zu Bayern eine hohe Wertschätzung in der Bevölkerung und bei den Eltern. Darüber hinaus muss kein Pädagoge bei nicht den Elternerwartungen entsprechenden Noten den Rechtsanwalt fürchten, schließlich gibt es die erst ab der sechsten Klasse.


Dies resultiert sicher auch daraus, dass in Finnland nicht Jede/r Lehrer werden kann. Nur etwa zehn Prozent der Bewerberinnen und Bewerber steht nach einer harten und aufwändigen Aufnahmeauswahl das Lehramts-Studium offen. Da wundere ich mich nur, dass unser Freie-Wähler-Vorschlag eines flächendeckenden Eignungsberatungsverfahrens für angehende Lehramtsstudenten in Bayern bisher immer mit dem Argument 'organisatorisch zu aufwändig' abgelehnt wurde.


Und noch ein wesentliches Merkmal unterscheidet Finnland von Bayern. Seit der großen Schulreform 1994 gibt es dort eine Grundschule von Klasse 1 bis 9, also eine Gemeinschaftsschule. Und eben kein Hickhack um Übertritt und die negativen Folgeerscheinungen auf Gesundheit der Kinder und Lehrer. Jedenfalls macht es einfach Freude, diese finnische Schule zu erleben. Und selbst Mathe macht MIR beim Hospitieren Spaß, weil ich erstmals erlebe, dass ein individuelles Eingehen auf das Kind selbst einer Mathe-Niete wie mir hilft zu kapieren, wie Mathe funktioniert.



5 März 2016

Bürokratiehürden an Realschulen beseitigen

Unbesetzte Lehrstellen im Handwerk stellen die Wirtschaft vor ein großes Problem, davon konnte ich mich bei einem Besuch der Firma Scheuring-Fenster in Gänheim erneut überzeugen. Wir FREIE WÄHLER setzen uns schon lange für eine Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung ein, damit dies gelingen kann, müssen jedoch bereits im Bildungssystem erste Weichen gestellt werden.


Realschulen zählen zu den berufsorientierenden Schularten und bieten somit den Schülerinnen und Schülern einen ersten Zugang zu verschiedenen Ausbildungsrichtungen an. Schon in der siebten Klasse können sich Schülerinnen und Schüler für eine Ausbildungsrichtung entscheiden.




 Initiative Echte Soziale Marktwirtschaft (IESM)  / pixelio.de

Initiative Echte Soziale Marktwirtschaft (IESM) / pixelio.de


Gewählt werden kann zwischen Ausbildungsrichtungen mit den Schwerpunkten mathematisch-naturwissenschaftlich-technisch, wirtschaftlich, fremdsprachlich und musisch gestaltend im hauswirtschaftlichen und sozialen Bereich. Absurderweise kann die Wahlpflichtgruppe III b mit dem Schwerpunkt musisch-gestaltend im hauswirtschaftlichen und sozialen Bereich nur dann gebildet werden, wenn ebenfalls die Wahlpflichtfächergruppe III a, also der fremdsprachliche Bereich, zustande kommt. Dies ist jedoch nur der Fall, wenn mindestens 14 Schülerinnen und Schüler diesen Bereich wählen.


Vor allem an Realschulen im ländlichen Raum führt diese Regelung immer wieder dazu, dass die Wahlpflichtfächergruppe III b nicht gebildet werden kann, weil für die Wahlpflichtfächergruppe III a nicht genügend Anmeldungen vorhanden sind. Und dabei halten wir die Gruppe III b für besonders wertvoll und bedeutend für die Berufsorientierung. Hier werden die Schülerinnen und Schüler insbesondere auch auf Tätigkeiten in handwerklichen und sozialen Berufen vorbereitet – dass eine solche bürokratische Hürde dazu führt, dass ein solches Angebot in der Bildungslandschaft untergeht, ist ein Armutszeugnis.


Wir FREIE WÄHLER haben daher einen Antrag gestellt, indem wir die Aufhebung der Koppelung der Wahlpflichtfächergruppe III a und III b fordern. Auf den ersten Blick mag das nach einer sehr kleinen Stellschraube aussehen, allerdings hat diese unserer Meinung nach eine wichtige Funktion: in der aktuellen wirtschaftlichen Situation sind gut ausgebildete junge Menschen als Fachkräfte sehr gefragt. Die Wahlpflichtfächergruppe III b sollte daher allen interessierten Schülerinnen und Schülern ausnahmslos zugänglich gemacht werden, um eine gezielte Berufsorientierung ermöglichen zu können und so dem Fachkräftebedarf der Betriebe vor Ort gerecht zu werden.



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