Bildungscheck in Erstaufnahmeeinrichtungen nicht zielführend

2 Februar 2016

Bildungscheck in Erstaufnahmeeinrichtungen nicht zielführend

Bildung, Bildung, Bildung! Das ist die wesentlichste Voraussetzung, um schulischen oder beruflichen Erfolg zu bekommen. In einem Dringlichkeitsantrag hat die Fraktion der SPD im Landtag nun einen Bildungscheck und die anschließende Ausstellung eines Bildungspasses gefordert, um die Integration von Flüchtlingen voranzubringen.




U.Weinreich  / pixelio.de

U.Weinreich / pixelio.de


Naja, sage ich da nur. In besagtem Dringlichkeitsantrag wurde die Staatsregierung dazu aufgefordert, den Bildungsstand der Flüchtlinge und Asylbewerber bereits in den Erstaufnahmeeinrichtungen zu erfassen und diese Ergebnisse in einen persönlichen Bildungspass einzutragen. Für die Umsetzung dieses Bildungschecks wäre demnach das Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst verantwortlich und müsste sowohl ein Konzept für ein Abfragesystem entwickeln, als auch das benötigte Personal bereitstellen.


Generell finde ich den Gedanken, die Integration durch Bildung voranzutreiben und zu beschleunigen, wichtig und erstrebenswert. Doch das durch die SPD geforderte Konzept lässt sich so meiner Meinung nach aufgrund verschiedener Hürden jedoch nicht umsetzen:


Die Erstaufnahmeeinrichtungen müssen aktuell enorm viele Aufgaben bewältigen und in erster Linie organisatorische Probleme lösen. Wie sollen beteiligte Personen dann zusätzlich detailliert feststellen, auf welchem Bildungsstand ein Flüchtling ist? Ein Landrat aus meiner Region, den ich diesbezüglich um Rat fragte, meinte, es sei ein Ding der Unmöglichkeit dies zu diesem frühen Zeitpunkt durchzuführen und berichtete aus der alltäglichen Praxis: Am Ende gäben die Flüchtlinge eine Schulart aus ihrem Heimatland an, die in keinster Weise unserem Bildungsniveau entspräche und es käme zu völligen Fehleinschätzungen.


Ich gebe auch zu bedenken: Bei den bei uns ankommenden Kindern und Jugendlichen gibt es viele unterschiedliche Muttersprachen, oft sind die Angekommenen traumatisiert und eine persönliche Bindung zu Pädagogen ist kaum vorhanden. Die Schul- und Ausbildungssysteme der Herkunftsländer sind untereinander und vor allem mit dem deutschen Bildungssystem kaum vergleichbar und daher noch einmal schwieriger zu kategorisieren. Für eine aussagekräftige Erfassung eines Bildungsstands bedarf es aber nun mal geschultes Personal und auch Zeit, das geht nicht eben im Handumdrehen.




Timo Klostermeier  / pixelio.de

Timo Klostermeier / pixelio.de


Wir FREIE WÄHLER verfolgen das Ziel, dass Flüchtlingsfamilien nur möglichst kurze Zeit in einer Erstaufnahmeeinrichtung verbringen und anschließend relativ zügig dezentral verteilt werden. Auf diese Weise könnten die Kinder und Jugendlichen, wenn sie bereits einige Wochen in einer Übergangsklasse oder an einer Regelschule verbracht haben, bildungstechnisch eingeschätzt werden. Hierfür haben wir in einem Dringlichkeitsantrag sogenannte „Clearingstellen“ (0000005570) gefordert. Desweiteren wurde im Januar auf Bundesebene ein „Ankunftsausweis“ für Flüchtlinge beschlossen. Dieser soll ab Mitte des Jahres eingeführt werden und neben den Personalien und Fingerabdrücken auch Informationen zu Herkunftsland, Schulbildung und Qualifikation enthalten. Diese bundesweite Regelung ist nur dann zielführend, wenn die Bundesländer dementsprechend darauf verzichten, Parallelstrukturen einzuführen. Deswegen, Spracherwerb und Bildung so früh als möglich, aber zielführend. Ein Bildungspass in der Erstaufnahmestelle ist es sicher nicht.



 

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