Feldgeschworene – eine wichtige Tradition in Franken

8 Mai 2013

Feldgeschworene – eine wichtige Tradition in Franken

Die Maiwochenenden gehören hier in Unterfranken traditionell den Feldgeschworenen. Die "Siebener", wie sie im Volksmund auch genannt werden, hegen und pflegen mit den Feldgeschworenentagen eine der traditionsreichsten Ehrenämter der kommunalen Selbstverwaltung und sind aus dem bayerischen öffentlichen Leben nicht wegzudenken. Als Hüter der Grenzen und Schützer des Eigentums sind sie Mittler zwischen Vermessungsverwaltung und den Bürgern in den Orten. Ihnen kommt als eine Art kommunales Hilfsorgan eine herausgehobene Bedeutung in einer Gemeinde oder Stadt zu.





SarahC. / PIXELIO / pixelio.de


Nicht umsonst ist in diesen Tagen der Landestag der Feldgeschworenen in Schweinfurt, denn gerade in Franken und speziell in Unterfranken sind die "Siebener" stark vertreten. Von den rund 20 000 Feldgeschworenen in Bayern sind mehr als die Hälfte in Franken zu Gange. Und wenn viele junge Leute mit diesem Begriff des Feldgeschworenen nichts anfangen können, dann ist es umso wichtiger, dass diese Feldgeschworenentage, bei denen ich in diesen Wochen in Wiesenfeld, Wiesthal und Burgsinn teilgenommen habe, als Feiertag einer Gemeinde zelebriert werden – ganz traditionell mit geschmückten und beflaggten Häusern, Gottesdienst, Umzug und der eigentlichen Feldgeschworenentagung. Eine Tradition lebt! Dass aber auch hier bereits ein Traditionsverfall zu erkennen ist zeigt sich am ehesten daran, dass immer weniger Bürgerinnen und Bürger beim Umzug am Straßenrand stehen und den Feldgeschworenen Ehre und Dank erweisen. Auch die traditionsreichen kleinen Blumensträußchen, die in den vergangenen Jahren noch seitens der   Frauen eines Ortes gereicht wurden, entdeckt man immer seltener. Schade, denn auch das ist Brauchtumspflege.


Wie bedeutend dieses kommunale Ehrenamt, zu dem man berufen wird und auf Lebzeiten das sogenannte "Siebenergeheimnis" dann auch mit ins Grab nimmt, ist, das sieht man vor allem in den übrigen Bundesländern. Nur Rheinland-Pfalz und teilweise Thüringen bedienen sich ihrer Dienste. In Mecklenburg-Vorpommern sagte man mir vor einigen Jahren, dass man gerade nach der Wiedervereinigung froh gewesen wäre, wenn man Menschen wie die Feldgeschworenen gehabt hätte, die über die Grenzen und Besitzverhältnisse Bescheid gewusst hätten. Denn so hätte sich manche Grundstücksangelegenheit wesentlich schneller und einfacher regeln lassen.





Grace Winter / PIXELIO / pixelio.de


Auch in Thüringen, wo man im vergangenen Jahr das Landesgesetz geändert und die Feldgeschworenen abgeschafft hat, schaut man schon mit Argwohn auf die Vergangenheit mit Feldgeschworenen zurück, denn nunmehr müssen kommerzielle Anbieter diese Lücke ausfüllen und das machen diese nicht umsonst. Steigende Kosten und fehlende, kompetente Ansprechpartner vor Ort sind das Ergebnis. Ein herber Verlust.


Deshalb können wir auf unsere Feldgeschworenen stolz sein. Sie sind trotz fortschreitender Technisierung und Digitalisierung unersetzlich, weil den Grenz- oder Markstein nur der "Siebener" mit Menschenhand setzen kann. Und das ist auch gut so!


Ich persönlich schätze diese Tradition und das Brauchtum des Siebenertages in besonderem Maße, verleiht er dem jeweils ausrichtenden Ort doch für einen Tag ein bisschen Entschleunigung in dieser davongaloppierenden Welt und verdeutlicht immer wieder, dass das Grenzen ziehen und Festlegen in der heutigen Gesellschaft auch noch seinen Platz hat.



 

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