Lotto-Läden tragen Trauerflor

8 Dezember 2010

Lotto-Läden tragen Trauerflor

Schwarz sehen derzeit die Betreiber von Lotto-Annahmestellen in ganz Bayern. Grund ist der neu zu verhandelnde Glücksspielstaatsvertrag, der aufgrund eines EUGH-Urteils überarbeitet werden muss und eine bessere Begründung oder Liberalisierung des Glücksspiel-Staatsmonopols „verlangt“. Für viele - wenn nicht sogar alle – kleinen Lotto-Annahmestellen würde das das AUS bedeuten. Es würde zu weiteren Umsatzrückgängen kommen und die ohnehin spärliche Verdienstrendite würde noch schmäler werden.

Deshalb haben die Lotto-Annahmestellenbetreiber seit Montag auch Alarm geschlagen und ihre Geschäfte schwarz verhängt, um nicht nur die Lottospieler auf die Problematik aufmerksam zu machen, sondern auch die breite Öffentlichkeit. Ich selbst habe mich in Marktheidenfeld bei der Inhaberin des Büro-Teams, Frau Strobel, einmal vor Ort informiert. Das was mir dabei Frau Strobel mitteilte, hat mich schon sehr nachdenklich gemacht, denn an diesem Beispiel sieht man einmal mehr das große Geflecht der Politik und welche Auswirkungen ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs auf uns vor Ort haben kann.

"Grabesstimmung" im Lotto-Laden von Frau Strobel auf dem Marktheidenfelder Marktplatz. Sie sieht durch eine Liberalisierung des Glücksspielmarktes ihre Existenz bedroht

"Grabesstimmung" im Lotto-Laden von Frau Strobel auf dem Marktheidenfelder Marktplatz. Sie sieht durch eine Liberalisierung des Glücksspielmarktes ihre Existenz bedroht



Bei der Neufassung des Glücksspielstaatsvertrag geht es ja zuvorderst darum die illegale Sportwetten-Szene einzudämmen. Denn nach Expertenaussagen laufen rund 95 Prozent der angebotenen Wetten über den schwarzen Markt. Mit einer Liberalisierung strebt der Bund und das Land an, dass man aus diesem 95%-Kuchen vielleicht ein Großteil der Wettkundschaft damit  auf den legalen Markt bringt. Ich hoffe, es ist keine Wunschvorstellung und man kann das damit wirklich erreichen. Aber es hängt eben auch das Lottospiel des kleinen Mannes an diesem Staatsvertrag. Und eine Liberalisierung würde quasi die Lotto-Annahmestellen vor Ort überflüssig machen.

Stopp! Das kann und darf so nicht sein und werden! Darüber sind sich mittlerweile auch einige Abgeordnetenkollegen der Mehrheitsfraktion im Klaren. Bei einer Anhörung Mitte November in der Staatskanzlei wurde auch der Konsens erzielt, dass man deshalb das Lottospiel aus den Maßnahmen herausnehmen muss. Aber – das haben sie sicher auch schon mitgekriegt – was zählt schon eine Fraktionsmeinung bei Ministerpräsidenten Horst Seehofer, wenn der beim Treffen der Ministerpräsidenten aller Bundesländer dann vielleicht schlecht geschlafen hat und plötzlich a la „Das Klinikum Augsburg kommt!“ seine gerade gefasste Einzelmeinung zur Mehrheitsmeinung macht und ganz anders entscheidet.

Klar ist jedenfalls, dass ich die Bemühungen der Lottostellen-Betreiber sehr ernst nehme. Ich denke, 30, 40 Zuschriften habe ich in den letzten beiden Wochen bekommen und bin deshalb dieser Woche auch nochmal vor Ort zu einer Betroffenen um mich kundig zu machen. Und ich habe es ja eingangs gesagt, das was mir das von der Inhaberin mitgeteilt wurde, macht mich nachdenklich: Es werden zu viele Entscheidungen in der Politik getroffen ohne dass man bedenkt, was dies für den einzelnen Bürger oder Betreiber für Folgen hat. Und so eine Schließung hat ja nicht nur für den Betreiber Folgen, sondern auch für die Gemeinde oder die Stadt. Denn wenn wieder ein Laden in bester Innenstadtlage wie im Fall Strobel in Marktheidenfeld schließt oder in einem anderen Fall in der 1900-Seelengemeinde Mainstockheim dann geht ein Stück Lebensqualität im Ort kaputt. Denn Lottospielen ist das eine, aber beim Abgeben des Spielscheins dort vor Ort unterhält man sich, tauscht Neuigkeiten aus und kommuniziert miteinander. Und das zeichnet eine Dorf- oder Lebensgemeinschaft aus, das müssen wir erhalten und dafür muss die Politik bei allem Sparzwang kämpfen, genauso wie für die wohnortnahe Grundschule!


 

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