Versäumnisse und eine chaotische Verkehrspolitik

29 Mai 2011

Versäumnisse und eine chaotische Verkehrspolitik

In vielfältiger Weise habe ich mich bisher mit dem Schienenverkehr auseinander gesetzt. Nicht immer war es erfreulich! Meistens waren es Beschwerden über überfüllte Züge, Anliegen zum Lärmschutz oder die Sanierungsfrage von Bahnhöfen oder Bahnsteigen. Allein diese vielfältigen Themen zeigen, dass der Schienenverkehr nicht nur die Menschen bewegt, sondern zur Fortbewegung unheimlich wichtig ist. Die Schiene ist trotz Auto ein Wachstumsmarkt der Zukunft. Dies beweisen einige eindrucksvolle Zahlen. So legt der Personenverkehr auf der Schiene derzeit jährlich um rund 1,1 Prozent zu, der Güterverkehr gar um 2,4 Prozent. Berechnungen und Prognosen prophezeien von 2004 bis 2025 einen Zuwachs im Schienen-Personenverkehr von 25,6 Prozent, während dem Verkehr auf der Straße in der gleichen Zeit ein Rückgang um 0,4 Prozent vorausgesagt wird.

Besonders beeindruckend, aber gleichzeitig auch besorgniserregend  sind die Zahlen für den Güterverkehr in diesem Zeitraum: Auf der Schiene prognostiziert man einen Zuwachs von 65 Prozent und auf der Straße von sage und schreibe 79 Prozent. Das schreit förmlich nach Investitionen, denn wie sonst können diese Zahlen angesichts Investitionsstaus auf Schiene von rund 30 Milliarden Euro (!!!) und der Straße von 2,7 Milliarden Euro menschenverträglich gestaltet werden?

Richtig aufgeschreckt hat mich die Zahl der Deutschen Bahn, die ich dieser Tage vernommen habe. Rund 30 Milliarden Euro an Projekten sind derzeit im vordringlichen (!!!) Bedarf, aber jedes Jahr stellt der Bund lediglich 1,1 bis 1,2 Milliarden Euro für die Realisierung dieser Maßnahmen zur Verfügung. Das bedeutet, dass wir alleine rund 25 Jahre bei gleichbleibender Jahresfördersumme brauchen um die derzeitigen Projekte in die Tat umzusetzen. Da ist im Übrigen auch das Projekt Schwarzkopftunnel-Umfahrung bei Heigenbrücken auf meiner Bahnstrecke Frankfurt-Würzburg dabei. Rund 130-150 Millionen Euro sind dafür nötig und stehen bei Baureife derzeit unter Finanzierungsvorbehalt des Bundes. Der Tunnel bröckelt derzeit vor sich hin, stürzt Gott sei Dank noch nicht ein und ist bei Langsamfahrt noch passierbar.

An all diesen Zahlen und Beispielen sehen Sie, dass die Verkehrsinfrastruktur von allen Bundesregierungen der vergangenen zwei Jahrzehnte sträflichst vernachlässigt worden ist. Ist das nicht Anlass genug daran etwas zu ändern? Bei der nächsten Bundestagswahl kann man eigentlich nicht wirklich guten Gewissens einer der Parteien, die zuletzt Verantwortung getragen haben wählen, denn die haben das alles stillschweigend gebilligt. Wäre nicht endlich eine neue Bürgerinitiative Verkehrsinfrastruktur nötig, die daran etwas ändert? Oder gar eine neue politische Kraft, die das endlich ernst nimmt?




Bei immer mehr Projekten der Deutschen Bahn stehen die Signale derzeit auf "Halt" da der Bund zu wenig Geld für den Ausbau von Strecken und Infrastrukturmaßnahmen zur Verfügung stellt.Foto: Peter von Bechem/ PIXELIO



 

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