Neue Sportförderrichtlinien erfordern künftig einen höheren Mindestbeitrag der Sportvereine

10 Oktober 2011

Neue Sportförderrichtlinien erfordern künftig einen höheren Mindestbeitrag der Sportvereine

Mit den Sportvereinen im Landkreis ins Gespräch zu kommen, war mir wegen der bevorstehenden Entscheidung zur Änderung der Sportförderrichtlinien ein großes Anliegen. Denn ich möchte nicht über die Köpfe der Sportvereine hinweg für eine Beitragserhöhung stimmen, wenn ich mich vorher nicht mit diesen über die Vor- und Nachteile und eventuellen Auswirkungen unterhalten habe. So wurde dieses Diskussionsangebot auch von rund 40 Vereinsvertretern in Lohr-Steinbach dankbar angenommen.

Knackpunkt bei der bevorstehenden Sportförderrichtlinienänderung ist die Tatsache, dass aufgrund einer Mangelanzeige des Obersten Bayerischen Rechnungshofes die Staatsregierung aufgefordert wurde, die Mindestbeitragssätze für Sportvereinsmitglieder zu erhöhen. Gestiegene Löhne, wachsendes Einkommen und gestiegene Lebenshaltungskosten machen eine solche Maßnahme laut dem ORH-Bericht notwendig. Doch wie soll damit umgegangen werden? Das war die große Frage beim Sportvereinsgespräch, denn vor allem die ländlich strukturierten Vereine, die lediglich den Mindestmitgliedsbeitrag von bisher 42€ für Erwachsene erheben, können dabei auf Grund ihrer besonderen Zusammensetzung Schaden nehmen, dies bezieht sich hauptsächlich auf die vielen sogenannten „passiven“ Mitglieder. Gerade in dieser Gruppe ist bei einer Beitragserhöhung mit Vereinsaustritten zu rechnen.

Denn Freiwillige, ehrenamtliche Helfer, nicht selten rüstige Ruheständler, sind für viele Sportvereine im ländlichen Raum Taktgeber und Lebensader zugleich. Zum einen weil sie auf vielfältige Art und Weise den Vereinen die Arbeit abnehmen, sei es beim Vereinsfest, bei handwerklichen Tätigkeiten oder der Gebäude- und Rasenpflege. Zum anderen fühlen sie sich dem Verein eng verbunden. Diese zumeist „passiven“ Mitglieder, die selber sportlich nicht mehr in Erscheinung treten, aber den Verein anderweitig ideell unterstützen, machen teilweise oft bis zu 40 bis 50 Prozent der Mitgliederzahlen aus.

Von der Änderung sind daher im Wesentlichen kleine Ein- oder Zweisparten-Sportvereine auf dem Land betroffen, die den Mindestbeitrag von derzeit 42 € für Erwachsene erheben und neben Fußball nur ein, zwei weitere Sportsparten anbieten und dadurch einen kleinen aktiven, beziehungsweise einen relativ hohen passiven Mitgliederanteil haben. Da wirken sich Beitragserhöhungen doppelt negativ aus, denn passive Mitglieder fragen dann logischerweise, warum sie überhaupt noch Vereinsmitglied bleiben sollten und treten unter Umständen sogar aus, was wiederum den Vereinen enorm schadet.

Kontrovers diskutiert wurde der Vorschlag der Staatsregierung von den rund 40 Vereinsvertretern vor allem aufgrund der besonderen Struktur vieler Vereine im ländlichen Raum. Nicht nur, dass eine pauschale Beitragserhöhung um gut 40 Prozent einige Austritte zur Folge hätte; vor allem die Mitgliedschaft  der „passiven" Mitglieder mit vermindertem Jahresbeitrag erschwert den Vereinsvorständen den Nachweis dieser Mindestbeitragsaufkommen erheblich und die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben wird weiter aufgehen.

Aus der Versammlung entwickelte sich jedoch mancher Vorschlag, wie Sportvereine dieser Herausforderung zukünftig begegnen könnten. Davon ausgehend, dass Beitragserhöhungen aufgrund des gestiegenen Preisniveaus früher oder später ohnehin durchgeführt werden müssen, haben sich einige Vereine dazu durchgerungen, im Kinder- und Jugendbereich in höherem Maße Beitragserhöhungen festzusetzen. Die schlüssige Argumentation, dass insbesondere im ländlichen Raum gerade die Kinder und Jugendlichen verhältnismäßig mehr von den Leistungen des Sportvereins profitieren als Erwachsene, führte in manchen Fällen sogar dazu, wie anhand des TSV Karlburg dargestellt wurde, dass trotz einer Erhöhung keine signifikanten Austritte zu verzeichnen waren.

Diese Argumentation überzeugt mich, aber es muss sicher auch noch viel Überzeugungsarbeit bei den Eltern geleistet werden. Ein großes Problem ist dabei die Wertschätzung des Sports in unserer Gesellschaft.  Gemäß dem Motto „Die schönste Nebensache der Welt“ dürfe der Sport nun mal nichts kosten. Vor allem die Sportvereine haben damit zu kämpfen, konnten sie doch bisher über das ehrenamtliche Engagement den Kostenfaktor weitgehend ausblenden.

Nunmehr ist es an der Zeit, nach 15 Jahren konstanten Mindestbeitrags über Veränderungen in der Beitragsbemessung nachzudenken. In den städtischen Sportvereinen ist dies ohnehin längst geschehen, denn dort liegen auch die Beiträge für Kinder und Jugendliche im Schnitt zwischen 80 und 120 Euro. Und ehrlich gesagt ist es für mich nicht nachvollziehbar und deswegen erst recht diskutabel, dass der Mindestbeitrag für Kinder derzeit bei 0,75 Euro pro Monat ziemlich niedrig liegt. Ziel muss es sein, innerhalb des Vereins einen gesunden internen Ausgleich der Beiträge zu erreichen. Auch muss – wie von einigen Vereinsvorständen vorgebracht – die „Stellschraube Abteilungsbeitrag“ mehr betätigt werden, denn dann werden in der Tat diejenigen Mitglieder, die die Vereinsangebote nutzen mehr belastet und die übrigen langjährig loyalen Mitglieder belohnt.

Damit Sportvereine im ländlichen Raum weiterhin generationsverbindend wirken können, ist eine Änderung der Beitragsreglung dringend notwendig. Bild: Stephanie Hofschlaeger/ PIXELIO




 

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