Werbemaßnahmen der Staatsregierung

28 Februar 2012

Werbemaßnahmen der Staatsregierung

Manchmal frage ich mich schon ernsthaft ob wir im bayerischen Staatshaushalt zu viel Geld haben. Beim Zeitungslesen ist mir am 9. Dezember eine Anzeige "Aufbruch Bayern, für Ihre Zukunft 2,4 Mrd." aufgefallen. Wie ich dann bemerkt habe, war diese Anzeige in mehreren Tageszeitungen geschaltet. Da habe ich mich wirklich gefragt, muss die Staatsregierung jetzt für ihre Politik schon Werbung machen und hierfür Steuergeld verschwenden?

Eine Anfrage an die Staatsregierung brachte das ganze Ausmaß zu Tage. Die Bayerische Staatskanzlei hat zur Zukunftsinitiative „Aufbruch Bayern“ insgesamt an sechs Terminen diese Anzeigen geschaltet. Der Gesamtauftrag beläuft sich auf ca. 346.000 Euro und wird aus dem Haushaltstitel Öffentlichkeitsarbeit der Bayerischen Staatsregierung mit dem Haushaltstitel 02 03 / 531 21-3 bezahlt. Da muss ich sagen, für dieses Geld hätte man wesentlich sinnvoller eine Schule sanieren können oder mindestens eine handvoll Sozialarbeiter an Schulen einstellen können und es nicht so sinnlos „verbraten“ müssen.

Ähnlich kurios verhält es sich mit einer großen Werbetafel im Münchner Hauptbahnhof, die mir kürzlich beim Aussteigen aus dem Zug aufgefallen war. Die dem Wirtschaftsministerium zugehörige Bayerische Eisenbahn-Gesellschaft (BEG) wirbt in bester Lage für das "Bahnland Bayern". Wozu brauchen wir diese Werbung, war mein erster Gedanke, wen will man mit so einer Werbetafel am Münchner Hauptbahnhof vom Bahnfahren überzeugen? Auch mit dieser Frage wandte ich mich an die Staatsregierung. Hatte ich da wohl das schlechte Gewissen geweckt? Denn die Beantwortung der Frage wurde trotz meiner Nachfrage um   8 Wochen verzögert und immer wieder dem Minister vorgelegt.

Genauso fadenscheinig ist auch die Antwort. Die Werbemaßnahmen diene der Bayerischen Eisenbahngesellschaft in erster Linie dazu, die Qualität des Schienenpersonennahverkehrs in Bayern und dessen Vorteile gegenüber dem motorisierten Individualverkehr hervorzuheben. Da inzwischen mehrere Eisenbahnverkehrsgesellschaften in Bayern aktiv seien, die selbst (nur) ihre eigenen Angebote bewerben, stehe hierbei der bayerische Schienenpersonennahverkehr (SPNV) als abgestimmtes, integriertes und hochwertiges System im Vordergrund. Ein kleiner Schock war dann das Eingeständnis der BEG, die stets jammert, dass Bayern zu wenig Regionalisierungsmittel (Gelder die der Bund zur Durchführung des regionalen Bankverkehrs in Bayern an die BEG zahlt) zur Verfügung hat, im Folgesatz ein. „Das Marketing der BEG wird aus Regionalisierungsmitteln finanziert“.

Da macht es scheinbar nichts aus, dass dieses Großplakat auf dem Münchner Hauptbahnhof den bayerischen Steuerzahler in den Jahren 2007-2011zur  Bewerbung von Bayern-Takt und Bayern-Ticket bzw. der neuen Dachmarke BAHNLAND BAYERN sowie für Tourismuswerbekooperationen rund 1,5 Mio. Euro jährlich kostet. Im Einzelnen  wurden im Jahr 2007 1,482 Mio. €, im Jahr 2008 1,351 Mio. €, im Jahr 2009 1,446 Mio. € und im Jahr 2010 1,608 Mio. € für Werbezwecke aufgewendet.

Auch die Frage nach dem damit zu erzielenden Effekt hätte man treffender nicht beantworten können? „Die Werbemaßnahmen sollen in erster Linie die Qualität des bayerischen Schienenpersonennahverkehrs vermehrt in das Bewusstsein der Bevölkerung bringen“. Wer daraus bei den bisher mit dieser Werbemaßnahme erzielten Ergebnisse ‚die Wahrnehmung insbesondere der Dachmarke BAHNLAND BAYERN, Kenntnis und Nutzung der Tarifangebote und Interesse an der Nutzung des Schienenpersonennahverkehrs in Bayern‘ herausliest, dem kann wohl keine bessere Antwort einfallen: „Hiernach setzt sich der Trend zur verstärkten SPNV-Nutzung fort. Die neue Dachmarke BAHNLAND BAYERN wurde bisher von jedem Vierten gehört oder gelesen“.


 

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