Frauen haben immer noch nicht die gleichen Chancen

4 März 2011

Frauen haben immer noch nicht die gleichen Chancen

Die Gleichstellung von Frauen und Männern kann gar nicht oft genug diskutiert werden. Innerhalb weniger Wochen schlug dieses Thema nun zum wiederholten Male in Zusammenhang mit dem Öffentlichen Dienst bei uns im Bayerischen Landtag auf. Und angesichts des in der kommenden Woche anstehenden 100. Jubiläums des Internationalen Frauentages am Dienstag, 8. März passt es auch, dass ich heute dazu einige Gedanken aufzeige.

Ich war richtig entsetzt als ich dieser Tage einige zeitliche Ereignisse in Zusammenhang mit den Gleichstellungsbemühungen im vorigen Jahrhundert gelesen habe. War Ihnen etwa bewusst, dass bis 1957 Frauen ohne Zutun ihres Ehemannes kein eigenes Konto eröffnen durften oder dass bis 1977 der gesetzlich vorgeschriebene Platz der Frau hinter dem Herd war? Wie gut, dass sich da eine bemerkenswerte Entwicklung aufgetan hat!

Insofern waren Kernaussage meiner Ausführungen in meiner Plenumsrede, es hat ‚große Schritte‘ in punkto Gleichstellung von Frauen und Männern im vergangenen Jahrhundert gegeben, aber nach wie vor liegen noch große Herausforderungen vor uns.

Der Gleichstellungsbericht des Staatsministeriums, den wir kürzlich im Ausschuss für Fragen des Öffentlichen Dienstes diskutiert haben, hat dies eindeutig aufgezeigt. Wobei auch klargestellt werden muss, dass hier der Öffentliche Dienst eine echte Vorbildfunktion einnimmt: 50% Frauenanteil am Gesamtpersonal im Öffentlichen Dienst zeigt dies sehr deutlich auf. Noch nie waren so viele Frauen im Öffentlichen Dienst in Führungspositionen, rund 30 Prozent! Wir sind hier in den vergangenen Jahren weiter gekommen – aber – noch nicht weit genug! In der öffentlichen Verwaltung im höheren Dienst liegt die Quote immerhin schon bei 34,5 Prozent, bei Richterinnen und Beamtinnen 26,7 Prozent.

Einen großen Bonus haben die Frauen in diesem Punkt für die Zukunft. Denn wir wissen, dass Frauen in der Regel bessere Noten und bessere Beurteilungen als Männer haben, weswegen es nur eine Frage der Zeit sein wird bis dieser Prozentanteil im Öffentlichen Dienst weiter steigen wird. Wir haben ja in Unterfranken mit der Polizeipräsidentin Liane Matthes bereits ein gutes Vorbild.

Dennoch muss noch viel getan werden. Etwa im Bereich des Ausbaus der Betreuungsangebote für Kinder, wo es sowohl qualitativ als auch quantitativ noch erheblichen Verbesserungsbedarf gibt. Nach wie vor ist es in ländlichen Regionen schwierig für Kinder früh am Morgen oder am frühen Abend – und das ist bei Schichtdienst und der heute immer mehr geforderten Flexibilität die Normalität – eine Kinderbetreuung zu bekommen, sodass dies für Frauen ein großer Hemmschuh ist. Insgesamt bedarf es der Förderung einer familienbewussteren Personalpolitik, etwa in dem große Behörden oder Firmen eigene Horte installieren.

Auch die Lohnlücke in der Bezahlung zwischen Frauen und Männern ist vor allem in der freien Wirtschaft nicht akzeptabel. Dass Frauen für die gleiche Arbeit bis zu 23 Prozent weniger verdienen als Männer ist mit nichts zu rechtfertigen. Hier muss sich vor allem in den Köpfen der Unternehmer etwas bewegen.

Seit Jahren steigt die Frauenqoute permanent - zurücklehnen und damit zufrieden sein, ist aber noch nicht angesagt. Foto: Gerd Altmann/ PIXELIO



Doch bei allem Fokus auf die teilweise gravierenden Benachteiligungen für Frauen muss sich längst der Blick einer modernen Gleichstellungspolitik auch auf die Männer richten. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass mittlerweile auch Männer in einigen gesellschaftlichen und beruflichen Bereichen unterrepräsentiert sind. So erinnere ich einmal an den Bereich der Grundschullehrkräfte und Erzieherinnen. Hier sind nicht nur überwiegend Frauen am Ruder, sondern kaum noch Männer vertreten. Ich kann mich sehr gut hier an meine eigene Zeit als Lehrer erinnern, dass ich bei uns an der Hörgeschädigtengrundschule der einzige männliche Vertreter war und meine Kolleginnen immer froh waren, dass die Schülerinnen und Schüler wenigsten im Sport wieder mal eine männliche Lehrkraft hatten.

Das Bayerische Gleichstellungsgesetz stellt für den Bereich des Öffentlichen Dienstes insgesamt ein gutes Regelungsinstrument dar, das der freien Wirtschaft gut zu Gesicht stehen würde. Nirgends anderswo – außer in der Selbständigkeit - gibt es flexiblere Arbeitszeit- und Teilzeitregelungen, um so die Belange der Frauen zu berücksichtigen.

Ich möchte jedenfalls zum Weltfrauentag meine Aktion aus dem Vorjahr mit dem Frauenfrühstück in ähnlicher Weise wiederholen und am 8. März zu einem Gläschen Sekt in das Bürgerbüro einladen und die Frauen nicht nur im Gespräch richtig stark machen, sondern auch einen Selbstverteidigungskurs für Frauen anbieten.


 

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