Wahrscheinlich wäre ich ein Mathe-Genie geworden, wenn ich in Finnland zur Schule gegangen wäre. Ja, das Bildungsmusterland Finnland hat schon was. Bei einer Delegationsreise des Bildungsausschusses des Bayerischen Landtages konnten die Mitglieder der interfraktionellen Arbeitsgruppe zur Umsetzung der UN-Konvention zur Inklusion schon Einiges lernen: Manpower beispielsweise!
So sind finnische Schülerinnen und Schüler vor allem mit pädagogischem Fachpersonal gesegnet wie in wohl keinem anderen Land dieser Welt. Denn neben einem Klassenlehrer gibt es nicht nur einen Zweitlehrer, der in Form eines Sonderpädagogen schwächeren Kindern individuelle Förderung bietet, sondern genauso einen Psychologen, einen Sozialarbeiter und eine Krankenschwester bzw. einen Gesundheits-Fürsorger an den Schulen. Gepaart mit den geringen Schülerzahlen pro Klasse von 15-18 lässt sich nicht nur leichter, sondern auch entspannter lernen.
In Finnland wird die von uns Politikern so oft strapazierte und gewünschte 'individuelle Förderung' tatsächlich in die Tat umgesetzt. Da tränen einem vor Freude die Augen. Der finnische Staat lässt sich dies Einiges kosten, schließlich ist eine solche pädagogische Top-Ausstattung teuer. Aber den Finnen sind das ihre Kinder einfach wert.
Nicht von ungefähr kommt also diese Pisa-Spitzenposition, denn der Bildungsetat des Landes liegt in etwa bei 6,4 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP). Bayern zum Vergleich hat trotz aller Beteuerungen, dass jeder dritte Euro in die Bildung fließt, für die Bildung knapp 4Prozent BIP-Anteil. Wie gut den Kindern diese hohe Wertschätzung der Bildung tut, kann man daran erkennen, dass es in finnischen Schulhäusern extrem ruhig zugeht, man könnte sogar sagen, es herrscht dort eine Wohlfühlatmosphäre. Die Schulspeisung natürlich kostenfrei inklusive.
Der Lehrerberuf genießt ganz im Gegenteil zu Bayern eine hohe Wertschätzung in der Bevölkerung und bei den Eltern. Darüber hinaus muss kein Pädagoge bei nicht den Elternerwartungen entsprechenden Noten den Rechtsanwalt fürchten, schließlich gibt es die erst ab der sechsten Klasse.
Dies resultiert sicher auch daraus, dass in Finnland nicht Jede/r Lehrer werden kann. Nur etwa zehn Prozent der Bewerberinnen und Bewerber steht nach einer harten und aufwändigen Aufnahmeauswahl das Lehramts-Studium offen. Da wundere ich mich nur, dass unser Freie-Wähler-Vorschlag eines flächendeckenden Eignungsberatungsverfahrens für angehende Lehramtsstudenten in Bayern bisher immer mit dem Argument 'organisatorisch zu aufwändig' abgelehnt wurde.
Und noch ein wesentliches Merkmal unterscheidet Finnland von Bayern. Seit der großen Schulreform 1994 gibt es dort eine Grundschule von Klasse 1 bis 9, also eine Gemeinschaftsschule. Und eben kein Hickhack um Übertritt und die negativen Folgeerscheinungen auf Gesundheit der Kinder und Lehrer. Jedenfalls macht es einfach Freude, diese finnische Schule zu erleben. Und selbst Mathe macht MIR beim Hospitieren Spaß, weil ich erstmals erlebe, dass ein individuelles Eingehen auf das Kind selbst einer Mathe-Niete wie mir hilft zu kapieren, wie Mathe funktioniert.
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