Ortsbesuch bei Don Bosco-Clearingstelle in Würzburg

11 Mai 2016

Ortsbesuch bei Don Bosco-Clearingstelle in Würzburg

Felbinger: Clearingstelle als Ort der Orientierung und Perspektive für junge Flüchtlinge


Main-Spessart/Würzburg.
Landtagsabgeordneter Günther Felbinger hat sich mit Vertretern des Berufsbildungswerkes der Caritas-Don Bosco gGmbH in Würzburg getroffen, um sich ein Bild von der Betreuung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge zu machen und speziell sich über die Arbeit der sogenannten Clearingstelle zu informieren. Im Gespräch wurde schnell deutlich, dass nicht nur ein anhaltender Zustrom von Menschen in Not die hiesigen Hilfsstellen vor große Herausforderungen stellt.

Daniel Präg, Andreas Halbig, Günther Felbinger, Johannes Köhler (v.l.n.r.)

Daniel Präg, Andreas Halbig, Günther Felbinger, Johannes Köhler (v.l.n.r.)


Das Don Bosco Bildungszentrum in Würzburg, das von der Deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos und dem Caritasverband der Diözese Würzburg als gemeinnützige Gesellschaft betrieben wird, hat sich in den letzten Jahren in starkem Maße um unbegleitete Flüchtlinge verdient gemacht. „Zum einen sind wir die unterfränkische Clearingstelle des Landes Bayern“, berichtet Halbig: „Zum anderen begleiten wir Menschen im Rahmen der Jugendhilfe, bis sie volljährig sind – natürlich auch solche mit Migrationshintergrund.“
Die Clearingstelle der Einrichtung hält aktuell zwölf Plätze vor. „Wir kümmern uns um unbegleitete Flüchtlinge, die hier ankommen. Dabei geht es um die Erstversorgung und medizinische Checks, aber auch bereits um das Entwickeln von Perspektiven“, sagt Daniel Präg, der Erziehungsleiter der Clearingstelle. Im rund drei Monate dauernden Clearingverfahren werden unter anderem Hintergründe und Umstände der Flucht im Dialog mit entsprechendem Fachpersonal versucht nachzukonstruieren, aufzuklären und aufzuarbeiten.
Neben dieser Starthilfe hat das Don Bosco Bildungszentrum in Würzburg auch Wohngruppen für minderjährige Flüchtlinge eingerichtet. In der Spitze konnten so rund 50 unbegleitete Flüchtlinge, teilweise auch aus dem Landkreis Main-Spessart betreut werden. „Wir versuchen den Tag durchzustrukturieren, schaffen aber auch viele Freiräume“, erklärt Johannes Köhler, Koordinator für die Migrationsarbeit der Einrichtung. Auf dem Programm stehen das Erlernen der deutschen Sprache und Kultur genauso wie Arzt- sowie Behördengänge; es gibt Reinigungs- und Versorgungsdienste und eine feste Nachtruhezeit. „Daneben ist natürlich auch psychologische Hilfe vonnöten“, weiß Präg: „Schließlich sind viele Jugendliche nicht nur vom Krieg, sondern auch der Flucht und den ersten Erfahrungen in Deutschland stark traumatisiert. Wir können uns nicht einmal ansatzweise vorstellen, was sie alles durchgemacht haben.“
Für Felbinger ist deshalb die „Vermittlung von Sicherheit, Orientierung und Geborgenheit“ ein entscheidender Aspekt in der Clearingphase. So könne vielen jungen Flüchtlingen neuer Lebensmut und Perspektive vermittelt werden.
Die nun einerseits erfreulicherweise sinkenden Flüchtlingszahlen durch die Schließung der Balkanroute, sorgen nun andererseits bei den Trägern der geschaffenen Unterkünfte für Probleme. Denn schließlich haben viele Träger eigens große Kapazitäten aufgebaut und in Bayern bleiben immer mehr Plätze unbelegt. „Wir können es uns nicht leisten, unbelegte Plätze in hoher Zahl auf Dauer vorzuhalten. Daher müssen wir nun unsere Kapazitäten nach und nach abbauen, auch wenn gegebenfalls in einigen Monaten Bayern wieder unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aufnehmen muss“, sagt Andreas Halbig, der geschäftsführende Direktor der Caritas-Don Bosco gGmbH.
Halbig berichtet auch über Probleme, mit denen sich das Don Bosco Bildungszentrum konfrontiert sieht. Zum einen kommen immer weniger unbegleitete Flüchtlinge in Unterfranken an. Zum anderen sind darunter sehr viele, beispielsweise durch Folter oder Verletzungen schwer belastete junge Menschen, welche die ausgebildeten Fachkräftebei Don Bosco an die Grenze des Machbaren bringen. „Unsere Mitarbeiter sind aktuell massiv belastet und die Fluktuation hat enorm zugenommen. Die jungen Menschen, die jetzt noch in Unterfranken aus Südbayern ankommen, zeigen ob ihrer Biografie oft stark abweichendes Verhalten und sind teilweise in der Gruppe schwer zu führen“, gibt Halbig zu bedenken. „Die Jugendlichen leiden unter einer gewissen Perspektivlosigkeit und spüren das natürlich auch tagtäglich. Sie und wir fragen uns, wohin ihr Weg führt.“


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